II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 74


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Wenn im Deutschen Volkstheater die französische Komödie partont
nicht mehr ziehen will, kommt die Literatur drau. Der Schmalranftler=Hof¬
rat, Schnitzter gleich mit drei Stücken, Salten und A. M. Willner. Und für
nächstens wird uns eine Komödie von Ludwig Thoma versprochen, von dem,
der den Simplizissimus mitschreibt und den „März“ herausgibt.
„Die verflixten Frauenzimmer“, der Generaltitel für ein
satirisches Einakterchen, dann ein etwas langweiliges Feuilleton, ein Akt ge¬
meiner Anpöbelung der weiblichen, noch ledigen Aristokratie und zum Schluß
eine Auekdote von der Sorte, die honette Leute nie vor Damen erzählen.
Das ist der Abend des Theatersachverständigen Burckhard. Theoretisch
weiß er wahrscheinlich genan, wie ein Theaterstück gemacht werden soll,
praktisch nicht. Dann kam der große Schnitzter=Tag. „Liebelei“ 1895 ge¬
schrieben, eines der besten Werke des Wiener Poeten, wirkte auch im Volks¬
#theater, allerdings in untadeliger Aufführung, durch seine eigenartige Wiener
Note, die glänzende Beobachtungsgabe des Antors und den sentimental
ernsten Unterion, der durch das Ganze geht. Leider hat die leichtfertige
Erotik, die Schuitzler seit seinem „Reigen“ nicht mehr losläßt, ihn bewogen,
seinem literarisch wertvollen und unvergänglichen Werk als Abendschluß einen
Einakter anzuhängen, der eine Satire auf den Hochadel sein soll, in Wirk¬
lichkeit aber eine naturalistisch sein sollende Unanständigkeit ist. Einem echten
Dichter ziemt Ernst und echtes Bemühen. Am wenigsten ein Hinabtauchen in
den Sumpf des billigen Geschlechtswitzes. Burckhard und Schnitzler sind am
Wege, Epigonen des „Dichters“ Eisenbach zu werden. Die Vorgänge, die in
„Komtesse Mizzi und Komtesse Clo“ geschildert werden, sind pathologische,
können genau so im Milien der Familie eines Arztes zum Beispiel sich ab¬
spielen wie im Palais des Grafen. Dergleichen als Typus dem Publikum
hinzuwersen, ist mindestens unkünstlerisch.
In Burckhards Einaktern war die Darstellung das erfreulichste Mo¬
ment. Gleich im ersten Stück gibt Herr Edthofer in der Maske H. Bahrs
einen Literaten, der so von sich eingenommen ist, daß er die ihm an den
Kopf geschleuderte Erklärung seiner Ehefrau (Frl. Marberg), sie habe ihn
mit einer minderen Leuchte der Gelehrsamkeit jahrelang betrogen, als —
Prahlerei bezeichnet, ausgezeichnet. Der überlegene, halb pastorale Ton
des dünkelhaften Herrn Professors wurde vorzüglich getroffen, schade, daß
man diesen Ton nicht immer hören konnte.
Herr Kutschera im zweiten Stück. Von seiner Fähigkeit, richtigen
und anheimelnden Dialett sprechen zu können, lebte die ganze Chose. Die
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„Silhonetten aus der; den mit Schere und Storchschuabel
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