21. Konlesse Mizzioderder FaniLientag
New-Vork, Paris, kom, Jull ne.u
burg, Toronto.
(Oscih mangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
beig
etsche Volkszeitung
1310 berg, Böhmen
vom: 25. OLCHel.
—
Reichenberger Stadttheoter.
„Komtesse Mizzi“ oder „Der Familientag.“
Komödie in 1 Aufzuge.
Ant
#r weiß immer zu fesseln.
Seine W nun Dramen, Komödien oder
Novellen ernsten oder heiteren Genres, haben stets ein
eigenartiges Gepräge; sie erregen unser Interesse nicht
allein durch die farbenprächtige Buntheit der äußeren
Vorgänge, sondern vor allem durch die geistreichen Ein¬
fälle, den sprühenden Witz, die feine Ironie, die zwischen
den Zeilen und aus dem leicht fließenden Dialoge hin¬
durchleuchten. Meist steht das Weib bei ihm im Mittel¬
punkte der Handlung und darum gibt es bei ihm nebst
viel Leidenschaft und Sentimentalität auch nicht wenig
Pikanterie, die aber nie obszön wirkt, weil sie nie mehr
erraten läßt, als sie sagt.
Auch die neue Komödie von Schnitzler zeigt diese
Eigenschaften und darumefand sie auch bei uns eine recht
freundliche Aufnahme. Es ist ein mit viel Humor und
feiner Ironie gezeichnetes Sittenbild aus der sogenann¬
ten besseren Gesellschaft, aus der Welt des blauen Blu¬
tes, und zeigt uns, daß Liebe und Leidenschaft mit all
ihren Folgeerscheinungen ihre Opfer geradeso in diesen
Reihen sucht, wie in denen der anderen Gesellschaftsklas¬
sen, daß aber dort als die Hauptsache gilt, das äußere
Prestige, den Schein zu wahren. Der Inhalt wurde
seinerzeit folgendermaßen skizziert:
Graf Arpad Pazmandy, Kavallerie=Offizier i. R.,
wohnt mit seiner Tochter Mizzi außerhalb Wiens, dort,
wo noch alte, dichte, waldartige Gärten ein kleines aristo¬
kratisches Schlößchen verbergen. Dem alten Lebemanne
fehlt die Residenz durchaus nicht. Er fährt alltäglich mit
seinen raschen Gäulen dahin und kommt meist erst in
später Nachtstunde heim. Anders sein Töchterchen Mizzi.
Sie liebt die Einsamkeit und Stille und malt mit Pas¬
sion die Blumen der Gartens. Pazmandy steht am An¬
fange der Sechzig, sieht aber noch sehr gut aus, hat auch
ein braves ruhiges Leben geführt und soll nun plötzlich
Liebes, Altgewohntes aufgeben. Er hat frühzeitig seine
Gattin verloren. Der junge lebenslustige Offizier be¬
gann bald mit der gefeierten Ballerine Lolo Pallestri
eine Liaison. Lolo ist nicht mehr die Jungste; 38 Jahre
hat es bei ihr geschlagen. Sie hat ihrem Berufe Valei
gesagt und aus der Pallestri ist wieder die einfache bür¬
gerliche Lolo Langhuber geworden. Solange sie einen
Beruf gehabt hat, hat sie es sich erlauben können, „freie¬
ren Anschauungen zu huldigen". Es hat gewissermaßen
1 „Stellung" gehört. Jetzt aber, wo sie sich ins
Privatleben zurückgezogen hat, will sie in „geordnete
Verhältnisse“ kommen. Der Graf hat sie wohl zu seiner
Gattin machen wollen, aber die kluge Lolo hat Nein ge¬
sagt. „Es hätt' kein Gut getan.“ Und da sie sich über
Hals und Kopf in den Fiaker=Eigentümer und Hausbe¬
sitzer Nasner verliebt hat und ihn auch heiraten will, hat
sie mit dem Grafen gebrochen.
Pazmandy hat es ihr versprochen, daß sie ihn vorher
einmal auf seinem Landsitze besuchen, den schönen Garten
und das Schloß besichtigen dürfe Und so ist sie mit
einem Male unverhofft da. Der Graf ist bestürzt und
vor seiner Tochter Mizzi verlegen. Doch Mizzi kennt die
Geschichte und durchschaut die Situation. Sie nimmt
Lolo, die ihrem Vater so lange Zeit eine brave, treue
Gefährtin gewesen ist, herzlich und lieb auf. Da sind
nun Papa, Tochter und die illegale „Stiefmama“ bei¬
sammen. Aber noch andere Gäste sind anwesend: Fürst
Egon Ravenstein, gleichfalls ein älterer Aristokrat, streng
fendal, von weniger sympathischer Art wie Pazmandy,
und ein siebzehnjähriger Jüngling, Baron Philipp Ra¬
deiner. Dieses junge Herrchen wird aber in wenigen
Tagen gleichfalls das Ravensteinsche Adelsprädikat füh¬
ren, denn es ist der natürliche Sohn des Fürsten Egon,
der ihn jetzt nach der Matura adoptiert hat. Und seine
Mutter ist — Komtesse Mizzi, die 37jährige, die noch
hübsch und jugendlich aussieht. Gerade als der Vater
mit Lolo seine Beziehungen anknüpfte verliebte sie sich
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New-Vork, Paris, kom, Jull ne.u
burg, Toronto.
(Oscih mangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
beig
etsche Volkszeitung
1310 berg, Böhmen
vom: 25. OLCHel.
—
Reichenberger Stadttheoter.
„Komtesse Mizzi“ oder „Der Familientag.“
Komödie in 1 Aufzuge.
Ant
#r weiß immer zu fesseln.
Seine W nun Dramen, Komödien oder
Novellen ernsten oder heiteren Genres, haben stets ein
eigenartiges Gepräge; sie erregen unser Interesse nicht
allein durch die farbenprächtige Buntheit der äußeren
Vorgänge, sondern vor allem durch die geistreichen Ein¬
fälle, den sprühenden Witz, die feine Ironie, die zwischen
den Zeilen und aus dem leicht fließenden Dialoge hin¬
durchleuchten. Meist steht das Weib bei ihm im Mittel¬
punkte der Handlung und darum gibt es bei ihm nebst
viel Leidenschaft und Sentimentalität auch nicht wenig
Pikanterie, die aber nie obszön wirkt, weil sie nie mehr
erraten läßt, als sie sagt.
Auch die neue Komödie von Schnitzler zeigt diese
Eigenschaften und darumefand sie auch bei uns eine recht
freundliche Aufnahme. Es ist ein mit viel Humor und
feiner Ironie gezeichnetes Sittenbild aus der sogenann¬
ten besseren Gesellschaft, aus der Welt des blauen Blu¬
tes, und zeigt uns, daß Liebe und Leidenschaft mit all
ihren Folgeerscheinungen ihre Opfer geradeso in diesen
Reihen sucht, wie in denen der anderen Gesellschaftsklas¬
sen, daß aber dort als die Hauptsache gilt, das äußere
Prestige, den Schein zu wahren. Der Inhalt wurde
seinerzeit folgendermaßen skizziert:
Graf Arpad Pazmandy, Kavallerie=Offizier i. R.,
wohnt mit seiner Tochter Mizzi außerhalb Wiens, dort,
wo noch alte, dichte, waldartige Gärten ein kleines aristo¬
kratisches Schlößchen verbergen. Dem alten Lebemanne
fehlt die Residenz durchaus nicht. Er fährt alltäglich mit
seinen raschen Gäulen dahin und kommt meist erst in
später Nachtstunde heim. Anders sein Töchterchen Mizzi.
Sie liebt die Einsamkeit und Stille und malt mit Pas¬
sion die Blumen der Gartens. Pazmandy steht am An¬
fange der Sechzig, sieht aber noch sehr gut aus, hat auch
ein braves ruhiges Leben geführt und soll nun plötzlich
Liebes, Altgewohntes aufgeben. Er hat frühzeitig seine
Gattin verloren. Der junge lebenslustige Offizier be¬
gann bald mit der gefeierten Ballerine Lolo Pallestri
eine Liaison. Lolo ist nicht mehr die Jungste; 38 Jahre
hat es bei ihr geschlagen. Sie hat ihrem Berufe Valei
gesagt und aus der Pallestri ist wieder die einfache bür¬
gerliche Lolo Langhuber geworden. Solange sie einen
Beruf gehabt hat, hat sie es sich erlauben können, „freie¬
ren Anschauungen zu huldigen". Es hat gewissermaßen
1 „Stellung" gehört. Jetzt aber, wo sie sich ins
Privatleben zurückgezogen hat, will sie in „geordnete
Verhältnisse“ kommen. Der Graf hat sie wohl zu seiner
Gattin machen wollen, aber die kluge Lolo hat Nein ge¬
sagt. „Es hätt' kein Gut getan.“ Und da sie sich über
Hals und Kopf in den Fiaker=Eigentümer und Hausbe¬
sitzer Nasner verliebt hat und ihn auch heiraten will, hat
sie mit dem Grafen gebrochen.
Pazmandy hat es ihr versprochen, daß sie ihn vorher
einmal auf seinem Landsitze besuchen, den schönen Garten
und das Schloß besichtigen dürfe Und so ist sie mit
einem Male unverhofft da. Der Graf ist bestürzt und
vor seiner Tochter Mizzi verlegen. Doch Mizzi kennt die
Geschichte und durchschaut die Situation. Sie nimmt
Lolo, die ihrem Vater so lange Zeit eine brave, treue
Gefährtin gewesen ist, herzlich und lieb auf. Da sind
nun Papa, Tochter und die illegale „Stiefmama“ bei¬
sammen. Aber noch andere Gäste sind anwesend: Fürst
Egon Ravenstein, gleichfalls ein älterer Aristokrat, streng
fendal, von weniger sympathischer Art wie Pazmandy,
und ein siebzehnjähriger Jüngling, Baron Philipp Ra¬
deiner. Dieses junge Herrchen wird aber in wenigen
Tagen gleichfalls das Ravensteinsche Adelsprädikat füh¬
ren, denn es ist der natürliche Sohn des Fürsten Egon,
der ihn jetzt nach der Matura adoptiert hat. Und seine
Mutter ist — Komtesse Mizzi, die 37jährige, die noch
hübsch und jugendlich aussieht. Gerade als der Vater
mit Lolo seine Beziehungen anknüpfte verliebte sie sich
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