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21. Kontesse Mi.41oder der FaniLientag
bungen anerkannte: und schon
Tage dank einem aus der Provinz¬
drängt es auch ihn zur Bühne.
verborgenheit auftauchenden erwach¬
Gleich sein dramatischer Erstling,
senen Sohn doch noch ihren „Fa¬
die dreiaktige Komödie „Nach¬
milientag“ erleben muß. Wie hier
trab“ hatte das Glück, den „Neuen
Gott Hymen erst naht, als die Frage
Verein“ für sich zu gewinnen, und
der Nachkommenschaft längst in
dieser brachte nun als geschlossene
positivem Sinne gelöst ist, so fallen
Vorstellung des Münchner Lust¬
auch in Fritz Friedmann¬
spielhauses die Uraufführung her¬
Frederichs Schwank „Das
aus. Was man da zu sehen bekam,
Familienkind“ (Neues Schau¬
konnte einigermaßen wunderneh¬
spielhaus) legitime Verlobung und
men. Von dem ganz besonderen
erster offizieller Brautkuß lange hin¬
Naturschwärmer, von dem schwung¬
ter Heirat und Taufe: was ein ro¬
vollen Pathetiker und verträumten
mantischer Seesturm und Schiff¬
Idealisten Schanderl war da gar
bruch vor drei oder vier Jahren
nichts zu spüren, ein derber Natu¬
schon vor dem lieben Gott und dem
ralist zeigte sich, der mehr mit breit¬
ausländischen Standesamt zuwege
behaglichem Lachen und Schmun¬
gebracht hat, das „deichselt“ nun
zeln als mit dem feindlichen Hohn
vor Erbtante, Schwager und frei¬
jener Satire, die der enttäuschte
herrlichem Schwiegervater der k. k.
Idealismus am Leben zu üben
Oberleutnant, indem er im Schoße
pflegt, die Fäulnis der modernen
der Familie Apfelstrudel und son¬
Gesellschaft aufdeckt, ganz so wie
stige Gemütsdinge backt. Damit an
andere vor ihm. Dabei überraschte
dem „Familienhaften“ aber noch
Schanderl auch angenehm mit einer
nicht genug! Sogar der alte
Gabe, die ihm als dramatischem
Schwerenöter Richard Alexander
Anfänger kaum zuzutrauen war,
macht Miene, ins Land der Tugend¬
mit einer respektabeln Fertigkeit na¬
samkeit auszuwandern. Er spielt in
türlicher Menschendarstellung und
seinem Residenztheater Henne¬
flotter Dialogführung. Seine Komö¬
quins Schwank „Allesfürdie
die schildert, wie der fesche und stre¬
Firma“ und läßt sich als Mode¬
berische junge Böhme Wenzel Pol¬
künstler Blaise Pessac von einem
lak als Gehilfe eines reichsdeutschen
ebenso ehrsamen wie resoluten.
Friseurs bei dessen gesamter Damen¬
Schreibmaschinenfräulein aus einem
kundschaft Hahn im Korbe ist, unter
Don Juan zu einem soliden Bräuti¬
anderm gleichzeitig „Bräutigam“
gam, Ehegatten und Bürgersmann
ziner Zigarrenverkäuferin und Lieb¬
bekehren. Sein Abschied aus der
haber des frühverdorbenen Töchter¬
Blumenstraße ist ja nicht mehr fern;
eins eines Großhändlers. Er dik¬
vielleicht sehen wir uns im Königl.
iert seiner „Braut“, die ihm ein
Schauspielhaus bei Fulda und Phi¬
kind geboren hat, einen Alimenten¬
lippi wieder.
gpressungsbrief an den als Re¬
Friedrich Düsel
gierungsassessor sein Leben genie¬
ßenden Sohn des Großhändlers, der
Schanderla Nachtrab“
vorübergehend gleichfalls mit ihr
Münchhen Kheatey
zu tun hatte, er weiß ferner dem
D7ochrnicht lange ist es her,
Großhändler eine so glänzende Mei¬
daß man auf den Lyriker Joseph
nung von seinen Vorzügen und
Schanderl aufmerksam wurde, daß
Fähigkeiten beizubringen, daß die¬
man ihn als eine der kräftigsten
und eigenartigsten jüngeren Bega= ser ihn mit hübschem Anfangsge¬
Nunswan XX0, 18
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21. Kontesse Mi.41oder der FaniLientag
bungen anerkannte: und schon
Tage dank einem aus der Provinz¬
drängt es auch ihn zur Bühne.
verborgenheit auftauchenden erwach¬
Gleich sein dramatischer Erstling,
senen Sohn doch noch ihren „Fa¬
die dreiaktige Komödie „Nach¬
milientag“ erleben muß. Wie hier
trab“ hatte das Glück, den „Neuen
Gott Hymen erst naht, als die Frage
Verein“ für sich zu gewinnen, und
der Nachkommenschaft längst in
dieser brachte nun als geschlossene
positivem Sinne gelöst ist, so fallen
Vorstellung des Münchner Lust¬
auch in Fritz Friedmann¬
spielhauses die Uraufführung her¬
Frederichs Schwank „Das
aus. Was man da zu sehen bekam,
Familienkind“ (Neues Schau¬
konnte einigermaßen wunderneh¬
spielhaus) legitime Verlobung und
men. Von dem ganz besonderen
erster offizieller Brautkuß lange hin¬
Naturschwärmer, von dem schwung¬
ter Heirat und Taufe: was ein ro¬
vollen Pathetiker und verträumten
mantischer Seesturm und Schiff¬
Idealisten Schanderl war da gar
bruch vor drei oder vier Jahren
nichts zu spüren, ein derber Natu¬
schon vor dem lieben Gott und dem
ralist zeigte sich, der mehr mit breit¬
ausländischen Standesamt zuwege
behaglichem Lachen und Schmun¬
gebracht hat, das „deichselt“ nun
zeln als mit dem feindlichen Hohn
vor Erbtante, Schwager und frei¬
jener Satire, die der enttäuschte
herrlichem Schwiegervater der k. k.
Idealismus am Leben zu üben
Oberleutnant, indem er im Schoße
pflegt, die Fäulnis der modernen
der Familie Apfelstrudel und son¬
Gesellschaft aufdeckt, ganz so wie
stige Gemütsdinge backt. Damit an
andere vor ihm. Dabei überraschte
dem „Familienhaften“ aber noch
Schanderl auch angenehm mit einer
nicht genug! Sogar der alte
Gabe, die ihm als dramatischem
Schwerenöter Richard Alexander
Anfänger kaum zuzutrauen war,
macht Miene, ins Land der Tugend¬
mit einer respektabeln Fertigkeit na¬
samkeit auszuwandern. Er spielt in
türlicher Menschendarstellung und
seinem Residenztheater Henne¬
flotter Dialogführung. Seine Komö¬
quins Schwank „Allesfürdie
die schildert, wie der fesche und stre¬
Firma“ und läßt sich als Mode¬
berische junge Böhme Wenzel Pol¬
künstler Blaise Pessac von einem
lak als Gehilfe eines reichsdeutschen
ebenso ehrsamen wie resoluten.
Friseurs bei dessen gesamter Damen¬
Schreibmaschinenfräulein aus einem
kundschaft Hahn im Korbe ist, unter
Don Juan zu einem soliden Bräuti¬
anderm gleichzeitig „Bräutigam“
gam, Ehegatten und Bürgersmann
ziner Zigarrenverkäuferin und Lieb¬
bekehren. Sein Abschied aus der
haber des frühverdorbenen Töchter¬
Blumenstraße ist ja nicht mehr fern;
eins eines Großhändlers. Er dik¬
vielleicht sehen wir uns im Königl.
iert seiner „Braut“, die ihm ein
Schauspielhaus bei Fulda und Phi¬
kind geboren hat, einen Alimenten¬
lippi wieder.
gpressungsbrief an den als Re¬
Friedrich Düsel
gierungsassessor sein Leben genie¬
ßenden Sohn des Großhändlers, der
Schanderla Nachtrab“
vorübergehend gleichfalls mit ihr
Münchhen Kheatey
zu tun hatte, er weiß ferner dem
D7ochrnicht lange ist es her,
Großhändler eine so glänzende Mei¬
daß man auf den Lyriker Joseph
nung von seinen Vorzügen und
Schanderl aufmerksam wurde, daß
Fähigkeiten beizubringen, daß die¬
man ihn als eine der kräftigsten
und eigenartigsten jüngeren Bega= ser ihn mit hübschem Anfangsge¬
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