II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 65

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20. Zwischenspiel
Telepkon 12801.
AIs
„UDSEHGER
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom.
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
TA. UkröbEN Eno Zournes
vom:
Hiuter den Kulissen.

(Was sich schickt und was sich nicht schickt. — Also sprach Herr
— Die Loge der Tradition. — Die
Bonn und die Wiener antworteten.
Sie können zusammen nicht kommen. — Das
getrennten Geschlechter.
Zwischenspiel" Artur Schnitzlers. — Rätselfragen und Deutungen.
Die beiden Witwen. — Eine
Die Modelle aus dem Burgtheater.
— Der
Kainz, der übelgelaunte Triumphator.
hochsinnige Frau.
Geschmack des Publikums. — Der Künstler und seine Absichten. — Ein
Wie man sich
bescheidener Tenor. — Der Autor als Lehrmeister.
irren kann. — Ein kostspieliger Beruf. — Ein Wiedersehen mit Girardi.
Die Zwillingsbrüder. — Eine Posse in
Die Pointe als Gruß.
mehreren Kapiteln.)
Der Stand Shakespeares ist ein Stand der Ehre. So hat
es Herr Bonn in seinem famosen Theatergesetz für die Schau¬
spieler formuliert und allenthalben wird nun das Thema variiert.
Gewiß, es ist ein Stand der Ehre, und man wundert sich bloß,
daß erst das „Poussieren und das Herumkriechen hinter den
Kulissen", das Verbot für „Verhältnisse, die nicht auf eine Che
abzielen, ausgesprochen werden mußte. Diese Erscheinungen sind
freilich wunde Punkte im Bühnengetriebe, aber es gibt Schau¬
spieler, die da meinen, die Reformen müßten oft schon beim
Direktor anfangen. Doch darum handelt es sich heute nicht. Man
hat aber die Paragraphe des Herrn Bonn überall, auch in den
Wiener Hoftheatern, einer Kritik unterzogen. Bei dieser Gelegenheit
kam auch eine Einrichtung zur Sprache, die wohl traditionell ist,
trotzdem jedoch auf einem albernen Vorurteil beruht. Es handelt
sich um die Schauspielerlogen. Sie bestehen zwar auch in einigen
Privattheatern, aber in der Oper und im Burgtheater sind sie ein
unveräußerliches Recht; sie werden auch bei überfülltem Hause nicht
verkauft. Seit hundert Jahren und länger ist nun bei diesen
Schauspielerlogen die Bestimmung aufrecht erhalten worden, daß
die eine für die Damen, die andere für die Herren reserviert
bleibt. Unbedingt verboten ist es, daß sich ein Herr zu den Damen,
eine Dame zu den Herren setzt. Diese strenge Wahrung der
„Zimmerreinlichkeit“ ist schon längst eine vielbespöttelte Einrichtung
und die Mitglieder des Standes der Ehre hatten jetzt
nichts Eiligeres zu thun, als die Frage wieder aufs Taper
zu bringen. Im Grunde genommen haben sie vollkommen recht.
Ihre Gesellschaftsfähigkeit wird nicht bezweifelt, aber sie gilt nur
außerhalb, nicht innerhalb des Theaters. Man hat schon wieder¬
holt versucht, die Aufhebung dieses Verbotes durchzusetzen, doch
Tradition bleibt Tradition, und alle Schritte blieben ergebnislos.
So reinliche Scheidungen haben heutzutage in der Tat schon
etwas Entwürdigendes, und man wird es begreiflich finden, daß
die Käfigpolitik der Hoftheaterverwaltung seit hundert Jahren
immer noch die gleiche geblieben ist. Wenn die Sittlichkeit
Gefahr ist, wird letztere durch diese Zweiteilung sicherlich nich
bekämpft.
Es hat in den letzten Wochen auch sonst nicht an flinker
Auslegern und Erratern gefehlt, die hinter Schnitzlers neueste
Komödie ein Schlüsselstück aus Schauspielerkreise# haben
Haben wir denn nicht alle — so sprachen sie — den genialer
Helden gekannt und kennen wir nicht alle die geistblitzende Heldin:
Er war wohl kein Musiker und sie keine Sängerin, sondern der
in seiner Art so ganz einzige und dabei so universelle Künstler
mit dem ein jäher Tod eine Fülle von Herrlichkeite:
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