II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 299

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20. Zuischensniel
hoffentlich recht bald wieder ermöglichen wird, im Kreise! Die Analonie mit dem Widerstand der Munizipien be-tischen Partei, ein Schleiden, werm oeleleemrgen.,
der Partei erscheinen zu können.
steht bezüglich des Parlaments nicht. Wir (das Parla=daß, nachdem man die Entsendung der Deputation als
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Niveau, aus elchem sein Stück spielt, steckt ein die Erkenntniß fürchten, die dem Dichterling so sein, ist aber eine auf die Absicht des Autors ge¬
großes, heißes Problem in der Sache — aber so tief noth thut, da geht ihm plötzlich selber das Licht auf worden. In bedenklicher Aehnlichkeit mit gepfefferten
hat er nun nicht geschürft. Wenn er's vermied, weil über die trügerische Illusion seines bisherigen nächt= französischen und geistlosen deutschen Provinzpossen
er seine gestaltenden Kräfte diesem Vorwurf noch
lichen Strebens. Es ist einer der großen Män= spielt sich eine dreiaktige Handlung ab die zwar
nicht gewachsen fühlte, dann ist diese einsichtige Be¬
gel des Stückes, daß man nicht fühlt, nicht er=reichlich gesoickt ist mit lustigen und witzigen Ein¬
scheidenheit eine Bürgschaft mehr für seine Zukunft. lebt, nicht werden sieht, was den Mann so
fällen, aber dadurch ebensowenig genießbarer wird,
Wenn er die Tiefe und Entwicklungsfähigkeit seines
jäh zur Erkenntniß bringt. Die Erkenntniß als ein zäher Braten durch sporadische Speckstückchen.
Stoffes aber einfach nicht erkannte, dann kann diese
wird zur Verzweiflung, und beinahe — die Das Stück wird wahrscheinlich bald vom Spielplan
Seinen fürchten es, aber der Dichter hat nicht ver¬
Kurzsichtigkeit ihm später verhängnißvoll werden.
verschwinden.
Seine nächsten Leistungen werden da entscheiden. mocht, auch uns zittern zu machen — wird er ihr
Dasselbe Schicksal ist mit vollem Recht der
Ein Feiertag“ ist der Tag, an welchem der Buch= Opfer. Er scheint einem Schicksal zuzutreiben, als
Novität des Schiller=Theaters vorauszusagen. „Wan¬
halter Dollereder nach fünfundzwanzigjähriger Kuli=die Deputation der Bureaugenossen ihn zum Banket
juschin's Kinder“ von Naldjanoff sind durchgefallen,
arbeit im Komptoir des Großhandlungshauses sein abholt. Diese Menschen, die den grauen Staub der
nachdem sie die Nerven des Publikums mit Schmutz¬
Beamtenjubiläum feiern soll. Seine Frau will ihn
Arbeit mit Bier und nicht mit castalischem Naß hin= und Nachtbildern in Gorki's Art, aber völlig ohne
in einem besseren, höheren Sinne noch zu einem
unterzuspülen pflegen, haben von der Frau selber die Kraft, die Wärme und Tiefe Gorki's gemar¬
Feiertag machen, indem sie endlich den Schlüssel zur
auf Umwegen das stolze Geheimniß Dollereder's tert haben.
Pforte des Ruhmes dem Gatten überreichen will. (das Geheimniß seines wortkargen, ungeselligen
Sehr wider seinen Willen hat Ferdinand Bonn
Dollereder ist nämlich eine Janusseele. Dem trocke= Stolzes) erfahren. Für die ist es natürlich blos ein
in seinem Theater das abwechslungsreichste Pro¬
lächerliches. Und die Römertragödien, die Burgun¬
nen Zahlenleben abgewendet, führt er in den stillen
gramm. Er bringt fortwährend Neues, da nichts sich
Nächten ein zweites: er ist Dichter. Fleißiger noch
derschlachten sind ihnen nur gefundener Stoff für
hält. Der anfangs Lächerliche ist zum tragischen
als seine Kontokorrentauszüge fertigt er Dramen an.
das — Jubiläumscouplet. Als Dollereder vom
Narren geworden. Er lancirt seine Frau — mit dem
Und da er in einer kleinen, engen Gegenwart lebt,
Banket heimkehrt, ist er ein Anderer. Seine Ideale
jämmerlichsten Resultat. Marie Vonn ist wahrschein¬
schreibt er natürlich weite, große Geschichtsdramen,
sie eine miserable
sind roh beschimpft worden, und siehe da! er haßt lich eine gute Gattin, sicher ist
in denen die Komparserie beim römischen Senator die Beleidiger nicht, sondern hat die Ideale einer Schauspielerin. Vielmehr, sie ist überhaupt keine.
anfängt. Er ist ein großer Dichter — in seinen
näheren Prüfung unterzogen und sie morsch ge¬
Und dieser Dame liefert man die Jungfrau von
eigenen und in den Augen seiner Frau, die neben
funden, das Leben hingegen, das grausame Leben
Orleans“ und „Maria Stuart“ aus! Diese Art der
des rollenden Tages ist ihm aufgegangen und aus
ihm nur Abschreiberin und Mutter sein durfte in
Darstellung könnte es zuwege bringen, daß"
diesen endlosen Jahren. Zwei erwachsene, dem
den Ruinen seiner Eitelkeit sprießt schon ein neues
Schiller noch auspfeift. Das Theater ist denn auch
Elternhaus entwachsene Kinder sehen die Sache frei¬
Theaterstück. Diesmal aber eine moderne Tragi=bis auf die ausverschenkte Hälfte stets leer. Man kann
lich anders an: in der Fremde hat sich die blind¬
komödie. Der Vorhang fällt, als Dollereder an den auf das Berliner Theater sagen, was ein witziger
gläubige Ehrfurcht vor Vaters Schaffen bei ihnen
Schreibtisch geht, die neue Arbeit zu beginnen. Es
Freund einst auf ein ähnlich prosperirendes anderes
hiesiges Theater sagte: „Direktor N.“ — erzählte
verloren und sie sehen, daß das Diadem der Dich= wurde von Thaller und Frl. Grüning ganz aus¬
tung in seinen Locken aus Goldpapier ist. Der Sohn
gezeichnet, von den Uebrigen durchwegs sehr rüh¬
er — „hat den Blitzableiter vom Hause entfernen
als Gast zum Jubiläum gekommen — möchte eslmenswerth gespielt.
lassen; bei ihm schlägt ja doch nichts ein ...“
sich auch vom Herzen reden. Aber der Anblick der
Das Lustspielhaus brachte Arthur Pserhofer's,
Berlin, 10. Dezember.
Mutter hält ihn zurück. Der Wahn des Einen war eines talentirten Schriftstellers, „Nemesis“. Es sollte
R. Barvi.
ja der Glauben der Anderen. Schon muß man für eine Satire auf die landläufige Gerechtigkeitspflege