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20. Zuischens111
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Gesetzgebung.
Enttäuschungen des Junggesellentums die Rede war, stens in Gedanken den Treubruch begangen. Er gesteht; Das scheint gewiß die einzig mögliche Lösung, und kein
Mensch wird Schnitzler die Banalität zutrauen, daß er
ihr das Letzte nicht, während sie ganz unbefangen über
hätte der Bühne als Mittlerin entraten können. In
zum Schluß die beiden Leutchen sich gerührt in die Arme
ihre Abenteuer plandert und auch die Gefahr, in der sie
seinem jüngsten Werk ist diese Entmaterialisierung auf
sinken lasse. Dagegen ist nichts einzuwenden. Was ich
geschwebt, nicht verkennt. Aber da er mit dem einen
die Spitze getrieben; was der Form nach Drama heißt,
aber nicht begreife oder vielmehr: wogegen sich mein
Erlebnis innerlich längst fertig geworden ist, lockt es
ist eine ganz zarte, ganz dünne Novelle.
Gefühl sträubt, das ist jener anfängliche Pakt, der die
ihn zu einem neuen, und in erwachendem Sinnenrausch
„Zwischenspiel“*) führt uns die Ehe eines
gute Kameradschaft an die Stelle der Ehe setzt. Frau
nimmt er die eigene Gattin. Das Schamgefühl des
Künstlerpaares vor. Er, Amadens Adams, ein Kompo¬
Cäcilie selbst findet später, daß sie sich da Komödie vor¬
Weibes ist beleidigt. Sie glaubte sich in ihrem Heim
nist; sie, Cäcilie Adams=Ortenburg, eine gefeierte Opern¬
gespielt haben. Mich mutet dies Abkommen, soll ich den
gefeit, vor den Abenteuern der Welt sicher, und nun hat
sängerin. Nach siebenjähriger Gemeinschaft, die nicht
Ausdruck unwahr vermeiden, zum mindesten lebens¬
sie ihr Mann in heißer Leidenschaft an sich gerissen,
nur ein künstlerischer Gedankenaustausch war, sondern
fremd an. Ganz abgesehen davon, daß des Kindes
weil er eine andere, eine Fremde nach ihrer Rückkunft
in der sie sich auch getreulich alle Herzensgeheimnisse
überhaupt kaum Erwähnung geschieht (zum Glück be¬
in ihr sah. Sie begreift, daß sie beide nicht geschaffen
gebeichtet haben (eine seltsam winzige Rolle spielt in
dentet das für die tollsten Künstlerlaunen eine Schranke,
waren, sich ewig in Liebe anzugehören, aber sie kommt
diesem Bunde einzig das Kind) stehen beide vor einem
der warnende Finger an der Wand): ich kann mir
nicht darüber hinweg, daß er nicht stark genug war, den
neuen erotischen Erlebnis. Der Mann ist auf dem
wohl vorstellen, daß sich ein Mann frei geben ließe, um
Freundschaftsbund rein zu erhalten. Und diesmal gehen
Punkte, einer koketten gräflichen Sängerin ins Netz zu
eine übermächtige Neigung mit Einwilligung seiner
sie für immer auseinander.
gehen; die Frau läßt sich von einem fürstlichen Jüng¬
Frau abzuschütteln; aber daß die Frau gleiche Rechte
Der Räsonneur des Stückes, ein Dichter Albertus
ling hofieren. So wenig ernsthaft im Grunde auch diese
beanspruchen solle, daß es auch ihr verstattet wäre,
Rhon, den Schnitzler als avis au spectateur nicht ent¬
Neigungen sind: Cäcilie findet nicht mehr den Mut zu
außerehelichen Erlebnissen nachzujagen, mögen sie
behren zu können schien, gibt uns den Schlüssel der
rückhaltloser Aussprache. Sie fürchtet, durch Worte das
der
tausendmal mit den Schönheitspflästerchen
Komödie, wenn er von der „tiefen Unsicherheit aller
Geständnis ihrer Gefühle zu entstellen. Aber in der
guten Kameradschaft, der aufrichtigen Freundschaft
irdischen Beziehungen zwischen Mann und Weib“ spricht:
Angst um einander soll ihre Liebe nicht enden. Ohne
ist etwas, was mein
zugedeckt werden — das
„Freundschaft zwischen zwei Menschen verschiedenen Ge¬
Bitterkeit und Groll, in bestem Einvernehmen wollen
Denkvermögen übersteigt und gegen das sich
schlechts ist immer eine gefährliche Sache — sogar zwi¬
sie scheiden und fortan gute Kameraden sein. An ihren
mein vieleicht allzurückständiges Gefühl wehrt. Ich kann
schen Ehelenten. Wenn die Seelen sich allzu gut ver¬
künstlerischen Beziehungen würde das wenig ändern,
eben diese Voraussetzung nicht hinnehmen, weil mir die
stehen, so reißen sie allmählich auch das mit, was man
und als solche könnte jeder den andern wieder in jene
Konsequenzen eines solchen Schritts absurd vorkommen,
gern bewahren möchte; und wenn die Sinne zueinander
Geheimnisse einweihen, die sie sich jetzt aus einer ge
Und darum erscheinen mir diese beiden Musikereheleute,
fließen, so gleitet mehr von der Seele nach, als wir
wissen Bangigkeit verschweigen. Nach kurzer Abwesenheit
wenn sie auch Künstler, gesteigerte und unendlich
ihnen gerade nachsenden wollten.“ Die Freundschaft
kehrt die Frau zurück. Er hat das Zwischenspiel benutzt,
##isserenzierte Menschen sind, komödiantenhaft oder doch
dieser beiden Künstler, die sich zeitweilig trennen, um
um sie zu betrügen; sie mit ihrer Sehnsucht „nach allem
### raktionen. Ihre Freuden sind eben nicht meine
einen höheren Zustand der Gemeinschaft zu finden, weil
Schmerzlichen und Süßen, nach allem Schönen und
Fr###den, ihre Leiden nicht die meinigen. Deshalb läßt!
sie in ihrer Ehe anfangen, Geheimnisse vor einander
allem Kläglichen, was das Leben bringi“, hat wenig¬
mich auch der tragische Ausgang ganz kalt. Ich sage
zu haben, d. h. sich unfrei fühlen, — diese Freundschaft
mir nur rein verstandesmäßig: ein so tolles Experiment
I wird durch das Liebesabenteuer einer Nacht zuschanden.
Buchausgabe bei S. Fischer, Berlin.
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—
Gesetzgebung.
Enttäuschungen des Junggesellentums die Rede war, stens in Gedanken den Treubruch begangen. Er gesteht; Das scheint gewiß die einzig mögliche Lösung, und kein
Mensch wird Schnitzler die Banalität zutrauen, daß er
ihr das Letzte nicht, während sie ganz unbefangen über
hätte der Bühne als Mittlerin entraten können. In
zum Schluß die beiden Leutchen sich gerührt in die Arme
ihre Abenteuer plandert und auch die Gefahr, in der sie
seinem jüngsten Werk ist diese Entmaterialisierung auf
sinken lasse. Dagegen ist nichts einzuwenden. Was ich
geschwebt, nicht verkennt. Aber da er mit dem einen
die Spitze getrieben; was der Form nach Drama heißt,
aber nicht begreife oder vielmehr: wogegen sich mein
Erlebnis innerlich längst fertig geworden ist, lockt es
ist eine ganz zarte, ganz dünne Novelle.
Gefühl sträubt, das ist jener anfängliche Pakt, der die
ihn zu einem neuen, und in erwachendem Sinnenrausch
„Zwischenspiel“*) führt uns die Ehe eines
gute Kameradschaft an die Stelle der Ehe setzt. Frau
nimmt er die eigene Gattin. Das Schamgefühl des
Künstlerpaares vor. Er, Amadens Adams, ein Kompo¬
Cäcilie selbst findet später, daß sie sich da Komödie vor¬
Weibes ist beleidigt. Sie glaubte sich in ihrem Heim
nist; sie, Cäcilie Adams=Ortenburg, eine gefeierte Opern¬
gespielt haben. Mich mutet dies Abkommen, soll ich den
gefeit, vor den Abenteuern der Welt sicher, und nun hat
sängerin. Nach siebenjähriger Gemeinschaft, die nicht
Ausdruck unwahr vermeiden, zum mindesten lebens¬
sie ihr Mann in heißer Leidenschaft an sich gerissen,
nur ein künstlerischer Gedankenaustausch war, sondern
fremd an. Ganz abgesehen davon, daß des Kindes
weil er eine andere, eine Fremde nach ihrer Rückkunft
in der sie sich auch getreulich alle Herzensgeheimnisse
überhaupt kaum Erwähnung geschieht (zum Glück be¬
in ihr sah. Sie begreift, daß sie beide nicht geschaffen
gebeichtet haben (eine seltsam winzige Rolle spielt in
dentet das für die tollsten Künstlerlaunen eine Schranke,
waren, sich ewig in Liebe anzugehören, aber sie kommt
diesem Bunde einzig das Kind) stehen beide vor einem
der warnende Finger an der Wand): ich kann mir
nicht darüber hinweg, daß er nicht stark genug war, den
neuen erotischen Erlebnis. Der Mann ist auf dem
wohl vorstellen, daß sich ein Mann frei geben ließe, um
Freundschaftsbund rein zu erhalten. Und diesmal gehen
Punkte, einer koketten gräflichen Sängerin ins Netz zu
eine übermächtige Neigung mit Einwilligung seiner
sie für immer auseinander.
gehen; die Frau läßt sich von einem fürstlichen Jüng¬
Frau abzuschütteln; aber daß die Frau gleiche Rechte
Der Räsonneur des Stückes, ein Dichter Albertus
ling hofieren. So wenig ernsthaft im Grunde auch diese
beanspruchen solle, daß es auch ihr verstattet wäre,
Rhon, den Schnitzler als avis au spectateur nicht ent¬
Neigungen sind: Cäcilie findet nicht mehr den Mut zu
außerehelichen Erlebnissen nachzujagen, mögen sie
behren zu können schien, gibt uns den Schlüssel der
rückhaltloser Aussprache. Sie fürchtet, durch Worte das
der
tausendmal mit den Schönheitspflästerchen
Komödie, wenn er von der „tiefen Unsicherheit aller
Geständnis ihrer Gefühle zu entstellen. Aber in der
guten Kameradschaft, der aufrichtigen Freundschaft
irdischen Beziehungen zwischen Mann und Weib“ spricht:
Angst um einander soll ihre Liebe nicht enden. Ohne
ist etwas, was mein
zugedeckt werden — das
„Freundschaft zwischen zwei Menschen verschiedenen Ge¬
Bitterkeit und Groll, in bestem Einvernehmen wollen
Denkvermögen übersteigt und gegen das sich
schlechts ist immer eine gefährliche Sache — sogar zwi¬
sie scheiden und fortan gute Kameraden sein. An ihren
mein vieleicht allzurückständiges Gefühl wehrt. Ich kann
schen Ehelenten. Wenn die Seelen sich allzu gut ver¬
künstlerischen Beziehungen würde das wenig ändern,
eben diese Voraussetzung nicht hinnehmen, weil mir die
stehen, so reißen sie allmählich auch das mit, was man
und als solche könnte jeder den andern wieder in jene
Konsequenzen eines solchen Schritts absurd vorkommen,
gern bewahren möchte; und wenn die Sinne zueinander
Geheimnisse einweihen, die sie sich jetzt aus einer ge
Und darum erscheinen mir diese beiden Musikereheleute,
fließen, so gleitet mehr von der Seele nach, als wir
wissen Bangigkeit verschweigen. Nach kurzer Abwesenheit
wenn sie auch Künstler, gesteigerte und unendlich
ihnen gerade nachsenden wollten.“ Die Freundschaft
kehrt die Frau zurück. Er hat das Zwischenspiel benutzt,
##isserenzierte Menschen sind, komödiantenhaft oder doch
dieser beiden Künstler, die sich zeitweilig trennen, um
um sie zu betrügen; sie mit ihrer Sehnsucht „nach allem
### raktionen. Ihre Freuden sind eben nicht meine
einen höheren Zustand der Gemeinschaft zu finden, weil
Schmerzlichen und Süßen, nach allem Schönen und
Fr###den, ihre Leiden nicht die meinigen. Deshalb läßt!
sie in ihrer Ehe anfangen, Geheimnisse vor einander
allem Kläglichen, was das Leben bringi“, hat wenig¬
mich auch der tragische Ausgang ganz kalt. Ich sage
zu haben, d. h. sich unfrei fühlen, — diese Freundschaft
mir nur rein verstandesmäßig: ein so tolles Experiment
I wird durch das Liebesabenteuer einer Nacht zuschanden.
Buchausgabe bei S. Fischer, Berlin.
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