II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 111

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inierte. Ein ge stspenhenderfaber wie eine wandelnde Eissänle
Teusel war Herr Leppel= Kramer, etwas schärfer
„Auferstehung“ heißt der dritte Einastr.
poiniert als unsr Hegedas, aber nicht minder chae=Ter ist von Felix Salten Ein Hagestolz laßt sich, da
mant und tief. Die übrigen Mitwirkluden, die Da¬
ser den Tod nahen fühlt, mit seiner einßigen Gelieb¬
men Paule Müller und Küthe Hannemannlten, die Mutter seiner Tochter, iranen. Er wird
und die Herren Leyrer und Klitsch ergänzten
aber gesund und muß bald einsehen, daß seine Wee¬
durch ihre tadetlesen Leistungen das Ensembie. Das
dergenesung für alle, die er glücklich machen woller,
Haus war sehr gut besacht.
eine große Vertegenh
Die Frau fühlt sich un¬

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glücklich in dem neuen „Glück“ denn sie hängt mit
Das Ensemble des Wiener Deutschen Volks
dem ganzen Herzen an ihrem Geliebten, einem tren¬
ibraters setzte sein Gastspiel am Samstag in Albert herzigen Klavierlehrer. Die neue Geliebte des vom
Grimons un Alfred Bonchinets Lustspiel „Der Tode Heimgekehrten aber, eine Schauspielerin, ver¬
Vater“ (Son père) fort. Die leichte Geazie dieser! rät ihm nicht minder deutlich, daß es doch hübscher
literarischen Komposition, in der uns seichte Fami=lgeweren wäre, wenn er es mit dem Sterben ernster
lienblatt =Romatik mit gallischem Esprit=Uebergußgemeint bätte. Mit einem bitteren Lächeln komme
in angenehmster Form geboten wird, finde# in Fel.junser Held zur Einsicht, daß er diesen gesoppten
P. Müller und Herrn W. Taller meisterhafte! Menschen aus dem Wege gehen müsse. Er läßt seine
Darsteljer. Es war eines jener hellen, freundlichen Koffer racken und reist in die weite Welt. Die Haum
Theaterabende, die sich in blumiger Harmonie über##r#### splelte Herr Kramer mit sonveräuer Meister¬
uns ausbreiten, ohne brutale Lachsalven oder dra¬
schaft und einem blendenden Aufwand seinster See¬
matisch erregte Empfindungen auszulösen. Wir folg=lenmalerei. Ein Kabinettsstück prächtigen, urwüchsi¬
ten mit gutmütigem Interesse dem vorausgeahntengen Humors prebuzierte Frau Glöckner in dee
Schicksal der kleinen Jeanne, die infolge der Ehe¬
wider Willen legitimierten Ex=Geliebten. Niedlich und —
scheidung ihrer Eltern erst als erwachsenes Mäd¬
untürlich spielte Frl. Müller die Volle der Schau¬
chen den Vater kennen lernt, den sie blos als Baby# spielerin, währeno Herr Thoma in der Rolle des
gesehen. Aus kleinbürgerlichen Verhältnissen gerätl linkischen Klavierlehrers geradeen köstlich war. Tach
sie plötzlich in die Atmosphäre des Reichtums und kallen drei Stücken bereitete das Publikum den Mit¬
das Leben mit seinem Glanz und tausendsachen Ver=wirk###en ranschende Opationen.
P.
führungstand modelt diese kleine Seele bald um und
führt sie dem entfremdeten, leichtsinnigen, gut und
großmütigen Vaier zu. Toiletten, Ansichten und
Bräutigame werden in der aummtigsten Wesse ge¬
wechseir und in mannigfachen geisvollen Dialogeie
haben die Damen Schweighoser, Galafres
und die Herren Edthofer und Kramer Gelegen¬
heit, ihr Können ins Treffen zu führen. Die Vor¬
stellung ging vor ausverkauftem Hause in Szene.
E. V.
Drei Einakter, die Auslese der modernen und
populären dramatischen Feinschmeckerei, füllten den
dritten Gastspielabend des Wiener Volkstheuters aus.
Das bis zum Giebel ausverkaufte Haus sanktioniehte
serst an diesem Abende den künstlerischen Ruf, #er
den Gästen vorausgegangen, rückhaltslos. Haupt¬
mann „Lichtbänder“ machte den Anfang, eine
tragische Groteske. Eine Frau folgt ihrem Galan
in dessen Schloß, wo ein alter Garten=Pavillon zum
Liebesnest umgewandelt wird. Der Mann überrascht
das Pärchen, das zähneklappernd um Gnade fleht.
Der Betrogene will die Frau zurücknehmen, um sie
vor dem Verkommen zu reitn; das Pärchen schöpft
daraus Mut, wird allmählich frech und verlangt
schließlich unverblümt die Aufrechterhaltung des Drei¬
ecks. Der Gatte brüllt auf, ergreift einen Dolch!
und stößt ihn der Treulosen in die Brust. Die Lichl¬
bänder, das sind die Sonnenstreifen, die durch die
Jalousien glänzen, spielen tanzend über dem zuten¬
den Körper der Sterbenden. Frl. Galafres stat¬
tete die Rolle mit allem subtilen Raffinement aus,
das zur Verdolmetschung solcher Frauentypen ersor¬
derlich ist; zwischen ihren Pariern Pramer und
Klitsch ragte sie hoch empor.
Dagegen sanden wir die Leistung derselben
Künstlerin in Schnitzlers „Comtesse Mizzi“ matt
und verschwommen. Eine wirkliche Komtesse, die zwi¬
schen hysterischer Männersucht und aristokratischer
Contenance moralisch zugrunde geht. Sie hat mit
dem Gutsnachbar und besten Freund ihres Vaters,
dem Fürsten Egon, einen Sohn; seither wirst sie sich,
dabei den Schein immer ängstlich wahrend, jedem
Manne, der nach ihr langt, in die Arme. Ter Tog.
wo ihr Sohn nach der Matura als adopt'erter Soyn
des Fürsten heimkehrt und im gräflichen Kastell einen
Besuch macht, scheint endlich das Bessere in ihrem
Wesen zu wakn. Am selben Tage kommt eie Shan¬
spielerin, seit zwanig Jahren die Maitresse ihres
Vaters, um sich zu verabschie en. Eine Menge Rüh¬
rung mit wienerisch herbem Beigeschmutt und der
Schluß ist eine gemeinsame Reise zu vier nach der