II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 266

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20. Zuischensniel
des Programms in das Wort „Neuromaniter“ z
einzig mögliche Lösung, und kein sammenfaßt, so hat das insofern seine Berechtigung, al
alle die fünf genannten Dichter neue Töne in ihre
die Banalität zutrauen, daß er
Schöpfungen angeschlagen haben, in denen die modern
Leutchen sich gerührt in die Arme
Seele mit der Empfindungs= und Sehnsuchtswelt, di
ist nichts einzuwenden. Was ich
wir als romantisch zu benennen pflegen, eine eigenarlig
er vielmehr: wogegen sich mein
Mischung eingegangen ist. Wir wünschen dem Aben
jener anfängliche Pakt, der die
die verdieme Beachtung von seiten der Literaturfreund
die Stelle der Ehe setzt. Frau
unserer Stadt.
fäter, daß sie sich da Komödie vor¬
mutet dies Abkommen, soll ich den
ist wert, daß es fehlschlägt. Dahinter stecken beileib
rmeiden, zum mindesten lebens¬
keine moralischen Anwandlungen, sondein nur en
esehen davon, daß des Kindes
andere psychische Veranlagung.
ähnung geschieht (zum Glück be¬
Ja, wäre die Komödie nur als heiteres Spiel ge
sten Künstlerlaunen eine Schranke,
dacht und ausgeführt, so vermöchte man alles gelasse
r an der Wand): ich kann mir
in Kauf zu nehmen und fände sich ohne Bedenken mi
ich ein Mann frei geben ließe, um
weit kühneren Zumutungen ab. Aber wenn Schnitzle
eigung mit Einwilligung seiner
wirklich eine Verteidigung der Ehe schreiben wollte —
aber daß die Frau gleiche Rechte
und das haben verschiedene Beurteiler aus seinem Werk¬
aß es auch ihr verstattet wäre,
herausgelesen —, so kann ich nicht sagen, daß er sit
nissen nachzujagen, mögen sie
geschickt angegriffen hat. Aus diesem Grunde komme ich
en Schönheitspflästerchen der
auch nicht über eine kühle Bewunderung seiner jüngsten
der aufrichtigen Freundschaft
Arbeit hinaus. Wir haben hier von einem Deutschen
das ist etwas, was mein
der freilich nicht zufällig ein Wiener ist, eine erotische
steigt und gegen das sich
Komödie erhalten, die den Vergleich mit den besten
ständiges Gefühl wehrt. Ich kann
Franzosen nicht zu scheuen braucht. Der Dialog prickelnd,
ng nicht hinnehmen, weil mit die
voll geheimer Finessen, mit so sicherer Kunst geführt,
lchen Schritts absurd vorkommen.
daß er über die kärgliche Handlung hinwegtäuscht. Aber
mir diese beiden Musikereheleute,
das Ganze bleibt ein raffiniertes Verstandesspiel, ein
siler, gesteigerte und unendlich
psychologisches Schachproblem. Und wenn wir uns auch
sind, komödiantenhaft oder doch
mit Genngtnung sagen, daß kein anderer als Arthur
Freuden sind eben nicht meine
Schnitzler dies Werk hätte schreiben können, so wollen
nicht die meinigen. Deshalb läßt
wir doch hoffen, daß es in seinem poctischen Schaffen
he Ausgang ganz kalt. Ich sage
desmäßig: ein so tolles Experiment! nur eine Episode, nur Zwischenspiel bleibe.
0 —
Talephon 12801.
„OBSERVER‘
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San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quallenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Thester-Courier, Berlin
B
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Im Lessing=Theater konnte es Arthur Schnitzlers
elegantes, geistglitzerndes Dialogstück „Zwischenspiel“ zu keinem—
Erfolge bringen. Das Publikum, daß sich zum Teil voll an
die Bezeichnung Komödie hielt, verhielt sich hilflos den ernsten
Szenen gegenüber. Es wartete immer darauf, daß — wie
so oft in diesem Werk — dem Ernst durch ein schlagendes
Bonmot die Spitze abgebrochen wurde und lachtesschon im
vorhinein. Die Regie nahm das „Zwischenspiel“ selbst
vielleicht zu ernst, ließ nicht den Geist genügeno=kriumphieren
und hängte ihm noch zu viel Erdenschwere an. Wenn jenes
Wort seine Gültigkeit behält, daß die Bühne die Stätte starker
Spannungen sei, dann hat des feinen Schnitzlers feine Komödie
auf dem Theater sicher keine Existenzberechtigung Sie ist zu sehr
auf den Geist gestelt und wird nur da wirken, wo wirklich
geistreich Leute sich wirklich geistvoll unterhalten und ein tiefes
PProblem von der ästhetischen Seite angefaßt sehen wollen.
Hermann Salander.