II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 264

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schon zähmen. Und nun prallen in der scène à faire rühmte Milieuzeichnung. Gewiß sie mutet durchaus echt ###
wicklung hat dann nicht seine künstlerischen Wesensseiten
an. Heyermans Beobachtungsgabe bewährt sich auch an
die gegensätzlichen Meinungen aufeinander. Raphael reißt
vertieft. Die Zustandsmalerei machte sich immer uner¬
diesem Stosse. Aber es scheint mir fast eine größere
die Mauern des mosaischen Gedankenghettos ein, aber
quicklichr breit; das Temperament schrumpfte ein; und
Kunst, das jüdische Milieu zu verfehlen als zu treffen.
er stürmt auch gegen das christliche Ideenschutzzallsystem
die leidige Tendenz wurde ihm mehr und mehr Selbst¬
Erinnern wir uns bloß, daß wir ihm in ungezählien
an, um einen höchst nebulosen Pantheismus oder viel¬
Novellen begignet sind, daß der verstorbene Kail Emil
zweck.
mehr eine auf allgemeine Menschenliebe gegründete Re¬
All das spiegelt sich in seinem jüngsten Trauerspiel
Franzos und viele, viele andere Schriftsteller daraus
ligionslosigkeit mit Elan hinauszuschleudern. Ghetto,
„Ghetto“ dem zionistische Studenten (mich schaudert!)
eine Spezialität gemacht haben, daß der sklavisch kopie¬
Einengung, Absperrung ist ihm nicht nur der Glaube
am Kleinen Theater eine wirerlich spektakulöse Aufnahme
rende Realismus in der jüdischen Nationalliteratur
seiner Väter, sondern auch jener anderen, die ihn ver¬
bereiteten. Die jungen Hitzköpfe gebärdeten sich rabiat,
eigentlich längst heimisch war, ehe er das europäische
höhnen oder mißachten, weil er als Jude geboren ist.
als ob ihre heiligsten Güter in den Schmutz gezogen
Schrifttum überflutete. Was bleibt da noch das Verdienst
Deshalb nimmt er von seiner Geliebten das hochherzige
würden. Und doch galt ihr Lärmen nur einer verwor¬
eines Nachzüglers? Was ist da mit eigenen Augen ge¬
Opfer nicht an, als sie sich aus Mitleid mit dem alten
renen, abgestandenen Theateret. Sie schienen besser zu
schaut, was nach der Schablone gestaltet! Es liegt
blinden Manne bereit erklärt, zum Judentum überzu¬
wissen als der Autor selbst, was er eigentlich wollte.
wirklich keine Veranlassung vor, dieser Doktorfrage
treien. Mit Schimpf und Schande jagt er sie fort, und
Denn sobald er durch den Mund seines Helden seine
näher zu treten, denn der Künstler Heyermans ist uns
er selbst bleibt — bleibt, um womöglich zu guter Letzt
neue Heilslehre verkündet, wird er schrecklich geschwollen
seit seinem Erstling immer gleichgültiger geworden.
doch noch die schwarzäugige Rebekka zu heiraten.
und — was fast noch schlimmer ist — peinlich unklar.
Wie reich und wie tief ist dagegen die Entwicklung,
Was soll das alles? fragen wir in tiefster Seele
Raphael Sachel heißt der junge Mann. Er ist in der
dieArnSc genommen. Zwar schien
uninteressiert. Wozu der Aufwand? Wozu die lang¬
stickigen Ladenluft eines Trödelkrams aufgewachsen und
es nach der wündervöllen „Liebelei“, die ihn mit einem
atmigen Tiraden, die tönenden Phrasen? Hab' ich
der jahrhundertealten Tradition des starren Judentums
Schlag in die vorderste Reihe rückte, als ob er von den

Heyermans recht verstanden — und es ist keineswegs
längst entwachsen. Den blinden Vater verachtet er, weil
süßen Wiener Mädeln nicht loskommen könne oder

leicht, sich diesen Bombast zu denten —, so zielt er nicht
er betrügt, und sagt ihm das ins Gesicht mit einer Bru¬
wolle. Er schwelgte in Variationen desselben Themas,
uen
allein auf das orthodoxe Judentum. Sondern er ver¬
talität, wie sie jüdischen Kindern im allgemeinen schwer¬
so daß wir fast schon befürchten mußten, das Ikariden¬
als
wirft gleichermaßen die christliche Religion, die von
lich eigen ist. Als echtes, von der Meloncholie gezeich¬
los eines Max Halbe laure auch auf ihn. Aber seitdem
hert,
ihren Anhängern ebenso unbedingte Unterwürfigkeit ver¬
netes jüdisches Kind flüchtet er hinwiederum in seiner
er „nel mezzo del cammin di nostra vita“ angelangt
langt. Er will, daß sich zwei Menschen, die sich lieb
Herzensnot ans Grab der Mutter, wo er Blümlein
ist, hat er an subtiler Seelendeutung stäudig gewonnen
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haben, auch ohne Gott oder mit einem Gott, wie ihn
pflückt. Vater und Tante wollen den seltsamen Schwär¬
und hat in deutschen Landen heute kaum noch einen
keine der beiden Konfessionen kennt, vereinigen. Und
mer mit einer Glaubensgenossin verkuppeln, die drei¬
Rivalen. Jetzt droht ihm eine andere Gefahr: daß er
weil das schlichte Dienstmädchen sich nicht zu so ver¬
tausend Gulden und eine gediegene Aussteuer in die Ehe
sich in psychologischer Spitzfindigkeit verliere. Der indi¬
stiegener Naturverehrung aufschwingen kann, erhält es
mitbringt, um ihn auf diese Weise zu fesseln; er aber
viduelle Fall wird von ihm mit unerreichter individuel¬
kurzerhand den Laufpaß. Der abtrünnige Jude aber sinkt
hat sich insgeheim mit der christlichen Magd eingelassen
ler Meisterschaft behasdelt, doch die Nutzanwendung auf
eben
dadurch zum Prinzipienreiter herab und wird einfach
und nennt sie vor Gott seine Frau. Da alles Zureden
das Leben will sich nicht mehr einstellen. Schon sein
lächerlich. Schlimm genug, wenn ein Ausor seinem
Vor= nichts bilft, wird schließlich der Herr Rabbiner bemüht:
Ent= der wird mit seiner Talmudweisheit den Widerspenstigen! Helden so grausam mitspielt. — Es bleibt die viel ge= vorletztes Drama „Der einsame Weg“, in dem von den