II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 164

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Erscher Courier
Angele ist ein Geschöpf der Straße. Wir können (und sollen)
eutsches Theater.
an seine besseren Instinkte nicht glauben. Und dennoch: wir
haben am Schlusse nicht den Mut zur befreienden Lache. Die
spiel=Abend: „Komtesse Mizzi“ oder „Der
Brutalisierung selbst dieser „Dirne“ stößt uns ab. Und unser
nödie in einem Akt von Arthue Schnitz¬
besseres Empfinden stürzt mit dem Kandidaten der zum
" Komödie in zwei Akten#
erstenmal in ihrer verborgensten Scham Getroffenen nach.
Hartleben.
Es bleibt ein bitttrer Nachgeschmack, über den uns alle
Honnover, 18. November.
Dialektik dieses Wortkünstlers nicht hinwegzutäuschen vermag.
Komödien, stofflich gar wesensverwandt, in
Hingegen Schnitzler: hier ist die Grazie eines Tänzers.
ruktur indessen, ihrer Optik des Menschen¬
Der frohe Leichtsinn eines begnadeten Causeurs. Eine An¬
klogischen Kolorit gar grundgegensätzlich,
mut, wie sie nächst den Franzosen nur den Wienern eignet.
Lustspielabend verbunden, ein recht inter¬
Schon der technische Trik, die tatsächlichen Handlungsvor¬
ernsthafterer dichterischer Eigenschaften.
gänge in die Vergangenheit zu legen, uns gleichsam nur die
en Otto Erichs. Seine „Angeie“ schlägt
Essenz der Erlebnisse rückschauend mit genießen zu lassen,
i“ des Oesterreichers durch den straffen,
läßt uns und ihn über alle Heikelkeiten des Stofflichen
kungen allenthalben bedachten Aufbau.
sanft in die Gefilde behaglicher poetischer Beschaulichkeit ent¬
ten=Ueberdeutlichkeit des Jugendwerkes, die
gleiten. Die eigentümlichen Beziehungen dieser Menschen
an seinem Zynismus sich selber noch Be¬
zueinander (der Mizzi zu Lolo, des Vaters Geliebter, Fürst
ist hart in ihren Mitteln, rücksichtslos in
Egons zu Mizzi, Mizzis zu ihrem von ihr selber verleug¬
frech im Theatralischen, durchsetzt mit bei¬
neten Sohne) werden so geadelt; sie sind versteckte, ver¬
baren Gegensätzen von Süßlich=Sentimen¬
schleierte, bekannte und doch unbekannte, allenthalben ver¬
Essenz, der ich den Namen „Juchhe=Anti¬
klärt und ins wahre Maß des Komödienhaften herauf¬
den möchte.
Nichts von alledem im
gerückt durch die tragikomische Ironie ihres Gefüges zu.
hakter. Das typische Werlchen eines Reifen,
einander. Schier beziehungslos entspinnt sich der Dialog,
hners, der alle billigen Wirkungen meidet,
er schreitet fort in seinem scheinbar absichtslosen, rein gesell¬
freizenden Pointierungen abhold ist. Eine
schaftlichen Plaudern, entwickelt uns von ungefähr die Fäden,
zart und still, wohl auch zu breit für das
die diese Menschen aneinander binden, und läßt ganz all¬
er Neben= und Untermelodien, ganz auf den
mählich, ohne stärkere Effekte, aber in konsequenter Führung
er Ironien eingestellt. Man hat geglaubt,
der Idee ein Mutterherz, das längst verzichtete, in Sinnen¬
mten Tendenz in ihr suchen zu müssen.
freuden sich zu töten suchte, dem Sohnesherzen wieder näher¬
Sie ist, im eigentlichsten Sinne, un¬
wachsen.
Genrebildchen; ein Lebensausschnitt; ganz
Die Aufführung, die diese beiden Komödien unter der
z Lächeln, ganz Verstehen.
schuf Aehnliches, Künstlerischeres, Zarteres.
Leitung Dr. Alt inns fanden, war gar verdienstlich.
Man hatte einen blühenden Sommergarten, ganz in grüne,
ne „Sittliche Forderung", halte sie in ihrer
ge¬
ihrer vorsichtigen Sprache an diese derbere
blaue und weiße Töne gestimmt, für „Komteß Mizzi“
bird verstehen, was uns bei diesem Zweiakter
schaffen (hergestellt im eigenen Atelier durch den Theater¬
käftigen Humor, seinem durchgefeilten, alle Wir¬
meister Richter). Der spendete Behaglichkeit und Lebens¬
erschöpfenden Dialog befremdlich anmutet.
freude. Und Frl. Leithner als Mizzi traf gar trefflich
ften ja in Otto Erichs Brust: die sentimen¬
den milden, wienerisch gefärbten Tonfall für diese über¬
legene, selbständige, so klug unter den Männern um sie her
gläubig, anbetend sein möchte; die zynische,
sich bewegenden Gestalt. Sie hatte leise Trauer bei aller
stets das Gefühl durch einen guten Witz
Röhnende Wechselspiel der beiden feind¬
Lebfrische, ironische Duldsamkeit, verzeihendes Verständ¬
mucht den Reiz der Hartlebenschen Novellen
nis, Sicherheit. Und gar ergötzlich kam in ihrem Mienen¬
Denn schließlich siegt der Glaube an das
syiel die mütterliche Freude zum Ausdruck an dem frechen
in der hergebrachten Fore) ja doch. Hier,
Bengel, der ihr da plötzlich als 17jähriger Sohn zugeführt
wuchert der Zynismus. Ein freier, frecher,
wird. Herr Vollmer, in den Bewegungen etwas zu
stellenweise befreiender Zynismus. Indes
jugendlich, war sonst ganz der elegante Lebemann mit dem
hlt. Die Verneiner, die Baalanbeter des
rücksehnenden Herzen. Herr Donath gab als Philipp des
Werke überwiegen. Der arme Kandidat mit
Jungenhaft=Lebendigen wohl zu viel. Sonst aber war's eine
en kommt nicht dagegen auf Gewiß: 1 frische, erquickende Leistung. Und Frl. Malten verband
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#en. Ass Msessagne Meneem
gar
geschickt die Nuanen der ins Bürgerliche würdevoll ent¬
gleitenden Balletteuse.
Geschlossener noch in der Gesamtstimmung gelang „An¬
gele". Hier war Herr Eivenack als Lebemann mit senti¬
mentalem Einschlag so recht in seinem Element. Der trockene
Zynismus, die Ekstasen mit rascher Abkühlung wirkten glaub¬
haft, stark und sicher. Dem Sohne ward Herr Vollmer in
der natürlichen Geradheit des nur angekränkelten, nicht ver¬
dorbenen Empfindens voll gerecht, Frl. Hellmuth war eine
graziöse, kokette, freche und anmutvolle Angele, die in allen
Nuancen doch niemals abstoßend wirkte, und dem Kandidaten
lieh Herr Müller die rechte Schlichtheit.
F. B—dr.