II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 129

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20. Zwischenspiel
genährt, daß auch Cäcilie inzwischen
eine Loslösung, aber keineswegs einen
eine neue Liebeserfahrung gemacht
vollen Bruch bedenten. Sie reden sich
habe, und daß es etwas Schönes
ein, daß es zwischen ehemaligen Lie¬
und Apartes bedeute, sie dem an¬
besleuten, auch nach erloschener Liebe.
deren wieder abzujagen. Cäcilie, in
möglich sei, gewisse regelmäßige
einem sonderbaren Zustand von Ge¬
äußere Beziehungen, wie sie etwa das
fühlsverwirrung, kämpft mit sich;
gemeinschaftliche musikalische Korrepe¬
doch dann unterliegt sie und folgt,
tieren mit sich bringt, aufrechtzuer¬
zum letzten Male, der alten Ver¬
halten. Sie sehen nicht die hierin
führerstimme.
verborgenen Gefahren und meinen
Zum letzten Male! Denn gerade
so, sich mit etwas Halbem begnü¬
dadurch, daß sie mit einer neuen
gen zu können, wo doch das Leben
Sehnsucht im Blut von ihrer alten
sicher einmal kommen wird, um,
bereits tot geglaubten Gewöhnung
so oder so, über das Ganze von
sich hat umstricken lassen, erkennt
ihnen Rechenschaft zu verlangen. Und
sie deutlich die tiefe Unwürdigkeit
das umsomehr, als beide in ihrem
ihrer Lage. Sie sieht die drohende
Herzen nicht mehr völlig frei sind!
Nähe einer gänzlichen sittlichen Zer¬
Der Mann hat bereits eine Tän¬
rüttung. Und klar erkennt sie, daß es
delei mit einer ziemlich leichtferti¬
hier nur ein unzweideutiges Ent¬
gen, zur Gräfin aufgerückten Theater¬
weder—Oder geben kann. Amadens
dame begonnen; die Frau fühlt ein
hingegen zweifelt nicht daran, daß
wachsendes, obschon ein wenig müt¬
er Cäcilien neu errungen habe, und
terlich geartetes Interesse zu einem
eine quälende Eifersucht erfüllt ihn
ehemaligen Schüler ihres Mannes,
gegen seinen vermeintlichen Rivalen.
einem jungen Fürsten. Beide haben
Er beschließt deshalb, den Fürsten
sich nun das Recht gewonnen, diesen
zu fordern. Doch da kommt dieser
Neigungen nachzugeben. Der Mann
persönlich zu ihm hin, weil auch
tut das auch in vollem Maße — und
er unter der Schiefheit der Verhält¬
ist nach kurzem Zwischenspiel von
nisse leidet und Amadeus bitten
neuem wieder frei. Die Frau, die sich
will, sich von seiner Frau scheiden
vom Gefühl ihrer Ehegemeinschaft
zu lassen, damit sie alsdann die
innerlich noch nicht ganz hat frei¬
Seine werden könne. Er wird eines
machen können, bleibt zu ihrem Galan
anderen belehrt, er verzichtet, und
in einem rein freundschaftlichen Ver¬
Amadeus jubelt. Jubelt natürlich
hältnis. Er begleitet sie auf einer
zu früh! Denn jetzt erklärt ihm
Gastreise nach Berlin, wo sie große
Cäcilie, daß sie nun auf immer von¬
Erfolge hat. Dort aber tritt ein dritter
einander scheiden müßten, da jetzt
Mann in ihr Leben ein, der freilich
eine weit größere Gefahr für sie be¬
einstweilen noch ganz im Hinter¬
stehe, als jemals vorher. Amadeus
grunde bleibt, trotzdem aber in ihr
sträubt sich aufs heftigste, muß aber
eine Art Aufruhr hervorruft. Eine
schließlich nachgeben, obwohl er er¬
Unberührtgebliebene, tritt sie ihrem
sichtlich nur halb begreift. Hastig
ehemaligen Gatten wieder gegenüber.
und verstört verläßt er das Haus.
Amadeus erwartet sie nach ihren
Die Zurückbleibende aber erleichtert
Erfolgen mit einer gewissen Unge¬
ihr Herz in einem Strom heißer
duld. Als sie kommt, erscheint sie
Tränen. Das soll nicht heißen (wie
ihm gleichsam als eine Verwandelte
einige zu glauben schienen), daß sie
und dünkt ihn aufs neue begehrens¬
im geheimen Amadeus dennoch zu¬
wert. Besonders wird sein Wunsch
durch den halb unbewußten Kitzel rückbegehre. Sondern sie sieht ihr ehe¬
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2 Neremberteit 19o.