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d
2T
21. koMz1odeFanilientag
box 26/4
asschnin uusgg. 4 /2071
Berliner Börten Courier, Berlin
euss
Morgenausert
Theater und Musik
Wedekind, Schnitzler und Thoma
im nmmrettrecter.
Die Anregung zu diesem Abend gab die Ver¬
lgenheit des Spielplans, was man aber nicht zu
# Ten Barle
fedauern hatte. Es ist ehrenvoller, auf Erprobtes
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MERZ 15
zurückzugreifen, das nach Alter und Geschmack zu uns
gehört, als wie das setzte Mal einen ganz verstaubten
P. en Teuiel#hece
Lustspieljahrgang von lieblosen Händen umgießen zu
gestern (Sonnabsu## die Neueinstudierung hr#i#
lossen. Die Zusammenstellung der Einakter war
bekannter und viel gegebener Einalter einen
recht glücklich, da selbständige und eigenkräftige
großen Erfolg. Im allgemeinen herrscht gegen
Autoren (durch die schöne Beziehung alles Erfinde¬
diese Einakterabende ein gewisses Vorurteil, dar
rischen) immer zu einander passen. Man sah den
aber an sich eigentlich völlig unbegründet ist. Ee
tragikomischen „Kammersänger“ Wedekinds, der so
kommt bei solchen Aufführungen lediglich auf die
meisterhaft und in schlagender Kürze einen frechen
Geschicklichkeit in der Auswahl, Zusammenstellung
und vor allem in der Steigerung an. Da un
Stoff sympathisch macht und den seltenen Griff hat,
diese Vorbedingungen gestern restlos erfüllt
eine tragische Schlußwendung mit den Ausläufern
waren, so verlebte man einen höchst amsisanten
der Satire zu verknüpfen. Hernach kam „Komtesse
Abend. Frank Wedekinds „Kammersän¬
Mizzi“, eine der vorzüglichsten Lustspielarbeiten
ger“ eröffnete den Reigen. Die viel gespielte
Schnitzlers, die Charakter hat, ein Meisterspiel der
Satire auf die Launen und Schwächen
Verknüpfung ist und an graziösen Einfällen über¬
verwöhnter Bühnensterne und auf die Zudring¬
quillt. Ganz von ungefähr, angeregt von der aristo¬
lichkeit jüngerer und älterer Verehrerinnen gastie¬
kratischen Umwelt denkt man sich, daß Schnitzler hier
renden Künstlern gegenüber gefiel, abgesehen
unbewußt bei der Bauerfeld=Tradition einhakte, diesen
von den bekannten Längen, die man im Interesse
zahmen Vorläufer aber durch Witz und innere Un¬
des Gesamteindrucks mildern sollte, wiederum
abhängigkeit weit überholte. Jedenfalls ist dieser
sehr. Temperamentvoll und mit lebenswahrer
öltere Einakter dreißigmal besser als seine allzu er¬
Natürlichkeit zeichnete Ferdinand Bonn den
dachten Wortkomödien neueren Datums.
„Kammersänger" und Julie Serda war ihm als
Auf
Schnitzler folgte Ludwig Thomas lustige Fahrt
Helene Marowa eine gleichwertige Partnerin
„I. Klasse“, die den Vorteil hat, wie eine Gelegen¬
Man glaubte ihr die hellauflodernde Leidenschaft#
heitsschnurre zu beginnen und das Anekdotenhafte
für den berühmten Künstler, man glaubte ihr
ins Typische zu steigern, ohne daß dabei dem Scherze
sogar die Torheit ihrer ganzen Handlungsweise.
die Puste ausgeht. Man wurde im Laufe dreier
Den verkannten alten Komponisten gab John
Stunden recht vergnügt.
Gottowt charakteristisch in Spiel und Maske. —
Hierauf folgte Schnitzlers einaktige Komödie
Die Darstellung war sehr ungleichmäßig. Am
„Comtesse Mizzi“. Die launige Slizze
schwächsten geriet Wedekind, dessen „Kammersänger“:
aus der österreichisch=ungarischen Aristokratie
so falsch wie nur irgendwie moglich mit Ferdinand
wirkte mit ihrem humorvollen Dialog und
Bonn besetzt wurde. Was Barnowsky reizen
ihren gut gezeichneten Figuren sehr er
mochte, einen Mißgriff Reinhardts prompt sich zu
heiternd. In der Titelrolle zeigte Julie
eigen zu machen, bleibt ja unerklärlich. Man büßte
Serda mit Erfolg ihre große Vielseitigkeit.
es durch die Entstellung der Tenoristenerscheinung
Auch hier gefiel sie durch ihre ungemein natürlich:
in eine höchst verdrossene Reisendenfigur, der man
Spielweise und die liebenswürdige Art ihres Din¬
von allen Liebesabenteuern höchstens die vielen
loges, sowie ihre sichere Charakterisierungsfähig¬
Koffer glaubte. Dazu kam ein hübsches Maß von
keit. Ihren Vater spielte Bonn als liebenwürdi¬
textlicher Unsicherheit, die mit den Pointen beträch
gen, älteren Schwerenöter sehr wirksam, und
lich aufräumte und durch rudernde, den Sprechkastetz
Max Landa schuf in dem Fürsten Ravenstein eine
anfeuernde Armbewegungen das Bild unergötzlichen
köstliche Charaktercharge. In der Rolle seines
„natürlichen“ Sohnes zeigte Walter Rehmer
Nervosität vies zu wahr machte. Daß Dr. Eloesser?
eine hervorragende Begabung für Naturburschen.
die Spielleitung hatte, bemerkte man erst jenseits der
Beide Stücke hatte Artur Eloesser mit feinem.
Hauptrolle. So gab Frau Julie Serda mit jedem
Verständnis in Szene gesetzt. Zum Schluß wurde
Atemzug das unabschüttelbare Weib — sehr glücklich
Ludwig Thomas köstlicher Bauernschwank
im Wechsel von Temperamentsausbrüchen und Mo¬
„I. Klasse“ gegeben. Mit sicherem Verständnis
menten gefährlicher Stille. Ueberraschend gut gelang
für den derben Humor hatte Max Landa
Herrn Gottowt die Gestaltung des greisen Kom¬
das Stück vortrefflich in Szene gesetzt und die
ponisten, der die Gestalt von überflüssiger Senti¬
schallende Heiterkeit, die wiederholt ertönte, war
mentalität söuberte und die Selbstgefälligkeit des Ver¬
hierfür wohl der beste Beweis. Dazu kam noch
kannten so drollig dreist heraushob, daß die Episode
daß die einzelnen Rollen geradezu unübertrefflich
ein neues Gesicht bekam. Gottowts Talents scheint mir
besetzt waren. Ferdinand Bonn wirkte schon
überhaupt unterschätzt und wird, wodurch in Berlin
durch seine originelle Maske hochkomisch, und die
schon manche Kraft verkürzt wurde, auf Spezialisten¬
bayerische Derbheit, mit der er seinen Bauern¬
tum festgelegt. Seine Wandlungsfähigkeit sollte sich
Abgeordneten spielte, fand in Max Adalberts
dagegen wehren.
schnoddrigem Berlinertum ein zwerchfellerschüt¬
Mit etlichen Verluisten
terndes Gegenstück. Der Königl. bayer. Ministe¬
an Liebenswürdigkeit
rialrat v. Scheibler war bei Max Landa in den
mußte auch das Lustspiel von Schnitzler rechnen.
besten Händen, und in den kleineren Rollen ver¬
Wieder hatte das Gedächtnis Ferdinand Bonns
vollständigten die Damen Schulz und Hegyi, sowie
Einiges beseitigt, dem der alte Schwerenöter schon
die Herren Friedrich, Paulsen und Ottmay das
lustige Ensemble. Das ausverkaufte Haus un¬
besser lag, obwohl er den ungarischen Grafen ins
terhielt sich, wie gesagt, ausnehmend und spendete
Operetten=Mikoschhafte übersetzte. Auch Frau Serda
reichen Beifall.
hatte für die unterhaltende Doppelmoral ihrer Kom¬
tesse nicht das richtige Gefühl und ließ alles fallen,
womit sich die Figur interessant machen könnte.
Ebenso unvorteilhaft gab sich Frau Tetzloff, die
dem ins Philisterium sich einschiffenden Theater¬
dämchen bloß ein grelles Kleid und viel Gewöhnlich¬
keit gönnte. Erfreulicher war der Fürst Ravenstein
des Herrn Landa und ganz echter Schnitzler blühte
in einem neuen jungen Darsteller namens Walter
Reymer auf, der viel Laune im Leibe hat und
jedes Wort auf Wirkung zu färben weiß.
Ludwig Thomas' Eisenbahnhumoreske fährt bei
Barnowsky auf sicherem Geleise. Und man krümmte
sich wie immer über Adalberts Berliner
Schnanze, über Landas gereizten Ministerialrat,
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21. koMz1odeFanilientag
box 26/4
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Berliner Börten Courier, Berlin
euss
Morgenausert
Theater und Musik
Wedekind, Schnitzler und Thoma
im nmmrettrecter.
Die Anregung zu diesem Abend gab die Ver¬
lgenheit des Spielplans, was man aber nicht zu
# Ten Barle
fedauern hatte. Es ist ehrenvoller, auf Erprobtes
25
MERZ 15
zurückzugreifen, das nach Alter und Geschmack zu uns
gehört, als wie das setzte Mal einen ganz verstaubten
P. en Teuiel#hece
Lustspieljahrgang von lieblosen Händen umgießen zu
gestern (Sonnabsu## die Neueinstudierung hr#i#
lossen. Die Zusammenstellung der Einakter war
bekannter und viel gegebener Einalter einen
recht glücklich, da selbständige und eigenkräftige
großen Erfolg. Im allgemeinen herrscht gegen
Autoren (durch die schöne Beziehung alles Erfinde¬
diese Einakterabende ein gewisses Vorurteil, dar
rischen) immer zu einander passen. Man sah den
aber an sich eigentlich völlig unbegründet ist. Ee
tragikomischen „Kammersänger“ Wedekinds, der so
kommt bei solchen Aufführungen lediglich auf die
meisterhaft und in schlagender Kürze einen frechen
Geschicklichkeit in der Auswahl, Zusammenstellung
und vor allem in der Steigerung an. Da un
Stoff sympathisch macht und den seltenen Griff hat,
diese Vorbedingungen gestern restlos erfüllt
eine tragische Schlußwendung mit den Ausläufern
waren, so verlebte man einen höchst amsisanten
der Satire zu verknüpfen. Hernach kam „Komtesse
Abend. Frank Wedekinds „Kammersän¬
Mizzi“, eine der vorzüglichsten Lustspielarbeiten
ger“ eröffnete den Reigen. Die viel gespielte
Schnitzlers, die Charakter hat, ein Meisterspiel der
Satire auf die Launen und Schwächen
Verknüpfung ist und an graziösen Einfällen über¬
verwöhnter Bühnensterne und auf die Zudring¬
quillt. Ganz von ungefähr, angeregt von der aristo¬
lichkeit jüngerer und älterer Verehrerinnen gastie¬
kratischen Umwelt denkt man sich, daß Schnitzler hier
renden Künstlern gegenüber gefiel, abgesehen
unbewußt bei der Bauerfeld=Tradition einhakte, diesen
von den bekannten Längen, die man im Interesse
zahmen Vorläufer aber durch Witz und innere Un¬
des Gesamteindrucks mildern sollte, wiederum
abhängigkeit weit überholte. Jedenfalls ist dieser
sehr. Temperamentvoll und mit lebenswahrer
öltere Einakter dreißigmal besser als seine allzu er¬
Natürlichkeit zeichnete Ferdinand Bonn den
dachten Wortkomödien neueren Datums.
„Kammersänger" und Julie Serda war ihm als
Auf
Schnitzler folgte Ludwig Thomas lustige Fahrt
Helene Marowa eine gleichwertige Partnerin
„I. Klasse“, die den Vorteil hat, wie eine Gelegen¬
Man glaubte ihr die hellauflodernde Leidenschaft#
heitsschnurre zu beginnen und das Anekdotenhafte
für den berühmten Künstler, man glaubte ihr
ins Typische zu steigern, ohne daß dabei dem Scherze
sogar die Torheit ihrer ganzen Handlungsweise.
die Puste ausgeht. Man wurde im Laufe dreier
Den verkannten alten Komponisten gab John
Stunden recht vergnügt.
Gottowt charakteristisch in Spiel und Maske. —
Hierauf folgte Schnitzlers einaktige Komödie
Die Darstellung war sehr ungleichmäßig. Am
„Comtesse Mizzi“. Die launige Slizze
schwächsten geriet Wedekind, dessen „Kammersänger“:
aus der österreichisch=ungarischen Aristokratie
so falsch wie nur irgendwie moglich mit Ferdinand
wirkte mit ihrem humorvollen Dialog und
Bonn besetzt wurde. Was Barnowsky reizen
ihren gut gezeichneten Figuren sehr er
mochte, einen Mißgriff Reinhardts prompt sich zu
heiternd. In der Titelrolle zeigte Julie
eigen zu machen, bleibt ja unerklärlich. Man büßte
Serda mit Erfolg ihre große Vielseitigkeit.
es durch die Entstellung der Tenoristenerscheinung
Auch hier gefiel sie durch ihre ungemein natürlich:
in eine höchst verdrossene Reisendenfigur, der man
Spielweise und die liebenswürdige Art ihres Din¬
von allen Liebesabenteuern höchstens die vielen
loges, sowie ihre sichere Charakterisierungsfähig¬
Koffer glaubte. Dazu kam ein hübsches Maß von
keit. Ihren Vater spielte Bonn als liebenwürdi¬
textlicher Unsicherheit, die mit den Pointen beträch
gen, älteren Schwerenöter sehr wirksam, und
lich aufräumte und durch rudernde, den Sprechkastetz
Max Landa schuf in dem Fürsten Ravenstein eine
anfeuernde Armbewegungen das Bild unergötzlichen
köstliche Charaktercharge. In der Rolle seines
„natürlichen“ Sohnes zeigte Walter Rehmer
Nervosität vies zu wahr machte. Daß Dr. Eloesser?
eine hervorragende Begabung für Naturburschen.
die Spielleitung hatte, bemerkte man erst jenseits der
Beide Stücke hatte Artur Eloesser mit feinem.
Hauptrolle. So gab Frau Julie Serda mit jedem
Verständnis in Szene gesetzt. Zum Schluß wurde
Atemzug das unabschüttelbare Weib — sehr glücklich
Ludwig Thomas köstlicher Bauernschwank
im Wechsel von Temperamentsausbrüchen und Mo¬
„I. Klasse“ gegeben. Mit sicherem Verständnis
menten gefährlicher Stille. Ueberraschend gut gelang
für den derben Humor hatte Max Landa
Herrn Gottowt die Gestaltung des greisen Kom¬
das Stück vortrefflich in Szene gesetzt und die
ponisten, der die Gestalt von überflüssiger Senti¬
schallende Heiterkeit, die wiederholt ertönte, war
mentalität söuberte und die Selbstgefälligkeit des Ver¬
hierfür wohl der beste Beweis. Dazu kam noch
kannten so drollig dreist heraushob, daß die Episode
daß die einzelnen Rollen geradezu unübertrefflich
ein neues Gesicht bekam. Gottowts Talents scheint mir
besetzt waren. Ferdinand Bonn wirkte schon
überhaupt unterschätzt und wird, wodurch in Berlin
durch seine originelle Maske hochkomisch, und die
schon manche Kraft verkürzt wurde, auf Spezialisten¬
bayerische Derbheit, mit der er seinen Bauern¬
tum festgelegt. Seine Wandlungsfähigkeit sollte sich
Abgeordneten spielte, fand in Max Adalberts
dagegen wehren.
schnoddrigem Berlinertum ein zwerchfellerschüt¬
Mit etlichen Verluisten
terndes Gegenstück. Der Königl. bayer. Ministe¬
an Liebenswürdigkeit
rialrat v. Scheibler war bei Max Landa in den
mußte auch das Lustspiel von Schnitzler rechnen.
besten Händen, und in den kleineren Rollen ver¬
Wieder hatte das Gedächtnis Ferdinand Bonns
vollständigten die Damen Schulz und Hegyi, sowie
Einiges beseitigt, dem der alte Schwerenöter schon
die Herren Friedrich, Paulsen und Ottmay das
lustige Ensemble. Das ausverkaufte Haus un¬
besser lag, obwohl er den ungarischen Grafen ins
terhielt sich, wie gesagt, ausnehmend und spendete
Operetten=Mikoschhafte übersetzte. Auch Frau Serda
reichen Beifall.
hatte für die unterhaltende Doppelmoral ihrer Kom¬
tesse nicht das richtige Gefühl und ließ alles fallen,
womit sich die Figur interessant machen könnte.
Ebenso unvorteilhaft gab sich Frau Tetzloff, die
dem ins Philisterium sich einschiffenden Theater¬
dämchen bloß ein grelles Kleid und viel Gewöhnlich¬
keit gönnte. Erfreulicher war der Fürst Ravenstein
des Herrn Landa und ganz echter Schnitzler blühte
in einem neuen jungen Darsteller namens Walter
Reymer auf, der viel Laune im Leibe hat und
jedes Wort auf Wirkung zu färben weiß.
Ludwig Thomas' Eisenbahnhumoreske fährt bei
Barnowsky auf sicherem Geleise. Und man krümmte
sich wie immer über Adalberts Berliner
Schnanze, über Landas gereizten Ministerialrat,