II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 237

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20. Zuischensniel
rrichten. Solche subtilen Probleme aber können noch immer nur aus der
G04 ½ Feuilleton.
bewegten, markigen Tragik eines großen ausführlichen Bühnenbildes
Rachbruck verdeten.
geboren werden. Leicht, plauderhaft, unvorbereitet, hingeworfen
scheinen sie unglaubhaft, gewaltsam, ein Verlegenheitsmittel ... Auch
Berliner Sonnabend=Premieren.
die Darstellung dieses Stückes sand am „Lessingtheater“snur ein schlechtes
„Zwischenspiel“, Komödie in 3 Alten von Arthur Zuhause. Jene, von halben Stimmungen vibrierende, von Nervosiläten
Schnitzler.
(Lessingtheater.) In der Schaffenspraris
und Ueberempfindlichteiten übersättigte Bühnenatmosphäre, welche allein
dieses feinsten und liebenswertesten unter den deutschen Poeten diese Exzentrizitäten und jähen Wandlungen des Gefühl glaubhaft
mengen sich sei: Anbeginn ernsthafte Leistungen und graziöse machen kann, wurde nur in der Leistung der Triesch lobendig. Sie
Bühnengneldoten in eingeschräutter oder deutlicher Dekamerone= hat jene bebende Geschmeidigkeit der Lebenskünstlerinnen, denen das
zuspitzung durcheinander. Dicht neben der „Liebelei", diesem tragisch! Spiel mit der eigenen Psyche noch immer die stärkste Sensation gibt:
verklingenden Wiener Walzer, lächeln die Anatolszenen. In der Nähel und die eine zitternde Bewegung zwischen Abwehr und Begehrlichkeit,
des„ Schleier der Beatrice", dessen leuchtende Renaissancepracht noch als sie ihrem Manne von neuem in die Arme sinken will, war mehr
sicher einmal in gleichwertiger Darstellung „fröhliche Urständ“ feiern
„Schnitzler“ als der ganze Komplex der andern Leistungen. Ihr
muß, tollt der „Reigen“ vorbei. Und nach der stillen, klugen Resignation=] Partner: Bassermann war — hier von Willy Grunwald
des „einsamen Weg“ kommt die pointenlose Pointe dieses Dreiakters= fein unterstützt — nur in einer Szene diskret und zart, sonst laut und
Pointenlos: den eine gut und leicht angelegte Steigerung, ausgestattet zappelig bis zur Unerträglichkeit. Schnitzlers ironisiertes Selbstporträt.
mit jenem mühelosen, ein wenig selbstironischen und auch ein wenig hoch= einen spöttelnden, geistreichen Wiener Dichterblagueur, gab Reicher als
mütigen Witz, den dieser Dichter für sich und die andern hat, wenn er derbe Schwankfigur. U. s. w. So mußte man sich diesesmal damit be¬
scherzt, findet keinen Gipfelpunkt. Oder besser: einen, den man nicht gnügen, im gemäßigten Applaus an Arthur Schnitzler abermals die
mitbesteigen mag. Es aeht hier, wie bei jeder Anekdote, weicher der Er=] Dankesschuld dafür zu entrichten, was er ims früher gegeben hat, und
zähler, der den abschließenden „Witz“ vergessen hat, ein Ende eigener wes er uns sicher wieder einmal geben wird.
Improvisation anhängt. Man wird verblüfft sein und dann die Achsein¬
Walter Turszinsth.—
So liegt auch das „Komplizierte“, das die kritischen Ge¬
zücken
beimnisträmer gern auch diesem Schnitzler anheften möchten, erst im
Schlusse des Spiels, wo eben, wie immer, Kompliziertheit nur eine
Verlegenheit darstellt. Hier die Verlegenheit, um jeden Preis einen Moll¬
schluß zu geben, wo die Durtonart flott und mit amüsanter Grazie ein¬
setzte. Ein leichtlebiger Bohémien=Kapellmeister möchte seine etwas
müde gewordene Ehefreudigkeit durch einen Seitensprung aufbessern.
Seine Frau, selbst begabte, stark sensitive Opernsängerin, ist zu stolz¬
dazu, den Gatten durch die kleinlichen Fesseln der Eifersucht zu be¬
hemmen, und kokettiert mit ähnlichen, außerehelichen Absichten, während
ihr das Weh fast das Herz sprengt. Die nächste Konsequenz ist die der1
französischen Komödie. Nur bleibt sie in diesem Falle auf das Seelen¬
leben des Gatten beschränkt, der sich nach mehrmonatlicher, räumlicher
Trennung impulsiv zur alten, legttimen Leidenschaft zurückfindet. Auch
seine Frau läßt sich von der neu aufzuckenden Liebesflamme mit ver¬
sengen . .. doch nur für den Zeitraum einer Nacht ... Dann.
Ja.
dann! Es gibt Aktschlüsse und Abschlüsse, in denen das Scheiden und
Meiden eine hübsche Ausklangsnote von liebenswürdiger Wehmut gibl.
Der Dichter mag sie sich nicht entgehen lassen, auch wenn alle dialekti¬
schen Haarspaltereien, alle gealtsam auf die Charaltere gehäuften
Empfindlichkeiten das rein auf die Wirkung Zugeschnittene solchen End¬
ergebnisses nicht verdecken können. Auch, warum sich hier das neu¬
vertinte Ehepaar am lendemain nach ihrem flüchtigen Rausch wieder
trennt, in einer Trennung, die eine dauernde sein wird, versucht der
Poet sehr sein zu differenzieren. Er möchte zwischen den Erfahrungen
des Geschlechts und denen des seelischen Lebens eine Scheidegrenze auf¬