II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 76

21. Kontesse Mizzi oder der Fanflientag box 26/1
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0490 Zu einer achtunggebietenden Stellung hat sich dagegen zuhören ist: „Es ist ja nichts dabei — ist ja menschlichtt
das Deutsche Volkstheater durchgerungen. Sein
Die kleinen ironischen Ueberraschungen, an denen diel
künstlerisch hochstehendes, ausgezeichnet eingespieltes Ensemble
„iel
Komödie so reich ist, werden ja so mild serviert. Gesp
ein
ist in sichtlicher Entwicklung nach aufwärts begriffen und
wurde die ergötzliche Kleinigkeit reizend. Thaller
hat entschieden gewonnen, seitdem sein Direktor nicht mehr
prächtiger Grafen=Typus, direkt aus dem Jokeyklub geholl,
den Ehrgeiz hat, die Bombenrollen zu spielen. Nieten hat es
die Galafrés eine höchst distinguierte, glaubhafte, kühle
unter den letzten Novitäten des Deutschen Volkstheaters allerdings
Komtesse, Lackner ein prächtiger, leutselig=unterwürfiger
genug gegeben, der Schnizlerabend dagegen war ein
Wiener Fiaker, Kramer ruhig und zurückhaltend. Kurz,
Treffer. „Liebelei“, Schut populärstes Stück, wirkt
nach vielen Nieten endlich ein Treffer!
noch immer mit unverblühlm Reiz. Es packt uns noch
Die Jarno'schen Bühnen suchen dagegen noch nach ihrem
immer mit seiner liebenswürdig=romantisch angehauchten
Naturalistik, seinem wehmütigen, koketten Zynismus, seinem
zarten, rührseligen Leichtsinn, kurz, mit diesem Misch¬
masch der Gefühle und Gefühlchen, der so recht Wiener
Sinnesart ist. Und es erhält sich ewig jung und wirksam
durch seine hohen literarischen und technischen Qualitäten,
durch die Anmut und Leichtigkeit, mit der da der Faden ge¬
schlungen und ein Schicksal vollzogen, durch die zarten und
bescheidenen Farben, mit denen ein Lebensbild gezeichnet wird,
durch die hohe Kultur des Schnitzler'schen Naturalismus.
Namentlich die einsten Teile des Spiels kamen vortrefflich
heraus während die Lustigkeit des ersten Aktes sich an der
Morosität des Frl. Waldow abstumpfte. Wundervoll war
Frl. Hannemann in ihrer schönen, übermächtigen, tränen¬
losen Herzensnot, eindringlich und einfach, vielleicht manchmal
zu großstilig Herr Kutschera, wahr und innig Herr
Edthofer, bescheiden im Rahmen seiner Rolle Herr
Kramer. Und Stimmung gab es, echte Schnitzlerstimmung,
zarte Melancholie mit kleinen, kleinen Sonnenblicken! Und
dann „Komtesse Mitzi". Eine heitere, fein=ironische
Komödie, kleine Menschlichkeiten etlicher Hochgeborener mit
gutmütiger Ironie und liebenswürdigem Humor ankreidend.
Keiner jener hitzigen, grimmigen Angriffe gegen die Aristo¬
kraten, in denen sich die Wiener Dramatik jüngster
Zeit gefällt. Eine kleine unagressive Satire, aus deren
gelassenen, wohlerzogenen Frozzeleien der Trost heraus¬