II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 212

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21. Komtesse Mizz ioder der Fani Lientag


Dr. Max Goldschmiit
Theater und Musik.
25 Burcau für 8#
[„Komtesse Mizzi,“ Komödie in 1 Akt
Zeitungsausschnitte
von Artur
4Zu den beiden Einaktern,
Berlin N. 24
Telaphon III 1051.
die lürglich Mider=Sanme“=Parodie einen Thea¬

terabend fillten, gesellte sich gestern, als Novität
Ausschnitt aus
für Teplitz, Schnitzler's einaktige Komödie „Kom¬
tesse Mizzi,“ ein Stück, das zwar seinem ganzen We¬
sen nach als eine interessante Plauderei betrachtet
Meoldienburgische Zeitung, Schwerin
werden kann, aber seinem Inhalte nach auf einem
starken dramatischen Fundamente ruht. Dazu
kommt die geistvolle Art, mit der Schnitzler den
Stoff behandelt, der liebenswürdige Humor, der
über einzelne Szenen gebreitet ist und die seine
Satire, die aus manchem der Gespräche hervorleuch¬
tet. Die Handlung hat eine ziemlich heikle Vor¬
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geschichte. Die einzige Tochter des Grafen Poz¬
mandy hat in früher Jugendzeit mit des Vaters
Duba Jhmun gMich
bestem Freunde, dem Fürsten Ravenstein, Beziehun¬
gen gepflogen, die nicht ohne Folgen geblieben sind.
tim letztere handelt es sich auch in einem vom
Diese intime Bekanntschaft blieb der Offentlichkeit
Lessing=Theater gebrachten Einakter Arthur
ein Geheimnis, das zu bewahren beide Teile guten
Schnitzlers: „Komtesse Mizzi“. Ein kapri¬
ziöses und geistvolles Stückchen, das ein heikles Thema
Grund hatten, umsomehr, als der Fürst verheiratet
mit tänzelndem Humor feinsinnig durchführt. Warum
war. Fürst Egon hat seinen illegitimen Sohn unter
sich Karl Schönherrs schwerblülige „Erde“ an¬
angenommenem Namen am Lande erziehen lassen,
schloß, ist unerfindlich. Das hier an anderer Stelle
ohne der Komtesse=Mama hievon Mitteilung zu
oft gegebene Werk mußte unter dem koketten Getändel
machen, die ihrerseits an ihren Fehltritt nicht er¬
des Anfangsspiels verlieren, umsomehr, als Dar¬
innert werden will und sich im Laufe der Jahre
stellung und Regie viel, recht viel zu wünschen übri¬
ohnedies bei anderen Männern schadlos gehalten
ließen.
hat. Nun führte der Fürst, der mittlerweile Witwer
geworden ist, den zum Jüngling herangewachsenen
Sohn der nunmehr 37jährigen Komtesse zu, die,
I
anfangs darüber entsetzt, so plötzlich an ihre Ver¬
Augschunt ans
gangenheit erinnert zu werden, später an dem
Jüngling, — der seinerseits keine Ahnung hat, wem
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er sich gegenüber befindet — Gefallen findet. Eine
Maeled Zelen
gemeinsame Badereise des Grafen Pozmandy —
der dringend eine Zerstreuung braucht, weil ein
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altes „Verhältnis“ sich von ihm gewendet, um zu
heiraten — und der Komtesse mit dem Fürsten und
seinem Sohne eröffnet schließlich die Aussicht, daß
aus dem Fürsten Egon und der Komtesse Mizzi
doch noch ein Paar wird und der junge Philipp
dann auch erfahren wird, wer seine Mutter ist.
Theater und Musik
Das reizende Stück, das bei entsprechender Dar¬
Schönherr und Schnitzler-Im- Leilingtheater
stellung im Schnitzler'schen Stile und bei Aufrecht¬
Zwei illustre Namen! Zwei illustre Stücke! Diese „Komteß
haltung des richtigen Milieus einen dramatischen
[Mizzi“ gehört zu den besten Schöpfungen des flotten Wiener
Genuß feinster Sorte bieten müßte, fiel nahezu ab,
Schnitzlers. Ein Akt nur — und es ziehen achtzehn Jahre
vorbei! Komteß Mizzi hat einst mit dem Freunde ihres Vaters,
weil die Darstellung schleppend und uninteressant
dem Fürsten von Ravenstein, angebandelt — und daraus ist ein
und die Charakterisierung der einzelnen Figuren
Sohn entsprungen, der von dem Geheimnis seiner Geburt keine
total verfehlt war, und sonach eine Stimmungslosig¬
Ahnung hat. Er hat infolgedessen auch keine Ahnung, daß die
keit hervorgerufen wurde, die es wünschenswert er¬
schöne elegante vornehme Dame, zu der sein Vater ihn führt
und mit der er so keck=allerliehst und angeregt plaudert, seine
scheinen ließ, daß man solchen, eine eigenartige
Komteß Mizzis Vater hat sich die Jahre über.
Mutter ist.
Wiedergabe bedingenden Stücken lieber aus dem
mit seiner lieben Lolo vom Ballett getröstet. Von dieser muß
Wege gehen sollte. Frl. Proß als Komtesse Mizzi
er nun Abschied nehmen, denn Lolo will ebenso liebewütig wie
erregte sympathisches Interesse; sie war gewandt
##eyrsam und tugendhaft“ einen Fuhrwerksbesitzer heiraten ...
Es findet also quasi ein heimlicher „Familientag“ im Grafen¬
und graziös im Dialog, aber es fehlte ihrem Spiel
hause statt. Das Publikum war entzückt und enthusiasmiert davon.
der leichte und doch diskrete Ton, der hier das
Irene Triesch mit ihrem Andeuten, mit ihrem graziösen
Charakteristische der Figur der Komtesse ausmacht.
Hinweghuschen über so vieles Heikle, mit dem wunderfeinen Ver¬
Ihre Darstellung ließ eine höhere Tragik ahnen,
mögen, auch unausgesprochen etwas sagen zu können, war eine
diese elegante, schöne
meisterhafte „Komteß Mizzi“
als der Dichter in sein Werk hineingelegt hat und
„Mittedreißigerin". Mathilde Sussin, die man sehr
seine Heldin über ihr Schjcksal empfindet.
mit Unrecht immer ins zweite Treffen stellt, denn sie

eine erstklassige Künstlerin, bot eine gleichwertige Lolo. Der
Hauptgewinn des Abends, der junge kecke Gesell, war Erich
„Der Rosenkavalier.“
Wolter als der heimliche Sohn der schönen Komteß.
Schönherrs „Erde“ ist vom Hebbeltheater bekannt. Ein
Musikalisches Lustspiel in 3 Akten von Richard
knorriges, wurzelechtes Stück, eine urwüchsig=gesunde Lebens¬
Strauß. Text von Hugo v. Hoffmannstal.
bejahung, der das gebildete Publikum des Lessingtheaters seltsam
F
un- Wiealutt
fremd mit kühlem Unverständnis gegenüberstand! Und es spielte
eine Elfe Lehmann mit! Und es gab Emanuel Reicher
den alten Grutz, der dem Tod immer wieder so sieghaft ein
Schnipchen schlägt! ...