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21. Kontesse Mizz ioder-der FaniLientag
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.—
bis dahin verboten war, kam die erste öffentliche
Leidenschaft in Sprache, Mienenspiel oder Gebärde“
einer der Soldaten, ich weiß nicht welcher,
Aufführung erst am 26. September 1903 zu stande,
anschaulich zu machen. Nur die dumpfe Lüsternheit
behäbig winselnder Manier seine harmlosen
und zwar mit Gertrud Eysold im Neuen Theater
kam, zumal in der Schüsselszene, zum Ausdrucke. Statt
kungen mit der Bedeutung eines Platoniker
unter Reinhardt. Die Tragödie wirkte diesmal —
des dämonischen Weibes hatte man ein unwilliges
besten gab. Gesunde Natur fand sich nur b#
um mit dem Worte eines Kollegen zu reden — wie
Kind vor sich, dem ein kapriziöser Wunsch versagt
Fasser (Herodias) und Herrn Lippert
ein Gesang aus Nietzsches Zarathustra. Als sich der
wird. Während des Schleiertanzes, der ihren herr¬
rener), die da beide begriffen, daß auch in altjü
Vorhang hob, wurde das überraschte Auge von einem
lichen Leib halb entblößte, waren freilich alle Gläser
Gewande schlicht und vernünftig gesprochen
ungewöhnlichen Stimmungszauber gefesselt. Maler
auf Salome gerichtet, sonst aber stand sie keineswegs
kann. Herr Höller mit seiner mächtigen
und Bildhauer hatten sich in den Dienst der Dekora¬
im Mittelpunkte der Szenerie. Den hatte Albertys
stimme, der alles Visionäre fremd ist, war ###
tionskunst gestellt und die Schauspieler, unter denen
Herodes Antipas besetzt, ein halbverrückter, weiner¬
abgemagerten, bleichwangigen Asketen Jochana#
neben der unvergleichlichen Eysoldt noch Emanuel
licher Neurastheniker, der, ein klägliches Bild des
nahe zu gesund. Wegen der begangenen Fehler
Reicher und Luise Dumont genannt werden, hatten
Cäsarenwahnsinns, hart an die Grenze paralytischer
das Schauspiel einen beinahe opernhaften Ei
sich mit ihren mehr durchlebten als gespielten Rollen
Geisteskrankheiten herantrat und gelegentlich sogar
obgleich man versäumt hatte, es durch die 2
auf das Niveau der Dichtung emporgeschwungen. Graz
auf die Stufe eines Kainbachers herabsank. Ich bin
phrase orientalischer Motive musikalisch einzu
lernte Salome ebenfalls im Jahre 1903 kennen, allein
überzeugt, daß Herr Dr. Alberty seine Auffassung
Wie bei den Griechen, so folgte diesmal a
sie war nicht Wildes, sondern Sudermanns, die sich
geistreich zu begründen wüßte, ich halte sie jedoch
Tragödie das lustige Nachspiel. Nach Wilde,
zu jener verhält, wie Fulda zu Hofmannsthal. Im
für falsch. Wenn auch, wohl infolge übermäßigen
ler. Denjenigen, die Oskar Wilde nur im ##
Frühling 1906 gab man die Operyund erst vorgestern,
Weingenusses, von Reizzuständen befallen, gibt sich
kennen, kam der Wechsel wie eine Erklärun
sechs Jahre nach ihrer Ankunft auf den Bühnen, vier¬
der Tetrarch doch als bewußter Epikuräer mit ausge¬
obwohl man sich anfangs in der neuen Stini
zehn Jahre nach ihrer Geburt, svermittelte uns Dr.
sprochenem Sinne für den raffiniertesten Lebensgenuß.
schwer zurecht fand. Auch Schnitzler schau
Max Alberty, dem Dank und Asierkennung gebühren,
Nimmt man ihn nur pathologisch, so schwächt man
Leuten, Männern und Weibern, durch den Be#
denn es war ein ebenso kühnes wie gefährliches Unter¬
das Interesse an der Dichtung, und man hebt es auf,
mitten ins Herz hinein. Auch Schnitzler ist ei
nehmen, die Bekanntschaft mit der lieblichen Blume
wenn man durch tumultuarische Gesten und mimische
stalter, der mit wenigen Linien ein sicheres Bil
von Saron, dieser Tochter Sodpms mit dem Auge aus
Verzerrungen die Aufmerksamkeit von allen anderen
wirft. Und da er sich überdies auf die Kunst der
Bernstein.
Vorgängen ablenkt. Alberty schrie und tobte auf
position versteht, so ist der tüchtige Dramatiker
Wie groß diese Gefahr war, ließ Ich an der pas¬
seinen Hofstaat derart ein, daß schließlich kaum etwas
Was will man mehr, als geordnete Menschenken
siven Resistenz der Zuschauer erkennen, aus der nur
übrig blieb, als der Eindruck seiner unsteten Person.
und Darstellungsgabe? Auch Schnitzler wurzele
einige wenige durch Beifallskundgebungen, andere mit
Leider waren auch die kleineren Partien nicht ganz
Mutter Erde, nur daß er von ihr aus ni
Zischlauten hervortraten. Auch hat die Vorstellung
nach unserem Geschmacke besetzt. Der wortkarge Nara¬
idealistische Ausflüge in das Land des Essäe
in der Tat ein volles Verständnis für den dichte¬
both (Herr Meyvelt), der rasch entschlossen
oder der Phantastik unternimmt, so gesetzt und
rischen Wert des Werkes nicht erschlossen. Zunächst
Selbstmord verübt, da er seine Hoffnungen gescheitert
denklich er werden kann. Ist er doch taum
war die Darstellerin der Titelrolle, ein Frl. Marga¬
sieht, verfiel in heillose Werthersentimentalität und
mal über die gemütlichen Grenzen seiner en
rete Wolf, trotz gekrümmter Finger und latzen¬
der Page der Herodias (Frl. Hart), ein Violin¬
Heimat, die ebenso fidel wie tragisch sein kann,
artiger Bewegungen, recht unzulänglich, denn sie
schlüssel der Erscheinung nach, in einen zu gereizten
haft hinausgedrungen. Von seinen vielen lie
wußte weder Liebe noch Haß, weder Rasse noch Ton der Eifersucht. Geradezu grauenerregend war f würdigen Eigenschaften ist es besonders eine
21. Kontesse Mizz ioder-der FaniLientag
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bis dahin verboten war, kam die erste öffentliche
Leidenschaft in Sprache, Mienenspiel oder Gebärde“
einer der Soldaten, ich weiß nicht welcher,
Aufführung erst am 26. September 1903 zu stande,
anschaulich zu machen. Nur die dumpfe Lüsternheit
behäbig winselnder Manier seine harmlosen
und zwar mit Gertrud Eysold im Neuen Theater
kam, zumal in der Schüsselszene, zum Ausdrucke. Statt
kungen mit der Bedeutung eines Platoniker
unter Reinhardt. Die Tragödie wirkte diesmal —
des dämonischen Weibes hatte man ein unwilliges
besten gab. Gesunde Natur fand sich nur b#
um mit dem Worte eines Kollegen zu reden — wie
Kind vor sich, dem ein kapriziöser Wunsch versagt
Fasser (Herodias) und Herrn Lippert
ein Gesang aus Nietzsches Zarathustra. Als sich der
wird. Während des Schleiertanzes, der ihren herr¬
rener), die da beide begriffen, daß auch in altjü
Vorhang hob, wurde das überraschte Auge von einem
lichen Leib halb entblößte, waren freilich alle Gläser
Gewande schlicht und vernünftig gesprochen
ungewöhnlichen Stimmungszauber gefesselt. Maler
auf Salome gerichtet, sonst aber stand sie keineswegs
kann. Herr Höller mit seiner mächtigen
und Bildhauer hatten sich in den Dienst der Dekora¬
im Mittelpunkte der Szenerie. Den hatte Albertys
stimme, der alles Visionäre fremd ist, war ###
tionskunst gestellt und die Schauspieler, unter denen
Herodes Antipas besetzt, ein halbverrückter, weiner¬
abgemagerten, bleichwangigen Asketen Jochana#
neben der unvergleichlichen Eysoldt noch Emanuel
licher Neurastheniker, der, ein klägliches Bild des
nahe zu gesund. Wegen der begangenen Fehler
Reicher und Luise Dumont genannt werden, hatten
Cäsarenwahnsinns, hart an die Grenze paralytischer
das Schauspiel einen beinahe opernhaften Ei
sich mit ihren mehr durchlebten als gespielten Rollen
Geisteskrankheiten herantrat und gelegentlich sogar
obgleich man versäumt hatte, es durch die 2
auf das Niveau der Dichtung emporgeschwungen. Graz
auf die Stufe eines Kainbachers herabsank. Ich bin
phrase orientalischer Motive musikalisch einzu
lernte Salome ebenfalls im Jahre 1903 kennen, allein
überzeugt, daß Herr Dr. Alberty seine Auffassung
Wie bei den Griechen, so folgte diesmal a
sie war nicht Wildes, sondern Sudermanns, die sich
geistreich zu begründen wüßte, ich halte sie jedoch
Tragödie das lustige Nachspiel. Nach Wilde,
zu jener verhält, wie Fulda zu Hofmannsthal. Im
für falsch. Wenn auch, wohl infolge übermäßigen
ler. Denjenigen, die Oskar Wilde nur im ##
Frühling 1906 gab man die Operyund erst vorgestern,
Weingenusses, von Reizzuständen befallen, gibt sich
kennen, kam der Wechsel wie eine Erklärun
sechs Jahre nach ihrer Ankunft auf den Bühnen, vier¬
der Tetrarch doch als bewußter Epikuräer mit ausge¬
obwohl man sich anfangs in der neuen Stini
zehn Jahre nach ihrer Geburt, svermittelte uns Dr.
sprochenem Sinne für den raffiniertesten Lebensgenuß.
schwer zurecht fand. Auch Schnitzler schau
Max Alberty, dem Dank und Asierkennung gebühren,
Nimmt man ihn nur pathologisch, so schwächt man
Leuten, Männern und Weibern, durch den Be#
denn es war ein ebenso kühnes wie gefährliches Unter¬
das Interesse an der Dichtung, und man hebt es auf,
mitten ins Herz hinein. Auch Schnitzler ist ei
nehmen, die Bekanntschaft mit der lieblichen Blume
wenn man durch tumultuarische Gesten und mimische
stalter, der mit wenigen Linien ein sicheres Bil
von Saron, dieser Tochter Sodpms mit dem Auge aus
Verzerrungen die Aufmerksamkeit von allen anderen
wirft. Und da er sich überdies auf die Kunst der
Bernstein.
Vorgängen ablenkt. Alberty schrie und tobte auf
position versteht, so ist der tüchtige Dramatiker
Wie groß diese Gefahr war, ließ Ich an der pas¬
seinen Hofstaat derart ein, daß schließlich kaum etwas
Was will man mehr, als geordnete Menschenken
siven Resistenz der Zuschauer erkennen, aus der nur
übrig blieb, als der Eindruck seiner unsteten Person.
und Darstellungsgabe? Auch Schnitzler wurzele
einige wenige durch Beifallskundgebungen, andere mit
Leider waren auch die kleineren Partien nicht ganz
Mutter Erde, nur daß er von ihr aus ni
Zischlauten hervortraten. Auch hat die Vorstellung
nach unserem Geschmacke besetzt. Der wortkarge Nara¬
idealistische Ausflüge in das Land des Essäe
in der Tat ein volles Verständnis für den dichte¬
both (Herr Meyvelt), der rasch entschlossen
oder der Phantastik unternimmt, so gesetzt und
rischen Wert des Werkes nicht erschlossen. Zunächst
Selbstmord verübt, da er seine Hoffnungen gescheitert
denklich er werden kann. Ist er doch taum
war die Darstellerin der Titelrolle, ein Frl. Marga¬
sieht, verfiel in heillose Werthersentimentalität und
mal über die gemütlichen Grenzen seiner en
rete Wolf, trotz gekrümmter Finger und latzen¬
der Page der Herodias (Frl. Hart), ein Violin¬
Heimat, die ebenso fidel wie tragisch sein kann,
artiger Bewegungen, recht unzulänglich, denn sie
schlüssel der Erscheinung nach, in einen zu gereizten
haft hinausgedrungen. Von seinen vielen lie
wußte weder Liebe noch Haß, weder Rasse noch Ton der Eifersucht. Geradezu grauenerregend war f würdigen Eigenschaften ist es besonders eine