II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 160

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21. Konlesse Mizzioder der FaniLientag
Telephon 12.801.
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„OBSERVER“
1. österr. behördl. konz. Unternahmen für Zeitunge-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianie
, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapollt,
New-Vork, Parls, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petert¬
burg, Toronto.
(Otellenangabe ohno Dew ünr).
Ausschnltt aus:
125. GKT, Mue
vom:
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haber hat, gibt es jetzt nicht mehr im Wie¬
Stadttheater.
ner Schrifttum, ob sie nun Mizi heißt oder
Clo .. Besondere Kül heit vermögen wir
Reichenberg, 23. Oktober.
in diesem Angriff auf¬
agen — offene
Zum ersten Male: „Komtesse Mizzi“ oder
Türen nicht zu erblicken. Wer nach dem
[„.Der Familientag“, Komödie in
Lorbeer des Gesellschaftssativikers strebt,
einem Auszuge von Arthur S
sollte berücksichtigen, daß die belangreichsten
Nach langer Zett t
sozialen Gegensätze wahrhaftig nicht zwi¬
ein neues Stück von Schnitzler in Szene ge¬
schen dem Volke und — den jungen Gräfin¬
gangen. Eines der jüngsten. „Komtesse
nen obschweben, und daß Mädchen — ob
Mizzi“ stammt aus dem Jahre 1908. Schnitz¬
adeliger Herkunft oder nicht — die Kind¬
ler gehört zu den ganz venigen zeitgenössi¬
chen bekommen, vom Standpunkte der All¬
schen Autoren, über deren Haupte die
gemeininteressen aus recht harmlos erschei¬
Gloriole des Dichters erstrahlt. Leider
nen. Viel bedenklicher ist freilich der Fall,
scheint auch er das Schicksal der modernen
wenn sie zynisch zu werden anfangen, wel¬
Schriftsteller zu teilen, daß ihre Erstlings¬
chen Vorwurf man der Schnitzler'schen
werke ihre poetischesten und wertvollsten
„Heldin“ leider nicht ersparen kann, und
Schöpfungen sind. „Liebelei“ und „Anatol“
noch dazu bezüglich ihrer Mutterschaft!.
sind typisch für Schnitzler geworden. „Frei¬
Aber vielleicht nehmen wir den Scherz zu
wild“ war ein wirksames Bühnenstück, aber
ernst,
nicht von dem Edelgehalt der „Liebelei“.
Jedenfalls gibt es ein paar dankbare
„Das Vermächtnis“ bedeutete bereits den
Rollen. Stephanie Schaffenberger
Übergang zu Problemen, die mehr auf Be¬
zeigte für die überreife Komtesse gute Cig¬
rechnung als auf menschliche Allgemein¬
nung. Daß sie mit dem leichten, natürlichen
gefühle gestellt sind. Dabei wurde Schnitzler
Ton der Erfahrungen über die Spissigkeiten
mehr und mehr „Sexual=Spezialist' (siehe
hinweghalf, sei ihr besonders gutgeschrieben.
die Dialoge „Reigen“]). Die noch so geistvoll
Spielleiter Heinrich Orell gab den „naiv“
vorgetragenen Konstruktionen der späteren
gebliebenen alten Lebemann, Franz Kamm¬
Werke können für den Mangel poetischer Ur¬
auf das fürstliche Herrenhausmitglied mit
sprünglichkeit und Frische nicht entschädigen.
gelungener Charakteristik. Auch Rosa Su¬
Im „Ruf des Lebens“ kommt es bereits
strowits war als Lolo am Platze. Da¬
zur Sensation des Abstoßenden ...
Auch
gegen spielte Karl Karner den vorwitzigen
in „Komtesse Mizzi“ vermag man, bei allem
Abiturienten zu geflissentlich; die Komik
Respekt für die Reise der Erfahrung, einen
allerdings blieb er nicht schuldig. Gut
dichterischen Fortschritt nicht zu erkennen.
pointierte Franko Ostwald als Professor.
Es wäre vielleicht auch von einem Ein¬
Alexander Leichter bot als Fiaker eine
akter zu viel verlangt. Es muß genügen,
köstliche Charge.
den scharfen Veobachter, den Kenner der
Vorher wurde die „Liebelei“ aufgeführt.
Wiener Gesellschaft, den feinen Satiriker,
Christine: Grete Sticker. Sie spielte im
„den Meister des Dialoges wiederzufinden.
Anfang ein klein wenig gezwungen, doch
Selbstverständlich fehlt es auch diesmal
vermied sie glücklich den häufigen Fehler
nicht am „süßen Mädel“ .
Graf Arpad
blutjunger Darstellerinnen, daß sie die
Pazmandy ist frühzeitig Witwer geworden,
Tragik des letzten Aufzuges schon im ersten
hat dann bald mit Lolo Langhuber vom
spüren lassen. Dieser Schlußakt wurde ihr
Ballett Beziehungen angeknüpft, die nun
zur vollgültigen Probe starken und reichen
durch achtzehn Jahre ungetrübt gedauert
Talentes. Eine Anfängerin, die auf das
haben. Er hat sich an Lolo gewöhnt, doch sie
Theater ganz vergessen läßt und bis zu
gibt ihm den Laufpaß. Sie will, da sie der
Tränen rührt, ist eine Seltenheit, besonders
Bühne Valet gesagt und sich ins Privatleben
heutzutage. Franz Kammauf (Theodor)
zurückgezogen hat, in „geordnete Verhält¬
strahlte Leben und Natürlichkeit von sich
nisse“ kommen und heiratet den Fiakereigen¬
aus. Welch tüchtiger Charakteristiker er ist,
tümer und Hausbesitzer Wasner. Der Graf
konnte man an diesem Abend, an dem er
nimmt es nicht leicht, seine langjährige Ge¬
zwei so verschiedene Rollen mimte, freudig
fährtin zu verlieren, er bietet ihr sogar
beobachten. Den Fritz gab Franko Ost¬
seine Hand zum ehelichen Bund, doch sie
wald. Er bewies richtige, ja tiefer
schlägt sie klugerweise aus, denn „es jät'
reichende Auffassung, aber die Durchfüh¬
doch kein gut“ Vor ihrer Verheiratung be¬
sucht Lolo ihren alten Freund auf dessen rung ließ noch zu wünschen übrig; nament¬
Oandst