II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 40

20. Zwischensniel box 25/1
die helle Grundfarbe verleiht, die Liebe. Schnitzler; dem Kind auf dem Lande, er in de
Feuilleton.
wird nicht müde, sie in allen Wendungen und Wand¬
Sängerin. Nun ist es Herbst. Die
lungen, schwankenden Förmen und Gestalten zu zeigen,
AC
Berlin gastiert und Triumphe gefeiert.
ihren Aureiz und ihre verheerende Gewalt zu schildern.
0 Burgtheater,
ihres Mannes, Fürst Sigismund, hat sien
Sie ist der Stoff, der ihn begeistert, der ihm die
flüchtig besucht, er ist auch ihretwegen
(„Zwischenspiel“. Komödie in drei Akten von Artur
Zunge löst. Am liebsten holt er sich seine Gestalten
Schnitter.Zum erstenmal aufgeführt am 12. Oktober
gereist. Jetzt meldet eine Zeitungsnotiz
1905.)
aus der Welt oder Scheinwelt der Kunst, vor allem
von der Scheidung der Frau und ihr
Das ist ein merkwürdiges Stück. Am merkwürdig¬
aus der des Theaters. In derselben Sphäre bewegt
heiratung mit dem Fürsten. Als Cäcilic
sten wohl dadurch, daß es keines ist. Dann aber
sich denn auch das „Zwischenspiel“. Es ist dieselbe
kommt, um den Kontrakt zu lösen und
wegen seines Stoffes. Wir alle wissen ja, was uns
Schichte handelnder Menschen, die wir durchschauen:
nach Berlin zu gehen, erwacht plötzlic,
Schnitzler bedeutet. Mit seinem Namen ist die Reihe der
Leute des Theaters und der Kunst. Ein Problem der
des Gatten. Ueber ihr Leben in der #
Leistungen verbunden, die zwischen „Anatol“ und dem
Liebe, der Ehe ist es, das vor uns aufgerollt wird
er nichts, aber was er vom Prinzen ge
„Reigen“ liegt und deren glänzender Mittelpunkt in
und es ist dieselbe Kühnheit, mir der Schnitzler zu
der Ausblick auf die lange Trennung
der „Liebelei“ besteht. Fast alle Glieder dieser Reihe
uns darüber spricht, wie sonst.
ihn. In wilder Leidenschaft durchbr
überraschen durch die Unerschrockenheit, den Mut, ja
Kapellmeister Adams und seine Frau Cäcilie,
kameradschaftliche Verhältnis, bestürmt
die beispiellose Kühnheit, mit der Schnitzler gewagt
eine Sängerin, haben sich vor sieben Jahren ge
und ist wieder Geliebter, Gatte — eine
hat, über Dinge zu sprechen, über die man sonst
heiratet und ihr Beruf hat sie öfters Monate hin¬
neue Anfang ist aber auch das Ende.
schweigt oder an denen man sich vielleicht mit ver¬
durch von einander getrennt. Die Kühle ihrer Em¬
Selbstbeherrschung hatte die Frau alle
legenem Lächeln vorbeidrückt. Dinge, die man bisher
pfindungen (daß sie einen fünfjährigen Knaben haben,
In der Ferne widerstanden und der
absichtlich wie im Dämmerlichte gesehen, um nicht
tut nichts zur Sache) gestattet ihnen, über alles, was
Verfährt dies erst später aus dem Munde
klar sehen zu müssen, zieht er unter den scharfen Schein
sie erleben, in Aufrichtigkeit zu einander zu sprechen
selbst, den er zu fordern beschlossen hat
der Lupe, ängstlich zuckende Nerven am sozialen Kör¬
oder sich zu schreiben. Aber es ist auch nichts, was
ist nichts, aber die Gedanken Cäciliens
per legt er bloß und hält sie mit der Pinzette fest.
sie bisher zu verheimlichen hatten. Die Lage ändert
mehr rein. Deshalb will und kann si
Das tut er planmäßig, in voller Sicherheit und mit
sich plötzlich durch die aufkeimende Neigung des
mehr für die Zukunft einstehen: die We
der Ruhe und dem Lächeln des Weisen, der die Welt
Kapellmeisters zu einer verheirateten Sängerin.
freie Menschen so voll von Abenteuen
durchschaut. Erinnern wir uns nur. Im „Märchen“.
Dieser soll er übrigens nur als Ersatz dienen für
heißungen! Neben ihrem Manne zu le
bewies er, daß es für die Gefallene keinen Rückweg
den Maler ihres Bildes, mit dem sie soeben ge¬
Kompromiß zu schließen, bei dem sich d
in die Gesellschaft gibt. Im „Vermächtnis“ zeigte er
brochen hat. Cäcilie errät. Was nun? Nach der
andere Dritte freut, vermag sie nich
dies auch dann als zutreffend, wenn darauf die Ehe
Absicht des Kapellmeisters sollen er und seine Frau
trennen sich beide. Er zieht in die Ferne
folgt. Der „Einsame Weg“ bringt das Bild einer
fortan nebeneinanderleben nicht wie Gatten, sondern
mit dem Kinde allein. Wenn sie auch zu
Familie, einer von hunderten, deren Glieder im Leben
wie Kameraden, die sich wie früher musikalisch fördern,
Weinen versinkt, so gelten ihre Tränen
nebeneinanderstehen fast wie Fremde, ohne sich zu
ihr Heim, ihr Kind behalten, also alles, bis auf das
lorenen Glück.
kennen, selbst über den Tod hinaus. Das „Freiwild“
eine: die Liebe sei frei. Der Kapellmeister denkt:
An diesem sehr einfuchen und wenum
war ein Aufschrei gegen das Duell. Und in allen
„Das Leben geht weiter — und alles ist gut.“ Im
pen Gerüste der Handlung erkennt man
seinen Werken ist der Einschlag des Gewebes, der ihm
Sommer sind die beiden getrennt. Die Frau war mit viel Energie und mit wie viel Feinheit