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M12Z
box 26/4
21. Kont1oder der Fanilientag
Zeitungs-Ausschnitte
WIEN I, CONCORDIAPLATZ 4
Vertretungen:
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Oewähr.)
Ausschnitt aus:
16. □K Tufali Zunbeetaesgesenen Samer
vom:
nkfurt a. M.
färbte Dialog wirkte auf das Publikum wie ein förmlich an den Worten des Dialogs festgesogen
Schnitzler und Ransen.
Schlafmittel und sowohl Herr Bauer als Grafso daß die perlenden Akte träge und langweilig dahin
Komtesse Mizzi, Komödie in einem Akt von
wie Herr Bolz als Fürst taten nichts dazu, die
flossen. Fräulein Fuchs versuchte mit Aeußer
AArthur Schnitzler. — Eine glückliche Ehe, Lust¬
unbehagliche Ruhe zu stören. Die überreife Gräfin
lichkeiten ihrer Aufgabe nahe zu kommen. Aber
spiel in vier Aufzügen von Peter Nansen.
Mizzi gab Fräulein Lißl sehr routiniert, aber
sowohl das nervöse Strampeln auf dem Divan, wie
ohne jeden markanten Strich. Innerlich lebendig
Erstaufführungen im Frankfurter Schauspielhause.
das unsympathische dem Hausfreund Auf=den=Pelz¬
geworden ist der Darstellerin die Figur nicht. Ihre
Die Zusammenstellung des feinen Wiener
rücken, hatte nichts von der Feinheit, mit der der
Worte und Handlungen hatten so gar keinen Zu¬
Dichter die kleine Frau Nancy ausgestattet hat.
Lebensschilderers mit dem elegantesten Dichter Däne¬
sammenhang. Fräulein Irmen war ein liebes
marks, der seit einigen Jahren unter die Verleger
Das war nicht die niedliche Kopenhagenerin, die
naives Theatermädel, das mit einer Selbstverständ¬
ihren schwerfälligen Gatten mit berückendem An¬
gegangen ist, war eine glückliche Ehe. Beide
lichkeit über die Klippen des Lebens tänzelt, die
stand betrügt, das war ein häßliches Liebeln und
Dichter, Arthur Schnitzler und Peter Nansen, be¬
Lebenssünden sympathisch und die Moral philiströs
rühren sich in ihren Ideenkreisen insofern, als sie
Animieren, wie es in einer ganz anderen Sphäre
erscheinen läßt. Herr Janßen, der den heim¬
das Weib in seinen ursprünglichen Empfindungen
Brauch ist. Vorzüglich waren die beiden Herren
lichen Sohn des Fürsten und der Komtesse Mizzi
v. d. Becke, der den betrogenen Gatten, und Herr
zeichnen, nur sind ihre Objekte grundverschieden.
spielte, hatte nichts von dem brausenden Uebermut
Lengbach, der den ersten Hausfreund spielte.
Die Wienerin Schnitzlers sündigt mit dem Tem¬
eines mit Auszeichnung entlassenen Abiturienten.
perament und rangiert sich mit dem Verstand, die
Fräulein Einzig fiel durch die lebensvolle Na¬
So hatte die kleine Komödie einen recht geringen
Kopenhagenerin sündigt mit dem Verstand und
türlichkeit auf „mit der sie das Dienstmädchen der
Erfolg.
rangiert sich mit dem Temperament.
Frau Nancy realistisch auf die Füße stellte.
Auf ganz ähnliche Weise totgespielt wurde das
Auch Peter Nansen errang naturgemäß nicht
Im Familientag, wie der Untertitel von Kom¬
seine Lustspiel Peter Nansens, das mit einem
den Erfolg, den sein feines Kunstwerk verdiente.
tesse Mizzi heißt, führt uns Schnitzler in eine
skeptischen Humor das dreieckige Verhältnis als
Es verließen sogar schon vor dem Schluß Zu¬
grafliche Familie, die bloß aus Vater und Tochter
das einzigste Glück der modernen Ehe preist.
schauer gelangweilt das Theater.
besteht. Die Zeit der Abrechnung mit den
F. R.
Wenn die Kopenhagener jungen Männer mit
Jugendsünden ist gekommen. Die gräfliche Ge¬
Ueberzeugung erklären, daß sie keine Kopenhage¬
liebte, eine richtige Theaterlolo, hat ihn verab¬
nerin heirateten, weil sie nicht treu sein können,
schiedet und will heiraten. Die Jugendsünde der
Sn
so gibt Peter Nansen, der bewährte Frauen¬
Tochter ist ein 17jähriger junger Mann, der eben
kenner, in seinem Lustspiel ein typisches Bild von
seine Maturitätsprüfung bestanden hat und ihr
einer solchen Kopenhagenerin. die zwischen Tivoli
von dem Genossen ihrer Jugendsünde, dem Fürsten
und Klampenborg jedem Mann zulächelt, der ihr
Ravenstein, zugeführt wird. Der Fürst hat ihn
begegnet. Aber das feine Instrument des däni¬
adoptiert und will nun auch die Komteß Mizzi
schen Poeten zerbrach in der harten Hand des
heiraten, damit der junge Abiturient, ohne es zu
Frankfurter Regisseurs, der statt eines zauherisch
ahnen, seine wirkliche Mutter bekommt. Mizzi
poetischen Schäferstündchens eine drastische
ziert sich anfänglich ein wenig, dann wird sie ver¬
Courtisanenszene spielen ließ. Die süperben Details,
nünftig und schenkt den Vorstellungen ihres Vaters
das liebenswürdig Süße dieser kleinen Frau, die
Gehör, der natürlich von den inneren Zusammen¬
gewissermaßen aus Naturanlage einen Mann nach
hängen keine Ahnung hat. Man wird nach Ostende
dem andern in ihre Turteltäubchenliebe einspinnt.
reisen und sich dort verlöben.
ging völlig verloren. Derb und breit war diese
Die Darstellung der peinlich verwickelten Fa¬
Regie, schwankhaft knallig wurden die tändelnden
milienverhältnisse war schleppend und außerordent¬
Pointen des feinsten Kopfes Jungdänemarks
lich schwerblütig. Die Exposition wollte kein Ende unterstrichen. Dabei war kein Fortschreiten der
ehmen. Der zäh dahinfließende, wienerisch ge= Handlung sichtbar. Die Darsteller hatten sich
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21. Kont1oder der Fanilientag
Zeitungs-Ausschnitte
WIEN I, CONCORDIAPLATZ 4
Vertretungen:
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Oewähr.)
Ausschnitt aus:
16. □K Tufali Zunbeetaesgesenen Samer
vom:
nkfurt a. M.
färbte Dialog wirkte auf das Publikum wie ein förmlich an den Worten des Dialogs festgesogen
Schnitzler und Ransen.
Schlafmittel und sowohl Herr Bauer als Grafso daß die perlenden Akte träge und langweilig dahin
Komtesse Mizzi, Komödie in einem Akt von
wie Herr Bolz als Fürst taten nichts dazu, die
flossen. Fräulein Fuchs versuchte mit Aeußer
AArthur Schnitzler. — Eine glückliche Ehe, Lust¬
unbehagliche Ruhe zu stören. Die überreife Gräfin
lichkeiten ihrer Aufgabe nahe zu kommen. Aber
spiel in vier Aufzügen von Peter Nansen.
Mizzi gab Fräulein Lißl sehr routiniert, aber
sowohl das nervöse Strampeln auf dem Divan, wie
ohne jeden markanten Strich. Innerlich lebendig
Erstaufführungen im Frankfurter Schauspielhause.
das unsympathische dem Hausfreund Auf=den=Pelz¬
geworden ist der Darstellerin die Figur nicht. Ihre
Die Zusammenstellung des feinen Wiener
rücken, hatte nichts von der Feinheit, mit der der
Worte und Handlungen hatten so gar keinen Zu¬
Dichter die kleine Frau Nancy ausgestattet hat.
Lebensschilderers mit dem elegantesten Dichter Däne¬
sammenhang. Fräulein Irmen war ein liebes
marks, der seit einigen Jahren unter die Verleger
Das war nicht die niedliche Kopenhagenerin, die
naives Theatermädel, das mit einer Selbstverständ¬
ihren schwerfälligen Gatten mit berückendem An¬
gegangen ist, war eine glückliche Ehe. Beide
lichkeit über die Klippen des Lebens tänzelt, die
stand betrügt, das war ein häßliches Liebeln und
Dichter, Arthur Schnitzler und Peter Nansen, be¬
Lebenssünden sympathisch und die Moral philiströs
rühren sich in ihren Ideenkreisen insofern, als sie
Animieren, wie es in einer ganz anderen Sphäre
erscheinen läßt. Herr Janßen, der den heim¬
das Weib in seinen ursprünglichen Empfindungen
Brauch ist. Vorzüglich waren die beiden Herren
lichen Sohn des Fürsten und der Komtesse Mizzi
v. d. Becke, der den betrogenen Gatten, und Herr
zeichnen, nur sind ihre Objekte grundverschieden.
spielte, hatte nichts von dem brausenden Uebermut
Lengbach, der den ersten Hausfreund spielte.
Die Wienerin Schnitzlers sündigt mit dem Tem¬
eines mit Auszeichnung entlassenen Abiturienten.
perament und rangiert sich mit dem Verstand, die
Fräulein Einzig fiel durch die lebensvolle Na¬
So hatte die kleine Komödie einen recht geringen
Kopenhagenerin sündigt mit dem Verstand und
türlichkeit auf „mit der sie das Dienstmädchen der
Erfolg.
rangiert sich mit dem Temperament.
Frau Nancy realistisch auf die Füße stellte.
Auf ganz ähnliche Weise totgespielt wurde das
Auch Peter Nansen errang naturgemäß nicht
Im Familientag, wie der Untertitel von Kom¬
seine Lustspiel Peter Nansens, das mit einem
den Erfolg, den sein feines Kunstwerk verdiente.
tesse Mizzi heißt, führt uns Schnitzler in eine
skeptischen Humor das dreieckige Verhältnis als
Es verließen sogar schon vor dem Schluß Zu¬
grafliche Familie, die bloß aus Vater und Tochter
das einzigste Glück der modernen Ehe preist.
schauer gelangweilt das Theater.
besteht. Die Zeit der Abrechnung mit den
F. R.
Wenn die Kopenhagener jungen Männer mit
Jugendsünden ist gekommen. Die gräfliche Ge¬
Ueberzeugung erklären, daß sie keine Kopenhage¬
liebte, eine richtige Theaterlolo, hat ihn verab¬
nerin heirateten, weil sie nicht treu sein können,
schiedet und will heiraten. Die Jugendsünde der
Sn
so gibt Peter Nansen, der bewährte Frauen¬
Tochter ist ein 17jähriger junger Mann, der eben
kenner, in seinem Lustspiel ein typisches Bild von
seine Maturitätsprüfung bestanden hat und ihr
einer solchen Kopenhagenerin. die zwischen Tivoli
von dem Genossen ihrer Jugendsünde, dem Fürsten
und Klampenborg jedem Mann zulächelt, der ihr
Ravenstein, zugeführt wird. Der Fürst hat ihn
begegnet. Aber das feine Instrument des däni¬
adoptiert und will nun auch die Komteß Mizzi
schen Poeten zerbrach in der harten Hand des
heiraten, damit der junge Abiturient, ohne es zu
Frankfurter Regisseurs, der statt eines zauherisch
ahnen, seine wirkliche Mutter bekommt. Mizzi
poetischen Schäferstündchens eine drastische
ziert sich anfänglich ein wenig, dann wird sie ver¬
Courtisanenszene spielen ließ. Die süperben Details,
nünftig und schenkt den Vorstellungen ihres Vaters
das liebenswürdig Süße dieser kleinen Frau, die
Gehör, der natürlich von den inneren Zusammen¬
gewissermaßen aus Naturanlage einen Mann nach
hängen keine Ahnung hat. Man wird nach Ostende
dem andern in ihre Turteltäubchenliebe einspinnt.
reisen und sich dort verlöben.
ging völlig verloren. Derb und breit war diese
Die Darstellung der peinlich verwickelten Fa¬
Regie, schwankhaft knallig wurden die tändelnden
milienverhältnisse war schleppend und außerordent¬
Pointen des feinsten Kopfes Jungdänemarks
lich schwerblütig. Die Exposition wollte kein Ende unterstrichen. Dabei war kein Fortschreiten der
ehmen. Der zäh dahinfließende, wienerisch ge= Handlung sichtbar. Die Darsteller hatten sich