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20. Zuischensniel
haltung gab Herr Grunwald den Fürsten, der umfrufe und Zischen und setzte dieses Spiel in förml
provokatorischer Weise fort, trotz der Abwe
Cäcilie sich bemüht; in kleineren Rollen taten Frau
der entrüsteten Mehrheit. Nach den
Hedwig Pauly wie Frl. Else Schiff geschickt das
schlüssen benutzten die Störer sogar Pfeif
ihre für die Aufführung. In Lessings bewährter
Inszenierung half sie denn auch dem Werke und dem Man lachte in ernste Szenen hinem und
darb dergestalt die Stimmung. Die Anpöbeln
nach jedem Akt gerufenen Verfasser zu dem zwar
ging immer von demselben Häuflein aus. Die De
nicht so ganz unbestrittenen, nicht gerade über¬
stellung war ungleichmäßig. Die Hauptrolle m
wältigenden, aber doch zu dem ganz entschiedenen
einer Anfängerin, Frl. Ritscher anvertraut, i
J. L.
Erfolg.
aus ihr ein somnambules, hysterisches Wesen mach
Sie ist unverkennbar begabt, aber unreif. Glau
Im „Berliner Theater“ wurde gestern Abend
würdig war Jensens Professor, von köstliche
zunächst „Der Geigenmacher von Cremona“ gegeben.
Cynismus Kutscheras Konzertagent, sehr unhein
Das Stück und Ferdinand Bonn in der Haupt¬
lich der verbitterte Sozialist Vallentins. D
rolle sind bekannt. Es erübrigt sich also, darüber
Darsteller wurden lebhaft applaudiert.
etwas zu sagen. (Das Geigen=Solo wurde stürmisch
applaudiert.)
Es folgte eine Novität „Annemarie", Lustspiel in Aus Nürnberg telegraphiert unser Korresponden
drei Akten nach Israel Zangwill von Kurt! Im Intimen Theater wurde die Satire „Frosck
Die Novelle des seinsinnigen englischenlkönig“ von Eckart nach dem ersten und zweite
Berns.
Schriftstellers und Sittenschilderers, aus der dieses Akt sehr beisällig ausgenommen. Der letzte Akt f
ab. Um die Aufführung verdient machte sich Bir
Stück herausgehauen ist, kenne ich nicht. Wie sie
in der Hauptrolle, ebenso Edthofer als Polizeira
auch sein mag, sie hat jedenfalls etwas Besseres ver¬
Die Regie war vorzüglich.
dient als diese hahnenbüchene derbberlinische Be¬
arbeitung. Die ersten beiden Akte, die ich mit ansah,
Aus Frankfurt a. M. telegraphiert unse
wurden von den Bonnianern mit Begeisterung auf¬
Korrespondent: Meyer=Försters dreiaktige
genommen.
Lustspiel Der Vielgeprüfte“, ein derb=possen
Herr Bonn gab einen jungen Tondichter, der
haftes, äußerst sadenscheiniges Machwerk, hatte nat
Höherem zustrebt und mit Abschen davon spricht, daß
dem einigermaßen lustigen ersten Akt einen Heiterkeit“
er, um leben zu können, „Tinnef mit Lackritzen“
komponieren muß — offenbar eine ganz neue Mischung.s erfolg, wurde aber nach dem zweiten und dritten Ak.
zieinlich deutlich abgelehnt. Das beste Bemühen des
Der Darsteller war bei gutem Humor, lieh der
Oberregisseurs Quincke und die slotten Leistunge#
Gestalt viel Liebenswürdiges und spielte im zweiten
der Herren Diegelmann, Wanka und Bol¬
Akt die kleine Szene des Abschieds von Annemarie,
einem armen Dienstmädel, das plötzlich die Universal=lvermochten über die Inhaltlosigkeit des Werkes nich
hinwegzutäuschen.
erbin eines englischen Millionärs wird, mit wohl¬
tuender Schlichtheit und Herzlichkeit. Frau Maria
Ein Telegramm unseres Korrespondenten berichte
Vonn war in der Titelrolle ganz annehmbar
uns aus Wiesbaden: Gerhart Hauptmann#
und hatte einige sehr hübsche Momente. Josephine
[„Elga“ machte im hiesigen Hostheater einen tiesez.
Dora als Zimmervermietermn, der die meisten Mieter
Eindruck. Darstellung und Regie waren vortrefflich¬
das Geld schuldig bleiben, schuf eine Gestalt von
und fanden reichen Beifall.
sastiger Komik, und Schmasow in der Rolle eines
von Gläubigern hart bedrängten, flotten Chambre¬
Aus Leipzig meldet ein Telegramm unseres
garnisten war sichtbar froh, einmal in Posse plant¬
Korrespondenten: Dietrich Eckardts „Frosch¬
schen zu können. Herr Berns, von einer Parkettloge
übte bei seiner heutigen Uraufführung ind
könig“
rechts einstimmig gerufen, erschien im Frack und ver¬
Stadttheater in guter Darstellung eine tiefe Wirkungs
neigte sich.
die sich in einem ehrlichen, aber nicht lauten Erfolgs
Der Abend verlief harmonisch. Es wurde nicht
äußerte.
ein einziger Zuschauer hinausgeworfen — wenigstens
B. J.
Unser Korrespondent telegraphiert aus Hannover #
bis nach dem zweiten Alt.
Bei der Première im Deutschen Theater übte Haupt;
Im „Theater des Westens“ gastierte gestern
manns „Elga“ eine starke zwingende Wirkung ausg
Yvonnede Tréville, „erste Koloratursängerin
Olga Engl hatte in der Titelrolle prachtvolle
der Opéra comique in Paris“, als Rosine im
Momente, und auch der Starschenski Albert Kehme
„Barbier von Sevilla“. Der Erfolg hielt sich
war eine sehr interessante Leistung. Voraus ging
„Ninon vols
während des ersten Aktes in bescheidenen Grenzen:
Ernst Hardts neuer Einakter
man konnte sich nicht verhehlen, daß die gebotene
1 Enclos“, der nur mäßig zu interessieren ver¬
Leistung den gehegten Erwartungen keineswegs ent¬
mochte.
in der Tiese wenig ausgiebige,
Eine
sprach.
in der Höhe unangenehm scharfe Sopranstimme von
Unser Korrespondent meldet in einem Telegramnz
ganz netter, aber nichts weniger als „bravouröser“
aus München: Ludwig Thomas vieraktige
Beweglichkeit und eine ziemlich indifserente Darstellung
Posse mit Gesang „Der Schusternazi“ fand¬
war alles was diese Rosine zu bieten vermochte. Im
im Gärtnerplatz=Theater mit Dreher in der Haupt¬
zweiten Akt kam dann als Einlage die bekannte
rolle eine sehr freundliche Aufnahme.
„Glöckchen=Arie“ aus „Lakmé“ von Délibes. Und es
Nina Sandow, die zur Zeit wieder auf eine
läßt sich nicht leugnen, daß diese mit einem gewissen
Gastspieltournee begriffen ist, hat vor einigen Tagen¬
Elan gegeben wurde und infolgedessen einen starken
Applaus auslöste. Es fragt sich nur, ob eine solche im Stadttheater in Danzig vor jedesmal ausver¬
kauftem Hause als Hedda Gabler, Nora und Camille,
„Paradenummer“ — denn das ist die Arie — hinreicht,
ihrer Interpretin den Besitz wirklicher Künstlerschaft
(„Flattersucht"), wie die dortigen Zeitungen kon¬
zu gewährleisten! Die Wiedergabe der Oper seitens
statieren, ganz ungemein große Erfolge erzielt.
der sonst an ihr beteiligten Mitwirkenden ließ übrigens
Herrn
auch recht viele Wünsche unbefriedigt.
Hansen fehlte für den Grafen Almaviva ebensowohl
Hinker den Kulissen.
das nötige gesangliche Können, wie Leichtig¬
Rechter Hand, linker Hand, alles vertauscht!
Herr
keit und Eleganz in der Darstellung.
Geißler (Figaro) war hörbar indisponiert Unsere Theater zeigen am heutigen Totensonntag
und Herrn Zieglers Bartolo gefiel sich in ein völlig verändertes Gesicht. Veränderlich ist ja
sichlihrer ganzen Natur nach die Repertoire=Physiognomie
Als Basilio bewährte
Uebertreibungen.
wie gewöhnlich Herr Stammer, und das unserer großen und ernsten Theater wohl immer, abers.
20. Zuischensniel
haltung gab Herr Grunwald den Fürsten, der umfrufe und Zischen und setzte dieses Spiel in förml
provokatorischer Weise fort, trotz der Abwe
Cäcilie sich bemüht; in kleineren Rollen taten Frau
der entrüsteten Mehrheit. Nach den
Hedwig Pauly wie Frl. Else Schiff geschickt das
schlüssen benutzten die Störer sogar Pfeif
ihre für die Aufführung. In Lessings bewährter
Inszenierung half sie denn auch dem Werke und dem Man lachte in ernste Szenen hinem und
darb dergestalt die Stimmung. Die Anpöbeln
nach jedem Akt gerufenen Verfasser zu dem zwar
ging immer von demselben Häuflein aus. Die De
nicht so ganz unbestrittenen, nicht gerade über¬
stellung war ungleichmäßig. Die Hauptrolle m
wältigenden, aber doch zu dem ganz entschiedenen
einer Anfängerin, Frl. Ritscher anvertraut, i
J. L.
Erfolg.
aus ihr ein somnambules, hysterisches Wesen mach
Sie ist unverkennbar begabt, aber unreif. Glau
Im „Berliner Theater“ wurde gestern Abend
würdig war Jensens Professor, von köstliche
zunächst „Der Geigenmacher von Cremona“ gegeben.
Cynismus Kutscheras Konzertagent, sehr unhein
Das Stück und Ferdinand Bonn in der Haupt¬
lich der verbitterte Sozialist Vallentins. D
rolle sind bekannt. Es erübrigt sich also, darüber
Darsteller wurden lebhaft applaudiert.
etwas zu sagen. (Das Geigen=Solo wurde stürmisch
applaudiert.)
Es folgte eine Novität „Annemarie", Lustspiel in Aus Nürnberg telegraphiert unser Korresponden
drei Akten nach Israel Zangwill von Kurt! Im Intimen Theater wurde die Satire „Frosck
Die Novelle des seinsinnigen englischenlkönig“ von Eckart nach dem ersten und zweite
Berns.
Schriftstellers und Sittenschilderers, aus der dieses Akt sehr beisällig ausgenommen. Der letzte Akt f
ab. Um die Aufführung verdient machte sich Bir
Stück herausgehauen ist, kenne ich nicht. Wie sie
in der Hauptrolle, ebenso Edthofer als Polizeira
auch sein mag, sie hat jedenfalls etwas Besseres ver¬
Die Regie war vorzüglich.
dient als diese hahnenbüchene derbberlinische Be¬
arbeitung. Die ersten beiden Akte, die ich mit ansah,
Aus Frankfurt a. M. telegraphiert unse
wurden von den Bonnianern mit Begeisterung auf¬
Korrespondent: Meyer=Försters dreiaktige
genommen.
Lustspiel Der Vielgeprüfte“, ein derb=possen
Herr Bonn gab einen jungen Tondichter, der
haftes, äußerst sadenscheiniges Machwerk, hatte nat
Höherem zustrebt und mit Abschen davon spricht, daß
dem einigermaßen lustigen ersten Akt einen Heiterkeit“
er, um leben zu können, „Tinnef mit Lackritzen“
komponieren muß — offenbar eine ganz neue Mischung.s erfolg, wurde aber nach dem zweiten und dritten Ak.
zieinlich deutlich abgelehnt. Das beste Bemühen des
Der Darsteller war bei gutem Humor, lieh der
Oberregisseurs Quincke und die slotten Leistunge#
Gestalt viel Liebenswürdiges und spielte im zweiten
der Herren Diegelmann, Wanka und Bol¬
Akt die kleine Szene des Abschieds von Annemarie,
einem armen Dienstmädel, das plötzlich die Universal=lvermochten über die Inhaltlosigkeit des Werkes nich
hinwegzutäuschen.
erbin eines englischen Millionärs wird, mit wohl¬
tuender Schlichtheit und Herzlichkeit. Frau Maria
Ein Telegramm unseres Korrespondenten berichte
Vonn war in der Titelrolle ganz annehmbar
uns aus Wiesbaden: Gerhart Hauptmann#
und hatte einige sehr hübsche Momente. Josephine
[„Elga“ machte im hiesigen Hostheater einen tiesez.
Dora als Zimmervermietermn, der die meisten Mieter
Eindruck. Darstellung und Regie waren vortrefflich¬
das Geld schuldig bleiben, schuf eine Gestalt von
und fanden reichen Beifall.
sastiger Komik, und Schmasow in der Rolle eines
von Gläubigern hart bedrängten, flotten Chambre¬
Aus Leipzig meldet ein Telegramm unseres
garnisten war sichtbar froh, einmal in Posse plant¬
Korrespondenten: Dietrich Eckardts „Frosch¬
schen zu können. Herr Berns, von einer Parkettloge
übte bei seiner heutigen Uraufführung ind
könig“
rechts einstimmig gerufen, erschien im Frack und ver¬
Stadttheater in guter Darstellung eine tiefe Wirkungs
neigte sich.
die sich in einem ehrlichen, aber nicht lauten Erfolgs
Der Abend verlief harmonisch. Es wurde nicht
äußerte.
ein einziger Zuschauer hinausgeworfen — wenigstens
B. J.
Unser Korrespondent telegraphiert aus Hannover #
bis nach dem zweiten Alt.
Bei der Première im Deutschen Theater übte Haupt;
Im „Theater des Westens“ gastierte gestern
manns „Elga“ eine starke zwingende Wirkung ausg
Yvonnede Tréville, „erste Koloratursängerin
Olga Engl hatte in der Titelrolle prachtvolle
der Opéra comique in Paris“, als Rosine im
Momente, und auch der Starschenski Albert Kehme
„Barbier von Sevilla“. Der Erfolg hielt sich
war eine sehr interessante Leistung. Voraus ging
„Ninon vols
während des ersten Aktes in bescheidenen Grenzen:
Ernst Hardts neuer Einakter
man konnte sich nicht verhehlen, daß die gebotene
1 Enclos“, der nur mäßig zu interessieren ver¬
Leistung den gehegten Erwartungen keineswegs ent¬
mochte.
in der Tiese wenig ausgiebige,
Eine
sprach.
in der Höhe unangenehm scharfe Sopranstimme von
Unser Korrespondent meldet in einem Telegramnz
ganz netter, aber nichts weniger als „bravouröser“
aus München: Ludwig Thomas vieraktige
Beweglichkeit und eine ziemlich indifserente Darstellung
Posse mit Gesang „Der Schusternazi“ fand¬
war alles was diese Rosine zu bieten vermochte. Im
im Gärtnerplatz=Theater mit Dreher in der Haupt¬
zweiten Akt kam dann als Einlage die bekannte
rolle eine sehr freundliche Aufnahme.
„Glöckchen=Arie“ aus „Lakmé“ von Délibes. Und es
Nina Sandow, die zur Zeit wieder auf eine
läßt sich nicht leugnen, daß diese mit einem gewissen
Gastspieltournee begriffen ist, hat vor einigen Tagen¬
Elan gegeben wurde und infolgedessen einen starken
Applaus auslöste. Es fragt sich nur, ob eine solche im Stadttheater in Danzig vor jedesmal ausver¬
kauftem Hause als Hedda Gabler, Nora und Camille,
„Paradenummer“ — denn das ist die Arie — hinreicht,
ihrer Interpretin den Besitz wirklicher Künstlerschaft
(„Flattersucht"), wie die dortigen Zeitungen kon¬
zu gewährleisten! Die Wiedergabe der Oper seitens
statieren, ganz ungemein große Erfolge erzielt.
der sonst an ihr beteiligten Mitwirkenden ließ übrigens
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auch recht viele Wünsche unbefriedigt.
Hansen fehlte für den Grafen Almaviva ebensowohl
Hinker den Kulissen.
das nötige gesangliche Können, wie Leichtig¬
Rechter Hand, linker Hand, alles vertauscht!
Herr
keit und Eleganz in der Darstellung.
Geißler (Figaro) war hörbar indisponiert Unsere Theater zeigen am heutigen Totensonntag
und Herrn Zieglers Bartolo gefiel sich in ein völlig verändertes Gesicht. Veränderlich ist ja
sichlihrer ganzen Natur nach die Repertoire=Physiognomie
Als Basilio bewährte
Uebertreibungen.
wie gewöhnlich Herr Stammer, und das unserer großen und ernsten Theater wohl immer, abers.