II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 206

box 25/2
20 Zuischensniel
Telephon 12801.
595
E P
„UBSEIVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest. Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quallenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt amibürger Nachrichten
26 11. 1925
vom:


—73. Im Lessingtheater zu Berlin wurde ge¬
stern Schuitzlers =Zwischenspiel“ aufgeführt, der
konlowürde fach jedem Alte gerufen, nach dem
Hehr langweiligen Schlußakt allerdings nur, einem
Privattelegramm zufolge, gegen eine sehr deutliche

Opposition.
5
8.

3
Telephon 12301.
„OBSERVER‘
1 österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in „Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Gent, Kopenhagen,
Hondon, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: #½#sle
Oieassburger Zeitung, Berin
1105
vom:
HEM
9 Theater-Ariur Sch#itlers neuestes Bühnenwerk, die
Termll#h#Womöbie „Zwischenspiel die im vorigen Monat im
ziener Burgtheater mit zweifelhaftem Erfolge zum ersten Male in
Szene ging, ist gestern abend nun auch in Berlin gegeben worden.
Schnitzler sucht in dem Werke dem alten Motive von der brüchigen
Ehe neue Seiten abzugewinnen, läßt den Zuschauer dabei aber zuweilen
über seine Absichten recht im unklaren und entschädigt für manche Ge¬
waltsamkeit in der Entwickelung nur teilweise durch Feinheiten in der
Charakterzeichnung und geschickte Führung des Dialogs. Die beiden
ersten Akte wurden mit Beifall ausgenommen, so daß der Verfasser vor
dem Vorhang erscheinen konnte. Nach dem Verlegenheitsschluß mischten
R.
tsich auch Zischlaute in das Klatschen.
9
waren Stadtverordnetenvorsteher=Stellvertreter Michetel and *
irten
Einbe¬
rat Kalisch anwesend. Als um 9 Uhr das Künstlerkonzert begann,
brift= war die geräumige Wandelhalle dicht gefüllt, und viele Personen
für mußten sich mit einem, Stehplatz begnügen. Das Programm bot

heit
Lessing=Theater. Sonnabend zum ersten Male: „Zwischen¬
spiel“. Komödie in drei Akten von Arthur Schnitzler.
inen
Wie das musikalische Zwischenspiel, das der berühmte Kapell¬
meister und Komponist Amadeus Adams einer neuen Symphonie
über
einfügen will: er hat es Capriccio genannt und wird es Capriccio
end,
doloroso umtaufen, da seine Frau Cäcilie, eine hochgefeierte, be¬
viel¬
deutende Opernsängerin, ihm die versteckten Traurigkeiten des
sch“
so spielt sich in der Ehe
musikalischen Motivs aufgedeckt hat
sen¬
dieses Künstlerpaares ein doppeltes Zwischenspiel ab, eine Tragödie
urdt
mit vervorgenen ironischen, satirischen, grotesken Lustigkeiten. Rollt
phie
sich auf und ab, löst sich und verwirrt sich in den feinsten Seelen¬
saut
analysen. Diese Zwischenspielkomödie ist so etwas wie eine
ge¬
psychologische Novelle in dialogisierter Form; das heißt nicht in der
hen
äußeren dramatischen Handlung liegt ihr Schwerpunkt, sondern in
sein
der inneren, die, nach Lessing, sehr wohl an jener Stelle treten
sten
kann als „ein innerer Kampf von Leidenschaften, eine Folge von
nte
verschiedenen Gedanken, wo eine die andere aufhebt.“ Nur
lost
daß hier in einem Zwitterspiel von Ernst und Komik
del¬
die dramatische Kraft der Leidenschaften zerfasert und ver¬
flüchtigt wird, daß die Gedankenfolgen in der sophistischen Dialektik
gen.
des Dichters sich nicht aufheben, sondern raffiniert ineinander¬
sam
schieben; unter dem kunstvollen Filigran dieser gewundenen, kon¬
eten
struierten Psychologie werden die tragenden Stützen brüchig, verliert
hat.
der treibende Impuls der Seelenkräfte seine elementare Macht,
piel¬
wird das Hauptspiel des dramatischen Kampfes selber zum Spiel:
ige“
die Verklausulierung der seelischen Vorgänge nimmt dem Beispiel
seine Beweiskraft, der Komödie den weiten Horizont. Die kleine
ichen
Handlung ist an sich so einfach wie die Wahrheit ihres Themas.
allzu
Nach siebenjähriger Ehe steben die Gatten vor einer Krisis.
heite,
Amadeus fühlt sich in die Netze einer ihre Liebhaber wechselnden
und
gräflichen Sängerin verstrickt, Cäcilie läßt sich von einem moral¬
hien,
reinen jungen Fürsten ostentativ Verehrung entgegenbringen. Die
und
rückhaltlose Wahrheit, die sich das Paar einst gelobt hat, soll nach
igen,
der Meinung des Gatten den Konflikt ausschalten; Freundschaft
ückes
und Kameradschaftlichkeit werden fortan die Basis ihres Ver¬
hältnisses bilden. Mit Ueberwindung, zu stolz, ihren Schmerz zu
gten)
zeigen, willigt Cäcilie ein. Aver die Erfolge des doppelten
olizei
Zwischenspiel sind ungleich. Der Mann, der untreu geworden ist,
ist schnell ernüchtert und ersehnt den alten Zustand; die Frau, die,
lder¬
wie der Gatte später erfährt, die Treue bewahrt hat, kehrt nach
dem
in das eheliche
künstlerischen Triumphen umgewandelt
Nat¬
Heim zurück. Die Freiheit hat in ihr das Weib ausgelöst,
cha
latente Elementargewalten, unerfüllte Wünsche, Sehnsüchte, Verlangen.
die
Trotzdem gibt sie sich am Abend der Heimkehr der stürmischen
gat
Werbung des Mannes, dem sie wie eine neue, mit neuen Reizen um¬
iktes
gebene erscheint, wieder gefangen. Aber der Nacht folgt ein Morgen,
alte¬
dem die dialektische Sophistik des Dichters, über die psychologische
ndt
Logik des Alltags triumphierend, keine Versöhnung der Gatten, kein
lang
Weiterspielen der Ehesymphonie nach jenem Zwischenspiel beschert.
zu
Cäcilie, die eben die Geliebte ihres Gatten war, kann sich nicht ab¬
den¬
finden mit der Welt der Freiheit, die sie in sich erwacht fühlt, ohne
Fren
sie erlebt zu haben. Sie deckt die innere Unwahrheit jener eitlen,
den.
des
stolz prahlenden Wahrhaftigkeit auf, mit der beide, Mann und Weib
die einfachen elementaren Instinkte, Liebe, Schmerz, Zorn, Eifersucht,
aus
die
glaubten negieren zu dürfen; nun würde sie diese eigentliche Ehe¬
lüge zu ganz gewöhnlichen Durchschnittsmenschen machen, ihre neue
Wahrheit könnte nur die der banalen Alltäglichkeit sein, wo die
Gatten einander hintergehen, sich entfremden, sich versöhnen. Eine
Akt,
Ehe, unwürdig ihres vergangenen Glückes. Also muß die Nacht
ein Abschied gewesen sein. Und so läßt Schnitzler im tragischen Ausklang