II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 223

20. Zwischenspiel box 25/2
eitung“ Nr. 555.
Keßler, Herr Boettcher, Herr Grube, Frl. von
Mayburg und Frl. Eschborn mit überflüssigem
Aufwand von „Spiel“ abquälten.
Die Decorationen erregten beinahe Beifallslust nach
Aufziehen des Vorhanges, so stimmungsvoll waren sie
gestellt. Schade um die aufgewandte Mühe, denn
auch mit diesem Stück wird Keinem gegeben, zu sagen,
was er empfindet, ohne den Ausdruck dafür zu finden,
und Niemand belehrt, seine Stellung zu Welt und
Menschen in der Seele zu corrigiren. Wenn
das Stück unter solchen Umständen aber auf litterari¬
schen Werth keinen Anspruch erheben kann, an Bühnen¬
wirks#keit ist es ganz gewiß arm, deshalb.
G—n.

chuißlers „Zwischenspiel“ das schon in
Wien #en wilde, hat uns gestern in unserem.
Lessing=Theater beglückt. In Wien ist das Stück 0227
siusgepfissen worden, was wieder einmal Zeugniß
für den munteren Sinn und gesunden
ablegt
Menschenverstand des Wiener Publicums in Berlin Ern“
e
hat man sich die langweitigste Komödie, die je
schrieben wurde, zwei Acte lang verständnißinnig
jangehört; dann wurde auch diesen Wohlwollenden
des einfältigen Geschwätzes zu viel und man zischte
dentlich.
Natürlich ist die Geschichte wieder einmal ein Seelen¬
gemälde. Endlos stehen zwei Personen sich gegenüber
sehr selten drei oder mehr — und sagen sich etwas.
Und wenn sie sich nichts mehr zu sagen haben, ist das
Stück aus und fällt der Vorhang.
Amadeus Adams ist seit sieben Jahren mit seiner
Frau Cäcilie vermählt und hat von ihr ein Kindlein,
das Bub genannt wird und für die nothwendige
Rührung bei zweifelhaften Actschlüssen zu sorgen hat.
Amadens ist Capellmeister, seine Frau ausübende
musikalische Künstlerin. Und sie erfüllen ihren musi¬
kalischen Beruf jeder so ganz, daß bei beiden das
Interesse für die eheliche Gemeinschaft zu schwinden beginnt.
Sie sind Kameraden, einfach Kameraden, und wissen
nichts mit einander anzufangen. Nur zu ragen haben
sie sich gegenseitig etwas, immer nur zu sagen.
Daß man trotz aller geistigen Kameradschaft immer
noch einen Körper mit sich herumschleppt, ist be¬
ein alter Fluch, den eine spiri¬
st
dauerlich,
tualistische Religion „Erbsünde“ genannt hat. Dieser
Körper macht sich auch bei Amadeus und Cäcilie
bemerklich, da er aber in ihr eigenes Verhältniß nicht
mnit hineinreden darf, sucht er sich eine andere Erregung
und eine andere Bethätigung. Amadeus scharwenzelt
mit dee pikanten Opernsängerin Mosheim herum,
Cäcilie aber geht mit dem Fürsten Siegismund auf
Reisen.
Im ersten Act müssen wir — kopfschüttelnd — sehen,
wie Amndeus gegen diese fürstenbegleitete Abreise seiner
Frau nichts Anderes hat, als ironische Worte. Im
zweiten Act kehrt Cäcilie, um manche Erfahrung be¬
reichert, zu ihrem Manne zurück, der unterdessen im
Verkehr mit der Opernsängerin ebenfalls etwas mobiler
geworden ist, nicht mehr der langweilige Peter von
Kamerad sein will. Sinnlich angeregt wirbt er um
die Liebe seiner Frau, um die wirkliche reelle Liebe, wird
erhört und ... und der Vorhang fällt.
Der dritte Act bringt den Katzenjammer. Das (in
den Zwischenact gelegte) Zwischenspiel, diese allzu reale
und brutale Annäherung war den feinen Leutchen zu
viel. Der Mann glüht zwar noch etwas nach, sie aber
sagt über diese heftige Liebe allerlei Kluges und
Langweiliges und voll Resignation trennt man sich. Der
gebildete Zuschauer aber citirt in seinem Innern einen
berühmten Spruch des Aristoteles, den man leider nicht
wiedergeben kann, nicht einmal bei Besprechung dieses
Werkes.
Nach der Inhaltsangabe mag der Leser entscheiden,
ob der Vorgang des Stückes ihm sympathisch sein kann
oder nicht. Beträchtlich ist er gewiß nicht, dieser Vor¬
gang, diese entsetzlich langwierige Erörterung darüber, auf
welche Art Amadeus seine Cäcilie lieb haben wird und
auf welche nicht. Ausblicke in größere Allgemeingiltig¬
keiten bietet dieser Zweikampf nicht, und man freut sich
höchstens des eleganten Spieles dieser Apercus und
Repliken, die sich kreuzen und schlagen, elegant und
blitzend, wie die Klingen Französischer Florette. Schnitz¬
st unzweifelhaft der beste Causeur unserer
ler
Bühnen und auch ein Lustspieltaleutchen fehlt ihm
er bethätigt's hier wieder in mancher
nicht
ist es ihm gelungen,
Episode — aber noch nie
uns zu ergreifen, uns an die Nieren zu
gehen, wie der Berliner sagt, oder uns für längere
Stunden nachdenklich zu stimmen. Die wirkliche Welt