II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 53

20. Zuischensniel
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gewiß hat es noch nie zwei Menschen gegeben, die sich
Pso vollkommen verstanden haben wie wir." Ein junger
Edelmann, Fürst Sigismund von und zu Muradas¬
Lohsenstein (Herr Konff), gleichfalls ein tüchtigers
Musiker (ein Schüler von Amadens) lieht Cäcilie und
folgt ihr auf den Reisen. In Cäcilic sind die Empfin¬
dungen für den Gatten dieselben geblieben, doch dieser
ist durch Friederite kalt geworden. Gerne möchte ihn
Cäcilie halien. „Was hätte es für einen Sinn?“ ruft
Adams. „Heute wäre ich vielleicht der Stärkere —
sund vielleicht noch ein anderes Mal — und endlich
läme doch der Tag, an dem ich unterliegen würde..
J0 halte Dich nicht, Cäcilie, wenn es. Dich anderswohin
Zeht. ..“ Die Eheleute geben sich die Freiheit wie¬
Her. Sie wollen nicht mehr Ehegatten, sondern Ka¬
meraden, wirklich nur Kameraden sein, die einander
nichts verbergen dürfen. Sie finden auch keinen ver¬
nünftigen Grund, die musikalischen Beziehungen umzu¬
gestalten. Sie würde keinen besseren Correpetitor, und
ler keine bessere Interpretin seiner Lieder finden. Da¬
prum beschließen sie, nicht wie die ersten besten geschie¬
denen Ehelente auseinanderzugehen, sondern ihr schönes
gemeinschaftliches Heim nicht aufzugeben. „Auf die
Leute brauchen wir keine Rücksicht zu nehmen! Wir
haben wohl das Recht einen etwas höheren Standpunkt
leinzunehmen. Wir gehören doch schließlich noch immer
zusammen, auch wenn von hundert Fäden, die uns
verknüpfen, einer zerrissen ist. ... Wir würden uns!
über alles aussprechen gerade so wie bisher —
gewissermaßen über mehr. Ta wäre natürlich die
Voraussetzung unserer weiteren Beziehungen: Wahrheit
— rückhaltlose Wahrheit.“
Der Sommer, die Ferienzeit ist gekommen. Beide
verbringen sie wo anders, Cäcilie in stiller, abgeschie¬
dener Tiroler Gebirgswelt, Adams in der Nähe von
Friederike. Und da die Ferien vorüber sind, finden sich
die Gatten wieder im gemeinsamen Heim. Cäcilie
kehrt eben von einem erfolgreichen Gastspiel aus Berlin
zurück. Der getreue Sigismund war auch dort. Cäcilie
und Adams haben sich täglich geschrieben. Zwischen
Letzterem und Friederike ist mittlerweile Alles aus. Eine
Zeitungsnotiz bringt die Sensationsnachricht, daß sich
Cäcilie mit Fürst Sigismund vermählen werde. Das
#macht Adams wieder sehr nervös. Da er sie zu ver¬
lieren fürchtet, will er sie erst recht besitzen. Er sieht
nunmehr in Cäcilien ein Schönheit, die er bisher nicht
gekannt, eine, die mehr geschaffen ist, zu beglücken.
hasse Dich, aber Dein Freund bin ich in diesem Au¬
genblicke nicht! Was Du mir warst: Gattin, Kamera¬
din . . . es kümmert mich nicht! .... Ich will —1
Dein Geliebter will ich heute sein!"
Cäcilie: „Das darf nicht! .... Das
soll Nicht .... nein .
Amadeus: „Nicht Dein Geliebter also.
Theater und Literatur.
nein, etwas Besseres und was Schlimmeres: Der
Mann, der Dich einem Andern nimmt ... Der, für
Gran Der neue Schnitzler.
den Du Einen verrätst ... Einer, der Dir Seligkeit
„Zwischenspiel“. Komödie in drei Alten von Arthur
und Sünde zugleich bedeutet! ...“
Schnitzler. Zum ersten Male aufgeführt im Burg¬
theater am 12. Oktober.
Am nächsten Morgen. Adams will, er muß
L. K. Wien. (Tel. Bericht.)
Cäcilie wieder gewinnen und dauernd besitzen. Er
„Freundschaft zwischen zwei Menschen verschie=[beschließt, Sigismund zu fordern. Doch ehe die Se¬
denen Geschlechts ist immer eine gefährliche Sache — kundanten beim Fürsten erscheinen, tritt dieser bei
sogar zwischen Eheleuten. Wenn die Seelen sich allzuAdams ein und bittet ihn, in die Scheidung von der
gut verstehen, so reißen sie allmählich auch das mit, Gattin zu willigen, damit er sie endlich heimführen
was man gerne bewbahren möchte; und wenn die Sinne (könne. Cäcilie weilt zur selben Zeit bei Friederike,
zu einander fließen, so gleitet mehr von der Seele nach, sum von ihr den einzigen Brief Adams', den Abschieds¬
#als wir ihnen gerade nachsenden woll u. Ein ewiges brief, zu verlangen. Adamens beschwört Cäcilie, ihm
Gesetz, das die tiese Unsicherheit aller irdischen Beswieder anzugehören. „Hast Du es wirklich für möglich
nehungen zwischen Mann und Weib verschuldet, und gehalten“, erwidert Cäcilie, „daß nun Alles vergessen
nur met es nicht lennt, vertrant den Andern und sichssei, und wir unsere Ehe wieder aufnehmen werden,
Was uns jetzt zu
Der Kavellmeister und Komponists wo sie unterbrochen wurde.
selbst.“
Adams Amadens (Herr Kainz) ist mit der Opern=Leinander treibi, ist nichts als die Angst vor dem wirk
Was einmal geschehen
sängerin Cäcilie Orienburg (Frl. Witt) verheiratet. flichen Abschiednehmen. ...
In heißer Liebe haben sie sich gefunden, und das gegen=sist, könnte . .., müßte sich wiederholen — morgen
seitige tiefe musitalische Verstehen hat das Bündmisjoder in zwei Jahren — oder in fünf ... vielleicht
befestigt und noch iniger gestaltet. Adams hat fürlwas leichtfertizer, hielleicht etwas düsterer als dies¬
Wir waren geschaffen.
Cäcilie die ganze Welt bedeutet, in ihm war all ihrelmal, — kläglicher gewiß.
Sehnsucht, all ihre Zärtlichkeit beschlossen. Die Zeitsuns ewig in Treue zu lieben, noch stark genug, umi