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Kontesse Mi#z1oder der Fanilientag box 26/3
Bühne und Welt.
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vom Satirischen zum Unvornehm=Witzblattmäßigen auf dem Schreibtische
Lothar Schmidts zu finden gleichfalls nicht erwartet hätte. Ueberhaupt
befolgt das Autorenpaar keinesfalls die Voraussetzung der Groteske, die
da lautet: Irgendeinem bekannten Milieu, einem gangbaren Berufskreise
sind Komplikationen, Verstrickungen abzusehen, die durchaus möglich sind
und doch ein komisches Gesicht zeigen. So was machten side iuree der
Deutsche Gerhart Hauptmann und der Franzose Georges Courteline. So
was machen auch Lothar Schmidt und H. Ilgenstein in einzelnen Punkten
ihres Schlußaktes, wenn der vermeintliche Tote erwacht und die Kritik
der Verfasser freier und vornehmer wird. Vorher aber ist die Satire
grobklecksig, neuruppinerisch: — ich denke an die Bilderbogenfabrikation
dieser Stadt.
Der Regisseur der Aufführung, den der Theaterzettel verschweigt,
hatte amüsante Spielzeugschachtelfarben und einen frech und laut karikie¬
renden Ausdrucksstil gewählt. Darstellerische Aufgaben waren nicht zu
lösen. Immerhin zeigten die Leistungen der Herren Retzbach (Polizei¬
präfekt), Paschen (der Mörder=Graf) und Ziegel gute Simplicissimus¬
Allüren. Und Fräulein Wüst hatte sehr naturalistische Akzente für die
Zeichnung einer Figur, deren unverkennbaren „Strich“ man sicher schon
auf einer Zeichnung Heinrich Zilles gesehen hat.
Aber Alfred Halm scheint der Werbekraft dieser Satire nicht recht
zu trauen; denn er hat sich zur Unterstützung seines älteren und am
eigenen häuslichen Herde gemachten Repertoirestückes („Wer hat dich,
du Heiligenwald, aufgebaut so hoch da droben?“), den dreiaktigen
Schwank „Das Familienkind“ verschrieben, das jüngste Kind aus der
rastlos sich vermehrenden, kaninchenhaft anwachsenden Familie Fritz
Friedmann=Fredrichscher Lustspiele, die heute, wo das Theaterpublikum
mit dem Theater lieber durch Dünn als durch Dick und Dünn geht,
jeder Direktor gern auf Lager nimmt. Die Wirkungen des neuesten
F. F. F. — ich glaube, man wird, da wohl noch zahlreiche Nachliefe¬
rungen der gleichen Fabrikationsmarke bevorstehen, diese „Auszeichnung“
ein für allemal akzeptieren können — sind übrigens wesentlich be¬
schaulichere und liebenswürdigere als die jener „Vergnügungsreise", von
denen ich bereits an dieser Stelle sprach, und die, für meinen Geschmack
wenigstens, eine Mißvergnügensreise war. Auch hier darf man gewiß,
wenn einem die (verzeihen Sie das harte Wort) „Grundidee“, die Ge¬
schichte von dem Ehepaar, das seinen bereits vollzogenen Ringwechsel
mehrere Jahre lang vor der Familie verbirgt, vorgestellt wird, mit
lächelndem Protest versichern: „Verzeihung, aber ich kenne Sie schon sehr
lange!“ Aber der Schüler Kadelburgs dämpft dann den Unwillen der¬
jenigen, die wie die Gallier der Cäsarzeit auch auf dem Theater „nach
neuen Dingen begehrlich“ sind, so geschickt durch einen k. k. Oberleutnant,
der auf der Bühne einen Apfelstrudel backt, durch einen „Lehmann“ be¬
namsten dressierten Hund und ähnliche Anleihen bei den Kapitalbeständen
der Gastronomie, Zoologie usw., daß ich ihm und seiner harmlos=freund¬
lichen Gewandtheit seine Aussicht, die Reise um achtzig Bühnen zu machen,
nicht verkümmern will. Herr Eugen Burg, der als, aber, bitte sehr,
schon ganz außerordentlich echter Oberleutnant meine Gedanken bis zu
Arthur Schnitzlers „Leutnant Gustl“ trieb und meine Lippen zwang,
sich stereotyp zum „Deutschmeister=Marsch“ zu spitzen; Frau Carli
Bozenhard aus Hamburg, die man sich für eine moderne Tante¬
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Kontesse Mi#z1oder der Fanilientag box 26/3
Bühne und Welt.
468
vom Satirischen zum Unvornehm=Witzblattmäßigen auf dem Schreibtische
Lothar Schmidts zu finden gleichfalls nicht erwartet hätte. Ueberhaupt
befolgt das Autorenpaar keinesfalls die Voraussetzung der Groteske, die
da lautet: Irgendeinem bekannten Milieu, einem gangbaren Berufskreise
sind Komplikationen, Verstrickungen abzusehen, die durchaus möglich sind
und doch ein komisches Gesicht zeigen. So was machten side iuree der
Deutsche Gerhart Hauptmann und der Franzose Georges Courteline. So
was machen auch Lothar Schmidt und H. Ilgenstein in einzelnen Punkten
ihres Schlußaktes, wenn der vermeintliche Tote erwacht und die Kritik
der Verfasser freier und vornehmer wird. Vorher aber ist die Satire
grobklecksig, neuruppinerisch: — ich denke an die Bilderbogenfabrikation
dieser Stadt.
Der Regisseur der Aufführung, den der Theaterzettel verschweigt,
hatte amüsante Spielzeugschachtelfarben und einen frech und laut karikie¬
renden Ausdrucksstil gewählt. Darstellerische Aufgaben waren nicht zu
lösen. Immerhin zeigten die Leistungen der Herren Retzbach (Polizei¬
präfekt), Paschen (der Mörder=Graf) und Ziegel gute Simplicissimus¬
Allüren. Und Fräulein Wüst hatte sehr naturalistische Akzente für die
Zeichnung einer Figur, deren unverkennbaren „Strich“ man sicher schon
auf einer Zeichnung Heinrich Zilles gesehen hat.
Aber Alfred Halm scheint der Werbekraft dieser Satire nicht recht
zu trauen; denn er hat sich zur Unterstützung seines älteren und am
eigenen häuslichen Herde gemachten Repertoirestückes („Wer hat dich,
du Heiligenwald, aufgebaut so hoch da droben?“), den dreiaktigen
Schwank „Das Familienkind“ verschrieben, das jüngste Kind aus der
rastlos sich vermehrenden, kaninchenhaft anwachsenden Familie Fritz
Friedmann=Fredrichscher Lustspiele, die heute, wo das Theaterpublikum
mit dem Theater lieber durch Dünn als durch Dick und Dünn geht,
jeder Direktor gern auf Lager nimmt. Die Wirkungen des neuesten
F. F. F. — ich glaube, man wird, da wohl noch zahlreiche Nachliefe¬
rungen der gleichen Fabrikationsmarke bevorstehen, diese „Auszeichnung“
ein für allemal akzeptieren können — sind übrigens wesentlich be¬
schaulichere und liebenswürdigere als die jener „Vergnügungsreise", von
denen ich bereits an dieser Stelle sprach, und die, für meinen Geschmack
wenigstens, eine Mißvergnügensreise war. Auch hier darf man gewiß,
wenn einem die (verzeihen Sie das harte Wort) „Grundidee“, die Ge¬
schichte von dem Ehepaar, das seinen bereits vollzogenen Ringwechsel
mehrere Jahre lang vor der Familie verbirgt, vorgestellt wird, mit
lächelndem Protest versichern: „Verzeihung, aber ich kenne Sie schon sehr
lange!“ Aber der Schüler Kadelburgs dämpft dann den Unwillen der¬
jenigen, die wie die Gallier der Cäsarzeit auch auf dem Theater „nach
neuen Dingen begehrlich“ sind, so geschickt durch einen k. k. Oberleutnant,
der auf der Bühne einen Apfelstrudel backt, durch einen „Lehmann“ be¬
namsten dressierten Hund und ähnliche Anleihen bei den Kapitalbeständen
der Gastronomie, Zoologie usw., daß ich ihm und seiner harmlos=freund¬
lichen Gewandtheit seine Aussicht, die Reise um achtzig Bühnen zu machen,
nicht verkümmern will. Herr Eugen Burg, der als, aber, bitte sehr,
schon ganz außerordentlich echter Oberleutnant meine Gedanken bis zu
Arthur Schnitzlers „Leutnant Gustl“ trieb und meine Lippen zwang,
sich stereotyp zum „Deutschmeister=Marsch“ zu spitzen; Frau Carli
Bozenhard aus Hamburg, die man sich für eine moderne Tante¬