II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 268

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20. Zuischensniel
Telephon 12801.
„OBSERVER‘
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christianis, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quallenangabe ohne Gewflhr.)
Ausschnitt auDer Humorist, Wien
12. 1555
vom:
Wrileladiadeabend der vergangenen Woche, der
Sonnabend, brachte die Erstaufführungen dreier neuen Werke, von
denen drei ein gleiches Schicksal erfuhren: sie fielen alle, wenn auch
mit einer gewissen Nuancierung durch. Am gelindesten und künst¬
lerisch ehrenvollsten strandete ArturSchnitzler mit seiner neuen
Komödie „Zwischenspiele" im Lessing=Theater, dann kam das
Königl. Schauspielhaus mit einer eklatanten Ablehnung der
Komödie „Froschkönig", von Dietrich Eckart, und den Schluß der
lieblichen Durchfälle bildete die Erstaufführung eines Lustspiels, das
eigentlich kein Lustspiel, am eigentlichsten aber gar kein Bühnenstück
ist, „Annemarie“ von Kurt Berns, am Ferdinand Bonn'schen
Berliner Theatei. Aller schlechten Dinge sind drei. Wäre
nicht Artur Schnitzler unter den drei unglücklichen Autoren, man
könnte das Stücke=Trifolium, so verschieden es seiner eigentlichen Zu¬
sammensetzung auch ist, ganz bequem unter eine Kappe bringen.
Aber Artur Schnitzler! Der Mann hat sein Publikum verwöhnt
indem er ihm so oft seine feine Kunst gezeigt hat. Und je mehr
jemand verwöhnt ist, desto unbescheidener wird er in seinen An¬
forderungen. Wie ein kleines, dummes Baby, dem man immer
Zuckerbrot gegeben hat, und das man dann an Graham gewöhnen
will. Ein toller Vergleich, aber mir gefällt er. Nicht etwa, daß
Schnitzlers „Zwischenspiele“ weit unter dem Niveau des Dichters
früheren Schöpfungen ständen. O nein, die eigenartige Finesse des
Schnitzler'schen Talentes tritt auch hier in ihrer schier unnachahm¬
lichen Grazie zutage. Aber das Stück, und dies ist eigentlich sein
vornehmster Fehler, bedeutet den früheren Arbeiten gegenüber, keinen
Aufschwung. Wieder jenes schon oft diskutierte Thema, der gleiche
prickelnde Dialog, aber nichts Neues, keine Steigerung, kein Empor¬
wachsen. Es gab Beifall, aber es war kein Applaus eines Schnitzler
würdig. Von den darstellenden Kräften ragten Irene Triesch und 7
Albert Bassermann durch gediegene Größe hervor
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„OBSE
österr. behöfdl. konz. Unternehmes für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiepla#

Vertretungen
in Berlin. Budapest. Chicago, Christiania, Genf, Kopende
Londen, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork, Paris, Rom#
Sau Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quolienangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Hamburger Nachrichten
worent 9L7,
Theater und musik.
—tz. Aus Berlin wird uns geschrieben:
Selten hat eine Theatersaison so schwerfällig ein¬
gesetzt und ist im allgemeinen so wenig glücklich ge¬
wesen als die diesjährige. Im Königlichen
Schauspielhaus ist der Versuch, einen Neu¬
ling einzuführen, gescheitert; vielleicht rechtfertigt
ober die „Venus Amathusia“ Dreyers die Hoff¬
nungen, die man auf sie setzt. Auch das Lessing¬
Theater will heuer nicht so recht vorwärts kommen. 11 8
Wie „Stein unter Steinen“, so hat die Kritik auch
Schnitzlers „Zwischenspiel“ ziemlich unzweibeutig
abgesehntMeiner Ansicht nach ist man mit Schnitz¬
ler (genau so wie mit Sudermann) ein wenig
zu hart umgesprungen. „Zwischenspiel“ ist kein
Bühnenwerk von ragender Bedeutung, aber im¬
merhin eine höchst amüsante Plauderei, ein witzi¬
ger und auch geistreicher Dialog, bei dem man sich
zwei Abendstunden hindurch vortrefflich unter¬
halten kann. Im Archive Direktor Brahms ruhen
übrigens noch die Neuheiten Hauptmanns, Burck¬
hardts und Hirschfelds, so daß sein Repertoir für
die zweite Hälfte der Saison wohl gesichert ist.
Auch Fulda hat ihm sein neues Werk zugedacht,
das noch vor Antritt der Amerikafahrt des Dichters
fertig werden soll, vielleicht aber erst im nächsten
Herbst zur ersten Aufführung kommt. Der zu¬
friedenste Theaterleiter Berlins mag z Z. Herr
Reinhardt sein. Er wechselt mit dem „Käthchen“.
und dem „Kaufmann“ und erzielt immer volle
Häuser. Die rührende Schlichtheit der Geschichte
des armen Käthchens wurde erdrückt durch die all¬
1 zu reiche dekorative Illustration. In der Komödie
vom Shylok kann man sich den Prunk schon eher
gefallen lassen; Venedigs Kanalstraßen und die
Interieurs boten Gelegenheit zu stimmungs= und
reizvollen Bühnenbildern. Dazu Herr Schildkraut
S
als Shylok: nicht nur eine respektable Leistung, P#
sondern ein künstlerisches Meisterstück.