20. Zwischenspiel box 25/1
Die „Maraosta Orlike“ berichtet, daß bis#####
17.000 Czechen, welche bei der Mährisch¬
schlesischen Versicherungsanstalt versichert
waren, ihre Versicherungen gekündigt hätten
und daß weitere Kündigungen bevorstehen. Als Grund
für diesen Boykott wird angegeben, daß das Institut sich
in deutschen Händen befindet und das Gebäude der
Anstalt während des deutschen Volkstages am
1. Oktober d. J. mit Fahnen in den deutschen
Farben geschmückt war. Wie das genannte Blatt
weiter meldet, finden gegenwärlig in Brünn und
Umgebung täglich czechische Versammlungen statt, in
welchen als Revanche für den deutschen Volkstag respek¬
tive für die Verhinderung der Errichtung der czechischen
Universität in Brünn der schärfste Boykott der
deutschen Geschäftsleute gepredigt wird.
8
nir über an' Kinderseg'n. In der Beziehung hat si die
Sopherl net spotten lassen. Da hat s’ mit 'n Schüller
sag'n können: „Es erschien mit jedem jungen Jahr, so¬
bald die ersten Störche schwirrten, ein Knäblein schin
und wunderbar.“
Alsdann wieder guat. Die Frau Kapellmasterin, dö
a berühmte Sängerin is, geht nach Berlin und der
Herr Kapellmaster laßt si derweil nir abgeh'n Aber
scho nach a paar Wochen is er mit seiner zaussigen
Gräfin firti. Jezt sehnert er si wieder nach der Haus¬
mannskost. Wahrscheinli hat er si denkt, ma kann in der
Ehe a an' vierwöchentlichen Urlaub nehma. Aber sei
Frau sagt: „Ne rosumi? So geht die G'schicht wieder
#it. Haust Du meine Gräsin, hau' i Deinen Fürsten.
Kann sein, daß s’ ihn heirat'; mir derbarmt er; denn
er is so verliabt in mi, daß er si am End' was antuat
und do no a Klosterherr wird. Du hast wohl nir
dageg'n?“ — „I woher?“ sagt er und dabei stößt 'hn
der Bock vor lauter Wehmuat. Denn er hat si aufs
neue in sei Frau verliabt und macht ihr a Liebes¬
erklärung nach der andern. Und wie die Kapellmaster
schon san: Außer aner Melodie fallt ihna immer was
Neuch's ein. Er hat den ebenso glorreichen als billigen
Gedanken, mit seiner Frau hinter dem Rücken des Lieb¬
Meit
1500 Kionen betrug.“
Besitz des Herrn W. v. Micskovski aus Niedawiez
in Westpreußen über. Die weißrosa Brokatstoffgarnitur
wurde zum Schätzungswerte von 800 Kronen veräußert,
während die bordeaurrote Garnitur von einem Agenten
um 1350 Kronen (Schätzungswert 1200 Kronen) er¬
standen worden ist.
Das große Speisezimmer aus gebeiztem Nußholze
(Schätzungswert 6000 Kronen) wurde vom Fabrikanten
Oberländer (Eipel in Böhmen) um 7600 Kronen
Kronen gekauft. Eine Garnitur aus dem Musiksalon,
die auf 450 Kronen geschätzt war, erzielte einen Preis
von 840 Kronen. Um 2100 Kronen fand die auf 1200
Kronen geschätzte prunkvolle Schlafzimmereinrichtung des
Königs Milan einen Käufer. Die zwei Vasen mit den
S
habers a Verhältnis anz'fangen. Also a ganz klaner
Dezimal Ehebruch: „Null Ganze, null Zehntel, fünf
Hundertstel,“ saget mei Schanerl. Und die Frau is wirkli
so gewissenlos und betrüagt mit ihr'n Mann ihr'n Liab¬
— Zwischensviel: Blim, blim, blim, blim! —
haber.
Jetzt was sag'n die Kontessen dazua? Is dis leschitim
oder net leschitim? A verzwickte Familieng'schicht'!
Blim=blim blim blim: Der Vorhang geht wieder auf.
Die Frau, die im zweiten Akt erschütterlich war, is in
dritten Akt wieder unerschütterlich. Sie will nix mehr
wissen von auer Gemeinschaft. Voller Verzweiflung packt
der Kapellmaster sei' Handtaschen und rast fort Die
Frau setzt si hin und want. — Jetzt was soll'n si die
Kontessinnen dabei denken? Was woll'n die zwa
eigentlich? J bin sitzen blieb'n, weil i no auf an'
vierten Akt g’wart hab'. Denn als praktische Frau hab'
i m'r denkt: Was tuat denn die Frau, wenn s’ jetzt zu
den Peterl no an' Paul dazua kriagt? Da wird s'
nachher froh sein, wann s'’ wieder z'ruckkumma kann.
No ja, unserans denkt weiter. Es is nur a Glück, daß
mei Mali no von nir was waß; no und dö Kontessinnen
erst recht net.“
V. Chiavacei.
—
Die „Maraosta Orlike“ berichtet, daß bis#####
17.000 Czechen, welche bei der Mährisch¬
schlesischen Versicherungsanstalt versichert
waren, ihre Versicherungen gekündigt hätten
und daß weitere Kündigungen bevorstehen. Als Grund
für diesen Boykott wird angegeben, daß das Institut sich
in deutschen Händen befindet und das Gebäude der
Anstalt während des deutschen Volkstages am
1. Oktober d. J. mit Fahnen in den deutschen
Farben geschmückt war. Wie das genannte Blatt
weiter meldet, finden gegenwärlig in Brünn und
Umgebung täglich czechische Versammlungen statt, in
welchen als Revanche für den deutschen Volkstag respek¬
tive für die Verhinderung der Errichtung der czechischen
Universität in Brünn der schärfste Boykott der
deutschen Geschäftsleute gepredigt wird.
8
nir über an' Kinderseg'n. In der Beziehung hat si die
Sopherl net spotten lassen. Da hat s’ mit 'n Schüller
sag'n können: „Es erschien mit jedem jungen Jahr, so¬
bald die ersten Störche schwirrten, ein Knäblein schin
und wunderbar.“
Alsdann wieder guat. Die Frau Kapellmasterin, dö
a berühmte Sängerin is, geht nach Berlin und der
Herr Kapellmaster laßt si derweil nir abgeh'n Aber
scho nach a paar Wochen is er mit seiner zaussigen
Gräfin firti. Jezt sehnert er si wieder nach der Haus¬
mannskost. Wahrscheinli hat er si denkt, ma kann in der
Ehe a an' vierwöchentlichen Urlaub nehma. Aber sei
Frau sagt: „Ne rosumi? So geht die G'schicht wieder
#it. Haust Du meine Gräsin, hau' i Deinen Fürsten.
Kann sein, daß s’ ihn heirat'; mir derbarmt er; denn
er is so verliabt in mi, daß er si am End' was antuat
und do no a Klosterherr wird. Du hast wohl nir
dageg'n?“ — „I woher?“ sagt er und dabei stößt 'hn
der Bock vor lauter Wehmuat. Denn er hat si aufs
neue in sei Frau verliabt und macht ihr a Liebes¬
erklärung nach der andern. Und wie die Kapellmaster
schon san: Außer aner Melodie fallt ihna immer was
Neuch's ein. Er hat den ebenso glorreichen als billigen
Gedanken, mit seiner Frau hinter dem Rücken des Lieb¬
Meit
1500 Kionen betrug.“
Besitz des Herrn W. v. Micskovski aus Niedawiez
in Westpreußen über. Die weißrosa Brokatstoffgarnitur
wurde zum Schätzungswerte von 800 Kronen veräußert,
während die bordeaurrote Garnitur von einem Agenten
um 1350 Kronen (Schätzungswert 1200 Kronen) er¬
standen worden ist.
Das große Speisezimmer aus gebeiztem Nußholze
(Schätzungswert 6000 Kronen) wurde vom Fabrikanten
Oberländer (Eipel in Böhmen) um 7600 Kronen
Kronen gekauft. Eine Garnitur aus dem Musiksalon,
die auf 450 Kronen geschätzt war, erzielte einen Preis
von 840 Kronen. Um 2100 Kronen fand die auf 1200
Kronen geschätzte prunkvolle Schlafzimmereinrichtung des
Königs Milan einen Käufer. Die zwei Vasen mit den
S
habers a Verhältnis anz'fangen. Also a ganz klaner
Dezimal Ehebruch: „Null Ganze, null Zehntel, fünf
Hundertstel,“ saget mei Schanerl. Und die Frau is wirkli
so gewissenlos und betrüagt mit ihr'n Mann ihr'n Liab¬
— Zwischensviel: Blim, blim, blim, blim! —
haber.
Jetzt was sag'n die Kontessen dazua? Is dis leschitim
oder net leschitim? A verzwickte Familieng'schicht'!
Blim=blim blim blim: Der Vorhang geht wieder auf.
Die Frau, die im zweiten Akt erschütterlich war, is in
dritten Akt wieder unerschütterlich. Sie will nix mehr
wissen von auer Gemeinschaft. Voller Verzweiflung packt
der Kapellmaster sei' Handtaschen und rast fort Die
Frau setzt si hin und want. — Jetzt was soll'n si die
Kontessinnen dabei denken? Was woll'n die zwa
eigentlich? J bin sitzen blieb'n, weil i no auf an'
vierten Akt g’wart hab'. Denn als praktische Frau hab'
i m'r denkt: Was tuat denn die Frau, wenn s’ jetzt zu
den Peterl no an' Paul dazua kriagt? Da wird s'
nachher froh sein, wann s'’ wieder z'ruckkumma kann.
No ja, unserans denkt weiter. Es is nur a Glück, daß
mei Mali no von nir was waß; no und dö Kontessinnen
erst recht net.“
V. Chiavacei.
—