II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 117


ganz flüchtig, wenn dann der vierte Akt nicht umhin
kann, das Ganze zuguterletzt mit der faden Sauce all¬
seitigen Wohlgefallens zu übergießen.
Das Hauptverdienst der vortrefflichen Darstellung
lag im Mr. Orsier des Herrn Thaller. Es mußte
entzücken, zu beohachten, wie leicht und launig dieser
Künstler alle Sentimentalität in eine lustige frische Herz¬
lichkeit auflöste, wie originell er die charmante Sicherheit
des Viveurs aller Weiblichkeit gegenüber in überlegene,
välerliche Zärtlichkeit umbog. Die Jeanne spielte Fräulein
Paula Müller und sie hatte für die oft leise glei¬
tende, oft wieder ruckweise Wandlung von trotziger Zag¬
haftigkeit zu findlicher Hingebung im Ton, im Augen¬
aufschlag, im Lachen, in der Gebärde unerschöpflich viele,
köstliche Nuancen.
Fast noch erleseneres Amüsement brachte der gestrige
Einakterabend. Zuerst schien es freilich, als sollte Herr
Sudermann dem Publikum die Laune gründlich ver¬
derben. Man gab — warum, ist unbegreiflich — den
ersten seiner „Rosen"=Einakter, „Lichtbänder“ be¬
titelt. Weil nämlich die Sonne in bandähnlichen Streifen
durch die Jalousinenritzen eines Pavillons fällt, in dem
sich ein Pärchen schwüler Lust hingibt. Die „Schwüle“
und die „Lust“ sind Herrn Sudermann die Hauptsache.
Man konnte schon bei seinem auch hier gekenterten
„Blumenboot“ und noch besser in seinem letzten Sen¬
sationsroman beobachten, wie lüstern er jetzt auf pikante
Wirkungen losgeht und wie er seiner wilden Kolportage¬
phantasie geradezu die Zügel über den Kopf wirft. Nach
vielerlei pikfein ausgeklügelter Spannung überrascht denn
richtig der Ehemann sein rosen= und liebevolles Frauchen
doch es lohnt wirklich nicht, auf die Einzelheiten
all dieser aufdringlichen Verlogenheiten einzugehen, die
ersichtlich nur deshalb ins Rampenlicht gerückt wurden,
weil Fräulein=Galafres und Herr Kramer sie in
einem prächtigen, mitunter erregenden Furioso vorbei¬
wirbeln ließen. Das Publikum lehnte den schwülen Herrn
Sudermann sehr entschieden ab und freute sich gleich
darauf dem angenehmer temperierten Herrn Salten zu
begegnen, dessen von hiesigen Aufführungen her be¬
bekannter Einakter „Auferstehung“ (aus dem Zyklus
„Vom anderen Ufer“) nun folgte. In der bodenständige¬
ren Wiedergabe des Wiener Ensembles wurde die feine,
von allerlei melancholischer Nachdenklichkeit umwitterte
Stimmung des geistvollen Stückes ungleich stärker fühl¬
bar. Die innige Treuherzigkeit der Frau Glöckner
und der sichere, selbstironische Ton des Herrn Kramer
beherrschten die sehr glückliche Darstellung, in der auch
die Episoden der Herren Homma, Klitsch und des
Fräuleins Müller einmütiges Gefallen fanden.
„Komtesse Mizzi“ von Arthur Schnitzler machte
den Schluß. Ein schwächerer Schnitzler; aber immerhin
ein Schnitzler in der kunstvollen Schlichtheit des Baues;
in der überlegenen Ruhe des Dialogs, der mit kühler
Gelassenheit sehr heikle Dinge berührt und erörtert und
bei aller Glätte von prächtigstem organischen Witz durch¬
setzt ist. Die Eigentümlichkeit seines Wesens und seiner
Wirkung liegt vielleicht just darin, daß da allerlei aus
dem illegitimen Liebesleben hochgeborener Herrschaften
mit graziösester Unbefangenheit ausgebreitet wird. Aber wenn
das Stück wirklich nur beweisen wollte, daß auch Kom¬
tessen manchmal die Liebe mehr physiologisch als sozial
oder ethisch auffassen, so wäre das für Schnitzler eigent¬
lich wenig. Und tiefere Absichten sind höchstens hineinzu¬
deuten, bleiben aber unerkennbar. Der übrigens sehr
witzige Akt wurde noch besser gespielt als die vorher¬
gegangenen. Herr Thaller als ein gutherzig fideler
und sympathisch beschränkter alter Graf, dessen feudale
Bonhomie aus ihrem zwanglos sprudelnden Wienerisch
immer in den ungarischen Dialekt hinüberpurzelt, war
überwältigend komisch. Fräulein Galafrés ließ hinter
gemessener Ruhe und distinguierter Kühle die weit be¬
wegteren Heimlichkeiten dieser Komtesse fein ahnen. Ein
sehr eleganter Fürst des Herrn Kramer, die urwüchsig
echte Charge des Herrn Homma als Fiakermeister und
die Nebenfiguren des Herrn Edthofer und der Frau
Glöckner ergänzten den höchst erfreulichen Gesamt¬
eindruck der Darstellung, wie des Abends überhaupt.
Telephon 12.801.
Di.

— „USSENVEN
österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertrefungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
Egyelert
681
7
—(*) A Magyar Szinhäz vendégei. A Deutsches
Volkstheater vendegjätszó müvészei és müvésznói
szombaton este Guinon és Bouchinet négyfelvona##
sos, alapjäban naivul kedves, de igen primitiv ko¬
médiäjät, a „Vater“-t mutattäk be hatärozottan jö,
gyors menetü, öt igen sokszor müvészi lendületü
elöadüsban. Különösen a hölgyek: Paula Müller é
Galafres kisasszonyok voltak kivälöak, nemkülön¬
ben Thaller is. Az elöadäst igen sok taps kiserte,
a nézök közt ott volt Jözsef föherczeg és Auguszta
föherczegasszony is. Vasärnap härom egyfelvonä¬
sost jätszottak a vendégek, Sudermann: Die Licht¬
baender, Salten: Auferstehung és Schpitzier:
Komtesse Mizzi czimü darabjät. A finom, jellegze¬
tes elöadäs tän még jobban tetszett a szombatinäl.
Galafrés kisasszony és Thaller, meg Kramer voltak
a legjobbak és a közönség igen sokat tapsolt.
A Magyar Szinhäz bérsi vendégei ma este egy
Shaw-darabot mutattak be a budapesti közönségnek.
A darabbal, mint darabbal, gyorsan végezhetne a
kritika, mert ebben ugyancsak ürügy a dräma,
hogy Shaw Bernät elmondhassa véleményét rölam,
rölad, az utczüröl, a valläsröl, a jöröl, a roeszröl, a
politikäröl, a zsurnalisztikäröl, égröl és pokolröl,
multröl és jövendöröl. De ha a darabbal gyorsan
lehet, végezni, Shaw Bernättal nem. Ez az ördög¬
agyu ember nem creszti az elmehälójäböl a kétläbu
legreket, akik penzen vältott vagy szabadjegygyel
a közelébe tévedtek, Igy beszéini, igy csufolödni s
egész viläggal igy kötekedni senki sem tud, mint
6. S mialatt a Major Barbara czimü komédiaban
mindösze anngi történik, hogy egy ägyugväros apa
u maga auarchista hitére tériti leäprät, aki örnagy
volt az üdv hadseregében, fiät, aki gazembernek
mondta foglalkozäsa miatt az édes atyjät s leänza
wvölegényét is akt a görog nyelv ärtatlan profesz¬
szora: azalatt kübitöan csufondäres itélet zuhog az
egész vilägrn. Rosszul jär ebben az itéletzuhogäs¬
ban minden, amit ugg ältaläban rendnek szo¬
käs mondani s egy nagytudäsu, fölényes elméjü,
szatirvigyorgäsu filozöfus alaposan felfrics¬
küzza azt is, amit ember kigondolt, azt
is, amit ällitölag isten alkotott. S az egész
csufondäros itélkezés arra valö, hogw a vögin Shaw
Bernät kimondhassa az emberiségre a szentencziät:
nem lesz ez a viläg jó addig, mig mindenäron, vé¬
iren, emberbörön, gazsägon meg nem szerezte mugä¬
nak azt u szabadsägot és függetlenseget, mely mär
Imegengodheti magünak a jölst buxusät. A sugärzó
Shaw-elmélkedéseket a bécsiek elég jöl tälaltäk fel,
legintelligensebbil Hans Homme, aki az ägyugyä¬
rost jatezotta. De Marberg Lili, a Mahr Barbaara
személyesitöje is nagyom kellemes vollt, ha több
nem is. A közönség, mely zsufoläsig megtöltötte a
szinläzat, az elsö harom felvonäs elmességeit 6s
csufolödäsait örömanel és Kärörömmel hallgatta, de
a darab végen az anarchia filozöfiäjätöl libabörös
al#mit erck a 56.
Alöme ha, borrolr