II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 261

Ko
tesse
6
21 Nizz1oderder F.niTientag
box 26/4
der Formen zu drücken suchen. Im Wissen u
liche Stellung der Menschen zueinander liegt;
schauer der feine Reiz des Stückes. Diese imr
liche Wirkung ist unschwer zu erreichen, das 2
untergründiger Töne bedarf freilich zarter abgest
sammenspiels. Statt Pastell bot man Aquarell,
leuchtende, sondern flache, wässrige Farben.
burg allerdings kam mit bedachter Abdämpfuns#
etwas grellen Art der Forderung entgegen, sah ###
tisch und reizvoll aus und ließ im stummen Spiel #i
Dresdner Nachrichte.
Blick hinter das beherrschte Komtessenantlitz tun. Und
müßte das neuerwachte Muttergefühl in stärkerer Spiege
10. 1. l0 /#.
lung hervorleuchten, das auch die Form des Abschiedes von
dem Malerprofessor, den Max Alberty als schönen
Mann im Wilbrandtstil gab, in anderer Weise bestimmen
muß. Dennoch: eine Gestalt voll Kultur. Die war an
Robert Müllers zu massivem Grafen zu vermissen;
# Albert=Theater. Eine einaktige Komödie von
den deutsch=ungarischen Offizierstypus kann er kaum treffel#¬
Arthur Schnittel=amtesse Mizzi“ oder „Der
Mehr davon hatte Hans Steiner als Fürst Egon, un
[Familientag“, die vor einigen Jahren neu war, wurde
die verlangte knabenhafte Unverfrorenheit brachte Cle¬
nicht ohne Wirkung, aber ohne die letzte Feinheit und Feile
mens Schubert für den Sohn mit, wenn auch nicht
gespielt, die das kleine, intime Dialogstückchen erfordert. Es
gerade das rassige Aussehen. Die Tänzerin und der
ist Kammerspielkunst, was Schnitzler gibt und verlangt,
Fiaker, die den bürgerlichen Luftzug in die durchlauchtige
lockere Pastellmalerei mit einigen frisch und frech auf¬
Atmosphäre bringen, gaben Rose Grawz und Bern¬
gesetzten Lichtern. Da muß eigentlich alles bis ins Feinste
hard Springer mit einer hier angebrachten Drastik
zusammengehen, eine geschmackvolle, dem aristokratischen
der Erscheinung; um die Tänzerin durfte sogar noch viel
Milien entsprechende Szene, weltmännische Kultur, echte
mehr Theaterluft wehen. Das Milien des Stückes verlangt
Wiener Luft, eine vorsichtige Behandlung des Tialoges,
viel Wienertum, das die Aufführung nur spurenweise
hinter dem die Gefühle mehr verborgen liegen, als sie her¬
geben konnte. Immerhin verhalf sie nach bestem Können
vortreten. Und über allem eine skeptische Ironie, die heitle
einer zwar nicht bedeutenden, aber geistreichen Bühnen¬
Dinge mit lächelnder Menschlichkeit preisgibt. Denn mit
arbeit Schnitzlers zu einem hübschen Erfolge. — Kleists
seiner wenig gegipfelten, gleichmäßigen Art ist das kleine
Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ wurde darauf zum
Werkchen ein echter Schnitzler. Was geschieht? Graf Paz¬
ersten Male gespielt. Anton Franck wollte beweisen,
mandy trennt sich nach sost zwei Jahrzehnten von seiner
daß er mehr kann, als durch Schwänke hinzukugeln. Er
Geliebten, und seine gereiste Tochter empfängt zum ersten
wollte gestalten. Den Dorfrichter Adam. Warum nicht?
Male ihren und Fürst Egons Sohn, den sie bisher ver¬
Die unsterbliche Gestalt ist so von allen Sprühteufeln der
leugnet hat. Heimliche Schicksale kreuzen sich auf neutralem
Verlegenheitskomit besessen, die niederländische Malerei
Boden, und ein Familientag wird abgehalten, ohne daß
rechtfertigt so viel Derbheit und dicken Farbenauftrag, daß
Hauptbeteiligte schon ihre nahe Verwandtschaft kennen. Aber
sich ein Franck schon einmal daran wagen durfte. Und siehe
in der unmittelbaren Begegnung liegt der Ausblick auf
hat der alte Sünder glückte ihm in seiner Weise, sehr
letzte, ausgesöhnte Annäherung. Das ist alles. Aber erlebt
beweglich, sehr laut und vordringlich, ulkig und kugelig, aber
wird es von Menschen mit aristokratischer Zucht des Ge¬
doch auch sicher auf Ziel und den Sinn der Rolle gerichtet
fühlslebens, das sie dennoch vergeblich unter die Tyrannei
Possenhafte Uebertreibungen mußte man mit hinnehmen
aber Kleist war der Stärkere; er ertrug Franck, nahm auch