21.
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Kontesse Mizz 1oder der FaniLientag
—Ageschento settcn —
einwenden ließe, wenn nicht wichtige wirt= große Inanspruchnahme von Gemeindemitteln hätte aller deutschen Volksverlielr dieser in Kicneute
namentlich für die Grundbesitzer große Umlagen= wie wirtschaftlicher Richtung gleich hochwichtigen
schaftliche Bedenken der Errichtung zweier
leistungen zur Folge, während tief eingreifende Aen= Angelegenheit zum endlichen Siege zu verhelfen.
solcher kleiner unselbständiger Gerichtsbezirke entge¬
genständen,
derungen in sozialer und auf die landwirkschaftlichen
Schon vor fast zwei Dezennien, zur Zeit der
Betriebsverhältnisse rückwirkender Richtung die Be¬
8250
Der Prager Schriftsteller ist Herr Jakob
unternehme. Gedankenvoll hören Wolfgang und das
[Fürth, sein Einakter trägt den Titel „Wilde
0
Publikum zu. Dann geht Wolfgang auf die Ter¬
Vier Einakter.
[Ehe“. Ein Vorfall aus dem Leben des Offizier¬
rasse, seine Flöte ertönt, und Adalbert sinkt in einen
standes soll behandelt werden. Der Hauptmann
Traumschlaf, der durch den widerspenstigen, ver¬
(Im Deutschen Landestheater.)
Gustav Mohr will nach fünfjährigem Verlöbnis
staubten, knarrenden Gazevorhang angedeutet wird.
endlich seine Braut Fräulein Marie Bauer, heiraten.
Hinter diesem Traumschleier sieht Adalbert, wie
Man hat gestern in Prag vier Einakter zur
Sein Vetter, der Oberlentnant Ertl, hat thm ange¬
aus der dickgepolsteten Schlafzimmertür, mit dank¬
ersten Aufführung gebracht: Das frostige Gelegen¬
kündigt, daß aus einer Familienerbschaft. 20.000 Mk.
baren Huldigungen, in weißem Anzug Fedor tritt.
heitsstück eines literarischen Technikers, der einst als
ihm zufollen. Sie sollen die Hälfte der Heirats¬
Er läßt eine Rose fallen und schleicht hinaus in den
großer Bühnendichter galt, eine kleine Possenszene
kaution bilden. Die anderen 20.000 Mk. gibt Marie,
Garten. Zu Adalbert, der erwacht, stöhnt und
aus dem ältesten Motivbestand der Franzosen, ein
die in tapferer Entbehrung lange gespart hat. Die
schreit, eilt Wolfgang, der sich seine Gedanken macht,
Stück eines Prager Schriftstellers und ein neues
frohe Möglichkeit soll gefeiert werden. Doch als der
aber sie ihm vorenthält und ihn noch einmal be¬
Werk von Schnitzler. Wahlloser oder auch freier in
ruhigt. Wachend bleibt Adalberi zurück. Plötzlich jugendlich ungeduldige Hauptmann die Szene ver¬
der Wahl zu sein, erscheint bald unmöglich. Konnte
erneuert sich die Szene von vorhin. Aber diesmal läßt, um mit seiner entsagenden Braut unter der
nicht zu Schnitzler die „Tiefe Natur“ von Bahr
und vielleicht etwas Auernheimer oder Salten ge¬kuarrt die Traumgaze nicht, es ist Wirklichkeit. In Bewachung ihrer Vermieterin, der „Frau Haupt¬
mann", ein Zimmersouper zu arrangieren, naht
geben werden, damit die Stimmung nicht allzu oftl aller Wirklichkeit flieht der weiße Fedor aus der
Emil, Mariens Bruder, der ihr Geld in Händen
Kammer, eine wirkliche Rose entsinkt seinen müden
zerfiel? Und wird man nicht wenigstens nachträg¬
hatte, mit einer Unglückspost. Er hat es unter¬
Händen. Adalbert ist zuerst gelähmt, dann tobt er.
lich eins der vier Repertoirestücke ausscheiden, um
Die Hauptmannsbraut verzweifelt.
schlagen.
Umsonst nimmt Wolfgang die Rose vom Boden.
die Vorstellung auf das übliche Maß herabzusetzen?
Die geöffnete Tür ist ein untrüglicher Beweis für Erst die „Frau Hauptmann“ die anfangs etwas ver¬
Das Gelegenheitsstück stammt von Ludwig
das Geschehene. Da entsinnt Wolfgang sich eines dächtige Betriebsamkeit zeigt, dann jedoch zur Ver¬
Fulda, ist im vorigen Winier in Hamburg, nie
treterin der im Stück enthaltenen Tendenzmoral
letzten Mittels. Er hypnotisiert den Freund und
in Berlin gegeben worden und heißt „Der Traum
wird, tröstet das Mädchen. Sie entdeckt ihm, daß
schenke ihm tiefen Schlummer, aus dem er erinne¬
eines Glücklichen“. Es ist in unpersönlicher
sie sie selbst mit ihrem verstorbenen Offizier nur in
Prosa gehalten und nützt im Grunde einen Variété=rungslos morgen erwachen wird, ohne daß sein Glück
„wilder Ehe“ geleht hat, weil sie beide kein Geld
zerstört ist. Man sieht, daß Fulda ein Symbol
effekt aus, wie sie viel kurzweiliger in Librettis für
wollte, aber die niedere Spannung, mit der er hatten. Marie läßt sich überzeugen. Und als ihr
„Solonummern“ schon versucht worden sind. Nur
arbeitet, verwehrt es ihm Schal geht die Anekdote Bräutigam, der den Verlust erfährt, mit ihr sterben
die Namen und die Einkleidung haben Fuldas laue,
will, schließt sie ihn stürmisch in ihre Arme, um
uns ein, und einige Momente, die die Krise in
sehr laue Romantik, die in der Zeit der Mär¬
ohne Segen mit ihm zu leben. Das ickchen hat
Adalbert noch steigern sollen, enttäuschen dann um
chendramen ihm auflog. In berauschender Sommer¬
in der Mitte eine Paufe, in der die Zühne leer
so mehr, als man merkt, daß alles blinder Alarm
nacht kommt Adalbert in seine Villa, begleitet von
bleibt, während nebenan Marie sich eine Bluse an¬
war. Hier quälte sich Herr Onno als ächzender
Wolfgang, dem Flötenspieler und Hypnotiseur.
zieht. Diese Pause wollte dem Antor gestern ver¬
Träumer. Herr Faber war als magischer Hypno¬
Schwärmerisch erzählt er ihm von seinem Weibe,
tiseur nur ein phlegmatischer Schemen. Sehr trug hängnisvoll werden. Im übrigen ist der Einakter
von Frau Margit, die dort hinter der dickgepol¬
zur Illusion Fedor, die Traumerscheinung, bei, die nach der Technik der „Schlager“ gearbeitet, kleiner
sterten Tür ruhe, und die er nicht wecken könne,
hartnäckig auf der Bühne war, wenn der Vorhang Abfall von Sudermann und minderen Göttern. Die
und von Fedor, seinem Herzensfreu#de, mit dem sie
1Sprache ist die Sprache der Zeitung, die Tenden##
troß heitiger Abneigung einse Spaziergänge hochging.
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Kontesse Mizz 1oder der FaniLientag
—Ageschento settcn —
einwenden ließe, wenn nicht wichtige wirt= große Inanspruchnahme von Gemeindemitteln hätte aller deutschen Volksverlielr dieser in Kicneute
namentlich für die Grundbesitzer große Umlagen= wie wirtschaftlicher Richtung gleich hochwichtigen
schaftliche Bedenken der Errichtung zweier
leistungen zur Folge, während tief eingreifende Aen= Angelegenheit zum endlichen Siege zu verhelfen.
solcher kleiner unselbständiger Gerichtsbezirke entge¬
genständen,
derungen in sozialer und auf die landwirkschaftlichen
Schon vor fast zwei Dezennien, zur Zeit der
Betriebsverhältnisse rückwirkender Richtung die Be¬
8250
Der Prager Schriftsteller ist Herr Jakob
unternehme. Gedankenvoll hören Wolfgang und das
[Fürth, sein Einakter trägt den Titel „Wilde
0
Publikum zu. Dann geht Wolfgang auf die Ter¬
Vier Einakter.
[Ehe“. Ein Vorfall aus dem Leben des Offizier¬
rasse, seine Flöte ertönt, und Adalbert sinkt in einen
standes soll behandelt werden. Der Hauptmann
Traumschlaf, der durch den widerspenstigen, ver¬
(Im Deutschen Landestheater.)
Gustav Mohr will nach fünfjährigem Verlöbnis
staubten, knarrenden Gazevorhang angedeutet wird.
endlich seine Braut Fräulein Marie Bauer, heiraten.
Hinter diesem Traumschleier sieht Adalbert, wie
Man hat gestern in Prag vier Einakter zur
Sein Vetter, der Oberlentnant Ertl, hat thm ange¬
aus der dickgepolsteten Schlafzimmertür, mit dank¬
ersten Aufführung gebracht: Das frostige Gelegen¬
kündigt, daß aus einer Familienerbschaft. 20.000 Mk.
baren Huldigungen, in weißem Anzug Fedor tritt.
heitsstück eines literarischen Technikers, der einst als
ihm zufollen. Sie sollen die Hälfte der Heirats¬
Er läßt eine Rose fallen und schleicht hinaus in den
großer Bühnendichter galt, eine kleine Possenszene
kaution bilden. Die anderen 20.000 Mk. gibt Marie,
Garten. Zu Adalbert, der erwacht, stöhnt und
aus dem ältesten Motivbestand der Franzosen, ein
die in tapferer Entbehrung lange gespart hat. Die
schreit, eilt Wolfgang, der sich seine Gedanken macht,
Stück eines Prager Schriftstellers und ein neues
frohe Möglichkeit soll gefeiert werden. Doch als der
aber sie ihm vorenthält und ihn noch einmal be¬
Werk von Schnitzler. Wahlloser oder auch freier in
ruhigt. Wachend bleibt Adalberi zurück. Plötzlich jugendlich ungeduldige Hauptmann die Szene ver¬
der Wahl zu sein, erscheint bald unmöglich. Konnte
erneuert sich die Szene von vorhin. Aber diesmal läßt, um mit seiner entsagenden Braut unter der
nicht zu Schnitzler die „Tiefe Natur“ von Bahr
und vielleicht etwas Auernheimer oder Salten ge¬kuarrt die Traumgaze nicht, es ist Wirklichkeit. In Bewachung ihrer Vermieterin, der „Frau Haupt¬
mann", ein Zimmersouper zu arrangieren, naht
geben werden, damit die Stimmung nicht allzu oftl aller Wirklichkeit flieht der weiße Fedor aus der
Emil, Mariens Bruder, der ihr Geld in Händen
Kammer, eine wirkliche Rose entsinkt seinen müden
zerfiel? Und wird man nicht wenigstens nachträg¬
hatte, mit einer Unglückspost. Er hat es unter¬
Händen. Adalbert ist zuerst gelähmt, dann tobt er.
lich eins der vier Repertoirestücke ausscheiden, um
Die Hauptmannsbraut verzweifelt.
schlagen.
Umsonst nimmt Wolfgang die Rose vom Boden.
die Vorstellung auf das übliche Maß herabzusetzen?
Die geöffnete Tür ist ein untrüglicher Beweis für Erst die „Frau Hauptmann“ die anfangs etwas ver¬
Das Gelegenheitsstück stammt von Ludwig
das Geschehene. Da entsinnt Wolfgang sich eines dächtige Betriebsamkeit zeigt, dann jedoch zur Ver¬
Fulda, ist im vorigen Winier in Hamburg, nie
treterin der im Stück enthaltenen Tendenzmoral
letzten Mittels. Er hypnotisiert den Freund und
in Berlin gegeben worden und heißt „Der Traum
wird, tröstet das Mädchen. Sie entdeckt ihm, daß
schenke ihm tiefen Schlummer, aus dem er erinne¬
eines Glücklichen“. Es ist in unpersönlicher
sie sie selbst mit ihrem verstorbenen Offizier nur in
Prosa gehalten und nützt im Grunde einen Variété=rungslos morgen erwachen wird, ohne daß sein Glück
„wilder Ehe“ geleht hat, weil sie beide kein Geld
zerstört ist. Man sieht, daß Fulda ein Symbol
effekt aus, wie sie viel kurzweiliger in Librettis für
wollte, aber die niedere Spannung, mit der er hatten. Marie läßt sich überzeugen. Und als ihr
„Solonummern“ schon versucht worden sind. Nur
arbeitet, verwehrt es ihm Schal geht die Anekdote Bräutigam, der den Verlust erfährt, mit ihr sterben
die Namen und die Einkleidung haben Fuldas laue,
will, schließt sie ihn stürmisch in ihre Arme, um
uns ein, und einige Momente, die die Krise in
sehr laue Romantik, die in der Zeit der Mär¬
ohne Segen mit ihm zu leben. Das ickchen hat
Adalbert noch steigern sollen, enttäuschen dann um
chendramen ihm auflog. In berauschender Sommer¬
in der Mitte eine Paufe, in der die Zühne leer
so mehr, als man merkt, daß alles blinder Alarm
nacht kommt Adalbert in seine Villa, begleitet von
bleibt, während nebenan Marie sich eine Bluse an¬
war. Hier quälte sich Herr Onno als ächzender
Wolfgang, dem Flötenspieler und Hypnotiseur.
zieht. Diese Pause wollte dem Antor gestern ver¬
Träumer. Herr Faber war als magischer Hypno¬
Schwärmerisch erzählt er ihm von seinem Weibe,
tiseur nur ein phlegmatischer Schemen. Sehr trug hängnisvoll werden. Im übrigen ist der Einakter
von Frau Margit, die dort hinter der dickgepol¬
zur Illusion Fedor, die Traumerscheinung, bei, die nach der Technik der „Schlager“ gearbeitet, kleiner
sterten Tür ruhe, und die er nicht wecken könne,
hartnäckig auf der Bühne war, wenn der Vorhang Abfall von Sudermann und minderen Göttern. Die
und von Fedor, seinem Herzensfreu#de, mit dem sie
1Sprache ist die Sprache der Zeitung, die Tenden##
troß heitiger Abneigung einse Spaziergänge hochging.