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Meiser, der seine kleinen Abenteuer hinter plötzlichen Kon¬
zertverpflichtungen versteckt, spielt jetzt in Barnowsky¬
Künstler=Theater den Wedekindschen Kammersänger. Und
dieser Bonn sieht jenem zum Verzweifeln ähnlich, so ähnlich.
daß man unter dem Eindruck dieser Aehnlichkeit oft nicht
weiß, wo Bahr aufhört und Wedekind beginnt; ja, wenn ich
nicht sehr irre, trägt der k. k. Kammersänger Gerardo gar
dieselben Anzüge wie Bahrs großer Gustav Heink. Salche
Rolken der Unwiderstehllchkeit llegen Bonn gut, und wenn
er seinem Kammersänger auch ein bissel zu viel von jenem
alternden Professor gab und dadurch den noch von allem
Glanz des Jugendlichen Umstrahlten abgeklärter und ge¬
reifter erscheinen ließ als das wohl in Wedekinds Absicht ge¬
legen, so boten die Unterhaltung mit dem verkannten Opern¬
komponisten und die Auseinandersetzung mit der Frau, die
den Geliebten nicht lassen will, trotz aller Komik im einzelnen
so viel Lebenswahres im ganzen, daß man die leichte Lange¬
weile, die diese reichlich zugespitzten und erkünstelten Szenen
Wedekinds um so stärker atmen, je älter sie werden und je
öfter man sie sieht, kaum spürte. Der Schauspieler besiegte
wieder einmal den Dichter, und der leise Unterton der Tragik,
der in den barocken Szenen schwingt, erhielt durch ihn hier
und da ergreifenden Klang. Julie Serda als die Frau, die
lieber in den Tod geht als daß sie nach dem kurzen Rausch
in den Armen des gefeierten Künstlers zu Mann und Kin¬
dern in die Enge ihres bisherigen Lebens zurückkehrt, und
John Gottowt als der greise Komponist unterstützten das
Spiel Bonns auf das vorteilhafteste.
„Komtesse Mizzi“ vonScitlerfalate. Bonn der
alte Graf, dessen Lolo nach lungen=Jahren friedlicher und
rührender Liebe heiratet, am endlich „in geordnete Ver¬
hältnisse zu kommen“, und dem nun an der Seite seiner
Mizzi die „Einsumkeit“ droht; äußerlich ein wenig an den
alten Kaiser erinnernd, aber lebenslustig noch und munter,
von herzgewinnender Jovialität und in die Ueberraschungen,
die ihm der eine kurze Sommertag bringt und die ihm statt
der gefürchteten Einsamkeit ein heiteres Leben verheißen,
sich mit lächelnder Laune und stiller Wehmut schickend ...
eine Gestalt von eigenwilligem Reize; Julie Serda eine
sehr natürliche, behaglich=rundliche Komtesse Mizzi, die ihre
mierhoffte Mutterschaft mit komischer Wünde trägt und dem
so plötzlich aufgetauchten Bub zuliebe einen dicken Strich
unter alles Bisherige macht; Max Landa als Fürst Egon
eine echt Schnitzlersche Figur, vieleicht die echteste der ganzen
kleinen Komödie; und Toni Tetzlaff als Lolo und Walter
Reymner als der Bub fügen sich in diesen bunten Reigen
mit viel wienerischer Grazie ergänzend ein. Das Leben ist
hier noch ein Spiel, weiche Lust fächelt, alles ist heiter und
licht. Das Gewittergrollen des Schicksals tönt nur ganz
schwach in diese Komödie der Worte, und die Kunst, mit der
die Menschen es überhören, es nicht an sich heranlassen, ist
zumindest amüsant. Hat es so etwas denn nicht einmal
gegeben? So freuen wir uns dessen lächelnd und erinnerung¬
versunken, und wenn der Vorhang fällt, sagen wir einer
Stunde Lebewohl, die keine Ueberraschung, aber auch keine
Enttäuschung gebracht hat.
Ludwig Thomas saftiger Bauernschwank „1. Klasse“
machte den Beschluß. Der hinlänglich bekannte, übermütige
Akt holt seine spaßigsten Wirkungen aus der Gegensätzlich¬
keit der Leutchen, die der Zufall in einem Eilzugkupee
1. Klasse zusammenwürfelt: ein Pärchen auf der Hochzeits¬
reise, ein eingebildeter Ministerialrat, ein Reisender aus
Neu=Ruppin und zwei bayerische Bauern, von denen der
eine der Abgeordnete Filser ist. Max Landa, Max
Adalbert, Hans Sternberg sind in ihren Rollen be¬
kannt. Neu aber ist der Filser Ferdinand Bonns.
Kammersänger, österreichischer Graf und bayerischer Bauer
an einem Abend . .. das will doch etwas heißen und macht
der Verwandlungsfähigkeit Bonns alle Ehre. Denn alles
war er ganz; und doch, denkt man an den lustigen und unter¬
haltsamen Abend zurück, gebührt seinem Filser die Palme.
Welch eine urwüchsige Gestalt! Die hängende Unterlippe,
die wackeinden Ohren, dies Lachen und vor allem die ver¬
schmitzte Würde, in die er sich blitzschnell hineinfindet, als der
Zugfuhrer ihn dem vornehmen königlich bayerischen
Ministerialrat als den Abgeordneten Filser offenbart und
dieser auf einn al kaum weiß, wie nur immer er dem Herrn
Abgeordneten seine Ehrfurcht und Ergebenheit beweisen soll
das alles war von. einer geradezu zwerchfellerschütternden
Komik, und das leise Schmunzeln und verhaltene Lächeln,
das die Bonmots aus Wedekinds und Schnitzlers kultivierten
Szenen im Zuschauerraum begleitet hatte, wich denn auch
diesem kräftigen, bodenständigen Witz gegenüber einem be¬
freienden Lachen, das selbst die Grobheiten und gewagten
Dinge dankbar und gutmütig hinnahm. Frohgestimmt ver¬
ließ man das Haus, und die Kritik macht gerne von ihrem
Recht Gebrauch, auch einmal manches zu verschweigen, was
vielleicht in Inszenierung und Regie etwas weniger sorglos
zu wünschen gewesen wäre.
Stx.
**
#.a.4.
Drei Einekter.
Im Deutschen Künstlertheates.
Dieser Einakterabend ist ungefähr ein Bonn¬
Abend. Denn Ferdinand Bonn trat gestern zum
ersten Male bei Barnowsky auf, und in allen drei
Stücken, die man in neuer Besetzung sah, spielt
er eine (mehr oder minder erprobte) Rolle. Er ist
zunächst die Titelperson in Wedekinds „Kam¬
mersänger“, dann der Graf Pazmandy in
Schnitzlers „Komtesse Mizzi“ dann der
Bauernabgeordnete Josef Filser in Thomas
Schwank „Erster Klasse“. Nichts verbindet
diese drei Halbstundendramen mitelnander. Eini¬
germaßen wahllos hat man sie aus dem früheren
Bestand des Lessingtheatere und des Kleinen
Theaters zusammengeholt. Doch vielleicht wird ge¬
rade dieser Wahllosigkeit ein Erfolg noch zum
Schluß eines Wintere, der an Premieren arm
war, beschieden sein.
Den Kammersänger gibt Bonn mit dem sicht.
baren Vorsatz, ohne Uebertreibung zu charakteri¬
fieren. Er sieht nicht wie ein lockiger Tenor aus,
sondern weltmännisch, mit einem koketten Schnurr¬
bart; und er spricht gesetzt, ernst, fast wie Wede¬
kind trocken. Neben iym Here Gottowt, ein
Professor Dühring von tragisch=groteskem Umriß,
der zappelnde und reizende Backfisch, den Fräu¬
lein Binder mimt, und, ein wenig schwer,
als Helene Frau Serda. In der „Komtesse
Romödie, steht Bonn an der Stelle, an der vor
Jahren Reicher stand. Er hat für den Pazmandy
micht nur die Maske, er hat auch den Schritt,
die Sprachfärbung, die robuste Gesühlsgesundheit.
verhalienen, reifen Ton und sehr liebenswürdig
in der Erscheinung. Fürst Egon ist Herr Landa,
der junge Philipp der äußerst schmale Herr
Reymer, der durch die kecke Sicherheit seines
Gebahrens überrascht. In „Erster Klasse“ hängt
Bonn sich Ohren und Nase an. Er hat ein Lackl¬
gesicht von altrömischem Schnitt, und die baju¬
varische Karikatur, die er bietet, ist zum Schreien
komisch. Doch auch wenn Herr Adalbert
berlinisch zu quasseln anfängt, vermag man nicht
P. W.
zu wiederstehen.
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Meiser, der seine kleinen Abenteuer hinter plötzlichen Kon¬
zertverpflichtungen versteckt, spielt jetzt in Barnowsky¬
Künstler=Theater den Wedekindschen Kammersänger. Und
dieser Bonn sieht jenem zum Verzweifeln ähnlich, so ähnlich.
daß man unter dem Eindruck dieser Aehnlichkeit oft nicht
weiß, wo Bahr aufhört und Wedekind beginnt; ja, wenn ich
nicht sehr irre, trägt der k. k. Kammersänger Gerardo gar
dieselben Anzüge wie Bahrs großer Gustav Heink. Salche
Rolken der Unwiderstehllchkeit llegen Bonn gut, und wenn
er seinem Kammersänger auch ein bissel zu viel von jenem
alternden Professor gab und dadurch den noch von allem
Glanz des Jugendlichen Umstrahlten abgeklärter und ge¬
reifter erscheinen ließ als das wohl in Wedekinds Absicht ge¬
legen, so boten die Unterhaltung mit dem verkannten Opern¬
komponisten und die Auseinandersetzung mit der Frau, die
den Geliebten nicht lassen will, trotz aller Komik im einzelnen
so viel Lebenswahres im ganzen, daß man die leichte Lange¬
weile, die diese reichlich zugespitzten und erkünstelten Szenen
Wedekinds um so stärker atmen, je älter sie werden und je
öfter man sie sieht, kaum spürte. Der Schauspieler besiegte
wieder einmal den Dichter, und der leise Unterton der Tragik,
der in den barocken Szenen schwingt, erhielt durch ihn hier
und da ergreifenden Klang. Julie Serda als die Frau, die
lieber in den Tod geht als daß sie nach dem kurzen Rausch
in den Armen des gefeierten Künstlers zu Mann und Kin¬
dern in die Enge ihres bisherigen Lebens zurückkehrt, und
John Gottowt als der greise Komponist unterstützten das
Spiel Bonns auf das vorteilhafteste.
„Komtesse Mizzi“ vonScitlerfalate. Bonn der
alte Graf, dessen Lolo nach lungen=Jahren friedlicher und
rührender Liebe heiratet, am endlich „in geordnete Ver¬
hältnisse zu kommen“, und dem nun an der Seite seiner
Mizzi die „Einsumkeit“ droht; äußerlich ein wenig an den
alten Kaiser erinnernd, aber lebenslustig noch und munter,
von herzgewinnender Jovialität und in die Ueberraschungen,
die ihm der eine kurze Sommertag bringt und die ihm statt
der gefürchteten Einsamkeit ein heiteres Leben verheißen,
sich mit lächelnder Laune und stiller Wehmut schickend ...
eine Gestalt von eigenwilligem Reize; Julie Serda eine
sehr natürliche, behaglich=rundliche Komtesse Mizzi, die ihre
mierhoffte Mutterschaft mit komischer Wünde trägt und dem
so plötzlich aufgetauchten Bub zuliebe einen dicken Strich
unter alles Bisherige macht; Max Landa als Fürst Egon
eine echt Schnitzlersche Figur, vieleicht die echteste der ganzen
kleinen Komödie; und Toni Tetzlaff als Lolo und Walter
Reymner als der Bub fügen sich in diesen bunten Reigen
mit viel wienerischer Grazie ergänzend ein. Das Leben ist
hier noch ein Spiel, weiche Lust fächelt, alles ist heiter und
licht. Das Gewittergrollen des Schicksals tönt nur ganz
schwach in diese Komödie der Worte, und die Kunst, mit der
die Menschen es überhören, es nicht an sich heranlassen, ist
zumindest amüsant. Hat es so etwas denn nicht einmal
gegeben? So freuen wir uns dessen lächelnd und erinnerung¬
versunken, und wenn der Vorhang fällt, sagen wir einer
Stunde Lebewohl, die keine Ueberraschung, aber auch keine
Enttäuschung gebracht hat.
Ludwig Thomas saftiger Bauernschwank „1. Klasse“
machte den Beschluß. Der hinlänglich bekannte, übermütige
Akt holt seine spaßigsten Wirkungen aus der Gegensätzlich¬
keit der Leutchen, die der Zufall in einem Eilzugkupee
1. Klasse zusammenwürfelt: ein Pärchen auf der Hochzeits¬
reise, ein eingebildeter Ministerialrat, ein Reisender aus
Neu=Ruppin und zwei bayerische Bauern, von denen der
eine der Abgeordnete Filser ist. Max Landa, Max
Adalbert, Hans Sternberg sind in ihren Rollen be¬
kannt. Neu aber ist der Filser Ferdinand Bonns.
Kammersänger, österreichischer Graf und bayerischer Bauer
an einem Abend . .. das will doch etwas heißen und macht
der Verwandlungsfähigkeit Bonns alle Ehre. Denn alles
war er ganz; und doch, denkt man an den lustigen und unter¬
haltsamen Abend zurück, gebührt seinem Filser die Palme.
Welch eine urwüchsige Gestalt! Die hängende Unterlippe,
die wackeinden Ohren, dies Lachen und vor allem die ver¬
schmitzte Würde, in die er sich blitzschnell hineinfindet, als der
Zugfuhrer ihn dem vornehmen königlich bayerischen
Ministerialrat als den Abgeordneten Filser offenbart und
dieser auf einn al kaum weiß, wie nur immer er dem Herrn
Abgeordneten seine Ehrfurcht und Ergebenheit beweisen soll
das alles war von. einer geradezu zwerchfellerschütternden
Komik, und das leise Schmunzeln und verhaltene Lächeln,
das die Bonmots aus Wedekinds und Schnitzlers kultivierten
Szenen im Zuschauerraum begleitet hatte, wich denn auch
diesem kräftigen, bodenständigen Witz gegenüber einem be¬
freienden Lachen, das selbst die Grobheiten und gewagten
Dinge dankbar und gutmütig hinnahm. Frohgestimmt ver¬
ließ man das Haus, und die Kritik macht gerne von ihrem
Recht Gebrauch, auch einmal manches zu verschweigen, was
vielleicht in Inszenierung und Regie etwas weniger sorglos
zu wünschen gewesen wäre.
Stx.
**
#.a.4.
Drei Einekter.
Im Deutschen Künstlertheates.
Dieser Einakterabend ist ungefähr ein Bonn¬
Abend. Denn Ferdinand Bonn trat gestern zum
ersten Male bei Barnowsky auf, und in allen drei
Stücken, die man in neuer Besetzung sah, spielt
er eine (mehr oder minder erprobte) Rolle. Er ist
zunächst die Titelperson in Wedekinds „Kam¬
mersänger“, dann der Graf Pazmandy in
Schnitzlers „Komtesse Mizzi“ dann der
Bauernabgeordnete Josef Filser in Thomas
Schwank „Erster Klasse“. Nichts verbindet
diese drei Halbstundendramen mitelnander. Eini¬
germaßen wahllos hat man sie aus dem früheren
Bestand des Lessingtheatere und des Kleinen
Theaters zusammengeholt. Doch vielleicht wird ge¬
rade dieser Wahllosigkeit ein Erfolg noch zum
Schluß eines Wintere, der an Premieren arm
war, beschieden sein.
Den Kammersänger gibt Bonn mit dem sicht.
baren Vorsatz, ohne Uebertreibung zu charakteri¬
fieren. Er sieht nicht wie ein lockiger Tenor aus,
sondern weltmännisch, mit einem koketten Schnurr¬
bart; und er spricht gesetzt, ernst, fast wie Wede¬
kind trocken. Neben iym Here Gottowt, ein
Professor Dühring von tragisch=groteskem Umriß,
der zappelnde und reizende Backfisch, den Fräu¬
lein Binder mimt, und, ein wenig schwer,
als Helene Frau Serda. In der „Komtesse
Romödie, steht Bonn an der Stelle, an der vor
Jahren Reicher stand. Er hat für den Pazmandy
micht nur die Maske, er hat auch den Schritt,
die Sprachfärbung, die robuste Gesühlsgesundheit.
verhalienen, reifen Ton und sehr liebenswürdig
in der Erscheinung. Fürst Egon ist Herr Landa,
der junge Philipp der äußerst schmale Herr
Reymer, der durch die kecke Sicherheit seines
Gebahrens überrascht. In „Erster Klasse“ hängt
Bonn sich Ohren und Nase an. Er hat ein Lackl¬
gesicht von altrömischem Schnitt, und die baju¬
varische Karikatur, die er bietet, ist zum Schreien
komisch. Doch auch wenn Herr Adalbert
berlinisch zu quasseln anfängt, vermag man nicht
P. W.
zu wiederstehen.
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schließ
Dreit
verwe.
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