II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 257

Berichte über Graukkührungen
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und Neuerwerbungen

von B. Filcher, Verlag (Theaterabteilung), Berlin Ee, Bülowstr. 91

Bezember 1995
Bericht Nr. 9
Novitäten:
max Burckhard: Kat Schrimpf
(In vorbereitung am lefsing=Theater, Berlin.)
hugo von hofmannsthal: Oedipus und die Sphynx
(In Vorbereitung am deutschen Theater, Berlin.)
Arthur Schnitzler: der Ruf des Lebens
(Angenommen vom Leffing=Theater, Berlin.)
Bernard Shaw: Cäfar und Cleopatra
(In vorbereitung am neuen Theater, Berlin.)
J. M. Synge: der heilige Brunnen
(In vorbereitung am deutschen Theater, Berlin.)
Vollmoeller: die Orestie des Reschylos
(Angenommen vom deutschen Theater, Berlin.)
Arthur Schnitzler: Zwischenspiel. komögie in drei nkten.
Angenommen, resp. aufgeführt: Berlin, Lessing=Theater — Wien, hofburgtheater — Leipzig, Schaufpiel¬
= Kürnberg, Intimes Theater
München,
haus — hamburg, deutsches Schauspielhaus
Residenstheater — Prag, Kgl. deutsches Ländestheater.
Arthur Schnitzlers Komödie „Zwischenspiel“ hatte bei seiner Aufführung am 25. November im Lessing=Theater in Berlin
bedeutenden Erfolg, ebenso bei der Wiener Uraufführung am Burgtheater, wo seit der Premiere, die im Oktober stattfand,
Wir lassen nachstehend die Berliner und
die Dichtung unter starkem Andrang des Publikums den Spielplan beherrscht.
Wiener Kritiken in Auszügen folgen:
tragikomisch ausklingt, mit jenem Ton leiser Wehmut, jener Note feinsten,
Im „Lessing=Theater“ hat gestern Arthur Schnitzlers eigenartige und
intimsten Mitleidens, die ihm eigen ist. Man könnte nach einem Worte
interessante Komödie „Zwischenspiel“ sehr freundliche Aufnahme gefunden;
seines Helden, des Kapellmeisters Amadeus, dieses „Zwischenspiel“ ein
der Dichter konnte wiederholt erscheinen — nur zum Schluß klang in den
Capriccio doloroso nennen — die verborgene Traurigkeit wird der Dichter
lauten Beifall auch etwas Opposition hinein.
Schnitzler wandelt auch in dieser Dichtung auf den Pfaden vielder ebenso wie Amadeus bei Beginn seiner Komposition gar nicht entdeckt
ästelter Psychologie, wie er sie im „Einsamen Weg“ eingeschlagen hat. haben.
Der Dialog, der nur im Schlußakt mitunter ein wenig an Unmittel¬
Ganz ausschließlich aber ist dieses neue Werk mit der Ehe= und der
barkeit verliert, ist lebendig, geistvoll und stets individualisiert durchge¬
Liebes=Psychologie beschäftigt, kein anderes Thema klingt hinein. Anfangs
führt. Ein leiser, feiner, mitunter ironischer Humor liegt über dem
will es einen Augenblick scheinen, als solle das gleiche Motiv behandelt
Ganzen, prächtig sind die Charaktere durchgeführt, und überzeugend klar
werden wie in Bahrs bester Arbeit, dem „Meister“ — bald aber zeigt
wird, wie die beiden Gatten nach ihrer verschiedenen Veranlagung die
sich, daß Schnitzler ganz originell gestaltet und noch weit tiefere psycho¬
Zwischenspiele rer Ehe so völlig verschieden aufnehmen und durchführen.
logische Empfindungen und Entwicklungen bloßlegt. Und es ist für ihn
„Berliner Lokal=Anzeiger.“
charakteristisch, daß seine Dichtung einsetzt wie eine Komödie und doch