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20. Zuischensniel
sind aus allen Schnitzlerschen Büchern verschwunden; was Novelle. Eine trübe Komöd
er auf die Tafel stellt, ist rein vom Schmutz der litera=sein. Alles ist wahr, aber
Feuilleton.)
rischen Küche. Man muß solchen Dichter hoch schätzen; un= wahr. Man kann das Path
1
nehmen, ihre Heiterkeit trag
Oog d
abhängig davon, wie hoch man ihn wertet.
Aber mit dem Gejammer darüber, daß Oesterreich, müßte erst wissen, wo de
. 20. Zwischenspiel.
und Wien besonders, gar nicht wisse, was es an seinem alles so gemeint, wie e
Zum erstenmal
(Komödie in drei Akten von Artur Schnitzler. —
Schnitzler habe, daß viel zuwenig Schnitzler gespielt, ironisch gemeint? Oder ist
ausgeführt im Burgryenseg,
Schnitzler gelesen, Schnitzler bewundert und Schnitzler ge=lirgendein Geschehen in dies
Herr Artur Schnitzler ist ein vielgeliebter Dichter.
priesen werde, soll man uns endlich verschonen. Ich weiß beides gelten lassen, die
Sein Ruhm ist sicher zur Höhe gewachsen, gibt heute schon
breiten wohligen Schatten, in dem der Poct von Unsterblich=kein Beispiel in der Weltliteratur, daß einem Dichter so Das Pathos für die
keit träumen darf. Niemand mißgönnt ihm so schönes Los. gerecht zugemessen worden wäre, was ihm an Ruhm und uns, die Zuhörer, die
Schon deshalb nicht, weil wenige wie er (ganz abgesehen Erfolg gebührt, wie Herrn Schnitzler. In verhältnismäßig zur Erkenntnis der Zusamm
von Fülle und Glanz der Begabung) so geschmackvoll und jungen Jahren hat er einen Weltruf; er gilt als unser höheren Sinne den Witz all
angenehm als Dichter funktionieren. Nie hat man ihn mit stärkstes dramatisches Talent, seinem Namen springen alle spürten. Aber es gibt nur
Bühnentore angelweit auf, das Ausland rettet seine Ge= Ueberlegte Worte, Disputatio
allen Hunden des Ehrgeizes hinter dem Erfolg herhetzen
danken in die eigene Sprache hinüber, seine Bücher sind im Lessingschen Katechismen
sehen; nie hat er den Philistern geschmeichelt, aber auch
wund von den Griffen der Leihbibliothekabonnenten, eine schon so feierlich latinisi
nie als Exzentrik=Poet sich den billigen Lorbeer des Philister¬
hasses geholt; nie hat er auf den Stumpfsinn, aber auch ganze Schar von Begeisterten folgt ihm als Suite, und Albertus — Wechselgesäng
nach dem Brauch der Ibs
nie auf den „Feinsinn“ des Publikums spekuliert (ich weiß jeder Federstrich, den er tut, wird vergoldet von der Zärt¬
stürzt die Komödie ins Offe
nicht, was widerwärtiger ist); nie hat er in der Treibhaus=lichkeit der Freunde. Was denn noch also? Ein Schnitzler¬
hitze der Ruhmgier seinem Talent raschere Früchte abzu=Festspielhaus? Ausspeisung im Prytaneion? Ich denke, das darauf wird es wieder feier
an die Seelenorgel und
jagen oder ihm größere und süßere zu erpressen gesucht, Schicksal war nobel diesem Dichter gegenüber. Es zahlte
als solche, für die der Fonds an Kräften und Säften in ihm die präsentierte Ruhmesrechnung auf Heller und falschesten Akkorde. Der I
Menschen knien darin und
diesem Talent reichte. Er pflückte, was reif war; oder ihm Pfennig aus, ja, es rundete vielleicht sogar die Summe
allgemeinen Wahrheiten. A
reif schien. Und wenn das auch vielleicht gar nicht stimmt, nach oben ab und winkte, als der ehrliche Dichter „her¬
Affären des Lebens, ganz be
ausgeben“ wollte, freundlich: Behalten Sie's nur!
wenn die künstlerische Entwicklung und Arheit des Doktor
Nichts anderes als solch ein moralisches petit freieste Lachen neben der ti
Schnitzler keine so organische, ruhige, ich möchte sagen:
cadeau kann ich in der Aufführung des neuen Schnitzler=zeigen wäre wohl der Müh
artistisch sittliche gewesen sein sollte — so hat der Dichter
Dramas, dieser seltsamen Komödie „Zwischenspiel“, am zu machen, daß man beide
Wiener Burgtheater sehen. Einen Eid, daß dieses Stück Man müßte die künstlerische
doch seine Kämpfe gegen das eigene Unvermögen, seine
Desperationen und Enttäuschungen stets bei sich zu behalten
vergeblich ans Tor des Burgtheaters geklopft, geläutet und zeigen, daß vom Erhaben
gewußt. Seine Werke scheinen immer Ratifikationen eines
getrommelt hätte, wäre nicht der Name Schnitzler, Ein= Schritt (was bald einer zei
Friedens, den er mit sich selbst geschlossen. Keine wütende
tritt erzwingend, vorangegangen! Denn es ist eine miß= vom Lächerlichen zum Erha
Anstrengung mehr darin, über sich selbst hinauszukommen,
kein Gebrüll von Krämpfen, wie sie den zu überfallenlungene Komödie, ein schwaches Werk, das mit all seinen weiter ist — was darzu
mühevollen Windungen sich nicht aus dem Dunst der großen Dichter gelänge.
Amadeus und Cäcilis
pflegen, der hartnäckig die eigenen Grenzen überspringen
will und immer wieder von unerbittlichen Mauern zurück= Langeweile hinaufdreht in luftigere Gegenden. Es ist gar
geworfen wird. Diese Unappetitlichkeiten der Produktion kein Drama, sondern eine in breite Dialoge zertriebene und beschließen, in freier Ul
Hierzu eine Beilage.
20. Zuischensniel
sind aus allen Schnitzlerschen Büchern verschwunden; was Novelle. Eine trübe Komöd
er auf die Tafel stellt, ist rein vom Schmutz der litera=sein. Alles ist wahr, aber
Feuilleton.)
rischen Küche. Man muß solchen Dichter hoch schätzen; un= wahr. Man kann das Path
1
nehmen, ihre Heiterkeit trag
Oog d
abhängig davon, wie hoch man ihn wertet.
Aber mit dem Gejammer darüber, daß Oesterreich, müßte erst wissen, wo de
. 20. Zwischenspiel.
und Wien besonders, gar nicht wisse, was es an seinem alles so gemeint, wie e
Zum erstenmal
(Komödie in drei Akten von Artur Schnitzler. —
Schnitzler habe, daß viel zuwenig Schnitzler gespielt, ironisch gemeint? Oder ist
ausgeführt im Burgryenseg,
Schnitzler gelesen, Schnitzler bewundert und Schnitzler ge=lirgendein Geschehen in dies
Herr Artur Schnitzler ist ein vielgeliebter Dichter.
priesen werde, soll man uns endlich verschonen. Ich weiß beides gelten lassen, die
Sein Ruhm ist sicher zur Höhe gewachsen, gibt heute schon
breiten wohligen Schatten, in dem der Poct von Unsterblich=kein Beispiel in der Weltliteratur, daß einem Dichter so Das Pathos für die
keit träumen darf. Niemand mißgönnt ihm so schönes Los. gerecht zugemessen worden wäre, was ihm an Ruhm und uns, die Zuhörer, die
Schon deshalb nicht, weil wenige wie er (ganz abgesehen Erfolg gebührt, wie Herrn Schnitzler. In verhältnismäßig zur Erkenntnis der Zusamm
von Fülle und Glanz der Begabung) so geschmackvoll und jungen Jahren hat er einen Weltruf; er gilt als unser höheren Sinne den Witz all
angenehm als Dichter funktionieren. Nie hat man ihn mit stärkstes dramatisches Talent, seinem Namen springen alle spürten. Aber es gibt nur
Bühnentore angelweit auf, das Ausland rettet seine Ge= Ueberlegte Worte, Disputatio
allen Hunden des Ehrgeizes hinter dem Erfolg herhetzen
danken in die eigene Sprache hinüber, seine Bücher sind im Lessingschen Katechismen
sehen; nie hat er den Philistern geschmeichelt, aber auch
wund von den Griffen der Leihbibliothekabonnenten, eine schon so feierlich latinisi
nie als Exzentrik=Poet sich den billigen Lorbeer des Philister¬
hasses geholt; nie hat er auf den Stumpfsinn, aber auch ganze Schar von Begeisterten folgt ihm als Suite, und Albertus — Wechselgesäng
nach dem Brauch der Ibs
nie auf den „Feinsinn“ des Publikums spekuliert (ich weiß jeder Federstrich, den er tut, wird vergoldet von der Zärt¬
stürzt die Komödie ins Offe
nicht, was widerwärtiger ist); nie hat er in der Treibhaus=lichkeit der Freunde. Was denn noch also? Ein Schnitzler¬
hitze der Ruhmgier seinem Talent raschere Früchte abzu=Festspielhaus? Ausspeisung im Prytaneion? Ich denke, das darauf wird es wieder feier
an die Seelenorgel und
jagen oder ihm größere und süßere zu erpressen gesucht, Schicksal war nobel diesem Dichter gegenüber. Es zahlte
als solche, für die der Fonds an Kräften und Säften in ihm die präsentierte Ruhmesrechnung auf Heller und falschesten Akkorde. Der I
Menschen knien darin und
diesem Talent reichte. Er pflückte, was reif war; oder ihm Pfennig aus, ja, es rundete vielleicht sogar die Summe
allgemeinen Wahrheiten. A
reif schien. Und wenn das auch vielleicht gar nicht stimmt, nach oben ab und winkte, als der ehrliche Dichter „her¬
Affären des Lebens, ganz be
ausgeben“ wollte, freundlich: Behalten Sie's nur!
wenn die künstlerische Entwicklung und Arheit des Doktor
Nichts anderes als solch ein moralisches petit freieste Lachen neben der ti
Schnitzler keine so organische, ruhige, ich möchte sagen:
cadeau kann ich in der Aufführung des neuen Schnitzler=zeigen wäre wohl der Müh
artistisch sittliche gewesen sein sollte — so hat der Dichter
Dramas, dieser seltsamen Komödie „Zwischenspiel“, am zu machen, daß man beide
Wiener Burgtheater sehen. Einen Eid, daß dieses Stück Man müßte die künstlerische
doch seine Kämpfe gegen das eigene Unvermögen, seine
Desperationen und Enttäuschungen stets bei sich zu behalten
vergeblich ans Tor des Burgtheaters geklopft, geläutet und zeigen, daß vom Erhaben
gewußt. Seine Werke scheinen immer Ratifikationen eines
getrommelt hätte, wäre nicht der Name Schnitzler, Ein= Schritt (was bald einer zei
Friedens, den er mit sich selbst geschlossen. Keine wütende
tritt erzwingend, vorangegangen! Denn es ist eine miß= vom Lächerlichen zum Erha
Anstrengung mehr darin, über sich selbst hinauszukommen,
kein Gebrüll von Krämpfen, wie sie den zu überfallenlungene Komödie, ein schwaches Werk, das mit all seinen weiter ist — was darzu
mühevollen Windungen sich nicht aus dem Dunst der großen Dichter gelänge.
Amadeus und Cäcilis
pflegen, der hartnäckig die eigenen Grenzen überspringen
will und immer wieder von unerbittlichen Mauern zurück= Langeweile hinaufdreht in luftigere Gegenden. Es ist gar
geworfen wird. Diese Unappetitlichkeiten der Produktion kein Drama, sondern eine in breite Dialoge zertriebene und beschließen, in freier Ul
Hierzu eine Beilage.