II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 168

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21. Konlesse Mizz1oder derFaniLientag
nenie in Senten
vorhanden, aber er ist lustig und nicht ohne Grazie, wenn auch etwas
etwas mehr Ton gibt
umständlich. Wie bei der Kokusnuß ist für einen so kleinen Kern zu
Neues Schauspielhaus.
Wie der letzte All
viel Emballage. Dennoch schlug die Komödie kräftig ein und berei¬
„Flörentinische
tete die beste Stimmung vor — nicht zuletzt dank der Darstellung,
Schnitzler — Wilde — Dantas — Schnitzler.“
kehrende Kaufmann S
die nur noch im Tempo zu beschleunigen wäre. Der Benesiziant
Selten ist der sogenannte Ehrenabend für einen Königsberger
Sohn des florentinisch
spielte den Grafen, Frau Rosner aus der Fülle und Anschauung
Künstler wirklich so ehrenvoll verlaufen, wie dieser Benefizabend
und spielt voll lauernd
ihrer Natur, der nichts Menschliches fremd zu sein scheint, die Kom¬
des Herrn Robert. Der Künstler überhäufte uns mit literari¬
wie ium Scherz, zu #
tesse. Gleich ihr konnte auch Herr Schönemann als Fürst reizend
schen Gaben, die mit dem Reiz des Neuen die Würde des Wertvollen
den Fechtenden und flik
Wienerisch plauschen. Er hat damit auch sein Talent für „alte Herren“
vereinten. er gab eine vierfache Mise-en-scène von großer Klugheit
aber überwindet und e
dokumentarisch beglaubigt — bis auf die schlechtsitzende weiße Pe¬
derbare — wie Wilde
und starkem Empfinden und präsentierte sich zugleich darstellerisch
rücke, die unterm Strohhut ungefähr wie ein klinischer Kopfverband
als eine Art Verwandlungskünstler. Er hatte aus vier Stücken, die
vor dem Sieger wie gc
aussah. Den Sohn dieser illegitimen Verbindung gab Herr Aldot
(er sich mit löblichstem Eifer aus den Winkeln der Weltliteratur zu¬
„Warum hast Du mi
ganz nach Vorschrift „frech, aber fesch“. Frau Peppler brachte,
sammengeholt hat, eine Art Symphonie aufgebaut mit vier stark
die zum tödlichen Str#
wohl wegen Besetzungsschwierigkeiten, als Lolo das Opfer, eine Ju¬
unterschiedlichen Sätzen: ein munteres Allegro, mit dem merkwürdiger¬
berauscht: „Warum ha
bend zu markieren, die nicht die ihrige ist.
weise das Scherzo vorweggenommen wurde; ein sanftes Andante;
Von stärkstem Kontrast hierzu war die folgende Dichtung des Por= Liebe und Haß im A
ein scharf gegipfeltes Allegretto von lang verhüllter Leidenschaft und
Dichter — der ein gro
iugiesen Julio Dantas, die zum ersten Male vor neun Jahren im
mit dieser Schlußpoin
ein tragisch ausklingendes Finale mit heiterem Einschlag. Die Stücke
Theater Donna Amelia zu Lissabon aufgeführt worden ist: „Das
die bei reicherer Entf
hhtten unter sich natürlich keinen festen Zusammenhang, doch spielte
[Nachtmahl der Kardinäle.“ Hinter dem klangvollen Titel
Verse gezwüngt, aber
fast in alle „das unerschöpfliche Thema“ so oft und so lebendig hin¬
könnte man vielleicht eine Tragödie von der blutigen Farbe der Kardi¬
sein, daß man das Ganze zwanglos auf den Generalnenner „Liebe“
matische Anekdote ann
nalsmäntel wittern. ... Nichts davon; nur ein entzückendes Rokokobild,
bsingen könnte.
das ohne dramatischen Nerv uns allein durch seine Stimmung gefangen fremdenden Schlußn
Anfang und Ende beherrschte Artur Schnitzler, dem an
nimmt. Drei greise Kirchenfürsten speisen im Vatikan zur Nacht. Die etwas kalt, und ich gla
ns kreiert h#
einem gemischten Einakterabend ja stets eine erste Stelle gebührt, da
beiden älteren blicken voll naiven Neides auf den Jüngsten, einen Sech= Kr
nDichtung
b
er es in der Herstellung solcher dramatischen Kleinigkeiten zu einer
ziger. „Erst sechzig grüne Jahre; das ist der volle Lenz!“ Aus einem
eben
wahren Svezialität gebracht hat. Seine erst vor drei Jahren an die
politischen Wortwechsel, der mit dem Friedenskusse beigelegt wird, geht
Oeffentlichkeit getretene „Komtesse Mizzi“ ist neben „Literatur“
gi
die Unterhaltung in — Liebesbekenntnisse über. Die Alten schwelgen in
paa
sein amüsantester Einakter: ein liebenswürdiger Spiegel jener laxen
dem Glück der Erinnerung, dem einzigen Paradiese, aus dem wir nie
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Sitten, die man gewissen Regionen des modernen Wienertuums
vertrieben werden können. Der Dreiundsiebziger war einst ein gefähr¬
den
gerne nachsagt. Ein bißchen lax geht's nämlich wirklich zu —
licher Raufbold, den auch in der Liebe nur die Eroberung reizte; der
um den Grafen Pazmandy und seinen Intimus Fürsten Ravenstein, und
gen: b
Sechziger singt eine Hymne auf den Esprit:
lers „L
es ist gar nicht leicht, ihre verwickelten Familien „Verhältnisse“ mit weni¬
Die Lieb' ist nicht Bravour; vor allem ist sie Geist.
den Worten auseinanderzusetzen. Also erstens hat der Graf schon seit bald
Thanat
Das Schwert bekämpft den Mann, und schön ist's, ihn bekriegen.
kannt.
zwei Jahrzehnten ein Verhältnis, das natürlich nicht vom Hochadel,
Der Geist vermag noch mehr: er lehrt das Weib besiegen.
sondern nur vom Theater ist. Es ist nun sehr drollig, wie Graf
lösunge
Zuletzt nimmt der Senior das Wort und erzählt von einer Liebe, die
Pazmandy sein süßes Geheimnis (das demnächst heiraten will) um
und Demütt
allzu früh der Tod getrennt. Damals ist auch er der Welt abgestorben,
ling, durch ein einzig
jeden Preis vor seiner Tochter zu wahren sucht, während dieses
und aus der irdischen Sehnsucht erwuchs ihm die himmlische. Die Hörer
dann aber mit in d
„kleine Mäderl“ sexuell viel aufgeklärter als der Vater ist und mit
können sich der Tränen nicht erwehren, und die Frage drängt sich ihnen
dessen Intimus bereits über einen siebzehnjährigen Sohn verfügt.
Glück,“ sind seine le
auf: „Hätt' von uns drei'n nur er, was Liebe ist, gewußt?!" Dieses
Was hat ein Sterbe
Alles was in diesen vorurteilslosen Kreis gehört, trifft an einem
poetische Stücklein wird von dem ganzen Abend manchen am meisten an¬
aufeder Welt sein wa
kritischen Tage erster Ordnung in der Villa des Grafen zusammen:
gesprochen haben. Die Regie hatte es in allen Teilen wundervoll abge¬
vie Theaterdame mit ihrem Bräutigam, einem biederen Fiaker, die
lomte“ ein rundes M
tönt, und so fiel es eigentlich gar nicht auf, daß die Darsteller ihrer Natur
tat. Nur hatte ein
Komtesse mit ihrem Sohn, den sie bis dato noch gar nicht gesehen
nach gar nicht an ihrem Platze waren. Denn bei aller Delikatesse des
erwa
hatte, der Fürst 2c. Mithin ein richtiger Familientag! Er erhält
liche Satyrstück
Spiels ließ Herr Perlberg, der auch seine monotone Deklamation
schadlos, indem es
dadurch noch seine besondere Weihe, daß Komtesse Mizzi sich an¬
noch etwas auffrischen müßte, doch zu wenig den verflossenen spanischen
Herr Schöneman
scheinend entschließt, dem Vater ihres Sohnes die Hand zu reichen,
Hidalgo erkennen, ebenso wenig wie Herr Förster schon äußerlich der
nachdem sie vorher ihren — augenblicklichen Freund,
Typus eines durch Geist berauschenden Franzosen ist. Herr Robert übrigens nicht die ge
einen Malprofessor, für immer mit den Worten verabschiedet
hat: „Und grüßen S herzlich Ihre Frau und Kinder!“ Also wirkte hier besonders durch seine vorzügliche Maske, sprach aber zu leise, Gegenteil ebenso takt
Ueberfluß an Moral ist in diesem echt Schnitzlerschen Reigen nicht worüber in diesem kleinen Theater überhaupt oft geklagt wird. Die In¬ einmal bedauern, 1