II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 42

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20. Zuischensniel
Frage behandelt ist, auf die es ankommt, die Frage, nebstbei doch wieder sehr zerbrechlich und durch eine eine äußerliche Neugier, wie die Geschich
die fast beängstigend und wie auf einer Goldwage Lücke fallen wir dann rettungslos hindurch, ins leere
enden wird, da man das Ende so wenig
schwankend durch das Stück pendelt, wie delikat die
und auf den ersten Blick auch nicht ver
Nichts. Als eines der Rätsel und nicht als das
Charaktere behandelt sind, wie nur der Wissende ver¬
kleinste wird vielen die Frau und ihre Tat erscheinen.
kann sich ganz gut vorstellen, daß die
steht, was hier öfters mit halben Worten und er¬
Stoffes in erzählender Form ebenso, wenn
Mit kaltem Räsonnement ist dieser Gestalt auch nicht
stickten Rufen gesagt und noch mehr, was verschwiegen
beizukommen, sondern nur mit den Imponderabilien
zur Geltung kommt. Auf der Schneide
wird. Ein ganz eigentümlicher Reiz schwebt in dieser
des Gefühls. Dann aber wohl ganz. Nach allem,
velle und Drama, an der auch manches
Sprache, die geschaffen scheint, nicht zu reden, sondern
was vorging und was er hörte, mußte ihr Mann
Schnitzlers anläuft, um nicht zu sag
zu verschleiern. Aber das Grundproblem ist klar:
glauben, daß sie gefehlt habe. Daß er sie trotzdem
schwebt denn auch dieses Stück. Dazu
Eheleute, die sich einbilden, ohne Liebe, in sogenannter
in Leidenschaft an sich gezogen hat, verwundet ihr
Anstrich von Komik, der dem ernsten W
Freundschaft leben zu können, und, wie sie meinen,
weibliches Gefühl. Sie fühlt sich tief erniedrigt. Sie er¬
bringt. Diese Komik liegt in der Gestalt
nur die Kleinigkeit auswärts suchen wollen, die ihnen
scheint vor sich selbst als Mittel zum Zweck. Sie verachtet
Denn ein Mann, der die kochenden In
fehlt, täuschen sich Und weil bei Schnitzlers Gestalten
jetzt in Adams den Mann und kann so neben ihm nicht
Eifersüchtigen durch einen wohlgesetzten,
seine Annahmen, wenn man will, seine Konstruktionen,
leben. Darum bleibt sie mit dem Kinde lieber allein. Mit
Speech zu beschwören sucht, noch dazu
zutreffen und ihm nie der Mut gefehlt hat, aus
dieser Zartheit und Vertiefung hat Schnitzler noch
aller Seelenruhe vor unseren Augen ein
seinen Voraussetzungen auch seine Schlüsse zu ziehen,
keines seiner psychischen Probleme gefaßt. Von allen
Dreieck konstruiert, stimmt wirklich heiter
führt er die Handlung zu dem Ende, das sie im
Blüten, die er bisher im Liebesgarten brach und
Kulissen mag ja manches geschehen, aber
Stücke nimmt. Nach ihm ist es deshalb unmoralisch,
uns reichte, leuchtet und duftet diese zumeist. Niemals
doch am hellen Tage nicht laut davon.
wenn Leute, die innerlich nicht mehr zusammenge¬
gab er sich noch so vornehm und empfindlich zugleich.
Szeue allein wird der ganze dritte Akt aus
hören, trotzdem beisammen bleiben, aus Gründen“
Schnitzler erinnert hier mehr als an Ibsen, an Hebbel
gewichte gehoben und schlägt fast um.
der Nützlichkeit oder der Bequemlichkeit.
und seine Cäcilie an die Gestalt der Rhodope, die
Für Kenner Schnitzlers wird das
Das haben freilich schon andere vor Schnitzler
durch
die Ehe mit Gyges in ihrem verletzten Scham¬
seinem neuen Werke noch durch einen an
gesagt, Dichter und Philosophen. Darin liegt auch
gefühl scheinbar entfühnt, sich trotzdem selbst zum
etwas geschwächt. Manche seiner Gestalten
nicht die Bedeutung des Stückes. Nicht um den Satz
Opfer bringt.
eigenartiges Doppelleben, eines in der V
handelt es sich, sondern um seine Begründung durch
Darin allein, in dieser Vertiefung eines seelischen
und eines in der Gegenwart. Und ihre
den Dichter. Es gibt kaum eine einfachere und schmuck¬
Vorwurfes, erscheint das Stück für Schnitzler und
Gegenwart erinnert sie an die der V#
losere Sprache, als die des „Zwischenspiels“ Und
seine Zukunft bedeutungsvoll. Hierin liegt ein un¬
(Die Frau mit dem Dolche). Es ist eine
doch werden gar viele das Deutsch nicht verstehen,
geahnter Fortschritt seiner Kunst. Aber nicht seiner
rischer Seelenwanderung und die Gestal
das hier gesprochen wird. Sie werden davor zu¬
dramatischen. Denn di Handlung dieses Werkes ist
tigen sich dadurch fast zu symbolischem We
weilen ratlos bleiben, wie vor einem Buche mit sieben
sehr dünn. Sie ist ebenso geradlinig geführt, wie in
licher Weise treten in Schnitzlers ganz
Siegeln. Denn um den Kern des Werkes schlingt
seinen übrigen Dramen, ohne eigentliche Verwicklung
dieselben Figuren immer wieder in sein
sich unmerkbar ein straffes logisches Maschennetz,
und ohne Gegenspiel. Im wesentlichen handelt es
kreis ein und in seinen Dramen auf.
durch das man nicht täppisch hindurchgreifen kann,
sich auch nur um zwei Personen, um den Kapell¬
tuationen früherer Werke wiederholen sich
das man vielmehr versuchen muß recht behutsam zu
meister und seine Frau; die anderen stehen weit zurück.
Hie und da entwickelt sich sogar, wenn
lösen. Und trotz seiner inneren Festigkeit ist es! Die Spannung, die ja nicht ganz fehlt, ist doch mehr in interessanter künstlerischer Wendung und