21. Konlesse Mizzi oder der Fanilientax
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Taraef¬
Ausschnitt ams Pisches Contrabian, Teinz
vom:
14 9KT 197
eeneeenehen ene ie enneng.
wahrscheinlich um die Zeitverhältnisse zu nutzen, im Alten Theater
einen österreichischen Abend. Arme österreichische Literatux, wenn du
in dieser Zeit wirklich nichts anderes zu bieten hättest als Schn###l##
prickelnde Leichtfertigkeiten, wie seine Kemödie „Komtesse Mizzi“
und sein Lustspiel „Literatur“ und Stephan Zweigs Spiel aus
dem deutschen Rokoko „Der verwandelte Komödiant“, das zum
ersten Male hier zur Aufführung gelangte. Dieses Stück steht auf sehr
(Quellenengabe ehne Gewdar).
schwachen dramatischen Füßen, fesselt aber durch seine Kunstbegeisterung.
Am 16. September folgte eine im ganzen recht ansprechende Neuein¬
Ausschmitt aus:t Sipzigel Reussis Kachlichier
*
studierung von Sudermanns Schauspiel „Das Glück im Winkel“.
Am 23. September wurde, ebenfalls im Alten Theater, „Der siebente
11SEP1320
Tag“ ein Lustspiel von Rudolf Schanzer und Ernst Welisch, gegeben.“
Das Stück ist nichts weiter als ein zum Lustspielschwank verzerrter¬
*Operettenunsinn, der seine äußere Armut hinter dem so beliebt gewordenen?
Kaufe Wissenschaft anterhal
Rokokozauber, vorm Krieg war Biedermeier Trumpf, und seine innere¬
Dürftigkeit hinter ziemlich unzeitgemäßer Lebensweisheit und knalligen?
Reimereien zu verbergen sucht. Natürlich fand es trotz manchen öden
Oesterreichische Einakter.
Strecken und bis zum Einschlafen langweiligen Wiederholungen lebhaften
„Der verwandelte Komödiant“ von Stefan Zweig,
Beifall. — Bedeutend mehr Beachtung verdient die Neueinstudierung
„Komtesse Mizzi“ und Literatur von Artur Schnitzler (Altes
von Hebbels Trauerspiel „Judith“, das am 23. September d. J.
Theater, Leipzig, am Sonnabend, den 9. September).
im Neuen Theater gespielt wurde, und wäre es auch nur wegen des
in Maske und Spiel gleich vortrefflichen Holofernes von Lothar Körner,
Ein auregend buntschillernder Abend zog vorüber. Drei Wiener
denn alles andre, sowohl Ausstattung als Darstellung, erholsich=nicht
Einakter entfalteten echt Wiener Poeten= und Literatur=Kunststücke...
über ein bescheidenes Mittelmaß; auch Marta Preng als Judith ent¬
Spielerisch tändelnd zwischen Scherz und Ernst, mit anmutig lächelnder!
täuschte, ja mußte enttäuschen, da ihre Begabung auf einem ganz andern
Gebärde hinableuchtend in allerhand Abgründe im weiten Land
Gebiet als dem der tragischen Heldin 4 1—
menschlicher Beziehungen, die liebenswürdig nachsichtsvoll mit zier¬
lichem Blumengerank witziger Einfälle umkränzt werden; dann plötz¬
lich sich vertiefend, um einen funkelnden Gedanken in geistreichem
Bühnenspiel recht eindrucksvoll hin= und herzuwenden und in solchem
* Spiel fast leidenschaftlich warm werdend — wer kennte sie nicht diese
13 389 1017
echt österreichische Art, Leben und Kunst unter dem Gesichtswinkel des
DRESDNER ANZEIGEF
amüsant beziehungreichen Spiels zu sehen und zu gestalten
von uns ist solch gefährlich reizvollem Tändeln mit Formen, Gedan¬
ken, Werten nicht lächelnd unterlegen, zumal wenn Meister der spie¬
L.
gelnd geschliffenen Wortkunst wie Zweig und Schnitzler als anmutige
*Alberttheater. Zwei Stücke wurden am Mittwoch
Zauberkünstler auf der Bühne erscheinen.
gegebet:
Das Medusenhaupt
Arthur Schnitzlers Komödie: Komtesse
der alles verwandelnden, alles prüfenden, eisernen Zeit vermochte der
Mi# und Siener Krug.
Das
künstlerischen Ueberlegenheit dieser Wiener Spielwaren nichts
Schnitzkersche Stück führt ermer: Der Familientag.
anzuhaben. Den rein menschlichen Gehalt und seine Eigenheiten
Es könnte auch den Titel Reigen tragen, wenn es auch
machte sie uns um so rückhaltloser deutlich. Schnitzlers Familien¬
nicht so lückenlos wie dieses andere Stück Schnitzlers den
Komödie „Komtesse Mizzi“ und auch seine derbere Parodie „Litera¬
Liebesreigen zwischen Fürst und Komtesse, Komtesse und
ier“, die uns seit Jahren als prickelnde Feinschmeckereien bekannt
Professor, Graf und Operettensängerin, Operettensängerin
sind, erhielten im Licht des „Heute!“ einen sonst nicht bemerkten Bei¬
und Fiaterlutscher darstellt. Eine Parodie auf das, was
geschmack ...
Reiner und volltöniger wirkte daneben der Ernst eines
man im bürgerlichen Leben unter Familie versteht, vermag
leidenschaftlich vorgetragenen Sichbekennens zum alleinseligmachenden
ich nicht darin zu erkennen; auch vermöchte ich die Be¬
Künstlertum, wie es Stefan Zweig, mehr feinfühliger Lyriker als
rechtigung Schninlers dazu nicht einzüsehen. Es will mir
starker Stückebauer, in seinem Spiel aus dem deutschen Rokoko „Der
scheinen, als ob sich Schnitzler ausgegeben habe; als ob die
verwandelte Komödiant“ in schönen, wohllautend hin¬
zarten, schwebenden Stimmungen, die einst in seinen
rollenden Versen auf der Höhe des Spiels aufleuchten läßt. Ein dent¬
Wiener Stücken melancholisch und zugleich verliebt ver¬
scher Komödiant muß den Verdacht des Fürsten im Zimmer seiner
woben waren, unglaubwürdig und abgestanden wirkten.
Der Schnitzlersche Einakter lächelt wie ein alter Bon¬
Maitresse durch Rezitation solange ablenken, bis die Flucht des
Galans geglückt ist. Daß ihm im Feuer des Vortrags die volle Selig¬
nivant, der ein bißchen Rot auf die Wangen legt und von
den Frauenerfolgen früherer Zeiten gern erzählt. Die
keit des Künstlerbewußtseins aufsteigt, die nun den gebrückten, ver¬
blendende Garderobe von einst ist wohl noch da, aber die
achteten Burschen zum Herrscher erhebt und verwandelt, das ist ein
Hand, die das Einglas ins müde Auge klemmt, ist schon
schöner Gedanke, der eine bedeutsame dramatischer Entladung und eine
schauspielerische Paradeleistung ermöglicht.
ein bißchen zitirig geworden und die Leute fragen sich:
Was war denn eigentlich so entzückend an dem Mann?
Das Stadttheater bot in Inszenierung und Darstellung in allen
„Das Stück glitt recht nett vorüber. Man freute sich an
drei Fällen vorwiegend Gutes. Als Komtesse Mizzi erfreute Anka)
Wiga Limburgs Wiener Komtessenherrlichkeit, die auch
Kernic wiederum durch die strahlende Frische und Lebensfülle ihres!
die 34 Jahre noch recht gewinnend erscheinen ließ, an
Spiels. Sie entwickelte eine prachtvoll=sieghafte Art, über alles auf¬
Klemens Schuberts Jugendlichkeit, wohl auch an
gestapelte Heikle der Situation mit echt Wiener Grazie hinwegzu¬
Haus Steiners und Beruh. Springers Leistung, sah
schreiten. Eine vortreffliche Studie nach dem Leben bot Emil Mame¬
über ein paar Mängel hinweg und wandte dann seine Auf¬
lok als gefühlvoller Graf Arpad Pazmandy, auch sein Literatur¬
merksamkeit dem Zerbrochenen Krug von Kleist zu,
zigenner Gilbert in „Literatur“ hatte kräftigste Farbe. Kurt
der anerkanntermaßen sehr hohe Anforderungen an jeden
Stieler lieh dort dem alternden Fürsten Ravenstein, hier dem
Mitspielenden stellt. Mit der Charakterrolle des Dorf¬
jungen Sportsmann Klemens seine mit überlegener Sicherheit zu¬
richters Adam trat Anton Franck in einer Aufgabe
greifende Kunst. Als von der Literatur belastete Margarete hätte
vervor, die von jeher die Charakterkomiker gereizt hat. Er
Martina Otto ruhig noch etwas von ihrer Damenhaftigkeit zugunsten
brachte die große Ausdrucksfähigkeit seines Spiels und
des Bohémetums abgeben können. In dem Rokokospiel kam ihre
seiner Gesten mit, hielt sich im ganzen zurück und strebte
graziöse Erscheinung als Favoritin des Fürsten genugsam zur Gel¬
durchaus erfolgreich nach künstlerischen Wirkungen. Sein
tung. Die schwierige Rolle des Komödianten sprach Lothar Körner
Können und die humoristische Kraft seiner Darstellung
mit inbrünstigem Sichvertiefen in den Goldglanz der Berse. Das
setzten sich überall durch. Kurz, er hat als Dorfrichter
sehr angeregte Publikum hätte dem anwesenden Dichter gerne seinen
Adam höchst ehrenvoll bestanden. Aber es ging ihm wie
Dank persönlich bezengt. Der allzu Bescheidene ließ sich jedoch aus
einem, der gewöhnt ist, von klein auf Mundart zu reden
dem Winkel seiner Laube leider nicht hervorlocken.
und der eine Festrede auf Hochdeutsch hält: kein Wort ist
Dr. Egbert Delpy.
mundartlich, aber man hat immer die heimliche Angst, daß er
in die Gleise der Mundart, die ihm vertraut ist, geraten
könnte. Die Kunst, die Anton Franck natürlich ist, ist Kleists
Knnst nicht. Die Aufführung — Regie führte der Gast —
traf zwar nicht das Niederländische in Kleists Komödie,
aber sie traf das Juristische. Schon im Nathan hatte manf
#enlich gesehen, wie scharf das Alberttheater unter Lichos
Führung das Sachliche eines schwierigen Werkes heraus¬
#uarbeiten weiß. Paul Günther als Schreiber Licht
und Mein Bünger als Frau Marthe Rull waren am
rMlichsten, doch sind auch Bernhard Springer]
#ng Alu! Peuchert zn nenwes
box 26/4
— — —
Taraef¬
Ausschnitt ams Pisches Contrabian, Teinz
vom:
14 9KT 197
eeneeenehen ene ie enneng.
wahrscheinlich um die Zeitverhältnisse zu nutzen, im Alten Theater
einen österreichischen Abend. Arme österreichische Literatux, wenn du
in dieser Zeit wirklich nichts anderes zu bieten hättest als Schn###l##
prickelnde Leichtfertigkeiten, wie seine Kemödie „Komtesse Mizzi“
und sein Lustspiel „Literatur“ und Stephan Zweigs Spiel aus
dem deutschen Rokoko „Der verwandelte Komödiant“, das zum
ersten Male hier zur Aufführung gelangte. Dieses Stück steht auf sehr
(Quellenengabe ehne Gewdar).
schwachen dramatischen Füßen, fesselt aber durch seine Kunstbegeisterung.
Am 16. September folgte eine im ganzen recht ansprechende Neuein¬
Ausschmitt aus:t Sipzigel Reussis Kachlichier
*
studierung von Sudermanns Schauspiel „Das Glück im Winkel“.
Am 23. September wurde, ebenfalls im Alten Theater, „Der siebente
11SEP1320
Tag“ ein Lustspiel von Rudolf Schanzer und Ernst Welisch, gegeben.“
Das Stück ist nichts weiter als ein zum Lustspielschwank verzerrter¬
*Operettenunsinn, der seine äußere Armut hinter dem so beliebt gewordenen?
Kaufe Wissenschaft anterhal
Rokokozauber, vorm Krieg war Biedermeier Trumpf, und seine innere¬
Dürftigkeit hinter ziemlich unzeitgemäßer Lebensweisheit und knalligen?
Reimereien zu verbergen sucht. Natürlich fand es trotz manchen öden
Oesterreichische Einakter.
Strecken und bis zum Einschlafen langweiligen Wiederholungen lebhaften
„Der verwandelte Komödiant“ von Stefan Zweig,
Beifall. — Bedeutend mehr Beachtung verdient die Neueinstudierung
„Komtesse Mizzi“ und Literatur von Artur Schnitzler (Altes
von Hebbels Trauerspiel „Judith“, das am 23. September d. J.
Theater, Leipzig, am Sonnabend, den 9. September).
im Neuen Theater gespielt wurde, und wäre es auch nur wegen des
in Maske und Spiel gleich vortrefflichen Holofernes von Lothar Körner,
Ein auregend buntschillernder Abend zog vorüber. Drei Wiener
denn alles andre, sowohl Ausstattung als Darstellung, erholsich=nicht
Einakter entfalteten echt Wiener Poeten= und Literatur=Kunststücke...
über ein bescheidenes Mittelmaß; auch Marta Preng als Judith ent¬
Spielerisch tändelnd zwischen Scherz und Ernst, mit anmutig lächelnder!
täuschte, ja mußte enttäuschen, da ihre Begabung auf einem ganz andern
Gebärde hinableuchtend in allerhand Abgründe im weiten Land
Gebiet als dem der tragischen Heldin 4 1—
menschlicher Beziehungen, die liebenswürdig nachsichtsvoll mit zier¬
lichem Blumengerank witziger Einfälle umkränzt werden; dann plötz¬
lich sich vertiefend, um einen funkelnden Gedanken in geistreichem
Bühnenspiel recht eindrucksvoll hin= und herzuwenden und in solchem
* Spiel fast leidenschaftlich warm werdend — wer kennte sie nicht diese
13 389 1017
echt österreichische Art, Leben und Kunst unter dem Gesichtswinkel des
DRESDNER ANZEIGEF
amüsant beziehungreichen Spiels zu sehen und zu gestalten
von uns ist solch gefährlich reizvollem Tändeln mit Formen, Gedan¬
ken, Werten nicht lächelnd unterlegen, zumal wenn Meister der spie¬
L.
gelnd geschliffenen Wortkunst wie Zweig und Schnitzler als anmutige
*Alberttheater. Zwei Stücke wurden am Mittwoch
Zauberkünstler auf der Bühne erscheinen.
gegebet:
Das Medusenhaupt
Arthur Schnitzlers Komödie: Komtesse
der alles verwandelnden, alles prüfenden, eisernen Zeit vermochte der
Mi# und Siener Krug.
Das
künstlerischen Ueberlegenheit dieser Wiener Spielwaren nichts
Schnitzkersche Stück führt ermer: Der Familientag.
anzuhaben. Den rein menschlichen Gehalt und seine Eigenheiten
Es könnte auch den Titel Reigen tragen, wenn es auch
machte sie uns um so rückhaltloser deutlich. Schnitzlers Familien¬
nicht so lückenlos wie dieses andere Stück Schnitzlers den
Komödie „Komtesse Mizzi“ und auch seine derbere Parodie „Litera¬
Liebesreigen zwischen Fürst und Komtesse, Komtesse und
ier“, die uns seit Jahren als prickelnde Feinschmeckereien bekannt
Professor, Graf und Operettensängerin, Operettensängerin
sind, erhielten im Licht des „Heute!“ einen sonst nicht bemerkten Bei¬
und Fiaterlutscher darstellt. Eine Parodie auf das, was
geschmack ...
Reiner und volltöniger wirkte daneben der Ernst eines
man im bürgerlichen Leben unter Familie versteht, vermag
leidenschaftlich vorgetragenen Sichbekennens zum alleinseligmachenden
ich nicht darin zu erkennen; auch vermöchte ich die Be¬
Künstlertum, wie es Stefan Zweig, mehr feinfühliger Lyriker als
rechtigung Schninlers dazu nicht einzüsehen. Es will mir
starker Stückebauer, in seinem Spiel aus dem deutschen Rokoko „Der
scheinen, als ob sich Schnitzler ausgegeben habe; als ob die
verwandelte Komödiant“ in schönen, wohllautend hin¬
zarten, schwebenden Stimmungen, die einst in seinen
rollenden Versen auf der Höhe des Spiels aufleuchten läßt. Ein dent¬
Wiener Stücken melancholisch und zugleich verliebt ver¬
scher Komödiant muß den Verdacht des Fürsten im Zimmer seiner
woben waren, unglaubwürdig und abgestanden wirkten.
Der Schnitzlersche Einakter lächelt wie ein alter Bon¬
Maitresse durch Rezitation solange ablenken, bis die Flucht des
Galans geglückt ist. Daß ihm im Feuer des Vortrags die volle Selig¬
nivant, der ein bißchen Rot auf die Wangen legt und von
den Frauenerfolgen früherer Zeiten gern erzählt. Die
keit des Künstlerbewußtseins aufsteigt, die nun den gebrückten, ver¬
blendende Garderobe von einst ist wohl noch da, aber die
achteten Burschen zum Herrscher erhebt und verwandelt, das ist ein
Hand, die das Einglas ins müde Auge klemmt, ist schon
schöner Gedanke, der eine bedeutsame dramatischer Entladung und eine
schauspielerische Paradeleistung ermöglicht.
ein bißchen zitirig geworden und die Leute fragen sich:
Was war denn eigentlich so entzückend an dem Mann?
Das Stadttheater bot in Inszenierung und Darstellung in allen
„Das Stück glitt recht nett vorüber. Man freute sich an
drei Fällen vorwiegend Gutes. Als Komtesse Mizzi erfreute Anka)
Wiga Limburgs Wiener Komtessenherrlichkeit, die auch
Kernic wiederum durch die strahlende Frische und Lebensfülle ihres!
die 34 Jahre noch recht gewinnend erscheinen ließ, an
Spiels. Sie entwickelte eine prachtvoll=sieghafte Art, über alles auf¬
Klemens Schuberts Jugendlichkeit, wohl auch an
gestapelte Heikle der Situation mit echt Wiener Grazie hinwegzu¬
Haus Steiners und Beruh. Springers Leistung, sah
schreiten. Eine vortreffliche Studie nach dem Leben bot Emil Mame¬
über ein paar Mängel hinweg und wandte dann seine Auf¬
lok als gefühlvoller Graf Arpad Pazmandy, auch sein Literatur¬
merksamkeit dem Zerbrochenen Krug von Kleist zu,
zigenner Gilbert in „Literatur“ hatte kräftigste Farbe. Kurt
der anerkanntermaßen sehr hohe Anforderungen an jeden
Stieler lieh dort dem alternden Fürsten Ravenstein, hier dem
Mitspielenden stellt. Mit der Charakterrolle des Dorf¬
jungen Sportsmann Klemens seine mit überlegener Sicherheit zu¬
richters Adam trat Anton Franck in einer Aufgabe
greifende Kunst. Als von der Literatur belastete Margarete hätte
vervor, die von jeher die Charakterkomiker gereizt hat. Er
Martina Otto ruhig noch etwas von ihrer Damenhaftigkeit zugunsten
brachte die große Ausdrucksfähigkeit seines Spiels und
des Bohémetums abgeben können. In dem Rokokospiel kam ihre
seiner Gesten mit, hielt sich im ganzen zurück und strebte
graziöse Erscheinung als Favoritin des Fürsten genugsam zur Gel¬
durchaus erfolgreich nach künstlerischen Wirkungen. Sein
tung. Die schwierige Rolle des Komödianten sprach Lothar Körner
Können und die humoristische Kraft seiner Darstellung
mit inbrünstigem Sichvertiefen in den Goldglanz der Berse. Das
setzten sich überall durch. Kurz, er hat als Dorfrichter
sehr angeregte Publikum hätte dem anwesenden Dichter gerne seinen
Adam höchst ehrenvoll bestanden. Aber es ging ihm wie
Dank persönlich bezengt. Der allzu Bescheidene ließ sich jedoch aus
einem, der gewöhnt ist, von klein auf Mundart zu reden
dem Winkel seiner Laube leider nicht hervorlocken.
und der eine Festrede auf Hochdeutsch hält: kein Wort ist
Dr. Egbert Delpy.
mundartlich, aber man hat immer die heimliche Angst, daß er
in die Gleise der Mundart, die ihm vertraut ist, geraten
könnte. Die Kunst, die Anton Franck natürlich ist, ist Kleists
Knnst nicht. Die Aufführung — Regie führte der Gast —
traf zwar nicht das Niederländische in Kleists Komödie,
aber sie traf das Juristische. Schon im Nathan hatte manf
#enlich gesehen, wie scharf das Alberttheater unter Lichos
Führung das Sachliche eines schwierigen Werkes heraus¬
#uarbeiten weiß. Paul Günther als Schreiber Licht
und Mein Bünger als Frau Marthe Rull waren am
rMlichsten, doch sind auch Bernhard Springer]
#ng Alu! Peuchert zn nenwes