II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 298

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20. Zwischensniel
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Kgen undernumt, und Sarfte
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brauche also blos über die glänzende Aufführung zu nicht werden. Denn erstens langt der Vorrath nicht
Berkiner Theater.
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berichten, die das entzückend graziöse, nur hie und und zweitens macht diese Kost nicht satt.
## (Erlginal=Jeutkleion des „Neuen Pester Journal“.)
da mit störenden Längen belastete Werk hier gefun¬
Ebensowenig für den Großkonsum bestimmt
den hat. Und um da ausführlich zu sein, genügt war die Neueinstudirung, die das kgl. Schauspiel¬
Theater und immer wieder Theater! Man
es, Namen zu nennen: es spielten Bassermann und haus der „Maria Magdalena“ Hebbel's zutheil
hätte Lust und Ursache, so viel Anderes aus dieser Reicher und Frau Triesch! Was aus den Ge=werden ließ und die einen kleinen Theil unserer
enormen Stadt zu erzählen, in der Schönes und schöpfen des Dichters an Licht und Wärme und Schuld an diesen Großen abtrug. Da die Künstler
Verzerrtes, Lächerliches und Tragisches aus Einzel= Leben zu holen war, was an Witz und Weisheit, des Hoftheaters niemals, auch durch den Zufall eines
schicksalen gleich ins Ungeheuerliche wachsen — aber
was an Humor und Galle in ihnen geborgen lag Gastspiels nicht, korporativ nach Budapest kommen,
nein, immer wieder kommt Einem irgend eine
— Alles hoben sie, Alles gaben sie. Und sie gaben würde es keinen Zweck haben, die mit Namen zu
Première in die Quere und die konzentrirte kleinessogar etwas, was in den dürren Worten nicht stand,
nennen, die sich um die prachtvolle Dichtung ver¬
Komödie der Bretter verdrängt die großen und loser dem Werke aber sehr zu statten kam: der höchsten ständig und mit Erfolg bemüht haben. Interessant
komponirten Komödien des Alltags aus der Be¬
Tragik und dem schicksalvoll=drohendsten eine Art für den Vergleicher war der Zufall, der das „Zwi¬
schreibung.
von unbewußter Spielrigkeit, die uns Unparteiische'schenspiel“ und „Maria Magdalena“ fast gleichzeitig
Auf die Qual von Millionen und die Freude des Zuschauerraumes ahnen ließ, daß die Wunden zur Aufführung brachte. Der riesige, schwerblütige,
einiger Wenigen — ober umgekehrt? —, auf die Derer da oben bald ausheilen würden, wenn das schicksalsgewaltige Hebbel zeigt mit blutiger Härte,
verfehlteste und dabei eigensinnigst festgehaltene In= Blut im ersten Moment auch nur so quillt. Inl worüber „kein Mann hinauskommt“, und der nach¬
stitution (so sagen die Einen), auf den höchsten Voll= dieser obersten firnißhaft durchsichtigen Stimmungs=denkliche, geistvolle, aber muskelschwache Wiener macht
endungsversuch der menschlichen Gemeinschaft (sol schicht kam eigentlich die letzte Absicht des Dichters seine feinen und bissigen dreiaktelangen Glossen über
sagen die Anderen) — auf die Ehe ist von einem zur Geltung. Gegen seine Absicht muß jedoch die die große Menge dessen, worüber der Mann sehe
genialen Kerl ein neues Licht geworfen worden. Kein
Gestaltung des Fräulein Schiff, der koketten Gräfin,wohl hinauskommt oder doch —
hinauszukommen
ruhiges, helles, bei dessen Schein man etwas Neues
gewesen sein. Die Künstlerin machte nichts von alllglaubt. Und wenn man die Entstehungsjahre der
aus dem dunklen Komplex für die Betrachtung und
dem Zauber wahrscheinlich den diese Flirteuse aus=beiden Dichtungen zusammenhält, wundert man sich,
vielleicht Verbesserung loslösen könnte, sondern ein
strahlen soll, und vor Allem war sie nicht sein wie wenig Zeit zwischen den ungeheuren Ent¬
jähes, blendendes Feuerwerkslicht. Wahrnehmen kann
genug. Den hoch= und sensitio gestimmten Künstler fernungen liegt, als deren Meilensteine man sie an¬
man dabei nichts, aber bunte, glänzende und präch¬
hätte eine so gewöhnliche Liebschaft unmöglich auch sehen mag.
tige Raketen steigen empor ins Dunkel, entfalten sich
nur für Stunden fesseln, gar nicht daran zu den¬
Ein junger Wiener, Richard Fellinger,
zu wunderschönen Lichtarabesken, verblüffen mit blen=ten, daß sie ihn in einen Taumel hätte bringen
mit der Aufführung seines „Ein Feiertag“ im Kleinen
denden Effekten und verlöschen knisternv. Auf das können, in dem er sich an seinem Schicksal ver¬
Theater des sehr rührigen Tictor Barnowsky einen
Stück angewendet heißt das: Der Cinzelfall, den sündigt.
nicht lauten, aber ehrlichen Erfolg gehabt, der in¬
hi#ler in seinem „Zwischenfall“ behan¬
„Zwischenspiel“ wird trotz all seiner vornehmen dessen neben vielen Vorzügen seines Werkes doch
Felt, enthall keine Nutzanwendung für unser Leben,
Qualitäten kein Zugstück werden in Berlin. Wohl wohl mehr ein Vorschuß auf die Verheißungen seines
aber seine Behandlung amüsirt und steckt voller Reize auch anderswo nicht. Es ist zu sein, zu zart, zu Talents war, als das Honorar der künstlerischen
und Feinheiten.
künstlerisch; den Strapazen von etlichen fünfzig Leistung. Das Sujet ist — ohne neu zu sein — gut
Die Fabel des Werkes dürfte meinen Buda=Aufführungen ist seine dramatische Konstitution nicht und wirksam, und geschickt behandelt hat es der
pester Lesern aus den Berichten über die der hiesigen gewachsen. Man kann das eigentlich nicht bedauern; Autor. Er hätte ja mehr aus dem sehr gewichtigen
vorangegangene Wiener Premiere geläufig sein. Ich Kaviar ist keine Voltsnahrung und soll's auch gar Stoffe holen können, ein paar Fuß tiefer als das
Die heutige Rummer umfaßt zwanzig Seiten.