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21. Konnizz1 oder der Fanilientag
werfen wird. Es ist seine gestorbene Jugend¬
sich nach Belieben lösen und das Spielzeug
Feuilleton.
liebe, mit der er heute nichts mehr zu tun hat.
fallen lassen konnten. Ein Blatt im Wind,
Und er wird mit dem halben Lächeln, das man¬
das ein paar Monate lang sich schau¬
chen Dichtern so gut steht, noch einmal seine
keln und liebkosen ließ, um dann ge¬
Das süße Mädel.
Jugend überdenken und sich freuen, daß er in
räuschlos in die Tiefe zu fallen. Und
(Anläßlich des samstägigen Schnitzlerabends
ihr nicht stecken geblieben, sondern über sie em¬
ich finde es begreiflich, daß das süße Mädel
vorgestiegen ist.
im Stadtthea####
nicht immer süß und liebenswürdig war, daß
Lieber Gott, das süße Mädel war eigent¬
es manchmal trotzig und verdrießlich wurde,
Von Ludwig Winder.
lich ein armseliges Ding. Nicht das süße
aufbegehrend und aufbrausend: zwanzigjähri¬
Zur Zeit, da der Dichter des „süßen Mä¬
Mädel Arthur Schnitzlers; das nahm immer
ges Blut rollt rasch. Und ich finde es selbst¬
dels“ mit dem Grillparzerpreis geehrt wurde,
etwas von der vornehmen Ausgeglichenheit
verständlich, daß das süße Mädel nicht immer
ist der Typus des süßen Mädels im Sterben
und entzückenden Liebenswürdigkeit seines
schön aussah, sondern manchmal häßlich in
begriffen. Ich könnte daher einen rührenden
Dichters an. Aber das süße Mädel, das an
seiner Aermlichkeit, bedauernswert in seiner
Nekrolog schreiben, voll bedauernden Senti¬
weichen Sommerabenden auf den Bänken
Hilflosigkeit, bedrückend in seiner uneingestan¬
ments, schmerzlicher Erinnerung und ehrlicher
der Ringstraße oder des Stadtgartens saß
denen Traurigkeit. Dies wollte Schnitzler in
Ergriffenheit; oder ich könnte einfach eine Tat¬
und geduldig arf einen Schatz wartete, mit
seiner Liebe zum süßen Mädel nicht sehen, und
sache konstatieren, ein bischen „von oben hin¬
den ungesprochenen Schmeichelworten auf den
wir wollen ihm dafür dankbar sein.
Er hat
ab“ wie einer, der einem Begräbnis zusieht,
Lippen, die Schnitzler so schön ausgesprochen
uns mit Sehnsucht nach dem süßen Mädel er¬
das ihn nichts angeht.
hat, mit der dämmernden, verhaltenen Leiden¬
füllt und wir fanden dieser Sehnsucht Erfül¬
Arthur Schnitzler wird sich aus dem Ende
schaft, in deren Erkennen Schnitzler Meister
lung und Ziel.
des süßen Mädels wenig machen. Elegant
war. Das süße Mädel war ein armseliges
Eine grenzenlose Unbekümmertheit hat in
wie immer, mit tadelloser Grazie, wird er
Ding. Es hatte immer die Lust zum Leben
dem süßen Mädel gesteckt. Eine Hingabe, die
beim Begräbnis erscheinen und sich nachdenk¬
und niemals die Vorbedingungen dazu; es
unbezahlbar war, eine Zärtlichkeit, die sich
lich die Stirne streichen. Ich bin überzeugt,
war immer voll Sehnsucht nach Glück und
nicht aufhalten ließ. Sie wurde trotzdemsauf¬
daß ihm die Hand sogar ein wenig zittern Liebe und wurde niemals glücklich und geliebt. gehalten, brutal, rücksichtslos, tändelnd im
wird, die ein Stäubchen Erde in die Grube Ein Spielzeug war es herrischer Hände, die Spiel. Und das Spielzeug war gax kein
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21. Konnizz1 oder der Fanilientag
werfen wird. Es ist seine gestorbene Jugend¬
sich nach Belieben lösen und das Spielzeug
Feuilleton.
liebe, mit der er heute nichts mehr zu tun hat.
fallen lassen konnten. Ein Blatt im Wind,
Und er wird mit dem halben Lächeln, das man¬
das ein paar Monate lang sich schau¬
chen Dichtern so gut steht, noch einmal seine
keln und liebkosen ließ, um dann ge¬
Das süße Mädel.
Jugend überdenken und sich freuen, daß er in
räuschlos in die Tiefe zu fallen. Und
(Anläßlich des samstägigen Schnitzlerabends
ihr nicht stecken geblieben, sondern über sie em¬
ich finde es begreiflich, daß das süße Mädel
vorgestiegen ist.
im Stadtthea####
nicht immer süß und liebenswürdig war, daß
Lieber Gott, das süße Mädel war eigent¬
es manchmal trotzig und verdrießlich wurde,
Von Ludwig Winder.
lich ein armseliges Ding. Nicht das süße
aufbegehrend und aufbrausend: zwanzigjähri¬
Zur Zeit, da der Dichter des „süßen Mä¬
Mädel Arthur Schnitzlers; das nahm immer
ges Blut rollt rasch. Und ich finde es selbst¬
dels“ mit dem Grillparzerpreis geehrt wurde,
etwas von der vornehmen Ausgeglichenheit
verständlich, daß das süße Mädel nicht immer
ist der Typus des süßen Mädels im Sterben
und entzückenden Liebenswürdigkeit seines
schön aussah, sondern manchmal häßlich in
begriffen. Ich könnte daher einen rührenden
Dichters an. Aber das süße Mädel, das an
seiner Aermlichkeit, bedauernswert in seiner
Nekrolog schreiben, voll bedauernden Senti¬
weichen Sommerabenden auf den Bänken
Hilflosigkeit, bedrückend in seiner uneingestan¬
ments, schmerzlicher Erinnerung und ehrlicher
der Ringstraße oder des Stadtgartens saß
denen Traurigkeit. Dies wollte Schnitzler in
Ergriffenheit; oder ich könnte einfach eine Tat¬
und geduldig arf einen Schatz wartete, mit
seiner Liebe zum süßen Mädel nicht sehen, und
sache konstatieren, ein bischen „von oben hin¬
den ungesprochenen Schmeichelworten auf den
wir wollen ihm dafür dankbar sein.
Er hat
ab“ wie einer, der einem Begräbnis zusieht,
Lippen, die Schnitzler so schön ausgesprochen
uns mit Sehnsucht nach dem süßen Mädel er¬
das ihn nichts angeht.
hat, mit der dämmernden, verhaltenen Leiden¬
füllt und wir fanden dieser Sehnsucht Erfül¬
Arthur Schnitzler wird sich aus dem Ende
schaft, in deren Erkennen Schnitzler Meister
lung und Ziel.
des süßen Mädels wenig machen. Elegant
war. Das süße Mädel war ein armseliges
Eine grenzenlose Unbekümmertheit hat in
wie immer, mit tadelloser Grazie, wird er
Ding. Es hatte immer die Lust zum Leben
dem süßen Mädel gesteckt. Eine Hingabe, die
beim Begräbnis erscheinen und sich nachdenk¬
und niemals die Vorbedingungen dazu; es
unbezahlbar war, eine Zärtlichkeit, die sich
lich die Stirne streichen. Ich bin überzeugt,
war immer voll Sehnsucht nach Glück und
nicht aufhalten ließ. Sie wurde trotzdemsauf¬
daß ihm die Hand sogar ein wenig zittern Liebe und wurde niemals glücklich und geliebt. gehalten, brutal, rücksichtslos, tändelnd im
wird, die ein Stäubchen Erde in die Grube Ein Spielzeug war es herrischer Hände, die Spiel. Und das Spielzeug war gax kein