20. Zuischenspiel box 25/1
—.—
Man muß nun Herrn Kainz sehen, wie er
faßt sich aber, nimmt Abschied und heiratet, wi
diesen Amadeus spielt, wie er die Psychologie
wir im dritten Akt erfahren, einen steinreiche
Theater und Kunst.
einer kultivierten, nervösen Liebe gibt. Seine
Mann in den besten Jahren, der sich Hals übe
Anwandlungen von Eifersucht; Eifersucht in
Kopf in sie verliebt hat. In diesem nämliche
Pariser Premiere.
dritten Akt hören wir, daß Jacques sein fast ab
quälende Wonne verwandelt, Eifersucht, von
(D Paris, 10. Oktober.
geschlossenes Verlöbnis rückgängig gemacht ha
einem Künstlertemperament naiv zur Erhöhung
und sich bewußt geworden ist, daß Blanche seins
Autoine hat die Saison mit einem Schlager er¬
der Schaffenskraft benützt. Es ist vielleicht noch
einzige echte Liebe ist. Die Sache läuft nun au
öffnet, der sich wohl den halben Winter auf dem
keinem Schauspieler gelungen, einen bedeutenden
eine Werther=Tragödie hinaus. Blanche hat der
Zettel behaupten wird. Es ist dies ein fünfaktiges
Künstler so bedeutend zu spielen, wie gestern
Freund ja noch ganz gern, ist aber weit entfern
Stück von Leon Gandillot, das den Titel
Herrn Kainz. Und das beste an dieser Leistung:
von tiefer Leidenschaft, sucht ihn zu trösten un
„Vers l’amour“ führt. Einen Fehler hat das
das wienerische Parfüm, diesen Duft von Wiener
allmählich auf andere Gedanken zu bringen
Stück allerdings: es fängt gar zu gut an, so gut,
Geistesadel, den er dem Amadens lieh. Fräulein
Jacques dagegen wühlt sich tiefer und tiefer i
daß die folgenden Akte, so trefflich sie in ihrer
Witt nahm die Cäcilie zu bürgerlich, aber
seine Leidenschaft ein, und als der Vorhang zum
Art sind, dagegen doch etwas abfallen. Dieser
letztenmal fällt, steht er im Begriff, seinen
arste Akt aber ist eine Perle in jeder Beziehung.
vielleicht war es richtig, daß Cäcilie, die
Leben ein Ende zu machen. Diese nach den
Wir sind in einem kleinen Restaurant auf dem
Sängerin, hinter ihrem Mann, dem Komponisten,
überaus lustigen ersten Akt sehr überraschend
Montmartre, wo die Bohème den Ton angibt und
an künstlerischem Menschentum zurückbleibt,
Wendung ist mit außerordentlichem Geschich
das Lokal beherrscht, und dieses Milien ist so
daß sie mehr Gattin war als Primadonna.
durchgeführt, und die tragischen Szenen sind nich
ausgezeichnet geschildert, die Mise en scène ist
Herr Korff als Prinz hatte wie Kainz die
weniger gut als vorher die heitern.
so vollkommen, daß dieser eine Akt genügen
beste wienerische Note. Ihm gelingen jetzt,
Das Stück ist ohne Zweifel eines der besten
würde, dem Stück eine lange Dauer zu ver¬
die vornehmen und beseelten jungen Männer
die in den letzten zehn Jahren aus Paris ge
sprechen. Wer den Montmartre vor zwölf oder
kommen sind, und Leon Gandillot, den wir bisher
wie keinem anderen. Es ist etwas Er¬
fünfzehn Jahren gekannt hat, vermag diesen Akt,
nur als Dichter ausgelassener Possen und
freuliches: Von der Neigung zu übertreiben,
der alte liebe Gestalten und wehmütige Erinne¬
Schwänke kannten, zeigt sich hier auch in de
rungen heraufbringt, nicht ohne Rührung zu
in grellen Farben aufzutragen, hat sich Herr
Schilderung tieferer, ergreifender und erschüttern
sehen.
Korff jetzt zu einer Diskretion, zu einer
der Regungen als Meister.
Noblesse und dabei zu einer Plastik entwickelt,
In diesem ersten Akt machen wir die Bekannt¬
die einfach ersten Ranges sind. Herr Treßler
schaft der Helden, des Malers Jacques und der
* Aus den Wiener Theatern.
Modistin Blanche, die sich in der Bohème zu¬
als Albertus, Frau Kallina als Gräsin
Im Burgtheater gelangt morgen Samstag
sammengefunden haben. Jacques ist nicht mehr
„Philine", Frau Haeberle als Marie... es
„Klein Dorrit“, Lustspiel nach Dickens von
unbekannt: soeben hat er die Nachricht erhalten,
Franz v. Schönthan, zur Aufführung. Dienstag
war die beste Aufführung, die man seit langem
daß ihm der Orden der Ehrenlegion gegeben
den 17. d. geht Adolf Wilbrandts Trauerspiel
im Burgtheater gesehen hat.
werden soll, und große Freude herrscht in dem
„Timandra“ in Szene.
Und Paul Schlenther, der sich endlich ent¬
lustigen Kreise. Im zweiten Akt ist schon ge¬
Im Operntheater kommt morgen Samstag
schlossen hat, ein altes Unrecht wieder gutzu¬
schehen, was geschehen mußte: wenn ein Maler
die Oper „Cavalleria rusticana“ mit den Damen
machen, der endlich sich herbeiließ, Artur
die Ehrenlegion erhält, hört die Bohème auf, er
Sedlmair, Forster, Bayer und den Herren Maikl und
Schnitzler, den bedeutendsten Dramatiker im
verläßt den Montmartre, bezieht ein Atelier am
Moser zur Aufführung. Hierauf folgt die Oper
„Der Bajazzo“, unter Mitwirkung der Frau
Boulevard Malesherbes, gibt seine Liaison auf
heutigen Oesterreich, wieder in Gnaden aufzu¬
Felser und der Herren Schmedes, Demuth, Preuß und
und schaut um unter den Töchtern der reichen
nehmen, der uns endlich wieder einen Hoff¬
Stehmann. Zum Schluß wird das Ballett „Pan
Bo##se, welche die fetteste Mitgift und die besten
nungsschimmer gibt, daß es besser werden
gegeben.
Verbinsungen behufs Porträtbestellungen und
könnte — wie gern sei auch ihm ein Wort
Die Direktion des Raimund=Theater
Bilderverkäufen bietet. Jacques ist also beinahe
hat das vieraktige Schauspiel von Bernard Shat
gewidmet: Absolvo te . .. aber es ist doch viel¬
verlobt und will kurzerhand Blanche verab¬
„Frau Warrens Geschäfte“, deutsch von
leicht vorsichtiger, damit noch ein Weilchen zu
schieden. Blanche, die in dieser Liebe die einzige Siegfried Trebitsch, zur Aufführung an
warten.
Felir Solten. ihres Lebens zu sehen alaubt. bricht zusammen, genommen.
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Man muß nun Herrn Kainz sehen, wie er
faßt sich aber, nimmt Abschied und heiratet, wi
diesen Amadeus spielt, wie er die Psychologie
wir im dritten Akt erfahren, einen steinreiche
Theater und Kunst.
einer kultivierten, nervösen Liebe gibt. Seine
Mann in den besten Jahren, der sich Hals übe
Anwandlungen von Eifersucht; Eifersucht in
Kopf in sie verliebt hat. In diesem nämliche
Pariser Premiere.
dritten Akt hören wir, daß Jacques sein fast ab
quälende Wonne verwandelt, Eifersucht, von
(D Paris, 10. Oktober.
geschlossenes Verlöbnis rückgängig gemacht ha
einem Künstlertemperament naiv zur Erhöhung
und sich bewußt geworden ist, daß Blanche seins
Autoine hat die Saison mit einem Schlager er¬
der Schaffenskraft benützt. Es ist vielleicht noch
einzige echte Liebe ist. Die Sache läuft nun au
öffnet, der sich wohl den halben Winter auf dem
keinem Schauspieler gelungen, einen bedeutenden
eine Werther=Tragödie hinaus. Blanche hat der
Zettel behaupten wird. Es ist dies ein fünfaktiges
Künstler so bedeutend zu spielen, wie gestern
Freund ja noch ganz gern, ist aber weit entfern
Stück von Leon Gandillot, das den Titel
Herrn Kainz. Und das beste an dieser Leistung:
von tiefer Leidenschaft, sucht ihn zu trösten un
„Vers l’amour“ führt. Einen Fehler hat das
das wienerische Parfüm, diesen Duft von Wiener
allmählich auf andere Gedanken zu bringen
Stück allerdings: es fängt gar zu gut an, so gut,
Geistesadel, den er dem Amadens lieh. Fräulein
Jacques dagegen wühlt sich tiefer und tiefer i
daß die folgenden Akte, so trefflich sie in ihrer
Witt nahm die Cäcilie zu bürgerlich, aber
seine Leidenschaft ein, und als der Vorhang zum
Art sind, dagegen doch etwas abfallen. Dieser
letztenmal fällt, steht er im Begriff, seinen
arste Akt aber ist eine Perle in jeder Beziehung.
vielleicht war es richtig, daß Cäcilie, die
Leben ein Ende zu machen. Diese nach den
Wir sind in einem kleinen Restaurant auf dem
Sängerin, hinter ihrem Mann, dem Komponisten,
überaus lustigen ersten Akt sehr überraschend
Montmartre, wo die Bohème den Ton angibt und
an künstlerischem Menschentum zurückbleibt,
Wendung ist mit außerordentlichem Geschich
das Lokal beherrscht, und dieses Milien ist so
daß sie mehr Gattin war als Primadonna.
durchgeführt, und die tragischen Szenen sind nich
ausgezeichnet geschildert, die Mise en scène ist
Herr Korff als Prinz hatte wie Kainz die
weniger gut als vorher die heitern.
so vollkommen, daß dieser eine Akt genügen
beste wienerische Note. Ihm gelingen jetzt,
Das Stück ist ohne Zweifel eines der besten
würde, dem Stück eine lange Dauer zu ver¬
die vornehmen und beseelten jungen Männer
die in den letzten zehn Jahren aus Paris ge
sprechen. Wer den Montmartre vor zwölf oder
kommen sind, und Leon Gandillot, den wir bisher
wie keinem anderen. Es ist etwas Er¬
fünfzehn Jahren gekannt hat, vermag diesen Akt,
nur als Dichter ausgelassener Possen und
freuliches: Von der Neigung zu übertreiben,
der alte liebe Gestalten und wehmütige Erinne¬
Schwänke kannten, zeigt sich hier auch in de
rungen heraufbringt, nicht ohne Rührung zu
in grellen Farben aufzutragen, hat sich Herr
Schilderung tieferer, ergreifender und erschüttern
sehen.
Korff jetzt zu einer Diskretion, zu einer
der Regungen als Meister.
Noblesse und dabei zu einer Plastik entwickelt,
In diesem ersten Akt machen wir die Bekannt¬
die einfach ersten Ranges sind. Herr Treßler
schaft der Helden, des Malers Jacques und der
* Aus den Wiener Theatern.
Modistin Blanche, die sich in der Bohème zu¬
als Albertus, Frau Kallina als Gräsin
Im Burgtheater gelangt morgen Samstag
sammengefunden haben. Jacques ist nicht mehr
„Philine", Frau Haeberle als Marie... es
„Klein Dorrit“, Lustspiel nach Dickens von
unbekannt: soeben hat er die Nachricht erhalten,
Franz v. Schönthan, zur Aufführung. Dienstag
war die beste Aufführung, die man seit langem
daß ihm der Orden der Ehrenlegion gegeben
den 17. d. geht Adolf Wilbrandts Trauerspiel
im Burgtheater gesehen hat.
werden soll, und große Freude herrscht in dem
„Timandra“ in Szene.
Und Paul Schlenther, der sich endlich ent¬
lustigen Kreise. Im zweiten Akt ist schon ge¬
Im Operntheater kommt morgen Samstag
schlossen hat, ein altes Unrecht wieder gutzu¬
schehen, was geschehen mußte: wenn ein Maler
die Oper „Cavalleria rusticana“ mit den Damen
machen, der endlich sich herbeiließ, Artur
die Ehrenlegion erhält, hört die Bohème auf, er
Sedlmair, Forster, Bayer und den Herren Maikl und
Schnitzler, den bedeutendsten Dramatiker im
verläßt den Montmartre, bezieht ein Atelier am
Moser zur Aufführung. Hierauf folgt die Oper
„Der Bajazzo“, unter Mitwirkung der Frau
Boulevard Malesherbes, gibt seine Liaison auf
heutigen Oesterreich, wieder in Gnaden aufzu¬
Felser und der Herren Schmedes, Demuth, Preuß und
und schaut um unter den Töchtern der reichen
nehmen, der uns endlich wieder einen Hoff¬
Stehmann. Zum Schluß wird das Ballett „Pan
Bo##se, welche die fetteste Mitgift und die besten
nungsschimmer gibt, daß es besser werden
gegeben.
Verbinsungen behufs Porträtbestellungen und
könnte — wie gern sei auch ihm ein Wort
Die Direktion des Raimund=Theater
Bilderverkäufen bietet. Jacques ist also beinahe
hat das vieraktige Schauspiel von Bernard Shat
gewidmet: Absolvo te . .. aber es ist doch viel¬
verlobt und will kurzerhand Blanche verab¬
„Frau Warrens Geschäfte“, deutsch von
leicht vorsichtiger, damit noch ein Weilchen zu
schieden. Blanche, die in dieser Liebe die einzige Siegfried Trebitsch, zur Aufführung an
warten.
Felir Solten. ihres Lebens zu sehen alaubt. bricht zusammen, genommen.