box 26/1
21. Kontesse Mizzi-oden-der-FaniLientag
wird nicht in die Handlung hineingelegt, sondern Graf, sein achtundreißigjähriges Verhälints das sammenstoß. während die andere Abteilung in ener¬
gischer Weise die Tschechischnationalen gegen das
dentlichst ausgesprochen. Ein neives Publikum wird vom Balleit abgehende Fräutein Lolo Langhuber
Museum zurücktrieb. Unter wüstem Protestgeheul
dafür zu haben sein. Seltsam waren gestern die und ihr Bräntigam, der Fiaterbesitzer Wasner.
preußischen Uniformen, zu denen man die das Da sind des Grafen Tochter, die Komiesse Mitzi, mußten diese sich fügen. Gleichzeitig rückie eine
Oesterreichische betonenden Offiziere gezwungen hatte, der fendale Fürst Ravenstein und beider nervorgener Abteilung berittener Wache heran, welche sich
den gegen den Graben weiterziehenden und von
Sohn, der junge Philipp. den der Pater adoptiert
Die Darstellung entsprach der Aufgabe. Herr
einem ambulanten Kordon von Wachleuten zu Fuß
hat, und der jetzt zum ersten Mal ahnungslos seiner
Rittig war die bewaffnete Männlichkeit, Fräutein
begleiteten Sozialisten anschloß; auf diese Weise
schönen, kalten Mutter gegenübertritt. Da ist end¬
Riedt die bürgerlich klare Tugend selbst. Etwas
unsicher in der Charakteristik begann die „Frau lich Professor Windhofer, der Maler, der dem Fürsten war jede Möglichkeit eines weiteren Zusammenstoßes
Tröster nachgefolgt verhindert. Da der Graben gesperrt war, zogen
Hauptmann“ der Frau Baumgart, die zum Ravenstein als Mizzis
ist, und den sie verabschiedet, um nun vielleicht die Sozial# mokraten größtenteils über das Brückel
Schluß eine ideale Mütterrolle zu spielen hatte.
Der französische Schwank ist „Derselige dem Fürsten ihre lange verweigerte Hand und zerstreuten sich allmählich in den benachbarten
Gassen. Auch die tschechischnationalen Sozialisten, die
zu geben. Aristokratische Sitten, denkt der
Octave“ von Mirande und Géroule. Er
bis zum Museum zurückgedrängt worden waren,
Zuschauer, und er freut sich wohl der kleinen Bos¬
hat eine einzige Situation. Octave, ein Junggeselle,
gingen, da sie keinen Gegner mehr vor sich sohen,
ist, weil er schwer betrunken war, für tot gehalten heiten über das Herrenhausmitglied, den Minister¬
auseinander. Auf dem Wenzelsplatze blieben noch
und von seinem Diener aufs Leichenbett gelegt kandidaten Ravenstein, die da fallen, über den
bis gegen 1 Uhr größere Polizeiabteilungen in Be¬
worden. Er kommt wieder zum Bewußtsein, spürt, lieben, einfältigen alten Pazmandy, über die Im¬
reitschaft. Mehreremale zogen noch kleine Trupps
pertinenzen des jungen Philipp, über Komtessen¬
wie der Diener ihn besprengt, sieht, daß er Palm¬
von Demonstranten über den Platz, welcher je nach
erotik, über den ironischen Witz, der all diese Ge¬
wedel in seinen noch lebenden Händen hat, sieht den
ihrer Parteizugehörigkeit die Sozialdemokratie bzw.
stalten umschimmert. Doch nun hat der eigent¬
ganzen Trauerpomp und beschließt, sich tot zu
die Klofakpartei hochleben ließen.
stellen. So erkennt er die Gesinnung seines unver=liche Schnitzler das Wort, der Schnitzler, den wir so
An einigen Punkten der Stadt und der Vor¬
schämten Dieuers, seiner treulosen Geliebten, seines zärtlich bewundern, der Dichter, der den Ernst in Heiter¬
orte, namentlich in der Nähe deutscher Gebäude,
zynischen Freundes. Er geht auf und davon keit, die Heiterkeit in Ernst zu verwandeln weiß, der
Durchs Feuster seiner Parterrewohnung kletternd, hinter das Leben geschaut hat. Der in diesem Ca=waren Gendarmeriepatrouillen postiert. Die Ab¬
ruft er der Geliebten und dem Freund zu, daß er priccio tändelt, doch auch Lust und Schmerz in sperrung des Grabens wurde um halb 1 Uhr mittags
aufgehoben. Um diese Zeit herrschte allenthalben
sie belauscht hat, und daß er sie einander überläßt. leisen Tönen heraufbeschwört, um sie schnell, un¬
Ruhe.
Der Scherz, dessen Ahnenreihe in der Weltliteratur faßbar wieder emflattern zu lassen. Der hier das
so lang ist wie die der „Witwe von Ephesus,“ und Geheimnis der Sinne in so wunderbaren Pariatio¬
Conkeurfindenten auf dem Heimweg
nen uns umstricken läßt, daß man auch aus diesem
den nur die Baualität der Boulevardfiguren hier
insuktiert.
Werk einer Mußestunde die Stimme seines Schön¬
einigermaßen abstumpft, ist in Berlin von einem
fers, die Stimme der Weisheit, heraushört.
Sonverän der feinen Komik, von Richard Alexander,
Um halb 1 Uhr verließen 4 Mitglieder der
Fräulein von Helling gewann in der Titelrolle
dargestellt worden. Hier gab ihn Herr Victora,
Verbindung „Egerländer Landtag“ das
durch überraschende kluge Reife. Heir Rittig
von Fräulein Fels, von den Herren Paul Schütz
Kasino und wollten sich vom Henwagsplatz über
giebt dem Ravenstein die charakteristische Haltung.
und Hofer unterstützt, nicht ohne belustigende
den Graben nachhause begeben. Beim Pulverturm
Herr Löwe ist als Pazmandy, wie er nicht anders
Keckheil.
Nur mit Zärtlichkeit möchte man nun von der kann, sehr komisch, seine Bewegungen wissen nichts balen sie den diensthabenden Beamten um Durchlaß
durch den Kordon. Als einige Tschechen unter den
Komödie Schnitzlers sprechen, die allein den Abend von menschlicher Resignation. Herr Balder fällt
Rufen „gleiches Recht für alle“ dasselbe verlangten,
rechtfertigte, von seiner „Komtesse Mizzi“. Doch als Philipp, als dieses charmante junge Schreckens¬
wurde das Ersuchen abgelehnt. Auf eine weitere
vielleicht ist sie erst ein wenig gegen falsche Auffassung kind, wider Erwarten ab. Sehr dezent giebt sich
Bitte jedoch erhielten die Studenten eine schützende
in Schutz zu nehmen. Sie führt den ironischen Unter=Fräulein Kleinals Lolo. Dieses Lustspielensemble
Begleitung von mehreren Polizisten und Beamten.
titel „Ein Familientag“ und sie stellt im Garten des ist nicht schnitzlerisch, doch es zieht sich mit Anstand
Nun #og die „Eskorte“ gfolg“ von einer nach
W.
Grosen Arpab Pazmandy, draußen vor Wien, einesaus der Affäre.
Hunde##en zählenden, schreiendev Menge durch die
ziemlich bunte Gruppe zusammen. Da ist der alte!
21. Kontesse Mizzi-oden-der-FaniLientag
wird nicht in die Handlung hineingelegt, sondern Graf, sein achtundreißigjähriges Verhälints das sammenstoß. während die andere Abteilung in ener¬
gischer Weise die Tschechischnationalen gegen das
dentlichst ausgesprochen. Ein neives Publikum wird vom Balleit abgehende Fräutein Lolo Langhuber
Museum zurücktrieb. Unter wüstem Protestgeheul
dafür zu haben sein. Seltsam waren gestern die und ihr Bräntigam, der Fiaterbesitzer Wasner.
preußischen Uniformen, zu denen man die das Da sind des Grafen Tochter, die Komiesse Mitzi, mußten diese sich fügen. Gleichzeitig rückie eine
Oesterreichische betonenden Offiziere gezwungen hatte, der fendale Fürst Ravenstein und beider nervorgener Abteilung berittener Wache heran, welche sich
den gegen den Graben weiterziehenden und von
Sohn, der junge Philipp. den der Pater adoptiert
Die Darstellung entsprach der Aufgabe. Herr
einem ambulanten Kordon von Wachleuten zu Fuß
hat, und der jetzt zum ersten Mal ahnungslos seiner
Rittig war die bewaffnete Männlichkeit, Fräutein
begleiteten Sozialisten anschloß; auf diese Weise
schönen, kalten Mutter gegenübertritt. Da ist end¬
Riedt die bürgerlich klare Tugend selbst. Etwas
unsicher in der Charakteristik begann die „Frau lich Professor Windhofer, der Maler, der dem Fürsten war jede Möglichkeit eines weiteren Zusammenstoßes
Tröster nachgefolgt verhindert. Da der Graben gesperrt war, zogen
Hauptmann“ der Frau Baumgart, die zum Ravenstein als Mizzis
ist, und den sie verabschiedet, um nun vielleicht die Sozial# mokraten größtenteils über das Brückel
Schluß eine ideale Mütterrolle zu spielen hatte.
Der französische Schwank ist „Derselige dem Fürsten ihre lange verweigerte Hand und zerstreuten sich allmählich in den benachbarten
Gassen. Auch die tschechischnationalen Sozialisten, die
zu geben. Aristokratische Sitten, denkt der
Octave“ von Mirande und Géroule. Er
bis zum Museum zurückgedrängt worden waren,
Zuschauer, und er freut sich wohl der kleinen Bos¬
hat eine einzige Situation. Octave, ein Junggeselle,
gingen, da sie keinen Gegner mehr vor sich sohen,
ist, weil er schwer betrunken war, für tot gehalten heiten über das Herrenhausmitglied, den Minister¬
auseinander. Auf dem Wenzelsplatze blieben noch
und von seinem Diener aufs Leichenbett gelegt kandidaten Ravenstein, die da fallen, über den
bis gegen 1 Uhr größere Polizeiabteilungen in Be¬
worden. Er kommt wieder zum Bewußtsein, spürt, lieben, einfältigen alten Pazmandy, über die Im¬
reitschaft. Mehreremale zogen noch kleine Trupps
pertinenzen des jungen Philipp, über Komtessen¬
wie der Diener ihn besprengt, sieht, daß er Palm¬
von Demonstranten über den Platz, welcher je nach
erotik, über den ironischen Witz, der all diese Ge¬
wedel in seinen noch lebenden Händen hat, sieht den
ihrer Parteizugehörigkeit die Sozialdemokratie bzw.
stalten umschimmert. Doch nun hat der eigent¬
ganzen Trauerpomp und beschließt, sich tot zu
die Klofakpartei hochleben ließen.
stellen. So erkennt er die Gesinnung seines unver=liche Schnitzler das Wort, der Schnitzler, den wir so
An einigen Punkten der Stadt und der Vor¬
schämten Dieuers, seiner treulosen Geliebten, seines zärtlich bewundern, der Dichter, der den Ernst in Heiter¬
orte, namentlich in der Nähe deutscher Gebäude,
zynischen Freundes. Er geht auf und davon keit, die Heiterkeit in Ernst zu verwandeln weiß, der
Durchs Feuster seiner Parterrewohnung kletternd, hinter das Leben geschaut hat. Der in diesem Ca=waren Gendarmeriepatrouillen postiert. Die Ab¬
ruft er der Geliebten und dem Freund zu, daß er priccio tändelt, doch auch Lust und Schmerz in sperrung des Grabens wurde um halb 1 Uhr mittags
aufgehoben. Um diese Zeit herrschte allenthalben
sie belauscht hat, und daß er sie einander überläßt. leisen Tönen heraufbeschwört, um sie schnell, un¬
Ruhe.
Der Scherz, dessen Ahnenreihe in der Weltliteratur faßbar wieder emflattern zu lassen. Der hier das
so lang ist wie die der „Witwe von Ephesus,“ und Geheimnis der Sinne in so wunderbaren Pariatio¬
Conkeurfindenten auf dem Heimweg
nen uns umstricken läßt, daß man auch aus diesem
den nur die Baualität der Boulevardfiguren hier
insuktiert.
Werk einer Mußestunde die Stimme seines Schön¬
einigermaßen abstumpft, ist in Berlin von einem
fers, die Stimme der Weisheit, heraushört.
Sonverän der feinen Komik, von Richard Alexander,
Um halb 1 Uhr verließen 4 Mitglieder der
Fräulein von Helling gewann in der Titelrolle
dargestellt worden. Hier gab ihn Herr Victora,
Verbindung „Egerländer Landtag“ das
durch überraschende kluge Reife. Heir Rittig
von Fräulein Fels, von den Herren Paul Schütz
Kasino und wollten sich vom Henwagsplatz über
giebt dem Ravenstein die charakteristische Haltung.
und Hofer unterstützt, nicht ohne belustigende
den Graben nachhause begeben. Beim Pulverturm
Herr Löwe ist als Pazmandy, wie er nicht anders
Keckheil.
Nur mit Zärtlichkeit möchte man nun von der kann, sehr komisch, seine Bewegungen wissen nichts balen sie den diensthabenden Beamten um Durchlaß
durch den Kordon. Als einige Tschechen unter den
Komödie Schnitzlers sprechen, die allein den Abend von menschlicher Resignation. Herr Balder fällt
Rufen „gleiches Recht für alle“ dasselbe verlangten,
rechtfertigte, von seiner „Komtesse Mizzi“. Doch als Philipp, als dieses charmante junge Schreckens¬
wurde das Ersuchen abgelehnt. Auf eine weitere
vielleicht ist sie erst ein wenig gegen falsche Auffassung kind, wider Erwarten ab. Sehr dezent giebt sich
Bitte jedoch erhielten die Studenten eine schützende
in Schutz zu nehmen. Sie führt den ironischen Unter=Fräulein Kleinals Lolo. Dieses Lustspielensemble
Begleitung von mehreren Polizisten und Beamten.
titel „Ein Familientag“ und sie stellt im Garten des ist nicht schnitzlerisch, doch es zieht sich mit Anstand
Nun #og die „Eskorte“ gfolg“ von einer nach
W.
Grosen Arpab Pazmandy, draußen vor Wien, einesaus der Affäre.
Hunde##en zählenden, schreiendev Menge durch die
ziemlich bunte Gruppe zusammen. Da ist der alte!