II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 262

schick
und
Ko#
län
box 25/2
20. Zuischensniel
dessen Harmonie ein seitab führendes Zwischenspiel Ein lächelndes Verstehen für all das Halbe und Ge= die Gestaltung des tragischen Generationen= und
mischte, daraus sich unser Leben zusammensetzt, spielt Weltanschauungskampfes zwischen den orthodox¬
t stören könne. Aber darin täuschen sie sich; unver¬
kus ist aus dem Scherzo ein Doloroso geworden. aus dem Stücke Fellingers, und damit eine auch in ihren konservativen Alten und den modern=freisinnigen
Frau als die sittlich feinfühligere empfindet zuerst künstlerischen Unzulänglichkeiten respektable Reife der Jungen eingebüßt hat, bevor sich ihm der Konflikt
Ehe, die ihre Erneuerung einem sinnlichen Augen=inneren Anschauung Wenn der Dichter erst gelerntl recht zu sormen beginnt. Auch der junge Russe
kswunsch, einem gemeinen Zufall verdanken soll, alslhaben wird, seine Gestalten runder und voller heraus=Naidjonoff, mit dem uns das Schillertheater bekannt
machte, gehört, soweit wir ihn aus seinem Drama
zuarbeiten und das, was sie uns bedeuten sollen, in
immer beschmutzt und vergiftet; der Mann muß ihr
„Warjuschins Kinder“ kennen lernen, der ins Grab
Handlung und Bewegung umzusetzen, anstatt es Selbst¬
lich, wenn auch nur halb verstehend, recht geben und
gesunkenen bürgerlich naturalistischen Periode der Holf
gesprächen anzuvertrauen, so werden wir noch manches
Haus verlassen, dessen Geist er in frevelhaftem Spiel
und Schlaf an. Ja, gegen seine in der Eintönigkeit des
tüchtige und sympathische Werk von ihm zu erwarten
eidigt hat. So fühnen die beiden in schmerzlichstem
Familienjammers geradezu erstickenden drei Akte ist
haben.
st die Komödie, die sie sich gegenteilig an einem
zum Beispiel Johannes Schlafs „Meister Hlze“ ein
Auch das Kgl. Schauspielhaus ist mit seiner letzten
ischen Wendepunkt ihres Lebens, über die heilig ernste
Werk von hinreißender Kraft und überwältigender
Neuheit um ein paar Schritte über das enge Gehege
Ehrheit des Herzens leichtsinnig hinwegtändelnd, vorge¬
Fülle der Handlung. Den für Rußland so typischen
hinausgegangen, das ihm sonst Norm und Grenze be¬
itelt haben. Ein Schriftsteller, der wie ein zweites Ich des
Kampf zwischen Vätern und Söhnen zu energischem
deutet Dietrich Eckarts romantische Komödie „Der
chiers dnrch das Stück geht, spricht es klar und
dramatischem Leben zu erwecken, gelingt ihm ebensowenig
Froschkönig“ zeigt uns einen genialen Hochstapler und
pp aus, was dieser beider Lebens- und Schicksals¬
wie dem Holländer uns etwas von dem tragischen Auf¬
Gewohnheitsdieb, einen Manolescu-Typus, der es versteht,
keler Frevel war: die überhebliche Verachtung des
einanderpall des alten und des neuen Judentums fühlen
sich unter der Maske eines Grafen in der Familie eines
en philisterhaft dünkenden „festen Entschlusses, allee
zu lassen. Ganz schweigen will ich von einem so von
kuwehren, wodurch ein sicheres Glück aufs Spiel gesetztreichen Kommerzienrats einzunisten und der mit seiner
Grund aus gekunstelten und schielenden Stücke, wie es
rden konnte".: Leichter und genußreicher als vonByronischen Schwermuts=Philosophie um ein Haar Herz
der Italiener Roberlo Bracco in seinem vom „Trianon¬
und Hand des holden Töchterleins gewonnen hätte.
Bühne lassen sich die Schönheiten, die gesstreichen
theater“ aufgeführten Lustspiel „Die herbe Frucht“ zu
trachtungen und leise schwingenden Stimmungen des Dabei wird er sich selbst bewußt, in welchem Sumpf
geben wagt. Bracco machte uns vor Jahren Hoffnung
er eigentlich sitzt und daß ihn aus dem Schlamm
hnitzlerschen Stückes aus der Buchausgabe (Berlin,
auf einen wertvollen Gesellschaftsdramatiker, der witzige
nur die Liebe eines reinen Kindes erlösen
Fischer) schöpfen; ihr sollte jeder eine Stunde widmen,
und geistreiche Satire geschickt mit tiefere Beobachtung
Froschlönig im Märchen der
könne, wie den
rsich von einem seinen Seelendeuter in die nur zu
zu verbinden wissen würde; jetzt ist er zu Feydeau und
Kuß der Prinzessin. Gerda ist bereit, diese Erlöserrolle
und zu gerne verschwiegenen Geheimnisse unseres
Hennequin herabgestiegen, und nur noch ein schaler
zu spielen und auch mit dem Räuber auf und davon zu
lagsdenkens und =fühlens führen lassen möchte.
Rest von italienischer Frechheit verrät, welcher Saft
Große Erwartungen setzte man auf den jungen gehen, da erscheint noch gerade zur rechten Zeit ein auf¬
einst in dem jungen Stamme schwoll.
merksamer Onkel als rettender Engel und setzt dem
Famatiker Richard Fellinger, von dem kürzlich das
Mittlerweile hat nun auch die neue „Komische
Pseudo-Grafen auseinander, welchen neuen unverzeihlichen
Kleine Theater“ die dreiaktige Tragikomödie „Ein
Oper“, die verdienstliche Gründung Hans Gregors,
Frevel er da zu begehen im Begriff steht. So zieht er
iertag“ aufführte. In gewissem Sinne sind diese
ihre Pforten geöffnet und bereits in der kurzen Spanne
denn im letzten Augenblick seine Hand reuevoll zurück
waitungen eyer übertroffen als enttäuscht worden.
Lebenszeit, die ihr beschieden, die Gunst und Ungunst
von der Beute und überläßt das Kommerzienrats¬
Der Feiertag“ ist, soviel wir wissen, das erste Bühnen¬
des Publikums wie der Kritik erproben können. An¬
röchterchen einem friedlicheren Glück, das die fürsorglichen
Eck, das der junge aus den Rheinlanden stammende
fangs, bei ihrer von Offenbachs phantastischer Oper
Eitern in Gestalt eines Forstassessors schon für sie bereit
irist geschrieben hat. Und da bedeutet es immerhin
„Hoffmanns Erzählungen“ bestrittenen Eröffnungsvor¬
halten. Das Stück hat, ohne künstlerisch hervorzustechen,
vas, wenn man sieht, wie eigen und selbständig die
stellung, fast enthusiastisch begrüßt, mußte sie sich dann
doch gewisse Qualitäten, die im Kgl. Schauspielhause
ege sind, die dieser dramatische Anfänger zu gehen
getauft und gesteigert bei der bald nachfolgenden zweiten
nicht zu den Alltäglichkeiten gehören. Zumal in der
gt. Schon die Wahl des Themas und seine Formung
Vorstellung, Massenets Mirakel „Der Gaukler unserer
eingestreuten Gesellschaftssatire zeigt sich ein kühnes und
einer Tragikomödie zeugt von einer gewissen Kühnheit,
zuweilen mehr als bloß äußerlich geschicktes Zugreifen. lieben Frau“, all die im Rausch der ersten dankbaren
feilich zugleich auch von einer gewissen Überschätzung der
Billige Ansprüche an Psychologie und Charakteristik! Freude vergessenen Wahrheiten sagen lassen, die ihr
gendlichen Kräfte. Lebenshumor, der doch als erstes und
auf die Dauer so wenig erspart werden konnten
scheint der Verfasser dagegen durch das in dieser Sphäre
ichtigstes Erfordernis zu einer Tragikomödie gehört, ist
wie irgend einem andern jungen Musikunternehmen
recht nebelhafte Zauberwort „romantisch“ von vornherein
e seltene Frucht, die eigentlich nur für das Alter
unserer immer kritisch gestimmten Reichshauptstadt.
abweisen zu wollen. Jedenfalls ist die Gestalt des
Nichtsdestoweniger hat Fellinger die linde
Sichten wir vorsichtig und ruhig dieses Für und
ebenso gebildeten wie gefühlvollen und edlen Grafen¬
esignationsstimmung, die einen lieben alten Herrn
Wider, so bleibt auf der Kreditseite eine für unser
Hochstaplers eine so papierne Erscheinung, daß sie auch
erkommt, wenn er just an seinem Jubiläumstage inne¬
Opernwesen auffallend fein und stilvoll durchgebildete
die temperamentvolle Darstellungskunst eines Matkowsky
ird, daß seine Musenopfer nichts anderes waren als
Regie= und Inszenierungskunst, ein gut abgestimmtes
nicht lebendig zu machen vermochte.
e Verirrung eines Dilettanten, sehr hübsch, und zwar
Zusammenspiel, eine meisterhaft geschulte Komparserie
Mehrere ausländische Dramen, die uns die Berliner
cht nur äußerlich genrehaft zu zeichnen verstanden.
und ein beträchtlich über den Durchschnitt hinaus¬
Bühnen während der letzten Wochen vorführten, be¬
reilich, die innere Wandlung anschaulich zu machen,
reichendes Orchester zu verzeichnen, während das Debet
stätigten uns von neuem die hier schon wiederholt aus¬
e zu dieser Erkenntnis führt, ist dem Dichter dann
durch den protzigen, von Grund aus verfehlten Bau des
gesprochene Ansicht, daß wir für die Phase unserer
ensowenig gelungen wie der schwierige Übergang, aus
Hauses, durch einige für höhere Aufgaben nicht ganz
dramatischen Entwicklung. in der wir augenblicklich
esem eben errungenen Verzicht bei dem Bureauvorsteher
zureichende Gesangskräfte und den einen die Tempi gar
stehen, von den meisten Schöpfungen des Auslandes eher
ollereder alsbald von neuem die hold-lörichte Eitelkeit
zu leicht verschleppenden Kapellmeister belastet erscheint.
gehemmt als gefördert werden können. Häufig sind es
Ervorwachsen zu lassen, nun gerade diese entsagungsbereite
geradezu Gespenster einer bei uns selber glucklich über- Doch das sind Kinderkrankheiten, die die Zeit heilen
Etimmung, das erste ganz eigene und persönliche Erlebnis
wird. Aber in allem bedeutet die „Komische Oper“ eine
wundenen Vergangenheit, die uns da begegnen. So
Es Schreibstubenpoeten, zum Ausgangspunkt einer neuen
ebenso wert= und aussichtsvolle wie nolwendige Be¬
Famatischen Arbeit zu nehmen. Vielleicht daß es ihm wenn Hermann Heijermans, der Holländer, in seinem
it dieser subjektiven Tragikomödie besser gelingt als! „Ghetto“ sich so in die Milieu= und Detailsschilderung reicherung des Berliner Musiklebens.
it seinen bisherigen Römer= und Burgunderdramen.verliert, daß er alle höhere Schwungkraft für!