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20. Zuischensniel
das Glück hinein, das ihm die Freiheit gewähren
würde, Cäcilie ist zu frauenstolz, um ihm zu
widersprechen, und so scheiden sie voneinander in die
Freiheit — wenn auch vorläufig getrennt, wollen
sie doch gute Kameraden bleiben. Amadeus freilich
ist des Liebesspiels mit der gräflichen Philine
bald satt, ihm ist es nur eine Episode, nur ein
Zwischenspiel gewesen. Die tiefangelegte Cäcilie
ist inzwischen in ihrer Sangeskunst immer gereift.
Sie hat das frische Leben draußen gesehen — es
hat auf die nun Freigewordene anders gewirkt als
früher: sonst waren alle Wünsche, die sich zu ihr
heranwagten, von ihr abgeglitten wie von einem
Panzer, jetzt empfindet sie, wie all diese Ver¬
lockungen sie erbeben machen und erglühen. Un¬
berührt kehrt sie in ihr Heim zurück — sie ist ge¬
flohen vor einer ihr entgegentretenden Liebe, deren
bezwingende Gefahr sie fürchtete. Amadens erblickt
in der heimkehrenden Frau, deren. Sinne er¬
wacht, deren Begehren freier geworden ist, eine
andere, als er verlassen — jählings erwacht in ihm
wieder die Liebe. Noch einmal führt eine Nacht
die beiden zusammen — Cäcilie aber hat kein
Vertrauen mehr zu Amadens und ist auch ihrer
Lessing=Theater hat gestern
selbst nicht mehr sicher. Sie will nicht, daß
rtur Schnitzlers eigenarlige
die Erinnerung an früheres Glück getrübt werde
Komödie „Zwischenspiel“
durch eine Ehe, deren Ende Ekel sein müßte. Und
Aufnahme gefunden; der Dichter
so verschließt sie sich der Bine des noch immer
bli erscheinen — nur zum Schluß
geliebten Mannes, bei ihm zu bleiben. Vielleicht
iien Beifall auch etwas Opposition
ist diese Ehe gescheitert an der Unwahrheit der
1-10
beiden, die wahr zu sein glaubten und doch un¬
fndelt auch in dieser Dichtung auf
wahr wurden, als sie in scheinbarer Gleichgültig¬
verästelter Psychologie, wie er sie
keit einer den anderen eigene Wege hatten gehen
Weg“ eingeschagen hat. Ganz aus¬
lassen.
ist dieses neue Werk mit der
Das ungefähr ist Handlungsinhalt und Ge¬
Liebes= Psychologie beschäftigt,
dankengehalt der geistvollen Arbeit, die sich auf
Thema klingt hinein. Anfangs
knappem Raume nicht erschöpfen läßt. Es
sugenblick scheinen, als solle das
kommt ein Schriftsteller in der Kömödie vor, der
behandelt werden wie in Bahrs
in einem Stücke auch eine Ehe behandeln will und
m„Meister“ — bald aber zeigt sich,
froh wäre, wenn er diese Ehe den Leuten im
anz originell gestaltet und noch
Theater von ½8 bis 10 Uhr überzeugend klar
sychologische Empfindungen und
Schnitzler hat größeren
machen könnte.
bloßlegt. Und es ist für ihn
Eyrgeiz: er gibt eine Dichtung, die auch
daß seine Dichtung einsetzt
über den Theaterabend hinaus wirken wird.
ie und doch tragikomisch ausklingt.
Die psychologischen Uebergänge, die er aus den
leiser Wehmut, jener Note sein¬
Temperamenten seiner Menschen entwickelt, sind
Muleidens, die ihm eigen ist. Man
geradezu bewundernswürdig. Der Dialog, der
kinem Worte, seines Helden, des
nur im Schlußakt mitunter ein wenig an Un¬
Amadeus, dieses „Zwischenspiel“
mittelbarkeit verliert, ist lebendig, geistvoll und
oloroto nennen — die verborgene
i leiser,
stets individualisiert durchgeführt.
d der Dichter ebenso wie Amadeus
seiner, mitunter ironischer Humor liegt über
ner Komposition gar nicht enideckt
dem Ganzen, prächtig sind die Charakiere
durchgeführt, und überzeugend klar wird, wie die
d seine Gattin Cäcilie haben sich
beiden Gatten nach ihrer verschiedenen Ver¬
kwahr zueinander zu sein, wie zwei
anlagung die Zwischenspiele ihrer Ehe so völlig
Enadeus empfineet eine Leidenschaft
verschieden aufnehmen und durchführen. In
derite, die Sängerin der Philine,
Amadeus ist einmal ein wirklicher Musiker
line Neigung für den Fürsten
auf die Bühne gebracht, seine Eigenart wirkt
nen angenehmen jungen Mann
überzeugend auch durch seine Künstlerschaft.
fürdigkeit und besänftigend wir¬
der Schriftsteller
Origmell erfunden
lonigten. Daß Amadens und
#mander gesteben, ist nicht erst! Albertus, der den Widerklang des klugen,
kennen einander zu gut. Derf unkomplizierten Alltagsmenschen in die Stimmung
madeus träumt sich schnell in der Vorgänge hineinträgt. Die feine, anregende
Dichtung besitzt eine solche Fülle von Schönheiten
und tiefen Gedanken, daß andere, handfesie
Dramatiker damit ein Dutzend Stücke bestreiten
könnten.
Der große dramatische Zug mangelt dem Werke
freilich wie dem „Einamen Weg“ aber alles ist
von unmittelbater Lebenswahrheit und Lebendigkeit.
Die Gestalt der Cäcilie verkörperte Irene Triesch
mit himeißendem Temperament, anmutig, in
überzeugendster Frauenart, mit sieghafter Ueber¬
legenheit und doch mit all der Hingabe der
Bassermann
besiegt sein wollenden Frau.
gab dem Sanquiniker Amadeus charakteristische
Darstellung und fesselnde Eigenart, doch kam seinem
vorzüglichen Spiele im ersten Akte die Ausge¬
stattung der Rolle im Schlußakte an Bedeutung
nicht gleich. Reicher schuf einen interessanten
Typus, eigenartig in Erscheinung und Wesen. In
den schwierigen Partien des jungen Fürsten und
der gräflichen Philine bewährten sich aufs neue
der sympathische, diskrete Herr Grunwald und das
lemveramentvolle Frl. Schiff.
20. Zuischensniel
das Glück hinein, das ihm die Freiheit gewähren
würde, Cäcilie ist zu frauenstolz, um ihm zu
widersprechen, und so scheiden sie voneinander in die
Freiheit — wenn auch vorläufig getrennt, wollen
sie doch gute Kameraden bleiben. Amadeus freilich
ist des Liebesspiels mit der gräflichen Philine
bald satt, ihm ist es nur eine Episode, nur ein
Zwischenspiel gewesen. Die tiefangelegte Cäcilie
ist inzwischen in ihrer Sangeskunst immer gereift.
Sie hat das frische Leben draußen gesehen — es
hat auf die nun Freigewordene anders gewirkt als
früher: sonst waren alle Wünsche, die sich zu ihr
heranwagten, von ihr abgeglitten wie von einem
Panzer, jetzt empfindet sie, wie all diese Ver¬
lockungen sie erbeben machen und erglühen. Un¬
berührt kehrt sie in ihr Heim zurück — sie ist ge¬
flohen vor einer ihr entgegentretenden Liebe, deren
bezwingende Gefahr sie fürchtete. Amadens erblickt
in der heimkehrenden Frau, deren. Sinne er¬
wacht, deren Begehren freier geworden ist, eine
andere, als er verlassen — jählings erwacht in ihm
wieder die Liebe. Noch einmal führt eine Nacht
die beiden zusammen — Cäcilie aber hat kein
Vertrauen mehr zu Amadens und ist auch ihrer
Lessing=Theater hat gestern
selbst nicht mehr sicher. Sie will nicht, daß
rtur Schnitzlers eigenarlige
die Erinnerung an früheres Glück getrübt werde
Komödie „Zwischenspiel“
durch eine Ehe, deren Ende Ekel sein müßte. Und
Aufnahme gefunden; der Dichter
so verschließt sie sich der Bine des noch immer
bli erscheinen — nur zum Schluß
geliebten Mannes, bei ihm zu bleiben. Vielleicht
iien Beifall auch etwas Opposition
ist diese Ehe gescheitert an der Unwahrheit der
1-10
beiden, die wahr zu sein glaubten und doch un¬
fndelt auch in dieser Dichtung auf
wahr wurden, als sie in scheinbarer Gleichgültig¬
verästelter Psychologie, wie er sie
keit einer den anderen eigene Wege hatten gehen
Weg“ eingeschagen hat. Ganz aus¬
lassen.
ist dieses neue Werk mit der
Das ungefähr ist Handlungsinhalt und Ge¬
Liebes= Psychologie beschäftigt,
dankengehalt der geistvollen Arbeit, die sich auf
Thema klingt hinein. Anfangs
knappem Raume nicht erschöpfen läßt. Es
sugenblick scheinen, als solle das
kommt ein Schriftsteller in der Kömödie vor, der
behandelt werden wie in Bahrs
in einem Stücke auch eine Ehe behandeln will und
m„Meister“ — bald aber zeigt sich,
froh wäre, wenn er diese Ehe den Leuten im
anz originell gestaltet und noch
Theater von ½8 bis 10 Uhr überzeugend klar
sychologische Empfindungen und
Schnitzler hat größeren
machen könnte.
bloßlegt. Und es ist für ihn
Eyrgeiz: er gibt eine Dichtung, die auch
daß seine Dichtung einsetzt
über den Theaterabend hinaus wirken wird.
ie und doch tragikomisch ausklingt.
Die psychologischen Uebergänge, die er aus den
leiser Wehmut, jener Note sein¬
Temperamenten seiner Menschen entwickelt, sind
Muleidens, die ihm eigen ist. Man
geradezu bewundernswürdig. Der Dialog, der
kinem Worte, seines Helden, des
nur im Schlußakt mitunter ein wenig an Un¬
Amadeus, dieses „Zwischenspiel“
mittelbarkeit verliert, ist lebendig, geistvoll und
oloroto nennen — die verborgene
i leiser,
stets individualisiert durchgeführt.
d der Dichter ebenso wie Amadeus
seiner, mitunter ironischer Humor liegt über
ner Komposition gar nicht enideckt
dem Ganzen, prächtig sind die Charakiere
durchgeführt, und überzeugend klar wird, wie die
d seine Gattin Cäcilie haben sich
beiden Gatten nach ihrer verschiedenen Ver¬
kwahr zueinander zu sein, wie zwei
anlagung die Zwischenspiele ihrer Ehe so völlig
Enadeus empfineet eine Leidenschaft
verschieden aufnehmen und durchführen. In
derite, die Sängerin der Philine,
Amadeus ist einmal ein wirklicher Musiker
line Neigung für den Fürsten
auf die Bühne gebracht, seine Eigenart wirkt
nen angenehmen jungen Mann
überzeugend auch durch seine Künstlerschaft.
fürdigkeit und besänftigend wir¬
der Schriftsteller
Origmell erfunden
lonigten. Daß Amadens und
#mander gesteben, ist nicht erst! Albertus, der den Widerklang des klugen,
kennen einander zu gut. Derf unkomplizierten Alltagsmenschen in die Stimmung
madeus träumt sich schnell in der Vorgänge hineinträgt. Die feine, anregende
Dichtung besitzt eine solche Fülle von Schönheiten
und tiefen Gedanken, daß andere, handfesie
Dramatiker damit ein Dutzend Stücke bestreiten
könnten.
Der große dramatische Zug mangelt dem Werke
freilich wie dem „Einamen Weg“ aber alles ist
von unmittelbater Lebenswahrheit und Lebendigkeit.
Die Gestalt der Cäcilie verkörperte Irene Triesch
mit himeißendem Temperament, anmutig, in
überzeugendster Frauenart, mit sieghafter Ueber¬
legenheit und doch mit all der Hingabe der
Bassermann
besiegt sein wollenden Frau.
gab dem Sanquiniker Amadeus charakteristische
Darstellung und fesselnde Eigenart, doch kam seinem
vorzüglichen Spiele im ersten Akte die Ausge¬
stattung der Rolle im Schlußakte an Bedeutung
nicht gleich. Reicher schuf einen interessanten
Typus, eigenartig in Erscheinung und Wesen. In
den schwierigen Partien des jungen Fürsten und
der gräflichen Philine bewährten sich aufs neue
der sympathische, diskrete Herr Grunwald und das
lemveramentvolle Frl. Schiff.