II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 202

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21. Koh Mizz □oder der Fani Lientag
efühlswelt im Laufe der
Man spielte, an diesem Abend im Lessingtheater glorreich,
die mutterlose, heimlich
wie in früherer Zeit. Emanuel Reicher war als Graf Ar¬
lo kennen zu lernen. Sie
pad vollkommen, hatte als alter Grütz große Momente. Irene
mpfinden, aber der große
]Triesch legte in die Brust der Komtesse Mizzi ihre empfindsame
chnell gibt sie noch einem
und kluge Seele, Else Lehmann gab als Mena ein massiges
Liebhaber den Ab¬
Stück Wirtschaft. Sonst zeichneten sich noch Monnard, die Sussin,
sen Vater, wird mit ihm
Stieler. Ziener, Armin Wassermann, M. Albrecht aus. Und es
Philipp treffen. Und sie
wäre ein schöner Tag gewesen, wenn nicht in die Heiterkeit des
der große Junge da ist.
Abends ein dunkler Ton hineingeklungen wäre: Hermann
Bang ist tot, er kann nicht mehr sehen, noch schreiben, noch den
ichter wie Schönherr
Tod des Künstlers spielen, wie damals als er im Königsberger
dies überfeinerte Stück
Goethebund aus seinem Roman „Michael“ las. Er war gütig,
Erdgeruch spüren, nach
ein Künstler, etwas melancholisch und von einsamer Vornehmheit.
orben war. Ich gestehe,
Walter Heymann.
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„Kunst und Wissenschaft
Schnitzler und Schönherr im Lessing=Theater
Die Zusammenkoppelung zweier älterer Komödien mitten in
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der Saison ist wohl als Repertoireverlegenheit zu deuten. Die
beiden Komödien, Schnitzlers Einakter „Komtesse Mizzi“ und
Ute.
der Schönherrsche Dreiakter „Erde“ tragen die Marke „Oester¬
des
reichisch“. Wie das zerrissene Oesterreich die verschiedensten Völker¬
1t“
typen aufweist, so sind auch diese beiden Werke von grund¬
verschiedener Wesensart. Bei Schnitzler wienerische Weichheit,
zen
Vornehmheit, Gewandtheit, Diskretion, Gepflegtheit, ein geistvoller
en
Dialog mit zarten Andeuungen, Schen vor jedem lauten Wort,
vor einer dramatischen Lärmhandlung; bei Schönherr tirolerische
er¬
Herbheit, Sparsamkeit in Worten, Fülle an Deutlichkeit.: Dort
uns
eine spielerisch scheinende und doch treffende Psychologie, hier nichts
als ein Instinkttrieb, ein elementares Begehren: ein Stück Erde
sein nennen zu dürfen. Bei Schnitzler ist die Unterüberschrift „Ein
Familientag“ ein Witz (Komtesse Mizzi, Fürst Egon, ferner Mizzis Vater,
eine Schauspielerin, ein Fiakerbesitzer, ein natürlicher Sohn, ein Kunst¬
professor, sie alle gehören sozusagen zur Familie), bei Schönherr ist
die Ueberschrift die Tendenz. Vergleiche zwischen beiden Werken sind
wegen ihrer Charakterverschiedenheit ungerecht; aber das muß ge¬
sagt werden, daß die „Erde“ Schönherrs mich dieses Mal kälter
als vor einigen Jahren gelassen hat, während Schnitzlers gleich¬
falls älterer Einakter auch heute noch Wärme verbreitete. Vielleicht
lag das zum Teil an der Darstellung. Else Lehmann, d
erdige, mußte sich in der Erde“ leider mit dem österreichischen Dialekt
herumschlagen, wodurch ein Riß in ihre Mena kam, und Reicher war
mehr ein kluger, denn ein symbolisch zäher, dem Tode trotzender
Altbauer Grutz. Bei Schnitzler dagegen bildeten die Triesch als
Komtesse, Reicher als ihr Vater, die Sussin als Schauspielerin und
selbst Monnard, der sonst zu derb ist, als Fürst Egon ein elegantes,
stimmungsvolles Ensemble. In der „Erde“ waren die Nebenrollen
der bessere Teil, so Ziener als Vielfraß=Knecht, Forest als Eis¬
hofbäuerlein, Sussin als Magd; während Stieler, als Sohn des
alten Grutz, also die dritte Hauptrolle, zu wehleidig und weich¬
war. Nach beiden Werken dankte Direktor Brahm für den Beitcll.
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