II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 41

die helle Grundfarbe verleiht, die Liebe. Schnitzler; dem Kind auf dem Lande, er in der Villa der
Feuilleton.
wird nicht müde, sie in allen Wendungen und Wand¬
Sängerin. Nun ist es Herbst. Die Frau hat in
Berlin gastiert und Triumphe gefeiert. Ein Schüler
lungen, schwankenden Förmen und Gestalten zu zeigen,
ihres Mannes, Fürst Sigismund, hat sie im Sommer
ihren Anreiz und ihre verheerende Gewalt zu schildern.
Burgtheater.
flüchtig besucht, er ist auch ihretwegen nach Berlin
Sie ist der Stoff, der ihn begeistert, der ihm die
henspiel“. Komödie in drei Akten von Artur
Zunge löst. Am liebsten holt er sich seine Gestalten
gereist. Jetzt meldet eine Zeitungsnotiz ein Gerücht
1erZum erstenmal aufgeführt am 12. Oktober
1905.)
aus der Welt oder Scheinwelt der Kunst, vor allem
von der Scheidung der Frau und ihre Wiederver¬
ist ein merkwürdiges Stück. Am merkwürdig¬
heiratung mit dem Fürsten. Als Cäcilie nun zurück¬
aus der des Theaters. In derselben Sphäre bewegt
kommt, um den Kontrakt zu lösen und dann wieder
sich denn auch das „Zwischenspiel“. Es ist dieselbe
l dadurch, daß es keines ist. Dann aber
Schichte handelnder Menschen, die wir durchschauen:
nach Berlin zu gehen, erwacht plötzlich die Eifersucht
ines Stoffes. Wir alle wissen ja, was uns
Leute des Theaters und der Kunst. Ein Problem der
bedeutet. Mit seinem Namen ist die Reihe der
des Gatten. Ueber ihr Leben in der Fremde weiß
er nichts aber was er vom Prinzen gehört hat und
Liebe, der Ehe ist es, das vor uns aufgerollt wird
En verbunden, die zwischen „Anatol“ und dem
und es ist dieselbe Kühnheit, mir der Schnitzler zu
liegt und deren glänzender Mittelpunkt in
der Ausblick auf die lange Trennung beunruhigen
uns darüber spricht, wie sonst.
ihn. In wilder Leidenschaft durchbricht er das
belei“ besteht. Fast alle Glieder dieser Reihe
en durch die Unerschrockenheit, den Mut, ja
kameradschaftliche Verhältnis, bestürmt seine Frau
Kapellmeister Adams und seine Frau Cäcilie,
und ist wieder Geliebter, Gatte — eine Nacht. Dieser
kellose Kühnheit, mit der Schnitzler gewagt
eine Sängerin, haben sich vor sieben Jahren ge¬
neue Anfang ist aber auch das Ende. In äußerster
Dinge zu sprechen, über die man sonst
heiratet und ihr Beruf hat sie öfters Monate hin¬
Selbstbeherrschung hatte die Frau allen Lockungen
durch von einander getrennt. Die Kühle ihrer Em¬
oder an denen man sich vielleicht mit ver¬
in der Ferne widerstanden und der Kapellmeister
pfindungen (daß sie einen fünfjährigen Knaben haben,
Lächeln vorbeidrückt. Dinge, die man bisher
Verfährt dies erst später aus dem Munde des Prinzen
tut nichts zur Sache) gestattet ihnen, über alles, was
wie im Dämmerlichte gesehen, um nicht
sie erleben, in Aufrichtigkeit zu einander zu sprechen
selbst, den er zu fordern beschlossen hat. Geschehen
i zu müssen, zieht er unter den scharfen Schein
ist nichts, aber die Gedanken Cäciliens waren nicht
ängstlich zuckende Nerven am sozialen Kör¬
oder sich zu schreiben. Aber es ist auch nichts, was
sie bisher zu verheimlichen hatten. Die Lage ändert
mehr rein. Deshalb will und kann sie auch nicht
er bloß und hält sie mit der Pinzette fest.
mehr für die Zukunft einstehen: die Welt ist ja für
er planmäßig, in voller Sicherheit und mit
sich plötzlich durch die aufkeimende Neigung des
Kapellmeisters zu einer verheirateten Sängerin.
freie Menschen so voll von Abenteuern und Ver¬
k und dem Lächeln des Weisen, der die Welt
Dieser soll er übrigens nur als Ersatz dienen für
ut. Erinnern wir uns nur. Im „Märchen“
heißungen! Neben ihrem Manne zu leben und ein
den Maler ihres Bildes, mit dem sie soeben ge¬
Kompromiß zu schließen, bei dem sich der eine oder
kr, daß es für die Gefallene keinen Rückweg
Besellschaft gibt. Im „Vermächtnis“ zeigte er
andere Dritte freut, vermag sie nicht. Deshalb
brochen hat. Cäcilie errät. Was nun? Nach der
Absicht des Kapellmeisters sollen er und seine Frau
trennen sich beide. Er zieht in die Ferne und sie bleibt
hdann als zutreffend, wenn darauf die Ehe
fortan nebeneinanderleben nicht wie Gatten, sondern
mit dem Kinde allein. Wenn sie auch zum Schluß in
er „Einsame Weg“ bringt das Bild einer
wie Kameraden, die sich wie frühe. musikalisch fördern,
Weinen versinkt, so gelten ihre Tränen nur dem ver¬
einer von hunderten, deren Glieder im Leben
lorenen Glück.
ihr Heim, ihr Kind behalten, also alles, bis auf das
Sanderstehen fast wie Fremde, ohne sich zu
selbst über den Tod hinaus. Das „Freiwild“
An diesem sehr einfachen und wenn man willplum¬
pen Gerüste der Handlung erkennt man nicht, mit wie
Aufschrei gegen das Duell. Und in allen
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ferken ist der Einschlag des Gewebes, der ihm: Sommer sind die beiden getrennt. Die Frau war mit viel Energie und mit wie viel Feinheit zugleich die