II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 159

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21. Koni#se Mizz1oder deramTentag
Ehronometer —
1909 — dersebe Aus
Vertreiungen
In Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Cheater und Mufik.
Gent, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
Talmas Ende. „Ein tragikomischer Akt von Armin Fried¬
burg, Toronto.
mann und Alpred Polgar. Hierauf: Literatur und Komtesse
(Osel nangabe ohne Gewähr).
Mizzi von Arkhur Schnitzler. (Altes Theater, am Diens¬
tag, den #ianter Abend — vielleicht sogar
Ausschnitt aus:
Nichts von schwerem Geschütz und dramatischem Donner¬
mehr.
rollon diesmal, sondern ein gaukelnd Fangballwerfen, ein blitzendes
Teozdeipziger Neueste Nachrichter
Ipüiglieren, ein ironisches Bespiegeln...
Feinere Hände bei der
Bühnenarbeit, die zum überlegenen Spiel wird. Zum spöttisch=ernsten,
vom:
zuweilen gar grausamen Spiel mit Menschenwerten, Menschenposen.
Ironie, hinter der bittere Wahrheit wetterleuchtend aufblitzt, Ironie
ohne Pathos, von seiner, freier Geistigkeit getragen, die harmlos
Theater und Musik.
gankeind daherkommt wie ein bunter Schmetterling, und uns plötzlich
Talmas Ende. Ein tragikomischer Akt von Armin Fried¬
einen leisen, aber doch brennenden Stich versetzt wie eine Wespe.?
mann und Alfred Polgar. Hierauf: Literatur und Komtesse
Ironie, die ernst und ehrbar tut wie ein Gelehrter — und die ins
dann jäh in das Antlitz eines bald lustig, bald sardonisch, bald eisg
ler. (Altes Theater, am Diens¬
Mizzi von Arthur S###santer Abend — vielleicht sogar
lächelnden Menschenverächters hineinschauen läßt. Und alles dies
tag, den 112##ober¬
mehr.
Nichts von schwerem Geschütz und dramatischem Donner¬
spielend, gauklerisch, mit Humor, mit Eleganz, so daß das heitere
Element stets gewahrt bleibt und der bittere Rest erst an zu gären
rollen diesmal, sondern ein gaukelnd Fangballwersen, ein blitzendes
Jonglieren, ein ironisches Bespiegeln.
fängt, wenn wir schon draußen sind, fern vom Theater, auf dem
Feinere Hände bei der
Bühnenarbeit, die zum überlegenen Spiel wird. Zum spöttisch=ernsten,
Heimweg. ... Drei Einakter und drei Verfasser — aber so geschickt
zuweilen gar grausamen Spiel mit Menschenwerten, Menschenposen...
ausgewählt und zum Ganzen gefügt die drei, daß sie wie Geschwister
aus derselben Welt und Sphäre anmuteten. Zu des geistreichen
Ironie hinter der bittere Wahrheit wetterleuchtend aufblitzt, Ironie
Wieners Schnitzler bekannten, oft gesehenen satirischen Einaktern
ohne Pathos, von feiner, freier Geistigkeit getragen, die harmlos
gaukelnd daherkommt wie ein bunter Schmetterling, und uns plötzlich
„Literatur“ und „Komtesse Mizzi“, die so überlegen witzig und bissig
das moderne Literaturzigennertum und die Familienmoral der öster¬
einen leisen, aber doch brennenden Stich versetzt wie eine Wespe. ..
reichischen Aristokratie bespiegeln dieser tragikomische Akt von Fried¬
Ironie, die ernst und ehrbar tut wie ein Gelehrter — und die uns
mann=Polgar, der nicht weniger geistvoll und mit sublimem Humor in
dann jäh in das Antlitz eines bald lustig, bald sardonisch, bald eisig
lächelnden Menschenverächters hineinschauen läßt. Und alles dies
das Herz und Wesen des Schauspielertums hineinleuchtet. In diesem
spielend, gauklerisch, mit Humor, mit Eleganz, so daß das heitere
sterbenden Talma, der der größten einer seines Berufes war, lassen
Element stets gewahrt bleibt und der bittere Rest erst an zu gären
sie alle geheimsten Lächerlichkeiten, Ueberstiegenheiten, Eitelkeiten des
fängt, wenn wir schon draußen sind, fern vom Theater, auf dem
Berufs ans Licht treten, alle Größe und alle Kleinheit des Komödian¬
Heimweg. . .. Drei Einakter und drei Verfasser — aber so geschickt
tentums wirbelt durcheinander, aller Selbstbetrug und alle Selbst¬
ausgewählt und zum Ganzen gefügt die drei, daß sie wie Geschwister
berauschung, alles Himmelstürmende und Erdenträchtige und vor allem
aus derselben Welt und Sphäre anmuteten. Zu des geistreichen
das Nichtloskönnen von der Pose selbst im letzten im furchtbarsten
Wieners Schnitzler bekannten, oft gesehenen satirischen Einaktern
Augenblik — es steigt mit zwiespältigem Gesicht empor — ja, Tragi¬
„Literatur“ und „Komtesse Mizzi“, die so überlegen witzig und bissig
komik ist's, die uns umweht. Und etwas ist da, was dicht an uns
das moderne Literaturzigeunertum und die Familienmoral der öster¬
herantritt wie ein blitzendes Erinnern: Wir alle sind solche Schau¬
reichischen Aristokratie bespiegeln dieser tragikomische Akt von Fried¬
spieler... Wir alle. . .. Und da lachen wir nicht mehr über diesen
mann=Polgar, der nicht weniger geistvoll und mit sublimem Humor in
sterbenden Komödianten, der selbst aus dem Sterben noch eine große
das Herz und Wesen des Schauspielertums hineinleuchtet. In diesem
Abgangsszene macht und dem sein Arzt den Tod nicht glaubt. „Talma,
Sie übertreiben,“ sagt er bitter=ahnungslos zur Leiche. ... Ein
sterbenden Talma, der der größten einer seines Berufes war, lassen
— Herr
gmüsanter Abend? ... Vielleicht doch etwas mehr!
sie alle peheimsten Lächerlichkeiten, Ueberstiegenheiten, Eitelkeiten des
Walter trug in diesem Akt als Talma einen Triumph davon. Seine
Beruts aus Licht treten, alle Größe und alle Kleinheit des Komödian¬
tentums wirhalt hurcheinander, aller Selbstbetrug und alle Selbst¬
Leistung wurde stürmisch gefeiert. Er gab den großen Komödianten
mit wundervoll echter, großartiger Geste und bewundernswerter Fein¬
berauschung, elles Himmelstürmende und Erdenträchtige und der allem
malerei im Detail. Dabei stand er geistig genügend über der Rolle,
das Nichtloskönnen von der Pose felost im letzten im furchtbarsten
um das komödiantische Spiel mit der vollen Lebensechtheit zu ver¬
Augenblick — es steigt mit zwiespältigem Gesicht empor — ja, Tragi¬
komik ist's, die uns umweht. Und etwas ist da, was dicht an uns
schmelzen. Frl. Braungarbt stellte ihm als lispelnde Bewun¬
herantritt wie ein blitzendes Erinnern: Wir alle sind solche Schau¬
derin des großen Mimen eine lustige Folie zur Seite. Die Schnitzler¬
spieler... Wir alle. ... Und da lachen wir nicht mehr über diesen
schen Einakter waren als neueinstudiert angezeigt. In der „Litera¬
sterbenden Komödianten, der selbst aus dem Sterden noch eine große
tur“ wollte jedoch das lustige Feuerwerk des Wieners unter der gänz¬
Abgangsszene macht und dem sein Arzt den Tod nicht glaubt. „Talma,
lich unwienerischen Unbeholfenheit des Herrn Kothe und Frl.
Sie übertreiben,“ sagt er bitter=ahnungslos zur Leiche. ... Ein
Tolly gar nicht recht zum Flammen kommen. Herr Huth als
amüsanter Abend?.
Vielleicht doch etwas mehr!
Herr
Literaturzigeuner rettete wenigstens die Situation. Besser stand es
Walter trug in diesem Akt als Talma einen Triumoh davon. Seine
um das Wienertum in „Komtesse Mizzi.“ Die Herren Zadeck und
Leistung wurde stürmisch gefeiert. Er gab den großen Komödianten:
Walter zeichneten ihre Aristokratentppen vortrefflich und ganz aus¬
mit wundervoll echter, großartiger Geste und bewundernswerter Fein¬
gezeichnet frisch gab Herr Brügmann den jungen Sohn, der so
malerei im Detail. Dabei stand er geistig genügend über der Rolle,
plötzlich zu einem adligen Papa gelangt. Frl. Nolewska gab
um das komödtantische Spiel mit der vollen Lebensechtheit zu ver¬
ihrer Komtesse einen vielleicht etwas zu dunklen Ton, sonst wußte
schmelzen. Frl. Braungardt stellte ihm als lispelnde Bewun¬
sie diesem Fräulein Mutter aus der Aristokratie eine Anzahl dell¬
derin des großen Mimen eine lustige Folie zur Seite. Die Schnitzler¬
kater Sprachwendungen abzugewinnen. Im ganzen hätte das Zu¬
schen Einakter waren als neueinstudiert angezeigt. In der „Litera¬
tat
sammenspiel noch um einiges unmittelbarer sein können.
tur“ wollte jedoch das lustige Feuerwerk des Wieners unter der gänz¬
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Dr., Sghert Delpv. Ii
lich unwienerischen Unbeholfenheit des Herrn Kothe und Frl.
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Tolly gar nicht recht zum Flammen kommen. Herr Huth als
Literaturzigeuner rettete wenigstens die Situation. Besser stand es
um das Wienertum in „Komtesse Mizzi.“ Die Herren Zadeck und
Walter zeichneten ihre Aristokratentypen vortrefflich und ganz aus¬
gezeichnet frisch gab Herr Brügmann den jungen Sohn, der so
plötzlich zu einem adligen Papa gelangt. Frl. Nolewska gab
ihrer Komtesse einen vielleicht etwas zu dunklen Ton, sonst wußte
sie diesem Fräulein Mutter aus der Aristokratie eine Anzahl deli¬
kater Spxachwendungen abzugewinnen. Im ganzen hätte das Zu¬
sammenspiel noch um einiges unmittelbarer sein können.
Dr. Egbert Delp;
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