20. Zwischenspiel box 25/1
Vom Theater
Burgtheater. „Zwischenspiel“, Komödie in drei
Akten von Artur Schuimlen Gestalten aus der geistigen
Höhenlage, wo Ibsen seine Modelle herholt, die mehr
feines Gehirn als brutales Rückgrat haben tanzen den
Reigen in Schnitzlers „Zwischen
spiel“: Der Beifall ist hier Stim¬
mungssache. Der feinfühlige
Sklave in der Tretmühle des
Lebens mag von schönem Wahn¬
sinn, der andere mit den fühllosen
Schwielen auf Händen und Nerven
von Wahnsinn schlechtweg befallen
sein. Tatsächlich hat Schnitzler
eines der sonderbaren dramatischen
Miniaturbildchen ins Vergröße¬
rungsglas gestellt, nachdem er es
aus Watta und einer fein ziselier¬
ten Kassette herausgenommen hat.
Sonderbar, aber nicht langweilig.
Schnitzler besticht wie ein Advokat,
der eine schlechte Sache mit einer
geistreichen Rede verteidigt. Ein
Jongleur, der die Luft spielend mit
glitzernden Kugelu vollwirft. Man
muß es im quartier latin unserer.
Welt schön finden, in dem Viekfel,
wo Künstlerlaunen mit der Ver¬
rücktheit Rendezvous haben, um
Schnitzlers Stück für schön zu
halten. Nach tragischem Schicksal
verlangen wir, Selbstquälereien
sind uns peinlich. Weil aber
letztere den Ariadnefaden des
Ganzen bilden, weil wir den
Eindruck nicht überwinden kön¬
nen, daß der Dichter nicht
durch den Wald ging, ohne
zu suchen, applaudieren wir
dem geistreichen Literaten und
nehmen schließlich vom drama¬
tischen Dichter des „Zwischen¬
spiel“ kühlen Abschied. Da ist
Amadeus, der virtuose Musiker, der seine Launen wider=] ungetreuen Mann. Sie bringt es nicht über Koketterien;
die aber gerade sind das Lebensglück der Frau und sie
standslos toben läßt, weil in ihrem Trubel sein künstlerisches
blüht in ihnen auf. Nun umwirbt sie wieder ihr Mann,
Talent am besten ge icht. Seine Gattin Cäcilie, die be¬
weil sie ihm gefällt und er verführt seine eigene Frau,
rühmte Sängerin, wird ihm nach siebenjähriger Ehe ein
Don Jnan in seiner eigenen Ehe. Wie aber die Frau er¬
lieber Kamerad, ein guter Freund — sonst aber läßt sie
nüchtert wird, fühlt sie wirklichen Abscheu gegen den Mann.
ihn kalt. Auch sie redet sich das Ende ihrer Herzensgefühle
Amadeus muß abreisen. Sein Abschied konnte ertragen
ihm gegenüber ein und nun wird ein moralisch=unmorali¬
scher Vertrag geschlossen: Um einander nicht belügen zu I werden. Seine Wiederkehr nicht. Diese Nervenmenschen und
ihr Treiben wurden am Burgtheater mit großer Feinheit
müssen, erhalten die Eheleute offiziell wohl das Band der
wiedergegeben. Herr Kainz spielte den Künstler von der
Ehe, geben einander aber für jedes Abenteuer frei. Amadeus
andern Fakultät um so leichter, als die gedrechselte Nuau¬
geht auch gleich los. Die Portnerin in seinem Zwischen¬
cierung ja sein Fall ist. Fräulein Witt träufeite bürger¬
spiel ist eine dilettierende Gräfin. Auch die Frau ist bereit,
liche Auffassung in die grelle Stimmung. Der Prinz des
kopfüber ins brandende Leben zu springen, aber es hält
sie etwas zurück; das ist die uneingestandene Liebe zu ihrem] Herrn Korff war ein Kabinettstück. Herr Treßler und
die Damen Kallina und
Haeberle fanden gerechten Bei¬
fall. Der Dichter erschien auf
der Bühne. Man hätte ihn gleich
fragen können, ob es notwendig
sei, in das Damenpublikum der
Großstadtnoch etwas Über¬
spanptheit hineinzutragen.—
Vom Theater
Burgtheater. „Zwischenspiel“, Komödie in drei
Akten von Artur Schuimlen Gestalten aus der geistigen
Höhenlage, wo Ibsen seine Modelle herholt, die mehr
feines Gehirn als brutales Rückgrat haben tanzen den
Reigen in Schnitzlers „Zwischen
spiel“: Der Beifall ist hier Stim¬
mungssache. Der feinfühlige
Sklave in der Tretmühle des
Lebens mag von schönem Wahn¬
sinn, der andere mit den fühllosen
Schwielen auf Händen und Nerven
von Wahnsinn schlechtweg befallen
sein. Tatsächlich hat Schnitzler
eines der sonderbaren dramatischen
Miniaturbildchen ins Vergröße¬
rungsglas gestellt, nachdem er es
aus Watta und einer fein ziselier¬
ten Kassette herausgenommen hat.
Sonderbar, aber nicht langweilig.
Schnitzler besticht wie ein Advokat,
der eine schlechte Sache mit einer
geistreichen Rede verteidigt. Ein
Jongleur, der die Luft spielend mit
glitzernden Kugelu vollwirft. Man
muß es im quartier latin unserer.
Welt schön finden, in dem Viekfel,
wo Künstlerlaunen mit der Ver¬
rücktheit Rendezvous haben, um
Schnitzlers Stück für schön zu
halten. Nach tragischem Schicksal
verlangen wir, Selbstquälereien
sind uns peinlich. Weil aber
letztere den Ariadnefaden des
Ganzen bilden, weil wir den
Eindruck nicht überwinden kön¬
nen, daß der Dichter nicht
durch den Wald ging, ohne
zu suchen, applaudieren wir
dem geistreichen Literaten und
nehmen schließlich vom drama¬
tischen Dichter des „Zwischen¬
spiel“ kühlen Abschied. Da ist
Amadeus, der virtuose Musiker, der seine Launen wider=] ungetreuen Mann. Sie bringt es nicht über Koketterien;
die aber gerade sind das Lebensglück der Frau und sie
standslos toben läßt, weil in ihrem Trubel sein künstlerisches
blüht in ihnen auf. Nun umwirbt sie wieder ihr Mann,
Talent am besten ge icht. Seine Gattin Cäcilie, die be¬
weil sie ihm gefällt und er verführt seine eigene Frau,
rühmte Sängerin, wird ihm nach siebenjähriger Ehe ein
Don Jnan in seiner eigenen Ehe. Wie aber die Frau er¬
lieber Kamerad, ein guter Freund — sonst aber läßt sie
nüchtert wird, fühlt sie wirklichen Abscheu gegen den Mann.
ihn kalt. Auch sie redet sich das Ende ihrer Herzensgefühle
Amadeus muß abreisen. Sein Abschied konnte ertragen
ihm gegenüber ein und nun wird ein moralisch=unmorali¬
scher Vertrag geschlossen: Um einander nicht belügen zu I werden. Seine Wiederkehr nicht. Diese Nervenmenschen und
ihr Treiben wurden am Burgtheater mit großer Feinheit
müssen, erhalten die Eheleute offiziell wohl das Band der
wiedergegeben. Herr Kainz spielte den Künstler von der
Ehe, geben einander aber für jedes Abenteuer frei. Amadeus
andern Fakultät um so leichter, als die gedrechselte Nuau¬
geht auch gleich los. Die Portnerin in seinem Zwischen¬
cierung ja sein Fall ist. Fräulein Witt träufeite bürger¬
spiel ist eine dilettierende Gräfin. Auch die Frau ist bereit,
liche Auffassung in die grelle Stimmung. Der Prinz des
kopfüber ins brandende Leben zu springen, aber es hält
sie etwas zurück; das ist die uneingestandene Liebe zu ihrem] Herrn Korff war ein Kabinettstück. Herr Treßler und
die Damen Kallina und
Haeberle fanden gerechten Bei¬
fall. Der Dichter erschien auf
der Bühne. Man hätte ihn gleich
fragen können, ob es notwendig
sei, in das Damenpublikum der
Großstadtnoch etwas Über¬
spanptheit hineinzutragen.—