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S S
21. Kont Hoder der Fanilientag
.
(Unelienengabe oane Gewähr.]
—lile
egen, London, Madria, Mailand, Minnespolls,
Ausschnitt aus:
tiew-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters.
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.
7. FES. 1812 Fuhfürtor Zeitung
ve1
1
745
Ausschnitt aus:
zutgen. Eine solhe Piesse“ rachte Zweisen Sutschere
besparnis mit sich
2. Grtker Tagespost, Gruz
*Wiener Theater.] Man schreibt uns aus der öster
vom:
Abendblatt
freichischen Hauptstadi: Bei den Leuten vom Bau in Wieng
swar man diesmal recht neugierig auf den Ausgang einer.
[Theaterpremière in — Berlin. Zwei Wiener Dichter waren,
lda ja zusammengespannt, um den Karren des Lessingtheaters,
Komtesse Mizzi von A. Schnitzler fand jüngst
weiterzuziehen, Schönherr und Schnitlet recht un¬
im Berliner Lessing=Theater beifällige Aufnahme. Das
gleiches Paar, aber beide mit ihren vielleicht echtesten
Stücken. Schönherrs „Erde“ gewinnt hier von Vorstellung
Werk gehört zu Schnitzlers allerfeinsten Delikatessen,
zu Vorstellung; zuletzt hat noch der alte Baumeister sich:
und die in ihrer Vollkommenheit einzigartige Darstellung
als Grutzenbauer auf die Bretter des Burgtheaters gewagt..
des Lessing=Theaters läßt nicht begreifen, daß der meister¬
Schnitzlers „Komtesse Mizzi“ hat von Anfang an im
liche Nippeinakter so spät erst nach Berlin kam. Vor¬
„Deutschen Volistheaier“ durchschlagenden Erfolg gehabt. Wie¬
werden sich die Berliner zu den Beiden stellen? fragte man sich
urteilslosigkeit und gutmütige Natürlichkeit führen einen
vor allem: wird Brahm die beiden Stücke richtig besetzen kön¬
ironischen Kampf gegen die Gesetze der Welt. Die Welt
nen. Das eine ist so alpin, das andere so weanerisch, daß die
hat die jetzt alternde Komtesse dereinst gezwungen, den
Verpflanzung auf anderen Boden nicht unbedingt gelingen
Mutterrechten zu entsagen, die das Mädchen vor neun¬
muß. Und dann: was goutiexen die Berliner mehr, die Alpen¬
rose oder die Orchidec? Nun kamen die Berichte. Die Alpen¬
zehn Jahren geheim erworben hat (im Liebesverhältnis
rose hat ein wenig befremdet, die Orchidee hat fasziniert.
mit einem verheirateten Fürsten); doch nicht zur wilden
Merkwürdig geung. Das Kontingent der Alpinisten in Bersing.
S
Rächerin, noch zur entsagenden Nonne hat sie die Welt
n
machen können. Komtesse Mizzi bleibt heiter und betrügt
ist ja beträchtlich, die Kenner Wiens dürften hingegen nicht
die betrogen sein wollende Gesellschaft. Eine der kecksten
allzu zahlreich sein. Und nun hat das köstlich ironische Wiener
Stimmungs= und Sittenbildchen Schnitzlers lauten Beifall ge¬
Szenen aller Lustspiele ist die, in der sich Vater, Mutter
habt, Schönherrs wurzelstarkes, tiefsymbolisches Werk von der
und Sohn der unehelichen Familie treffen, ohne daß ein.
Unverwüstlichkeit des Erdgewachsenen aber ginz i den Ge¬
entzügeltes Temperament den Schleier über den Be¬
mütern vorüber. Hat da großstädtisches Gemeingefühl mitge¬
wirkt, oder kann man die „Erde“ doch nicht so besetzen wie in
ziehungen lüftet. Dieser Schleier und diese Keckheit sind
Wien? Wir wissen es nicht. Es ist uns aber auch nicht bange
von einer Anmut gebunden, die unter den deutschen
um die „Erde“. — Und dann unterhielten wir uns bei den
Dramatikern kein anderer wie Artur Schnitzler besitzt.
„Fünf Frankfurtern". Da gab es, wie schon gemeldet,
Diskret im indiskretesten Dialog ist sein Humor: eine
viel Kopfschütteln und Bedenken. Wäre das Stück auf irgend
einer der Privatbühnen über die Bretter gegangen, hätte sich
veredelte Wiener Mischung von Spott und Gemüt. Ganz
Niemand gewundert. Im Hofburgtheater war die Sache
mit diesem Charme und mit aller Leichtigkeit des Un¬
brenzlig. Weiß Gott, es kommen da doch zu viel genierliche
willkürlichen wurde das Spiel gespielt — von Emanuel
Dinge vor. Ein regierender. Fürst, der seine Hand verschachert,
Reicher, Heinz Monnard, Erich Walter, Mathildg Sussin,
ein Vorfahr der Rothschilds, der für seine Tochter eine Herzogs¬
krone erpressen will, die Stube im Frankfurter Judenhause
und von Irene Triesch, der wahren Inkarnation der
als Wiege des hochfeudalen Geschlechtes der Freiherren v.
h. k.
Komtesse Mizzi.
Rothschild, alles Dinge, die hier im erinnerungsseligen Wien,
un der Hofbühne des Hauses Habsburg ganz anders empfunden
S
werden als irgendwo draußen im Reiche. Auch der Autor hat
es sich gewiß nicht träumen lassen, daß sein harmloses Sitten¬
bildchen gerade in den glänzenden Rahmen der Hofburg ge¬
raten werde — der nebenbei gesagt, viel zu weit ist für die
enge Stube des Stammhauses Rothschild — aber Baron Ber¬
ger hat in seiner Kassennot dazu gegriffen und der Erfolg
hat ihm recht gegeben. Eine ganze Serie von Vorstellungen
ist schon im vorhinein ausverkauft. Wenn nur nicht doch ein
Machtwort von oben kommt!
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21. Kont Hoder der Fanilientag
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(Unelienengabe oane Gewähr.]
—lile
egen, London, Madria, Mailand, Minnespolls,
Ausschnitt aus:
tiew-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters.
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.
7. FES. 1812 Fuhfürtor Zeitung
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Ausschnitt aus:
zutgen. Eine solhe Piesse“ rachte Zweisen Sutschere
besparnis mit sich
2. Grtker Tagespost, Gruz
*Wiener Theater.] Man schreibt uns aus der öster
vom:
Abendblatt
freichischen Hauptstadi: Bei den Leuten vom Bau in Wieng
swar man diesmal recht neugierig auf den Ausgang einer.
[Theaterpremière in — Berlin. Zwei Wiener Dichter waren,
lda ja zusammengespannt, um den Karren des Lessingtheaters,
Komtesse Mizzi von A. Schnitzler fand jüngst
weiterzuziehen, Schönherr und Schnitlet recht un¬
im Berliner Lessing=Theater beifällige Aufnahme. Das
gleiches Paar, aber beide mit ihren vielleicht echtesten
Stücken. Schönherrs „Erde“ gewinnt hier von Vorstellung
Werk gehört zu Schnitzlers allerfeinsten Delikatessen,
zu Vorstellung; zuletzt hat noch der alte Baumeister sich:
und die in ihrer Vollkommenheit einzigartige Darstellung
als Grutzenbauer auf die Bretter des Burgtheaters gewagt..
des Lessing=Theaters läßt nicht begreifen, daß der meister¬
Schnitzlers „Komtesse Mizzi“ hat von Anfang an im
liche Nippeinakter so spät erst nach Berlin kam. Vor¬
„Deutschen Volistheaier“ durchschlagenden Erfolg gehabt. Wie¬
werden sich die Berliner zu den Beiden stellen? fragte man sich
urteilslosigkeit und gutmütige Natürlichkeit führen einen
vor allem: wird Brahm die beiden Stücke richtig besetzen kön¬
ironischen Kampf gegen die Gesetze der Welt. Die Welt
nen. Das eine ist so alpin, das andere so weanerisch, daß die
hat die jetzt alternde Komtesse dereinst gezwungen, den
Verpflanzung auf anderen Boden nicht unbedingt gelingen
Mutterrechten zu entsagen, die das Mädchen vor neun¬
muß. Und dann: was goutiexen die Berliner mehr, die Alpen¬
rose oder die Orchidec? Nun kamen die Berichte. Die Alpen¬
zehn Jahren geheim erworben hat (im Liebesverhältnis
rose hat ein wenig befremdet, die Orchidee hat fasziniert.
mit einem verheirateten Fürsten); doch nicht zur wilden
Merkwürdig geung. Das Kontingent der Alpinisten in Bersing.
S
Rächerin, noch zur entsagenden Nonne hat sie die Welt
n
machen können. Komtesse Mizzi bleibt heiter und betrügt
ist ja beträchtlich, die Kenner Wiens dürften hingegen nicht
die betrogen sein wollende Gesellschaft. Eine der kecksten
allzu zahlreich sein. Und nun hat das köstlich ironische Wiener
Stimmungs= und Sittenbildchen Schnitzlers lauten Beifall ge¬
Szenen aller Lustspiele ist die, in der sich Vater, Mutter
habt, Schönherrs wurzelstarkes, tiefsymbolisches Werk von der
und Sohn der unehelichen Familie treffen, ohne daß ein.
Unverwüstlichkeit des Erdgewachsenen aber ginz i den Ge¬
entzügeltes Temperament den Schleier über den Be¬
mütern vorüber. Hat da großstädtisches Gemeingefühl mitge¬
wirkt, oder kann man die „Erde“ doch nicht so besetzen wie in
ziehungen lüftet. Dieser Schleier und diese Keckheit sind
Wien? Wir wissen es nicht. Es ist uns aber auch nicht bange
von einer Anmut gebunden, die unter den deutschen
um die „Erde“. — Und dann unterhielten wir uns bei den
Dramatikern kein anderer wie Artur Schnitzler besitzt.
„Fünf Frankfurtern". Da gab es, wie schon gemeldet,
Diskret im indiskretesten Dialog ist sein Humor: eine
viel Kopfschütteln und Bedenken. Wäre das Stück auf irgend
einer der Privatbühnen über die Bretter gegangen, hätte sich
veredelte Wiener Mischung von Spott und Gemüt. Ganz
Niemand gewundert. Im Hofburgtheater war die Sache
mit diesem Charme und mit aller Leichtigkeit des Un¬
brenzlig. Weiß Gott, es kommen da doch zu viel genierliche
willkürlichen wurde das Spiel gespielt — von Emanuel
Dinge vor. Ein regierender. Fürst, der seine Hand verschachert,
Reicher, Heinz Monnard, Erich Walter, Mathildg Sussin,
ein Vorfahr der Rothschilds, der für seine Tochter eine Herzogs¬
krone erpressen will, die Stube im Frankfurter Judenhause
und von Irene Triesch, der wahren Inkarnation der
als Wiege des hochfeudalen Geschlechtes der Freiherren v.
h. k.
Komtesse Mizzi.
Rothschild, alles Dinge, die hier im erinnerungsseligen Wien,
un der Hofbühne des Hauses Habsburg ganz anders empfunden
S
werden als irgendwo draußen im Reiche. Auch der Autor hat
es sich gewiß nicht träumen lassen, daß sein harmloses Sitten¬
bildchen gerade in den glänzenden Rahmen der Hofburg ge¬
raten werde — der nebenbei gesagt, viel zu weit ist für die
enge Stube des Stammhauses Rothschild — aber Baron Ber¬
ger hat in seiner Kassennot dazu gegriffen und der Erfolg
hat ihm recht gegeben. Eine ganze Serie von Vorstellungen
ist schon im vorhinein ausverkauft. Wenn nur nicht doch ein
Machtwort von oben kommt!