II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 225

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20. Zuischenspiel
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dem glaubte man einfach den perversen Blödsinn diese
Entsagerei und Kameradschaftlichkeit nicht. In Wie
hat Kainz die Rolle gespielt und wird sie mit leiser
verhaltenen Hamletlauten gegeben haben. In d
geradezu widerwärtig langweilige Rolke der Frau such
Irene Triesch durch vielsagendes Augenaufschlage
und bedeutsame Tonfälie allerlei Interessante
hineinzulegen. Daß nicht ein gesunder Lar
von ihren Lippen kam, war nicht ihre Schuld. Son
sei noch Emannel Reicher genannt, der den Ra
sonneur des Stückes, einen Schriftsteller, mit allz
reichlicher Trottelhaftigkeit ausstaffirte.
V.
Die gestrige Abendvorstellung im Berline
Theater wurde durch die Wiedergabe des bereits übe
so manche Berliner Bühne gejagten Dramas „De
Geiger von Cremona“ eröffnet. So abgedroschen diese
nur durch das glänzende Violinenspiel des Herrn Bon¬
aufrechterhaltenen Stückes ist, erscheint es doch als ein
werthvolle Gabe gegen das, was ihm folgte. Unter der
Titel „Annemarie“ hat Herr Burus, frei nach
Israel Zangwill, ein Lustspiel verfertigt, das a
Naivetät und Mingel an logischem Zusammenhau¬
das Schlinunste wer, was über die Bühne dieses Theater¬
unter dem neuen Regime bisher wanderte. Bereits i
der zweiten Scene des Stückes ließ dessen Verlau#
genau ermessen und der Antor unierließ es, dieser
Fernblick auch nur irgend ein reizvolles Moment ode¬
eine wirklich erheiternde Scene beizugeben. Zeitweis
schlug das Gewirr und Gerede auf der Bühne in di
derbe Posse über; man hätte sich diese Abschweifung gan¬
gern gefallen lassen, wäre sie nur nicht so kindlick
so nald, ja selbst so stupide gewesen. An einzelne¬
witzigen Redewendungen fehlte es nicht; ihre Wirkun
hielt aber nicht lange vor, denn das Nüchterne, da¬
jeder neuen Idee weit aus dem Wege gehende Gefolg
der Seenen, bruchte den Zuhörer immer wieder auf de
Dürre dieses Lustspieles zurück. Indeß das Merl
würdigste bei dieser Premisre war jedoch, das
sie sehr gesiel. Während der Scenen, namentlick
nach den Actschlüssen, erscholl ein Applaus
wie ihn stürmescher selbst allbewährte Lustspieldichte
nicht erwerben können. Da aber die Beifallsbe
zeugungen fast nur aus einer, allerdings sehr breite¬
Richtung im Bühnenraume herrührten, geht man in
der Annahme nicht fehl, daß gute Freunde um
weichgesinnte Freundinnen Herrn Director Von
mit seiner ersten Première zu einem Erfolg
helfen wollten. Gespielt wurde von dem Directo
sowie den Damen Bonn und Dora sowie Herr
Schmasow, unter Anwendung kräftiger Drucker, rech
gut. Hoffentlich läßt sich aber Herr Bonn durch di
ihm gestern gezellten Freundschaftsbezeugungen un
die ihm dargebrachten prachtvollen Biumenspende
nicht über das tänschen, was er dem gebildeten, fein¬
fühligen Theile des Berliner Publicums schuldig ist.
Im Theater des Westens hat schon gestern
wieder ein neuer Gast Einkehr gehaiten: die erste
Mlle. Yvonne de Tréville, deren Ruf einstweilen noch
nicht zu uns gedrungen ist. Nach ihrem Auf¬
der gestrigen „Barbier“ =Aufführung
treten in
des Westen=Theaters darf man das durchaus
erklärlich finden. Mlle. de Tréville deren für
einen Coloratursopran recht volumreicher Ton leider
in der Höhe einen etwas scharfen Klang hat, ist mit
ihrer zierlichen Erscheiung ein recht sympathisches
Rosinchen, im Spiel nicht ohne Charme und Grazie,
in ihrem technischen Können sicher und gewandt, aber
den ganzen Abend war an ihr nichts zu merken, was
als das Merkmal einer wirklichen Individualität, als
persönliche Note hätte gelten können.
Die Una voce=Arie, deren coloristisches Arabesken¬
werk die Künstlerin noch mit allerlei Schnörkeln eige¬
ner Factur behängte, singen unsere besseren Deutschen
Coloratursängerinen zumeist in ebenso leichtem
Fluß mit der gleichen technischen Accuratesse
wie Mlle. de Tiéville, deren Triller dabei
nicht rund, nicht ebenmäßig genug ist. Dem Vortrag
fehlt eben jede eigentliche Verve und Bravour. Natür¬
lich sang Mlle. de Tröville Italienisch, sprach aber,
was sich recht niedlich anhörte, den Dialog Deutsch.
Daß in ihrem sonst wie gesagt recht graziösen Swiel
der Schalt, der dem kleinen Rosinchen im Nacken sitzt,
nicht recht zum Durchbruch kam, daran mag wohl ihre
Unbekanntschaft mit dem Ensemble, die Fremdheit der
err Arndt als Hausarzt, Herr Keßler als Kom= Menschen so durcheinande
ihnen schon ebensogut Verb
merzienrat, Herr Hertzer als simpler Forstassessor waren
und vollendeter Verrat.
sehr löblich, und nur die gut gezeichnete Figur des Po¬
von Herzenseinfalt und Nat
lizeirates hätte diskreter und damit wirkungsvoller heraus¬
Mann, sträubt sich noch ei
kommen müssen, als in Herrn Giubes Darstellung. Herr
sequenz dieser auf die Spi
Böttcher und Fräulein v. Mayburg kamen sich
feinheit zweier vornehmen
tvohl selbst in dem Stück ziemlich überflüssig vor. Innner¬
„die verborgene Traurigkei
hin gabs Kleid der jungen Dozentengattin in seinem
ten Mutes hineintappt;
Der
ausellefenen Ton einen wundervollen Farbentupf.
Vögelchen der Liebe an e
„Mifall war freundlich, und die wenigen Pfeifer waren,
nung fest, halb wünschend
den Traditjogen des Hauses entsprechend, auf Moll ge¬
willig zurückkehren. Dann
A. Pz.
stimmt.
und nimmt statt der Lieb
Nun aber sind beide
* Lessingtheater: „Zwischenspiel“, Ko¬
dert jeder für sich der fre
mödie in drei Akten von Arthur Schnitzler.
ihrer Leidenschaft nachgehe
Mag man gegen Schnitzler und seine dichterische Ent¬
erlebt einen kurzen, phan
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wickelung einwenden, was man will: ein Theatraliker
Gräfin und kehrt nach die
er nicht. Vom „Freiwild“, dem effektvoll konstruierten
Duelldrama, bis zum „Zwischenspiel“, diesem sich ins weiter für ihn war, als
beit zurück. Anders Cäci
Schweigen der Dinge versenkenden Capriccio doloroso des
Gastspiel in Berlin, woh
Eheschmerzes, welch steigender Verzicht auf die sich so viel
hat, weder dessen stilles,
Kleineren freundlich entgegenneigenden Lorbeern der Ku¬
Werben noch die neu in
lissen! Zumal dies sein jüngstes Stück ist ganz auf Gefühl
bezaubernde Erscheinung
und Empfinden gegründet. Kein Aufeinanderprallen seind¬
den lassen. Als eine Un
licher Charaktere, kein Streit, der sich in Taten oder Worten
das Haus ihres Mannes
entladet — nur die Reflexe innerer Stimmungen sind es,
zurück. Aber inzwischen
die sich durchkreuzen und mit einander kämpfen. Daß die
wunderbaren, übrigens
Ehe des Kapellmeisters Amadaus Adams mit der Opern¬
der Geschehnisse — die
sängerin Cäcitie Adams=Ostenburg nicht auch im achten
Mann der extremere, die
Jahre so glücklich und friedlich bleibt, wie sie es sieben
o ist jetzt Cäcilie gesonn
Jahre hindurch gewesen, d#sur liegt eigentlich nicht der
spitze zu treiben. In
geringste greifbare Grund vor. Denn das, was der Kapell¬
nach allem Schmerzlichen
meister für seine Schülerin, die immer erlebnis= und aben¬
und allem Kläglichen zu
teuerlustige Gräsin Moosheim fühlt, das hat mit echter
hält; es ist ihr, als sei
Liebe und starker Leidenschaft so wenig zu tun, wie die
fallen, was sie früher un
halb mütterliche, halb kameradschaftliche Zuneigung, mit
an ihr abgeglitten sind
der Cäcilie die ritterliche Huldigung des jungen Fürsten
Panzer, jetzt machen sie
Staismund eher abwehrt als erwidert. Gefährlich werden
glühen. Die Erde scheint
diese schlunnnernden Gefühle nur durch das Spiel, das
wie von Flammen strahl
nervöse, empfindliche Künstlernaturen mit ihnen rreiben.
ten Armen da und warte
Darin liegt die eigentliche Tragil dieses Falles: man
Für Amadeus, den von
ländelt mit einem Gedanken, und plötzlich vergewaltigt er
bedurfte es dieser Erneu
uns; man schäkert mit einer Vorstellung, und plötzlich
einst kühl Verschmähten v
schlägt sie uns die Krallen ins Fleisch. Zumal der Mann
lodern zu lassen. Er
in seiner verwegenen Selbstsicherheit glaubte von seinem
verschöntes Weib vor ihn
innersten Besitz nichts einzubüßen, wenn er durch eine
und wodurch es diese 2
offene Verabredung mit seiner Frau — wahr gegen ein¬
Gattin, was Kameradin!
ander zu sein, war immer der höchste Stolz dieser Ehe —
liebter um die Geliebte
an Sielle der seelischen und leiblichen Gemeinschaft hinfort
sturm halb ohnmächtig G
die bloße freundschaftliche Kameradschaft treten läßt. Phantasie
ad Wirflichkeit geben diesen im Reiche der Töne lebenden! seine Arme.
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Genr u M ur vrea