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20. zu chenspiel
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Theater.
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Frau Adams=Ortenburg hat die Lehre verstanden; zu verstehen geglaubt.
Daswarin ihrer Ehe ja das Aparte; und Amadeus heischte nur, waserauch ihr
zu gewähren bereit war. Auf die Länge aber . .. Die Sinne haben sich in den
sechs Jahren gekühlt. Caecilie hielt ihre immer im Zaum und fühltlängst, daß
die des Mannes sie nicht mehr gierig suchen. Des Mannes, der sie nun von
Zeit zu Zeit mit so unappetitlicher Beichte peinigt. Sind alle Männer so?
Oder nur die „bedeutenden?“ Sigismund ist zwar kein Genie, doch ein Mann
von Geist und Talent; und so jung, daß man von ihm eher Verirrungen er¬
warten könnte. Der aber hat den hohen Ernst einer rein durchs Leben schrei¬
tenden Jungfrau, deren weißes Gewand der Gassenkoth nie bespritzte; undist
doch nicht trübsinnig, für Frauenreiz nicht blind und hat die Wesensfarbe des
rechten Mannes. Der würde, obwohl keine Fessel ihn hält, im Getändel mit
Theatermädchen keinen Genuß finden. Würde nie einer Frau zumuthen, an¬
zuhören, daß er draußen, in fremdem Revier, keuchend auf heißen Pfühlnieder¬
sank. Von solchem Vergleich ists nicht weit bis zur Intimität. Der Schüler
des Mannes wird der Freund der Frau. Holt sie von der Probe ab und ist auf
Spazirgängen ihr Begleiter. Ein Fürst und eine Opernsängerin: der daraufpas¬
sende Vers ist schnell in Aller Mund. Genirt Amadeus aber nicht. Daß die
Menschen gemein sind, weiß er nicht seit gestern. Kennt Caecilie, kennt auch
Sigismund und erfährt pünktlich jedes zwischen den Beiden gewechselte Wort.
Hat ersein Leben auf Freiheit, seine Ehe auf Wahrhaftigkeit gestellt, um nun
vom Leuteschwatz abhängig zu werden? Auch braucht er gerade jetzt Zeit; für
seine vierte Symphonie, für den dritten Akt der Oper, deren Text Albertus
schreibt, und für einerothblonde Koloratursängerin, die ein nachsichtiger Graf
Moosheim geheirathet hat. Nicht mehr ganz jung, nicht so schön wie Caecilie
und für den Korrepetitor und Kapellmeister ein Kreuz. Aber ein Messalinchen,
das sich in reizender Verpackung anzubieten versteht. Einpaar Monate hat Ama¬
deus widerstanden. Warum eigentlich? Diese Friderike hat die ars amandi
in den besten Schulen gelernt und von ihren Buhlen nie lange Pflichtfristen
gefordert. Lockend also und gar nicht unbequem; der Graf trägt sein Schick¬
sal mit feierlicher Würde und dem Männchenruf des Kapellmeisters kann das
Abenteuer nur nützen. Während der Ferien, in Friderikens Villa am blauen
tiroler See (in heißen Nächten schläft die Huldin in ihrem Park auf dem Gras¬
polster unter der großen Platane): solches Feitter muß den ermatteten Nerven be¬
kommen. Frau Caecilie merkt die Vorbereitung zur neuen Aventiure; darfsie,
nach der Uebereinkunft, ja auch merken. Nimmts diesmal aber nichtals einen er¬
laubten Spaß. Vielleicht, weil sie selbst sich von Fehl nicht mehr ganz freifühlt;
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Frau Adams=Ortenburg hat die Lehre verstanden; zu verstehen geglaubt.
Daswarin ihrer Ehe ja das Aparte; und Amadeus heischte nur, waserauch ihr
zu gewähren bereit war. Auf die Länge aber . .. Die Sinne haben sich in den
sechs Jahren gekühlt. Caecilie hielt ihre immer im Zaum und fühltlängst, daß
die des Mannes sie nicht mehr gierig suchen. Des Mannes, der sie nun von
Zeit zu Zeit mit so unappetitlicher Beichte peinigt. Sind alle Männer so?
Oder nur die „bedeutenden?“ Sigismund ist zwar kein Genie, doch ein Mann
von Geist und Talent; und so jung, daß man von ihm eher Verirrungen er¬
warten könnte. Der aber hat den hohen Ernst einer rein durchs Leben schrei¬
tenden Jungfrau, deren weißes Gewand der Gassenkoth nie bespritzte; undist
doch nicht trübsinnig, für Frauenreiz nicht blind und hat die Wesensfarbe des
rechten Mannes. Der würde, obwohl keine Fessel ihn hält, im Getändel mit
Theatermädchen keinen Genuß finden. Würde nie einer Frau zumuthen, an¬
zuhören, daß er draußen, in fremdem Revier, keuchend auf heißen Pfühlnieder¬
sank. Von solchem Vergleich ists nicht weit bis zur Intimität. Der Schüler
des Mannes wird der Freund der Frau. Holt sie von der Probe ab und ist auf
Spazirgängen ihr Begleiter. Ein Fürst und eine Opernsängerin: der daraufpas¬
sende Vers ist schnell in Aller Mund. Genirt Amadeus aber nicht. Daß die
Menschen gemein sind, weiß er nicht seit gestern. Kennt Caecilie, kennt auch
Sigismund und erfährt pünktlich jedes zwischen den Beiden gewechselte Wort.
Hat ersein Leben auf Freiheit, seine Ehe auf Wahrhaftigkeit gestellt, um nun
vom Leuteschwatz abhängig zu werden? Auch braucht er gerade jetzt Zeit; für
seine vierte Symphonie, für den dritten Akt der Oper, deren Text Albertus
schreibt, und für einerothblonde Koloratursängerin, die ein nachsichtiger Graf
Moosheim geheirathet hat. Nicht mehr ganz jung, nicht so schön wie Caecilie
und für den Korrepetitor und Kapellmeister ein Kreuz. Aber ein Messalinchen,
das sich in reizender Verpackung anzubieten versteht. Einpaar Monate hat Ama¬
deus widerstanden. Warum eigentlich? Diese Friderike hat die ars amandi
in den besten Schulen gelernt und von ihren Buhlen nie lange Pflichtfristen
gefordert. Lockend also und gar nicht unbequem; der Graf trägt sein Schick¬
sal mit feierlicher Würde und dem Männchenruf des Kapellmeisters kann das
Abenteuer nur nützen. Während der Ferien, in Friderikens Villa am blauen
tiroler See (in heißen Nächten schläft die Huldin in ihrem Park auf dem Gras¬
polster unter der großen Platane): solches Feitter muß den ermatteten Nerven be¬
kommen. Frau Caecilie merkt die Vorbereitung zur neuen Aventiure; darfsie,
nach der Uebereinkunft, ja auch merken. Nimmts diesmal aber nichtals einen er¬
laubten Spaß. Vielleicht, weil sie selbst sich von Fehl nicht mehr ganz freifühlt;