II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 296

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21. Kontes:
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23. 1. 35
schaften genossen hat. Nun, an der Schwelle zum besondere die letztere, sind aber der Gefahr ei
Stadttheater Luzern
Jenseits, zeigt ihm der grausame und doch gütevolle wissen Einförmigkeit und Lurmoyanz des Ton
Tod in einer trauervollen Phantasmagorie, was er
2. Vorstellung im literarischen Zyklus.
entgangen. Markanter spricht Hr. Stein
im Leben versäumt und unwiderbringlich verloren.
„Jugendfreund“, doch dürfte auch er der
„Der Tor und der Tod“, von Hofmannsthal.
Das seltsame Nachtstück ist von Regisseur Mame¬
Nüancierung der Diktion noch vermehrte A
„Komiesse Mizzi“, von Schnitzler.
[lok, unter Beistellung stilgerechter Möbel und son¬
samkeit schenken. Die kleine Dienerrolle ist b#
stiger Requisiten aus der Galerie Fischer, stimmungs¬
(21. Hanuar.)
Weber, der auf derartige Chargen spezialis
tief inszeniert und auch im Kolorit der Beleuchtung
sehr gut aufgehoben.
Diese zweite Vorstellung im dieswinterlichen lite¬
und im schwermütigen Rhythmus der violinistischen
Läßt somit die Wiedergabe von „Tor und
rärischen Zyklus bannte eine feine österreichische
Begleitmusik zart abgetönt worden Dagegen er¬
sprachlich und darstellerisch noch einige Wünf
Atmosphäre auf die Bühne. Gegeben wurde das
scheint die Abdämpfung und Monotonisierung des
erfüllt, so ist dafür die Aufführung der
packende Notturno „Der Tor und der Tod“ von
dadurch schwer verständlich werdenden Dialoges bei
tesse Mizzi“ von Schnitzler gerade in die
Hugo von Hofmannsthal und die reizende Komödie
den Erscheinungen der Toten etwas zu weitgehend.
langen als glänzend zu bezeichnen. Der g#
„Komtesse Mizzi“ von Arthur Schnitzler. Beide Werke
Die führende Partie des Edelmannes „Claudio“ wird
Wiener Psychologe und Ironiker entwirft hi
liegen nicht auf der Ebene der landläufigen Theater¬
von Hrn. Sax leider nicht überzeugend gestaltet.
seiner scharfen, pessimistischen Menschenkenntn
stücke und eignen sich deshalb sehr wohl für eine
Wohl ist alles Gedankliche intelligent durchgearbeitet,
etwas dekadenten Müdigkeit, aber mit mildem
Wiedergabe im gehobenen Stil der literarischen
der Vers verständnisvoll gegliedert und die trauer¬
und wissendem, verzeihendem Lächeln, dazu mi
Abende. Innerlich sind sie einander durch die icht
volle Einsicht in die Nichtigkeit seines früheren Le¬
unübertrefflichen Kunst eines aus Heiterkeit,
österreichische Nachdenklichkeit und schmerzliche Re¬
bens mit Geschmack und Empfindung veranschaulicht.
und Wehmut filigranhaft gewobenen Dialog
signation ihrer Stimmung verbunden, die sich im
Aber es fehlt seiner im ganzen doch ziemlich matten,
echt österreichisches Familienbild von intimen
Dramolett zu schweren Todesschatten verdichtet und
in Mimik und Geste konventionell bleibenden Ge¬
und feinem Duft. Hr. Regisseur Mamelo
auch in der Komödie einen zarten Moll=Grundakkord
staltung an Schwung und Größe und der dünne,
bildet.
leiht dieser entzückend pikanten und doch alles M
nasale Stimmklang verhindert eine sprachlich ein¬
liche diskret verschleiernden Komödie in vorn
Der „Tor und der Tod“, ein in seiner Art
dringlichere Auswertung der gerade bei Hofmanns¬
Inszenierung und Kultur des Ensemblespiels
vollendetes, kleines Kunstwerk, wurde von Hof¬
thal sehr wichtigen klangpoetischen Akzente. Bedeu¬
künstlerische Wirksamkeit. Er selbst gibt den
mannsthal als 19=Jähriger geschrieben. Der hoch¬
tungsvoll in der geisterhaften Erscheinung eines
herzigen und temperamentvollen „Graf Arpad
sinnige Poet schildert darin in sprachmusikalisch wun¬
dämonischen Musikers à la Paganini und in der
mandy“ in seinem originellen ungarisch=den
dervollen Versen mit einer beim damaligen jugend¬
herben Strenge der düsteren Diktion verkörpert Hr.
Akzent als warmblütigen und humorvollen
lichen Alter des Autors erstaunlich hellsichtigen und
Carlmayr den „Tod“ wirklich als „großen Gott
Knaben in Maske, Ton und Gebärde ganz
tiefschürfenden Erkenntnis des menschlichen Daseins
der Seele“. Frau Kaiser spielt und spricht als
zeichnet. Die in ihrer Kälte und ihrem wenig
die letzten Stunden eines Edelmannes, der als großer
„Mutter“ sehr liebevoll und gütig, und Frl. von
terlichen Verhalten anfänglich nicht gerade
Tor kühlen Herzens am Leben vorbei gelebt und Seiffert stellt Claudios Geliebte mit Anmut und
tbische aber später doch gefühlsbetonter wer
nie die Wonnen des Sichverlierens an heiße Leiden= Empfindungswärme dar. Beide Darstellerinnen, ins= „Komtesse Mizzi“ wird von Frau Weber mit