box 26/1
21
Kontesse Mizz 1oderder PaniLientag
11
Alle diese armen Herabgekommenen spielen mit leider nur in der Dekoration getroffen. Schon das sselben lauernden Ton zu stimmen, auf einen Ton,
ihren vielen Heimlichkeiten so überflüssig Verstecken einleitende Soldatengespräch erhielt einen zu nach-(den man nicht als falsch bezeichnen kann, der aber
vor einander. Das einfache Mädel aus dem Volkeldrücklichen, zu bedeutsamen Ton. überlaut und inf auch gar nichts erklärt und nichts interessant macht.
paßt sich mit derbem Imtinkt den Lebens= und allzu schwerfälliger, gespreizter Art ging die Unters Bei Oskar Wilde schillert die Salome in unruhigen
Liebesbedingungen diesen entnervten Kreisen auf haltung der Wachhabenden wie eine Staatsaktion lebhaften Farben, bei Fräulein Wolff sprach sie
einige Zeit an, um dann, so lange es noch Zeit ist, vor sich. Auch die Gespräche der Jnden dehnten sich einförmig eine Begierde aus. Wenigstens im
ihre gesunde Sehnsucht nach einer kraftvollen in allzu geme ener Behandlung zu sehr und ver= Schlußmonolog hätte der Ton, der sich den ver¬
Liebe, nach einem geordneten Heim und nach zahl= loren, den charakteristischen Eindruck einer borgeneren Stimmungen der Salome nie an¬
paßte, reicher werden, ins Wild=Leidenschaftliche
reicher Familie in den Armen eines braven, stram=hitzigen Auseinandersetzung. Herr Dr. Alberty
wachsen müssen. Um das Charakterbild nicht ein¬
men Fiakers zu stillen. Für die Richtigkeit der Be=holte seine Auffassung des Herodes kaum aus der
seitig und unvollendet erscheinen zu lassen, dürften
obachtungen Schnitzlers aus Kreisen des Hochadels Dichtung selbst, sondern wohl aus einer allgemeinen
für die Charakteristik so wichtige Stellen wie Sa¬
muß man dem Dichter die Verantwortung über= Studie über Cäsarenwahnsinn. Aus dem düsteren
lomes sehnsüchtiges Lob der Unberührtheit des
lassen. Die eiskalte, seelenlose Satire packt durch die Melancholiker und abergläubischen Grübler, der aus
Mondes, nicht fallen. Herr Höller war zu sehr
verblüfsenden Wendungen, und die köstliche, das der Gewissensangst und Furcht kaum herauskommt,
machte er einen erregt Verrückten, der mit schief= Ausrufer statt visionärer Verkünder des Reiches
normale Gefühl nur zu oft verletzende, stechende,
gezogenem Mund wie ein Trunkenbold lärmte und Gottes. Die keifende, von Eifersucht, Neid und
treffsichere Ironie.
Nach der Salome, die ein so glänzendes und lallte und der stets ein irre lächelndes, von heiterer vulgärem Spott überfließende Herodias erschien in
glutolles Bild aus einer Üibergangsepoche gibt, Raserei erfülltes, nicht aber das finstere, düstere der Wiedergabe durch Fräulein Fasser zu hoheits¬
erscheint die Komtesse Mizi etwas blaß und kreidig.Antlitz, das die Soldaten an Herodes bemerken, voll. der Lustknabe des Fräukeins Hart verlor
Oskar Wildes Einakler ist eben ein besondereszeigte. Dieser Herodes widersprach mit seiner den rechten, leidens= und liebevollen Ton voll¬
ständig beim Tode seines Freundes. Bis dahin
Meisterstück. Noch sind äußerlich die entarteten fahrigen, grotesken und lärmenden Art der ganzen
Herrscher mächtiger als die aus dem armen Volk prächtigen Stimmung des Stückes. Von den ersten war er charakteristischer als alle Figuren der Ein¬
aufsteigenden Verkünder eines reineren Menschen=] Worten an sprach zu sehr der Wein aus ihm und gangsszene. Herr Mcyveldt, der den überge¬
tuns. Innerlich hat sich der Zusammenbruch schon statt des seiner Sinne noch wohl mächtigen, von fälligen, sungen Syrier spielte, schlug einen etwas
vollzogen. In Herodes und Salome, die in allen Unheilsvorstellungen Geängstigten erschien ein zu weichlichen Ton an. Etwas männlicher in seiner
Lüsten und Begierden keine Befriedigung mehrjunklar empfindender, leer schwätzender, bemit=] Liebe und Todesbereitschaft müßte der junge Offi¬
zier erscheinen. Die Schüssel für das Haupt des
empfinden und in gegenseitigem Grauen und in leidenswerter Narr, der mit der Unverantwortlich¬
Johannes soll eigens für die Aufführung ent¬
Abscheu vor sich selbst die Vernichtungswürdigkeit keit auch unser ernsteres Interesse einbüßte. Frl.
worfen sein. Ich kenne manches einfache Bad¬
ihrer ganzen Art unwillkürlich eingestehen, hat[Wolfs, deren Gretchen in den tragischen Szenen
Wilde prachtvolle Typen einer Verfallszeit ges befriedigte, die im übrigen aber geziert und ober=wandl, das nicht besser aussieht. Die vor¬
flächlich angemntel hatte, beschränkte sich als geschriebenen Rasselgeräusche bei der Hervorholung
zeichnet.
PLR
Der Stimmungsgehalt des Werkes wurde aber Saleme darauf, die ganze Rolle auf den
entfallen. „Komtesse Mizi“ wurde ziemlich ver¬
drossen und ungraziös gespielt. Die Dargestellten
erschienen, so weit die Hauptfiguren in Betracht
amen, zu schwerfällig. Von den Nebenpersonen
z gefiel Herr Höller, der seine lustige Pointe mit
Iprächtigem Ernst vorbereitete, und Fräulei¬
Rainer, die die derbe, stumpfsinnige Gutmütig¬
keit des kleinbürgerlichen, süßen Mädels sehr¬
charakteristisch wiedergob. Herr Alva sah für der
exklusiven Wiener Fiaker zu wenig fesch und frich
Dr. Alfred Möllgs.
aus.
21
Kontesse Mizz 1oderder PaniLientag
11
Alle diese armen Herabgekommenen spielen mit leider nur in der Dekoration getroffen. Schon das sselben lauernden Ton zu stimmen, auf einen Ton,
ihren vielen Heimlichkeiten so überflüssig Verstecken einleitende Soldatengespräch erhielt einen zu nach-(den man nicht als falsch bezeichnen kann, der aber
vor einander. Das einfache Mädel aus dem Volkeldrücklichen, zu bedeutsamen Ton. überlaut und inf auch gar nichts erklärt und nichts interessant macht.
paßt sich mit derbem Imtinkt den Lebens= und allzu schwerfälliger, gespreizter Art ging die Unters Bei Oskar Wilde schillert die Salome in unruhigen
Liebesbedingungen diesen entnervten Kreisen auf haltung der Wachhabenden wie eine Staatsaktion lebhaften Farben, bei Fräulein Wolff sprach sie
einige Zeit an, um dann, so lange es noch Zeit ist, vor sich. Auch die Gespräche der Jnden dehnten sich einförmig eine Begierde aus. Wenigstens im
ihre gesunde Sehnsucht nach einer kraftvollen in allzu geme ener Behandlung zu sehr und ver= Schlußmonolog hätte der Ton, der sich den ver¬
Liebe, nach einem geordneten Heim und nach zahl= loren, den charakteristischen Eindruck einer borgeneren Stimmungen der Salome nie an¬
paßte, reicher werden, ins Wild=Leidenschaftliche
reicher Familie in den Armen eines braven, stram=hitzigen Auseinandersetzung. Herr Dr. Alberty
wachsen müssen. Um das Charakterbild nicht ein¬
men Fiakers zu stillen. Für die Richtigkeit der Be=holte seine Auffassung des Herodes kaum aus der
seitig und unvollendet erscheinen zu lassen, dürften
obachtungen Schnitzlers aus Kreisen des Hochadels Dichtung selbst, sondern wohl aus einer allgemeinen
für die Charakteristik so wichtige Stellen wie Sa¬
muß man dem Dichter die Verantwortung über= Studie über Cäsarenwahnsinn. Aus dem düsteren
lomes sehnsüchtiges Lob der Unberührtheit des
lassen. Die eiskalte, seelenlose Satire packt durch die Melancholiker und abergläubischen Grübler, der aus
Mondes, nicht fallen. Herr Höller war zu sehr
verblüfsenden Wendungen, und die köstliche, das der Gewissensangst und Furcht kaum herauskommt,
machte er einen erregt Verrückten, der mit schief= Ausrufer statt visionärer Verkünder des Reiches
normale Gefühl nur zu oft verletzende, stechende,
gezogenem Mund wie ein Trunkenbold lärmte und Gottes. Die keifende, von Eifersucht, Neid und
treffsichere Ironie.
Nach der Salome, die ein so glänzendes und lallte und der stets ein irre lächelndes, von heiterer vulgärem Spott überfließende Herodias erschien in
glutolles Bild aus einer Üibergangsepoche gibt, Raserei erfülltes, nicht aber das finstere, düstere der Wiedergabe durch Fräulein Fasser zu hoheits¬
erscheint die Komtesse Mizi etwas blaß und kreidig.Antlitz, das die Soldaten an Herodes bemerken, voll. der Lustknabe des Fräukeins Hart verlor
Oskar Wildes Einakler ist eben ein besondereszeigte. Dieser Herodes widersprach mit seiner den rechten, leidens= und liebevollen Ton voll¬
ständig beim Tode seines Freundes. Bis dahin
Meisterstück. Noch sind äußerlich die entarteten fahrigen, grotesken und lärmenden Art der ganzen
Herrscher mächtiger als die aus dem armen Volk prächtigen Stimmung des Stückes. Von den ersten war er charakteristischer als alle Figuren der Ein¬
aufsteigenden Verkünder eines reineren Menschen=] Worten an sprach zu sehr der Wein aus ihm und gangsszene. Herr Mcyveldt, der den überge¬
tuns. Innerlich hat sich der Zusammenbruch schon statt des seiner Sinne noch wohl mächtigen, von fälligen, sungen Syrier spielte, schlug einen etwas
vollzogen. In Herodes und Salome, die in allen Unheilsvorstellungen Geängstigten erschien ein zu weichlichen Ton an. Etwas männlicher in seiner
Lüsten und Begierden keine Befriedigung mehrjunklar empfindender, leer schwätzender, bemit=] Liebe und Todesbereitschaft müßte der junge Offi¬
zier erscheinen. Die Schüssel für das Haupt des
empfinden und in gegenseitigem Grauen und in leidenswerter Narr, der mit der Unverantwortlich¬
Johannes soll eigens für die Aufführung ent¬
Abscheu vor sich selbst die Vernichtungswürdigkeit keit auch unser ernsteres Interesse einbüßte. Frl.
worfen sein. Ich kenne manches einfache Bad¬
ihrer ganzen Art unwillkürlich eingestehen, hat[Wolfs, deren Gretchen in den tragischen Szenen
Wilde prachtvolle Typen einer Verfallszeit ges befriedigte, die im übrigen aber geziert und ober=wandl, das nicht besser aussieht. Die vor¬
flächlich angemntel hatte, beschränkte sich als geschriebenen Rasselgeräusche bei der Hervorholung
zeichnet.
PLR
Der Stimmungsgehalt des Werkes wurde aber Saleme darauf, die ganze Rolle auf den
entfallen. „Komtesse Mizi“ wurde ziemlich ver¬
drossen und ungraziös gespielt. Die Dargestellten
erschienen, so weit die Hauptfiguren in Betracht
amen, zu schwerfällig. Von den Nebenpersonen
z gefiel Herr Höller, der seine lustige Pointe mit
Iprächtigem Ernst vorbereitete, und Fräulei¬
Rainer, die die derbe, stumpfsinnige Gutmütig¬
keit des kleinbürgerlichen, süßen Mädels sehr¬
charakteristisch wiedergob. Herr Alva sah für der
exklusiven Wiener Fiaker zu wenig fesch und frich
Dr. Alfred Möllgs.
aus.